Jüdisches Leben in München
Auch wenn bereits im Mittelalter Juden in München lebten, wurden sie in Pogromen mehrmals vertrieben und konnten sich aufgrund der besonders restriktiven antijüdischen Politik der bairischen Wittelsbacher erst ab etwa 1800 etablieren. Nachdem dann einerseits einige bedeutende Persönlichkeiten aus der Münchner jüdischen Gemeinde hervorgingen und andererseits der Antisemitismus gerade von München als „Hauptstadt der Bewegung“ aus wirkte, ist die Geschichte des jüdischen Lebens in München von besonderer, mehr als nur lokaler Bedeutung. Das gilt auch noch für die Zeit nach 1945.
Frühe Geschichte
Der erste geschrieben und erhalten gebliebene Nachweis über einen jüdischen Bürger in München ist in einem Dokument aus dem Jahre 1229 zu finden, in dem der „Abraham de Municha“ als Zeuge in einem Rechtsgeschäft auftrat. In den darauf folgenden Jahrhunderten des Mittelalters gleicht die Geschichte der Münchner Juden denen der meisten Juden in anderen europäischen Städten und ist somit zumeist die Geschichte immer wiederkehrender Ausgrenzung und Entrechtung, während der die Juden in regelmäßigen Abständen gedemütigt und vertrieben wurden.
Zu diesem Schluss kam zum Bspl. im Jahr 1803 Johann Christoph Freiherr von Aretin (1772-1824), als er in seiner „Geschichte der Juden in Baiern“ feststellte, dass „die ersten historischen Nachrichten, die wir von dem Daseyn der Juden in Baiern haben, [...] zugleich die ersten Nachrichten von ihrer Mißhandlung [sind].“
- Pogrom vom 12. Oktober 1285 (nahezu die gesamte jüdische Gemeinde Münchens wurde ermordet)
- 1440 bewirkte Herzog Albrecht III., der Fromme, die offizielle Vertreibung der Juden aus der Stadt
18. Jahrhundert
Rückkehr jüdischen Lebens nach München.
19. Jahrhundert
- 1806 bis 1899: wachsende Rechtssicherheit, Gründung der IKG, Institutionen
- 1805: „Anordnungen über die Erteilung des Judenschutzes“ von Kurfürst Max IV. Joseph
- 1813: Judenedikt
- 1815 Gründung einer Israelischen Kultusgemeinde
- etwa ab Mitte des Jhdts.: Die jüdische Gemeinde wächst
- 1861: die Aufhebung der bayerischen Matrikelordnung betraf nur Bank- und Finanzleute, Armee- und Hoflieferanten sowie Inhaber von Manufakturen und honorigen Einzelhandelsgeschäften in der Stadt
- 1871: Reichsverfassung (mit voller Emanzipation)
- 1887: Eröffnung der Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße (die damals drittgrößte Synagoge Deutschland)
- 1872 bis 1900: Rechtliche Gleichstellung
20. Jahrhundert
- 1933 bis 1945: Die Shoah: Repressionen, Verfolgung, Beraubung, Vertreibung, Deportation und Morde. Während dieser Zeit gab es folgende Einrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde München, bzw. die in Verbindung zu den Gemeindegliedern standen. Die Einrichtungen wurden ab 1938 fast alle vernichtet:
- Altenheim und rituelle Speiseanstalt: Klenzestraße 4
- Altenheim, Israelitisches Pensionat: Kaulbachstraße 65
- Antonienheim -Kinderheim der Israelitischen Jugendhilfe e. V.: Antonienstraße 7
- Alter Israelitischer Friedhof: Thalkirchner Straße 240
- Neuer Israelitischer Friedhof: Garchinger Straße 37
- Hauptsynagoge der Israelitischen Kultusgemeinde München: Herzog-Max-Straße 7
- Israelitische Kultusgemeinde München, Betsaal: Lindwurmstraße 125
- Israelitische Privatklinik e.V. mit Schwesternheim :Hermann-Schmid-Straße 5-7
- Jüdische Anlernwerkstätten: Biedersteinerstraße 7 und Reichenbachstraße 27
- Jüdische Volksschule: Herzog-Rudolf-Straße 5
- Kochschule Albert Schwarz: Arcostraße 3, Schlosserstraße 2, Paul-Heyse-Straße 21
- Lehrlingsheim der Israelitischen Kultusgemeinde: Wagnerstraße 3, Hohenzollernstraße 4
- Lipschütz’sche Versorgungsanstalt, Altenheim: Mathildenstraße 8/9
- Synagoge der orthodoxen Gemeinde „Ohel Jakob“: Herzog-Rudolf-Straße 3
- Synagoge der osteuropäischen Juden: Reichenbachstraße 27
Siehe auch
Literatur
- Susanna Schrafstetter: Flucht und Versteck: Untergetauchte Juden in München - Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag. Wallstein Verlag, 2015. ISBN 978-3-8353-1736-9
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