1. Deportationszug aus München
Am 20. November 1941 fuhr der 1. Deportationszug aus München mit 999 gefangenen Personen los. Er kam am 24. oder 25. November 1941 in Kaunas/Kowno beim Ghetto und KZ Kauen im von Deutschland besetzten Litauen an.
Der überlieferte Bericht des Kommandeurs der Sicherheitspolizei und des SD in Kaunas, dem Führer des Einsatzkommandos (EK) 3W, SS-Standartenführer K. JägerW, meldet unter dem 25. November 1941 telegrafisch nach Berlin:
- 1159 Mä, 1600 Fr und 175 J-Kind, Summe 2934 (Umsiedler aus Berlin, München u. Frankfurt a M)
Im Münchner Melderegister lautete bei den Personen der behördliche Vermerk jeweils „nach unbekannt abgewandert“.
Deportierte Personen
- Lieselotte Abeles, geboren am 7. Februar 1924 in München
- Max Adler, Lehrer
- Ella Balbier und Schwester
- Karoline Karla Adler, geboren am 15. Oktober 1902 (Eintrag im Gedenkbuch des Bundesarchivs)
- Karl Bensinger, geb. am 26.11.1877 in Bodersweier
- Sofie Bensinger, geb. Wertheimer, geb.am 25.11.1881 in Ettlingen (im Gedenkbuch im Bundesarchiv ist eingetragen als Todestag 25. 11. )
- Ilse Bock und ihre Eltern
- Hilde und
- Ernst Bock
- Luise Drey, geschiedene Salomon, geb. 17.8. 1883 in München
- Minna Ellbogen
- Paula Gaber
- Elisabeth Braun (vgl. Hildebrandhaus, Maria-Theresia-Straße 23; eine Christin; vgl. Artikel bei nordostkultur-muenchen.de)
- Rosa Braun, ihre Stiefmutter
- Getti Neumann, Nachbarin
- Bernhard Goldschmidt, geboren am 3. August 1890 in Nürnberg. Beide wohnhaft in der Mechthildenstraße 30/II ( Friedrich-Herschel-Straße 9/0, zuletzt Kyreinstraße 3/II)
- Magdalena Goldschmidt (Ehefrau von B. G.)
- Maria Luiko (geboren am 25. Januar 1904 als Marie Luise Kohn)
- August und
- Helene Levi
- und Familie
- und Familie
- und Familie
- Elisabeth Heims
- Berthold Hirsch (* 15. April 1890 in Wien) Verlagsbuchhändler, GF der Süddeutsche Versandbuch- und Zeitschriftenhandlung R. Steckerl in der Münchner Klenzestraße, lebte in Obermenzing.
- Zusammen mit seinem Bruder
- und seiner Schwägerin deportiert
- Ferdinand Kissinger gemeinsam mit seinem Bruder, seiner Schwägerin und den beiden Neffen
- Julius Kissinger, sein Bruder
- Kissinger, seiner Schwägerin
- sein Neffe
- sein Neffe
- Franziska Marx
- Julius Marx (Eheleute, beide aus der Corneliusstraße 2)
- Friedrich Oestreicher, geboren 16.11.1885 in München
- mit seiner Frau
- Babette Oettinger, geboren am 21. August 1888 in München
- Lilly Rosenthal, ebenfalls zuletzt in der Maria-Theresia-Straße 23
- Schermer, Richard, geb. am 28.09.1877 in Saaz
- Scherz Beile, geb. B. Schmicker 20.01.1889 in Hlintza
- Käthe Singer, dto.
- Franziska Schmikler, dto.
- Maria Schmikler, dto. vgl. bei nordostkultur
- Siegfried Regensburger (geboren am 19. Mai 1895 in Zeitlofs)
- Josef Rosenbaum, geb. am 22.03.1897 in München
- Emanuel Steinitz, zuletzt wohnhaft am Marienplatz 24
- Gretchen Strauss, geb. Neuburger am 28. Feb. 1881 in Colmberg
- Hans Strauss, am 27. Apr. 1882 in Eisenach
- Helene Strauss, am 30. Apr. 1898 in Hammburg
- Wolf Strauss, geb. 22. Dez. 1888 in Heinsheim
- Michael Strich (geb. am 22. März 1881, Dr. phil.)
- Theodor Oberzimmer (geboren am 11. August 1895 in München)
- Paula Wild (geborene Schiff, geboren am 20. März 1882 in Geisa, Dermbach / Sachsen-Weimar-Eisenach)
- Jenny Wolf, geb. 1. Nov. 1886 in Ichenhausen
Die anderen deportierten Personen sind nicht namentlich bekannt.
Gedenken
Das Biographische Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945 nennt bei der Suche nach Kaunas 978 Namen.
Seit November 2000 gibt es in Kowno (Kaunas) dazu eine offizielle Inschrift durch die Stadt München (Entwurf: Beate Passow):
- In Trauer und Scham – und entsetzt über das
- Schweigen der Mitwissenden – gedenkt
- die Landeshauptstadt München der 1000 jüdischen
- Männer und Frauen, die am 20. November 1941
- von München nach Kowno deportiert und
- fünf Tage später an diesem Ort
- brutal ermordet wurden.
Ein Gegenstück dazu befindet sich mit etwas variiertem Inhalt, einer Zeile über die Kinder, am Marienplatz:[1]
- In Trauer und Scham -
- und entsetzt über das Schweigen der Mitwissenden -
- gedenkt die Landeshauptstadt München der
- 1000 jüdischen Männer und Frauen, die am
- 20. November 1941 von München nach Kowno deportiert und
- fünf Tage später an diesem Ort brutal ermordet wurden.
- Darunter waren auch 94 Kinder.
Literatur
( * Gesamtaufstellung der im Bereich des EK 3 bis zum 1. Dezember 1941 durchgeführten Exekutionen. Publiziert in Hans-Heinrich Wilhelm: Rassenpolitik und Kriegsführung - Sicherheitspolizei und Wehrmacht in Polen und der Sowjetunion. Passau, 1991)
- Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich, 1941-1945: eine kommentierte Chronologie. Wiesbaden, Marix, 2005. ISBN 3-86539-059-5 u. ISBN 978-3-86539-059-2 (Daten der meisten "Judentransporte" aus dem "Großdeutschen Reich" werden darin zusammengestellt und knapp kommentiert.)
- Bernhard Schoßig: Ins Licht gerückt. Jüdische Lebenswege im Münchner Westen: Eine Spurensuche in Pasing, Obermenzing und Aubing. München, Herbert Utz Verlag, 2008
- Susanna Schrafstetter: Flucht und Versteck: Untergetauchte Juden in München - Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag. Wallstein Verlag, 2015. 336 Seiten. Inhaltsverzeichnis und Leseprobe - S. 44f im Abschnitt Die Deportationen aus München.
- Stadtarchiv München (Hrsg.): >...verzogen, unbekannt wohin< Die erste Deportation von Münchner Juden im November 1941. Zürich, Pendo Verlag, 2000
- Maximilian Strnad: Zwischenstation "Judensiedlung". Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945. München, Oldenbourg Verlag, 2011
Weitere Literaturhinweise stehen im Artikel Judendeportationen — Literatur
Siehe auch
- Das Massengrab in Kaunas , der mutmaßliche Ort der Ermordung von Münchnerinnen und Münchnern. Auch dort ist ein, man traut es sich kaum, das Wort zu benutzen, ein Münchner Friedhof
- Wittelsbacher Palais (ehemaliger Sitz der Gestapo-Zentrale)
- Hauptbahnhof (Hinweis zu den Deportationen)
- Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
- Platz der Opfer des Nationalsozialismus (Umbenennung 1946)
- Stadtgeschichte – München in der Zeit des Nationalsozialismus
- Deportation von Juden aus DeutschlandW (Artikel bei Wikipedia)
- NS-Judenhäuser in München und NS-Judenhäuser / so genannte JudenwohnungenW
Weblinks
- Chronologie der Deportationen aus dem Deutschen Reich (bundesarchiv.de)
- Private engl.sprache Seite zu Fort IX, einer alten Befestigungsanlage, dem wahrscheinlichen Ort des Massenmords
- Liste der Münchner Opfer der Schoa: O bis Z, Erstellt von S. Rieger, G Jochens, 2007
- Sonntag, 9. November 2003: Lesung der Namen der deportierten und ermordeten Münchner Juden (bei www.munchen.de/ba/03/ )
- Projekt zur Erinnerung an jüdische Nachbarn in Sendling – Lindwurmstraße, Kunstinstallation von Wolfram P. Kastner (20 weiße Koffer, Lindwurmstraße))
Einzelnachweise
Das Thema "1. Deportationszug aus München" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Erster Deportationszug aus München. |