1945
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Ereignisse, Notizen
Januar
- 7./8. Januar: Doppelangriff der RAF (britische Royal Air Force) mit insgesamt 597 Bombern - 505 Todesopfer. Verluste der Briten 16 Flugzeuge und deren Mannschaften.
- 11. Januar: Die Münchner Bevölkerung erhält nach dem Fliegerangriff einige Sonderzuteilungen und zwar eine Dreitageskarte, die 150 g Fleisch, 950 g Brot und 90 g Butter enthält, sowie 10 Zigaretten pro Kopf.
Februar
- 14. Februar: Morgens 2 Uhr bis 3 Uhr Alarm; 12 Uhr bis 14 Uhr Öffentliche Luftwarnung; 22 bis 23 Uhr erneuter Alarm.
- Stabsleiter Obergebietsführer Klein gibt bekannt, dass alle bisher noch in München verbliebenen Schulen schließen müssen. [...] Ein Teil der Münchner Schüler wird infolge Umquartierung in anderen Schulen Oberbayerns unterrichtet. Die Münchner Lehrkräfte werden dauernd nach allen Schulen Oberbayerns geschickt. "Wenn auch die Schulen geschlossen sind, sollen doch die Schüler nach Möglichkeit einmal wöchentlich erfaßt werden, wenigstens für täglich zwei Unterrichtsstunden."
- 24. Februar: Bei der "25 Jahre NSDAP"-Feier im Hofbräuhaus gibt es viele leere Stühle, auch Hitler fehlt. Seine Rede verliest Hermann Esser (Staatssekretär im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda).
- 25. Februar: 11.15 Alarm [...] Die Frauenkirche, die Peterskirche und das Neue Rathaus erhalten erneut Volltreffer durch Sprengbomben. Der Ostbahnhof ist zerstört. Ungefähr 1.100 amerikanische Bomber und Jäger flogen aus westlicher Richtung, weitere 450 feindliche Maschinen aus südlicher Richtung an. Der Angriff galt hauptsächlich den Bahnanlagen des Haupt- und Ostbahnhofs. Man zählte 259 Todesopfer und 225 Verletzte. Die Zahl der Obdachlosen wurde auf 20.000 bis 25.000 geschätzt.
März
- 13. März: Im zerstörten München entwickelte Gauleiter Paul Giesler auf einer Tagung "der Führerschaft des Traditionsgaus" ein "Bild der Lage": Er zeichnete den "Führer als den einzigen Mann, der den Endsieg verbürgt."
April
- 1. bis 29. April: 46 Fliegeralarme, 120 öffentliche Luftwarnungen, die "Kleinalarm" genannt wurden, sowie 24 Luftangriffe
- 24. April: auch die Residenz - zusammen mit einem großen Teil der Münchner Innenstadt - wird durch Bombentreffer nahezu vollständig zerstört.
- 26. April: Letzter Luftangriff auf München
- Vom 29. April 1945, 11 Uhr an ruhte der Straßenbahn-Betrieb kriegsbedingt bis zum 22. Mai 1945 vollständig. Die Beseitigung der Kriegsschäden am Tram-System dauerte bis Mitte der 1950er.
- 28. April: Die Freiheitsaktion Bayern übernimmt die Radiosender in Erding und Freimann für wenige Stunden.
- 29. April: Das Konzentrationslager Dachau, damit auch viele Münchner KZ-Häftlinge, wird durch amerikanische Truppen befreit.
- 29./30. April: Das Konzentrationslager Allach, auch Lager Ludwigsfeld, Lager Allach-Karlsfeld (Außenlager des Konzentrationslagers Dachau), werden durch die amerikanischen Truppen befreit.
- 30. April: Die 3., 42. und 45. Divisionen der 7. US-Armee besetzen München nahezu kampflos.
- 30. April: Ein Foto von diesem Tag zeigt Amerikanische Panzer vor dem Justizpalast. Ohne nennenswerten Widerstand zu finden, rückten am Nachmittag des 30. April aus allen Richtungen amerikanische Truppen ins Stadtgebiet ein.
Mai
- 4. Mai: Karl Scharnagl wird von der amerikanischen Besatzungsmacht als Oberbürgermeister von München eingesetzt.
- 5. Mai: Teil-Kapitulation der Wehrmachts-Heeresgruppe G für Süddeutschland
- 8. Mai: bedingungslose deutsche Kapitulation (Reims, Berlin), damit enden die Kriegshandlungen auch im noch nicht besetzt gebliebenen Teil Deutschlands, insbesondere Südbayern. Siehe auch zum 2. September 1945 - weltweites Kriegsende mit der Kapitulation Japans.
- 22. Mai: Wiederaufnahme des Trambahnverkehrs.
- 25. Mai: die Militärregierung ernennt den früheren Vorsitzenden der Bayerischen Volkspartei, Fritz Schäffer, zum Ministerpräsidenten.
September
- 2._September - Kriegsende durch die Kapitulation Japans
- 17. September: An den Münchner Volksschulen wurde der Unterricht wieder aufgenommen. Wegen der laufenden Entnazifierungsaktionen standen nur etwa 400 Lehrkräfte zur Verfügung. Da die Hälfte der Schulgebäude kriegszerstört war, konnte nur gruppenweise unterrichtet werden. Erstmals gab es auch das Fach Englisch. Der Geschichtsunterricht sollte solange, "bis auf diesem Gebiet eine neue Grundlage geschaffen ist, auf Heimatkunde beschränkt" bleiben.
- 28. September: Die Militärregierung entlässt den von ihr auch ernannten Ministerpräsidenten F. Schäffer. Sie ernennt am selben Tag den Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner zu dessen Nachfolger.
Oktober
- 6. Oktober: Die Süddeutsche Zeitung erhält "Lizenz Nr. 1" der amerikanischen Militärregierung.
- 20. Oktober: Wohnungen von ehemaligen leitenden NS-Mitgliedern werden beschlagnahmt - "Um die Wohnungsbewirtschaftung zu erleichtern, wird angeordnet, daß alle Personen, die durch ihre Stellung in Partei, Staat oder Wirtschaft dem Nationalsozialismus besonders nahegestanden sind, ihre Wohnungen freimachen müssen [...]."
November
- 1. November: Im Alter von knapp 70 Jahren starb der Jesuitenpater Rupert Mayer, während er in St. Michael seine Predigt hielt. Als Gegner des NS-Regimes war er 1937 mehr als 7 Monate Häftling im KZ Sachsenhausen.
- 14. November: "Die Militärregierung ordnet an, daß der Anschlag oder Aushang von privaten Anzeigen mit Ausnahme an der Stätte der eigenen Leistung verboten ist. Die Polizeiorgane sind angewiesen, derartige Zettel zu entfernen, die nur das Stadtbild verunstalten und dem Schwarzhandel Vorschub leisten."
- 30. November: Behelfsläden - "Um dem mit dem Wiederaufleben der Wirtschaft immer spürbarer werdenden Mangel an Läden abzuhelfen, geht die Stadtverwaltung daran, an 49 Stellen des Stadtbereiches Ladengruppenbauten zu errichten. Die Läden werden in Ziegelbauweise ausgeführt und umfassen einen Verkaufsraum, einen oder zwei Nebenräume mit Wasserzapfstelle, Ausguß, Ofenheizung und elektrischer Installation."
Dezember
- 8. Dezember: In der gesamten amerikanischen Zone wurden [...] nach Richtlinien der Gesundheitsabteilung der Militärregierung Gewichtskontrollen an Erwachsenen über 20 Jahren vorgenommen, um den Gesundheitszustand der Bevölkerung festzustellen. In München wurden 3.862 Personen, etwa 0,77 % der Gesamtbevölkerung gewogen und folgendes Ergebnis festgestellt: Der Gesundheitszustand ist im allgemeinen befriedigend, eine geringfügige Unterernährung wird nur bei den älteren Jahrgängen festgestellt." (Stadtchronik)
- 13. Dezember: Unterrichtsbeginn der Oberschule für Jungen in Pasing (siehe Max-Planck-Gymnasium) im Schulgebäude am Schererplatz.
- 23. Dezember: Erstes Lokalderby nach dem 2. Weltkrieg zwischen dem FC Bayern München und dem TSV 1860 München (1:0). Das Grünwalder Stadion wurde im gleichen Jahr von Städtische Hanns-Braun-Kampfbahn in Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße umbenannt.
- 31. Dezember: Wie in der Hlg. Nacht gewährt die Militärregierung auch in der Silvesternacht eine Erleichterung in den Ausgangsbeschränkungen. Die Sperrzeit wird ebenfalls nur auf 2 Stunden in der Zeit von 3 bis 5 Uhr festgelegt.
Ohne Datum
- Gründung der Ortsgruppe Naturfreunde Neuaubing
Personendaten
Geboren
- 31. Mai: Rainer Werner Fassbinder, Münchner Regisseur, Filmproduzent und Bühnenautor († 1982)
- 11. September: Franz Beckenbauer, Münchner Fußballnationalspieler
- 30. September: Ralph SiegelW, Münchner Musiker, Komponist und Musikproduzent
Gestorben
- 9. April: Georg Elser (geb. am 4. Januar 1903 ermordet im Konzentrationslager in Dachau), Widerstandskämpfer
- Unmittelbar nach dem Kriegsende kam es zu einer Serie von Selbsttötungen und der Tötung von Familienangehörigen aktiver Nazis als "Flucht in den Tod"
- 23. Mai: Heinrich Himmler, Kriegsverbrecher, zeitweise Polizeipräsident in München, Reichsführer SS (* 1900) tötet sich nach seiner Gefangennahme
- 29. Juni: Anton Graf von Arco auf Valley, bayrischer Adeliger, Jurist und Mörder von Kurt Eisner (* 1897)
- 27. September: Georg Pettendorfer (* 1858; der Münchner „Stadtfotograf")
Zum gesamten Zeitabschnitt des Nationalsozialismus
Literatur
- Pfister, Peter (Hrsg.): Das Ende des Zweiten Weltkriegs im Erzbistum München und Freising. Die Kriegs- und Einmarschberichte im Archiv des Erzbistums München und Freising (Schriften des Archivs des Erzbistums München und Freising 8), Regensburg, 2005, Ca. 560 Berichte, 2 Teile, 1.498 S., ISBN 3-7954-1761-9.
Weblinks
- Stadtchronik 1945 — Bemerkenswertes, Kurioses und Alltägliches, fortlaufende Stadtchronik
- Die Befreier. Dokumentarfilm, Deutschland, USA, 2015, 53 Min. (Am 29. April 1945 befreiten alliierte Truppen das KZ Dachau. Die Erinnerung der Zeitzeugen eröffnet den Blick auf ein ergreifendes Ereignis für die Häftlinge wie für ihre Befreier, junge Soldaten der US-Truppen.)
- Kriegsende in und um München (SZ, 2020)