Lindwurmstraße
Lindwurmstraße „Äußere Sendlinger Straße“, „Sendlinger Hauptstraße“, „Sendlinger Landstraße“ (bis 1877)
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Straße in München | ||
Basisdaten | ||
Ort | München | |
Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt Sendling | Kliniksviertel, Am alten Südfriedhof, Am Schlachthof, Sendlinger Feld | |
PLZ | 80337 | |
Name erhalten | 1878 Umbenennung[1] | |
Anschlussstraßen |
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Querstraßen | ||
Plätze | Goetheplatz Sendlinger Kirchplatz | |
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Nutzung | ||
Nutzergruppen | Fußgänger, Radfahrer, Kraftfahrzeuge, ÖPNV | |
Technische Daten | ||
Straßenlänge | 2,3 km | |
Straßennamenbücher | ||
(1894), Rambaldi | S. 158 - Nr. 382 | |
(2016), Dollinger | S. 192 | |
Straßen-ID | 02836 |
Die Lindwurmstraße verläuft vom Sendlinger Tor weg in südwestlicher Richtung bis zur Pfeuferstraße. Dabei liegt sie, grob betrachtet, südlich der Theresienwiese. Sie hieß ehemals Sendlinger Landstraße.
Die „alte Straße nach Sendling” wurde 1878 nach dem Arzt Joseph von Lindwurm (1824–1874, Dermatologe und Chefarzt) benannt.
Die Lindwurmstraße ist ein vierspurige Straße mit zwei Radwegen, umrandet von hohen Pappeln mit schlanken Stämmen. Sie führt an einem Platz vorbei, der sich nur so nennt, aber keiner ist: dem Goetheplatz. Sie beginnt am Sendlinger Tor und endet beim Stemmerhof.
Unterhalb der Lindwurmstraße verläuft die U-Bahn bis zum Bahnhof Poccistraße; sie biegt darauf nach links in die Implerstraße ab.
Straßennamen Münchens und ihre Bedeutung - 1880
Lindwurmstraße: Z. G. a. den Direktor des allgemeinen Krankenhauses l. d. Isar Joseph Lindwurm, geb. zu Aschaffenburg 10. April 1824, gest. zu München 21. Febr. 1874. Sie hieß früher "äußere Sendlingerstraße" oder auch "Sendlingerhauptstraße" und zuletzt bis 28. Sept. 1877, resp. 1. Jan. 1878 "Sendlingerlandstraße".
Verkehr
Im letzten Quartal 2021 wurde zwischen Sendlinger Kirche und Aberlestraße ein Radweg auf der Fahrbahn eingerichtet. Der Verkehr wurde zeitweise über die Radlkoferstraße umgeleitet[2].
Nachdem der Autoverkehr auf der Lindwurmstraße seit 2011 um 35% abgenommen, der Fahrradverkehr jedoch um 70% zugenommen hat, will das Mobilitätsreferat jeweils eine Fahrspur zugunsten des Fahrradverkehrs umwidmen. Bisher war stadteinwärts nur ein sehr schmaler Radweg vorhanden, der oft genug zu Gefahrensituationen mit Fußgängern führte. Dies wäre auch im Sinne des Radentscheids von 2019[3]. Die lokale CSU will den Radweg verhindern[4]. Seit Ende September 2024 liegt eine Beschlussvorlage vor, die Anfang Oktober im Stadtrat beschlossen werden soll[5]. Gegenüber dem ursprünglichen Entwurf wurde das Projekt von 38 Mill. auf ca. 18 Mill. € verbilligt[6].
Die Bahnbrücke beim KVR wird seit Frühjahr 2024 erneuert und die Straßenfahrbahn tiefer in eine Grundwasserwanne gelegt. Hierfür wird die Unterführung stadtauswärts, zeitweise aber auch komplett gesperrt. Autofahrer können über die Eisenbahnunterführungen in der Radlkoferstraße und Tumblingerstraße ausweichen. Eine weitläufige Umleitung erfolgt über die Schäftlarnstraße / Isartalstraße beziehungsweise Radlkoferstraße oder Garmischer Straße. Fußgänger und Radfahrer sind nur von den Komplettsperren betroffen[7]. Mittlerweile werden folgende Sperrzeiten genannt:
- Montag, 25. März, bis August 2028 zwischen Pocci-/Ruppertstraße und Implerstraße für den Kfz-Verkehr eine Einbahnregelung in Fahrtrichtung Süden, also stadtauswärts
- Anfang Juni bis Anfang Juli 2024 wird die Unterführung für alle Verkehrsarten (auch für den Fuß- und Radverkehr) vollständig gesperrt. Dann wird ein kostenloser Shuttlebus eingerichtet, für die Menschen die zu Fuß auf die jeweils andere Seite der Unterführung wollen.
- Eine weitere Vollsperrung für alle Verkehrsarten wird es voraussichtlich von Mitte Oktober 2025 bis Anfang Dezember 2025 geben. Dann ist die Unterführung auch für den Fuß- und Radverkehr erneut vollständig gesperrt. Es wird wieder ein kostenfreier Shuttlebus eingerichtet.
- Erst ab Mitte Dezember 2025 werden Fuß- und Radverkehr in beide Richtungen sowie der Kfz-Verkehr stadtauswärts wieder durch die Unterführung fahren können[8]
Der Bahnverkehr kommt ohne Vollsperrung aus. Die Brücke mit insgesamt sechs Gleisen soll in zwei Abschnitten erneuert werden, sodass mindestens drei Gleise benutzbar bleiben[9].
Baudenkmäler
(Stand: Oktober 2012)[1]
- ohne Hausnummer, Brüstungsgitter Eisenbahnüberführung, 1902 (Jugendstil)
- ohne Hausnummer, Schmied-von-Kochel-Denkmal, 1906
- ohne Hausnummer, Sendlinger Kriegerdenkmal für 1870–71 (Obelisk), errichtet 1886
- Hausnummer 6, Teil eines Postgebäudes, erbaut 1931
- Hausnummer 15, Mietshaus, erbaut 1883 (Neurenaissance)
- Hausnummer 17, Mietshaus in Ecklage, erbaut 1881 (Neurenaissance)
- Hausnummer 19, Teil eines Mietshauses, erbaut 1910 (Jugendstil)
- Hausnummer 46, Mietshaus, erbaut 1911 (nachklassizistisch)
- Hausnummer 49, Mietshaus, erbaut 1899 (Neurenaissance)
- Hausnummer 51, Mietshaus, erbaut 1896 (Neubarock)
- Hausnummer 55, Mietshaus, erbaut 1898 (deutsche Renaissance)
- Hausnummer 57, Mietshaus in Ecklage, erbaut 1868 (spätklassizistisch)
- Hausnummer 76, stattliches Geschäftshaus, erbaut 1911 (Jugendstil)
- Hausnummer 77, Mietshaus, erbaut 1878
- Hausnummer 88, Lindwurmhof, erbaut 1910 (Jugendstil)
- Hausnummer 92 a, Mietshaus, erbaut 1893 (Neurenaissance)
- Hausnummer 113, Mietshaus, erbaut 1899 (deutsche Renaissance)
- Historie: Im Haus Nr. 125 befand sich bis zur Zeit des Nationalsozialismus ein Betsaal der Israelitischen Kultusgemeinde München
- Hausnummer 126 a, Mietshaus, erbaut 1899 (deutsche Renaissance)
- Hausnummer 128, malerisches Vorstadt-Kleinhaus, erbaut 1800
- Hausnummer 149, Mietshaus, erbaut 1903 (Neubarock)
- Hausnummer 157, Mietshaus, erbaut 1888 (Neurenaissance)
- Hausnummer 157 a, Mietshaus, erbaut 1892 (Neurenaissance)
- Hausnummer 159, Mietshaus, erbaut 1894 (Neubarock)
- Hausnummer 167, Mietshaus, erbaut 1906 (Jugendstil)
- Hausnummer 175, Mietshaus, erbaut 1901 (Neubarock)
- Hausnummer177 , Mietshaus, erbaut 1905 (Jugendstil)
- Hausnummer 179, Wohnhaus, erbaut 1905
- vor Haus 185 erinnert ein Stolperstein (1938) an Joachim Both, das erste Todesopfer der Pogromnacht in München
- Hausnummer 195, Mietshaus, erbaut 1897 (Neubarock)
- Hausnummer 199, Mietshaus, erbaut 1904
- Hausnummer 201, Mietshaus, erbaut 1895
- Hausnummer 203, Mietshaus, erbaut 1899 (Neurenaissance)
- Hausnummer 205, Mietshaus, erbaut 1897 (deutsche Renaissance)
- vor Haus 205 erinnern Stolpersteine (1941) an das jüdische Ehepaar Gutmann
- Hausnummer 213, Mietshaus, erbaut 1887 (Neurenaissance)
- Hausnummer 217, villenartiges Wohnhaus, erbaut 1888 (deutsche Renaissance)
Kunstwerke
[Stand: Oktober 2012][1]
- Baumzeichen 2, 7,2 m hohe Bronze-Skulptur von Karl Jakob Schwalbach vor dem Kreisverwaltungsreferat
Gebäude
Hausnr. | Gebäude | Beschreibung |
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* 2a | Uni-Frauenklinik | erbaut 1915 (Neobarock) |
4 | Haunersches Kinderspital | erbaut 1923 (klassizisierend) |
71 | Münchner Aids-Hilfe / Café Regenbogen | Sitz der Münchner Aids-Hilfe, preisgünstiges Café für jedermann[10][11] |
88 | Lindwurmhof | früher Diskothek Crash |
90 | Berufliche Oberschule für Wirtschaft | Schulgebäude der Staatlichen Berufliche Oberschule (FOS/BOS) für Wirtschaft, bis 1931 der Standort der Locomotivfabrik Krauß & Comp., die 1931 zu Krauss-Maffei fusionierte. |
Hausensemble auf Nr. 127
Ab November 1938 bis zu ihrem völligen Erlöschen war die Verwaltung der jüdischen Kultusgemeinde in einer stillgelegten Fabrik im Rückgebäude der Lindwurmstraße 127 untergebracht. Das Gebäude war ursprünglich von Albert Einsteins Onkel errichtet und von wechselnden Eigentümern weiter betrieben und erweitert worden.
In dem ehemaligen Maschinensaal wurde ein Betsaal für die im Juni 1938 auf Hitlers Befehl hin abgebrochene Hauptsynagoge eingerichtet. Dieser Betraum blieb der Kern der Gemeinde bis zu ihrem Untergang in der Deportation (so der Gemeindevorsitzende Neumeyer).
Daran erinnert eine Gedenkstele am Straßenrand/vor der heutigen Hauswand.
Galerie
Impressionen von Andreas Bohnenstengel
Das schwungvolle Postgebäude „Goethepost“
Weblinks
- Projekt zur Erinnerung an jüdische Nachbarn in Sendling – Lindwurmstraße, Kunstinstallation von Wolfram P. Kastner
- Lindwurmstraße — 2400 Meter Geschichten. In der SZ: Nachtleben, Imbissbuden und Geschäftsleute: Die Lindwurmstraße zeigt ein anderes Gesicht der Stadt — Die Lindwurmstraße ist eine Straße wie viele andere: Kiosks, Imbisse, viel Verkehr, viele Pendler. Dabei lohnt es sich auch mal, zu flanieren und stehenzubleiben. Ein Spaziergang. Von Caroline Becker, Clara-Marie Becker, Miriam Dahlinger, Vera Deleja-Hotko und Luisa Gruber in der Ausgabe vom vom 12.5.18
Lage
- >> Geographische Lage des Straßenanfangs von Lindwurmstraße im Kartenverzeichnis (auf tools.wmflabs.org)
- >> Geographische Lage des Straßenendes von Lindwurmstraße im Kartenverzeichnis (auf tools.wmflabs.org)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Straßenverzeichnis: Lindwurmstraße bei Stadtgeschichte München
- ↑ Münchner Merkur, 4. Oktober 2021: Staufalle an der Sendlinger Kirche
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 20. Juni 2023: Plan des Mobilitätsreferats: Lindwurmstraße: Nur noch eine Spur pro Richtung
- ↑ Abendzeitung, 2. Oktober 2023: Kurz vor der Wahl: Zoff um bekannte Straße in München – was Betroffene dazu sagen
- ↑ Rathaus-Umschau 185/2024: Stadtrat beschließt Umbau der Lindwurmstraße
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 25. September 2024: Verkehr in München: Lindwurmstraße bekommt neue Radwege – aber als Sparversion
- ↑ tz/Hallo München, 6. März 2024: Bauarbeiten an Bahn-Brücke über Lindwurmstraße – Massive Einschränkungen im Münchner Verkehr schon ab März
- ↑ Rathaus-Umschau 54/2024: Abbruch und Neubau der Eisenbahnbrücke Lindwurmstraße
- ↑ Deutsche Bahn AG, 9. März 2024: Ein Münchner Jahrhundertbauwerk: Die Erneuerung der Eisenbahnüberführung Lindwurmstraße
- ↑ Aids-Hilfe München: Café Regenbogen
- ↑ Münchenblogger: Essen unterm Regenbogen
Das Thema "Lindwurmstraße" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
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