Ledigenheim
Das letzte in Europa noch betriebene Ledigenheim (Männerwohnheim) in der Bergmannstraße auf der Schwanthalerhöhe wird vom Verein Ledigenheim München e.V. getragen.
Geschichte
Die Wohnungsnot in München veranlasste im Jahre 1913 wohlhabende Bürger, unter ihnen auch den späteren Architekten des Ledigenheimes, Theodor Fischer, zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins für die Errichtung und Unterhaltung eines Gebäudes mit kostengünstigen Unterkünften für finanziell schlecht gestellte Männer.
Eine Schenkung durch Theodor von Cramer-Klett ermöglichte bereits 1914 den Erwerb eines Grundstückes in der Bergmannstraße. Der Erste Weltkrieg verhinderte jedoch zunächst den geplanten Bau. Im Juni 1927 wurde der Bau eingeweiht - mit damals noch 510 Zimmern. Zunächst war das Heim nicht voll belegt, da die Weltwirtschaftskrise etliche private Untervermieter als Konkurrenz auf den Plan rief. In der nationalsozialistischen Diktatur kam das Ledigenheim unter „gleichgeschaltete“ Leitung.
Ab 1957 wurde das Haus renoviert, letzte Kriegsschäden beseitigt, die Zimmer mit Warmwasser versorgt und teilweise zusammengelegt, so dass die heutige Kapazität 382 Zimmer beträgt. Bis 2006 befand sich im südlichen Erdgeschoss ein Lokal mit dem Namen Ledigenheim. Dieses wurde in den 1960er Jahren unter anderem von Karl-Heinz Wildmoser geführt, der sich später als Münchner Großgastronom und vor allem als Vereinspräsident des TSV 1860 München einen Namen machte.
Gebäude
Das Gebäude wurde von Theodor Fischer als Rohziegelbau im Stil der Neuen Sachlichkeit entworfen. Die beiden vierstöckigen Gebäudetrakte sind dreiflügelig in rechteckiger Hufeisenform angelegt und an ihren Mittelflügeln durch einen schmalen, nur drei Stockwerke hohen Gebäudeteil mit einander verbunden. Die Gesamtanlage steht somit auf einem symmetrischen Grundriss in der Form eines „H“.
Der so an allen vier Seiten entstandene Hof ist in drei Fällen an der äußeren Seite durch einen Pavillon geschlossen; an der Bergmannstraße ist dieser Hof durch einen einstöckigen Portikus aus sechs Pfeilern begrenzt, der als Haupteingang dient. Insgesamt ergibt sich zwar ein monumentaler Eindruck, jedoch ist der erhöhte Mitteltrakt so weit von den Straßenfronten zurückgesetzt, dass er nur vom Haupteingang aus sichtbar wird. Die Seitentrakte tragen etwas zurückgesetzte Walmdächer, die in Kontrast zur sonst streng kubischen Form und rechteckigen Anordnung der Gebäudeteile stehen. Im Erdgeschossbereich sind die Fassaden durch eingeschnittene Reliefs von Karl Knappe verziert.
Die Anlage des Ledigenheims steht unter Denkmalschutz.
Die Zimmer werden möbliert vermietet. Toiletten und Gemeinschaftsduschen befinden sich in jedem Stockwerk. In einer Gemeinschaftsküche können sich die Bewohner selbst Mahlzeiten zubereiten; die Gemeinschaftsräume sind größtenteils mit Fernsehapparaten ausgestattet. 2014 betrug die günstigste Miete für ein Zimmer 185 Euro.
Galerie
Fotografien von Andreas Bohnenstengel, Anfang der 1990er Jahre
Adresse
Weblinks
www.ledigenheim.de/, offizielle Website
- Reportage Deutschlandradio Kultur vom 2.1.2014
- SZ-Artikel vom 17.5.2012
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