Hofstatt
Hofstatt | ||
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Straße in München | ||
Basisdaten | ||
Ort | München | |
Altstadt-Lehel | Hackenviertel | |
PLZ | 80331 | |
Name erhalten | 1369 (?) Erstnennung[1] | |
Anschlussstraßen |
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Nutzung | ||
Nutzergruppen | Fußgänger, Radfahrer | |
Technische Daten | ||
Straßenlänge | 130 m | |
Straßennamenbücher | ||
(1894), Rambaldi | S. 117 Nr. 274 | |
(2016), Dollinger | S. 142 | |
Straßen-ID | 02072 |
Das historische Viertel Hofstatt lag in der Münchner Altstadt, genauer im Hackenviertel. Es handelte sich um eine Gasse, die auf einen kleinen Platz zulief, umschlungen von ehedem acht Häusern.
Heute trägt eine kleine Straße offiziell diesen Namen. Sie führt vom Färbergraben nur einige Meter nach Süden und endet als Sackgasse.
Erzählungen
Könnte die Hofstatt reden, sie würde zweifellos aus den acht Jahrhunderten, die sie besteht, ungeheuer viel Interessantes erzählen können. Aber sie schweigt sich hierüber leider aus, wie das alte Dinge so belieben.
Die Geschichte der „Hofstatt“ liegt im Dunkeln. Sicheres lässt sich nicht viel über ihre Entstehung und Entwidmung sagen, fast überall begegnet man Vermutungen. Lorenz Hübner sagt in seiner Beschreibung der Stadt München (1803) nur:
- „Ein Teil des Färbergrabens macht mit einigen Häusern die Hofstatt aus, welche eine Art geschlossenen Platzes gestaltet.“
Kreisrat Felix Joseph Lipowsky (1815) vermutet, dass an der Stelle der Hofstatt einst ein Palast Heinrich des Löwen mit Gärten, Gründen und Ökonomiegebäude gestanden habe, einer großen Hofmark ähnlich, wovon dann die Bezeichnung „Hofstatt“ abgeleitet worden sei. Aber Heinrich der Löwe hatte weder im Tal noch am späteren Färbergraben einen "Palast".
Dr. Anselm Martin, Professor an der Universität, glaubte in einem Vortrag "über die ehemaligen Richtstätten der in München zur Todesstrafe Verurteilten und ihre Volkssagen", gehalten im historischen Verein von und für Oberbayern (abgedruckt 1871 im 31. Bande des Oberbayerischen Archives) feststellen zu können, dass „der besondere Platz oder die Sackgasse, wo man es jetzt auf der Hofstatt nennt, auch in der Volkssage die Lokalität sei, wo vor Zeiten die öffentliche Todesstrafe vollzogen worden sein soll.“ Dr. Martin will diese Vermutungen (Dr. Martin "Heinrich Wolf in seiner "Urkundlichen Chronik von München 1852") damit stützen, dass er auf Knochenfunde an diesem Platz hinweist. Diese Vermutungen, dass die Hofstatt einst Hof-Richtstätte gewesen sei, lässt sich aber derzeit nicht belegen.
Wolf vermerkt
- Ein Leichenacker sei auf der Hofstatt nie gewesen, auch nicht in seinem alten Stadtplan oder einer alten Urkunde verzeichnet, auch seien die Gebeine nicht in geordneter Reihe, wie in allen christlichen Leichenäckern, eingegraben. Seit Menschen Gedenken erzählte die Volkssage in München, dass es an diesem Platz geistere, und man Hingerichtete, ihre Köpfe unterm Arm tragend, nachts dort habe umherwandeln sehe und dergleichen Aberglauben mehr, wie sie bei allen Richtstätten berichtet werden. Herzog Rudolf schenkte um das Jahr 1300 den Platz, wo heute die Hofstatt steht, seinem damaligen Stadtrichter Hartwich dem Schleißbecken, (in den Urkunden meist, Schleßbecken oder Slaespecken geschrieben), der sein Stammschloss zu Schleißbach, gleich außerhalb dem Markte Mainburg in der Hallertau hatte, dann von München wegkam und um 1302 als Richter zu Kitzbühel und einige Jahre später als solcher zu Wolfratshausen erscheint. Um diese Zeit war aber der Platz der heutigen Hofstatt schon nicht mehr außerhalb der alten Stadt gelegen, sondern alle diese Vororte und Höfe waren durch eine neue Burgmauer mit Toren, Türmen, Zwinger, Graben usw. mit der Altstadt zu einem Ganzen vereinigt.
- Der Stadtrichter Hartwich legte an dem Platz der Hofstatt auf seine Kosten acht Häuser an, von denen er eines einige Jahre auch selbst bewohnte, die übrigen sieben aber an Handwerker und andere vermietete. Über 200 Jahre lang hieß man es daselbst „auf des Schleißbecken Hofstatt“, trotzdem die Schleißbecken nur kurze Zeit dort ihren Besitz hatten. Schon Hartwichs Sohn Heinrich, Ritter von Schleißbach, der 1343 starb und in der Augustinerkirche begraben wurde, musste einige Häuser in der Hofstatt verkaufen. Dessen Sohn Thomas, der ganz verarmte, musste 1366 das letzte ihm dort gebliebene Haus an Private veräußern. Aber nach und nach kamen die Schleißbecker doch in Vergessenheit und es blieb nur der Name „auf der Hofstatt.“
In seiner Topographischen Geschichte Münchens, weist Dr. Georg Kaspar Nagler darauf hin, dass im 13. Jahrhundert außerhalb des alten Stadtgrabens die Bürger ihre Obst- und Gemüsegärten hatten und dabei oft größere oder kleinere „Hofstätten“.
In der Gegend seien von jeher große Grundstücke gewesen, die sich über den Färbergraben und das 1445 ausgebrannte Hackergässchen hinaus erstreckten. Nach dem ältesten Münchener „Saalbuch“ von 1440 waren in der Hofstatt 17 Häuschen, darunter ein Amtmanns-Haus, mit Garten, von diesem Haus leitet sich, wie Dr. Georg Jacob Wolf glaubte, die unbegründete Sage her, dass die Hofstatt einst eine Hofrichtstätte gewesen sei. In der damaligen Hofstatt waren auch das Astaller Benefizium (Haus Nummer 3, 1476 bis 1811) und das Tulbecken Kaplanhaus später „Tulbeckhen-Kaplanhaus“, Weide mit Garten schräg gegenüber der Hofstatt, aber zu dieser gehörig, stand ein Eckhaus, dem Lienhart Taler gehörig, nebst einer Stallung. Wolf führt dieses Eckhaus als Beweis dafür an, dass die Hofstatt bereits zu einem großen, wahrscheinlich zum sog. Fürstenfelderhaus in der Fürstenfelder Straße gehört haben müsse, dass diese von jenem Haus getrennt worden sei, aber diesen ursprünglichen Namen „Hofstatt“ bis auf den heutigen Tag beibehalten habe. Nach dem Grundbuch von 1629 befanden sich an der Hofstatt, die nun beim St. Achatsi-Kaplanhaus am Färbergraben beginnt und mit dem Pfaben-Eckhaus „Pfauen-Eckhaus“, von dem ältesten Besitzer Ulrich Pfab, oder Pfau genannt, abschließt, nur mehr neun Häuser.
Die beiden Kaplanhäuser waren bis 1940 noch vorhanden, die übrigen Häuser sind längst in anderen Besitz übergegangen und wurden durch Neubauten ersetzt. Nach den Grundbüchern zu schließen scheinen die Häuser in der Hofstatt immer rasch ihren Besitzer gewechselt zu haben. Es ist also nicht gerade viel, was man urkundlich nachweisbar von der Hofstatt sagen könnte. Sie stand ursprünglich, wie wir gesehen haben, gegen die nunmehr offene Front zu mit einem Hause in Verbindung, sie wurde später jedoch von diesem getrennt und ist daher zu einer Seite offen.
Geschichte
Die Namensgebung geht vermutlich auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. Eine Hofstatt ist im Allgemeinen ein Wirtschafts- oder Verwaltungshof eines Adeligen oder eines kirchlichen Würdenträgers.
Keines der Gebäude entlang der Hofstatt hat den 2. Weltkrieg überdauert. Ein Zugang in die kleine Sackgasse ging vom Färbergraben her. Sinnvollerweise spricht man hier von der „alten Hofstatt“, weil sie im Jahre 1945 aufgehört hat zu existieren. Denn von 2010 bis 2012 wurde das komplette Areal - unter dem gleichem Namen - mit Beton zugefüllt. So heißt es in der zeitgemäßen Immobilien-Lyrik einer Ankündigung:
- „Die Hofstatt ist das neue Schmuckstück … . Dank seiner interessanten Mischung aus Handwerk und Handel, einheimischer und internationaler Gastronomie, Traditionsgeschäften und jungen Shopkonzepten zählt es zu den neuen aufstrebenden Vierteln der Stadt.“
Nummer 5 und 6
Das Gebäude Hausnummer 5, das die Hofstatt am oberen Ende abschloss, und Hausnummer 6, das die rechte obere Ecke der Hofstatt bildete, wurden im Jahre 1888 zusammen mit der gegenüberliegenden Seite, der Hotterstraße 5, von dem Verleger und Buchdrucker Fischer gekauft, und zu einer Anschrift zusammengelegt. Das Anwesen, mit dem schönen kleinen Ecktürmchen und seiner Zwiebelhaube ging 1894 auf die Nationale Verlagsanstalt über, und wurde bis 1935 als Druckerei Manz geführt. Ab 1940, vermutlich enteignet, wurde sie der Buch- und Kunstdruckerei A.G. München-Regensburg-Dillingen zugeführt. Bereits 1944 war das Areal bis auf die Grundmauern zerstört.
Nummer 8
In der kleinen historischen Gasse gab es ein Anwesen mit der Hausnummer 8. Das kleine zweistöckige Gebäude mit Pultdach, und den vier darauf verteilten Gauben erwarb in den Jahren 1863/1864 der Uhrenfabrikant Christian Reithmann.
Über dem kleinen Eingang, an der Gebäudemitte, war ein langer Fahnenmast leicht schräg über dem umlaufenden Fries angebracht. Auf halber Länge des Mastes, an der Fassade im 1. Stock, war eine prachtvolle, elektrische Uhr an einem schmiedeeisernem Ornament befestigt. Auf gleicher Höhe war an der Hausfassade eine Madonna in einer Nische, mit einer Blechhaube geschützt, gestellt.
An der Fassade des Geburtshauses Christian Reithmanns in Fieberbrunn in Österreich wurde am 11 September 1905 eine Gedenktafel enthüllt, hingegen existiert in München keine Tafel die an den Erfinder der ersten elektrischen Normaluhr, des ersten Gasmotors und ersten Viertaktmotors erinnert.
Süddeutsche Zeitung
Die Süddeutsche Zeitung wurde 1945 gegründet und zog in das ehemalige Verlagsgebäude der Firma Knorr & Hirth ein. Die Verlagsgebäude in der Sendlinger Straße wurde von ihr bis zum Umzug nach Zamdorf im Jahr 2009 genutzt.
Quellen und Literatur
- Marita Krauss: Die königlich bayerischen Hoflieferanten, Volk Verlag, München, 2009. ISBN 978-3-937200-27-9 (Kleiner Hinweis auf Reithmann)
- August Alckens: „Die Gedenktafeln der Stadt München“, Bruckmann, München, 1935. (S. 63, Beschreibung der Gedenktafel Reithmann - Nr. 144)
- Richard Bauer, Eva Graf: „Der Stadtfotograf“, Hugendubel, München, 1989. (S. 130, I-104, Pettenkofer fotografierte die Hofstatt im Jahre 1910).
- Karl Graf von Rambaldi: „Die Münchener Straßennamen - und ihre Erklärung.“ Piloty und Loehle, München, 1894. (S. 117 Straße 274.)
- Burgholzer: „Stadtgeschichte von München, als Wegweiser für Fremde und Reisende“. Lindauer, München, 1796.
- Franz Xaver Frenninger: Führer durch die beiden Abteilungen des Südlichen Friedhofes in München - Verzeichnis der Verstorbenen 1885 - 1891, Huttler - Fischer, München, 1892.(Dieses kleine Büchlein entstand im Verlagshaus Hofstatt 6, S. 100 - Anna Reithmann).
- Helmuth Stahleder: Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt, Schmidt, München, 2009. (Hofstatt).
- Andreas Burgmaier & Stadtarchiv: Häuserbuch der Stadt München - Band 3 - Hacken Viertel, Oldenbourg, München, 1962. (Alles über die Hofstatt S. 195 - S. 206)
Lage
>> Geographische Lage von Hofstatt im Kartenverzeichnis (auf tools.wmflabs.org)
Zeitungsartikel
- Matthias Kristlbauer: Probleme beim Bau: Hofstatt nicht vor 2013 fertig. Münchner Merkur vom 27. Apr. 2010 (325 Millionen Euro teures Vorhaben der LBBW Immobilien, Stuttgart, und die FOM Real Estate, Heidelberg)
- Gastronom Uebelherr: Jeder Laden muss seine eigene Seele haben. SZ vom 16. Feb. 2012
Weblink
www.hofstatt.info, offizielle Website
Einzelnachweise
Das Thema "Hofstatt" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Hofstatt (Einkaufspassage). |