Zalman Grinberg

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Der Arzt Zalman Grinberg (geboren 4. September 1912 in Kaunas, damals im Russischen Kaiserreich; gestorben 8. August 1983 in Mineola (New York) war zunächst ein litauischer Arzt, KZ-Gefangener während der deutschen Besatzung, Überlebender der Shoah und schließlich Vertreter der jüdischen Displaced Persons (DP) in der amerikanischen Zone in Süddeutschland und in Österreich. Gezwungenermaßen hielt er sich bei und in München auf und wurde hier zu einer wichtigen Persönlichkeit der Nachkriegszeit. Grinberg wurde zum ersten Präsidenten des Zentralkomitees der befreiten Juden in der amerikanischen Besatzungszone und damit zum Vertreter der jüdischen Displaced Persons (DP) in den Lagern der amerikanischen Zone in Deutschland und in Österreich, gewählt. Dessen Büro war im Deutschen Museum.

Lebenslauf

Zalman Grinberg studierte Medizin und spezialisierte sich als Röntgenologe. Nach der deutschen Eroberung des von der Sowjetunion 1940 annektierten Litauen wurde Grinberg 1941 im Ghetto Kaunas inhaftiert. Bei Auflösung des Ghettos wurde er mit einer Gruppe litauischer Juden in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Er war ab 1944 Zwangsarbeiter im Lager Dachau-Kaufering. Fünfhundert der Häftlinge wurden im April 1945 von der SS-Wachmannschaft in einen Güterzug Richtung Tirol verladen, der bei Schwabhausen durch die US Air Force durch Beschuss gestoppt wurde. Die SS-Wachleute flohen, viele Häftlinge starben bei dem Beschuss oder wurden verletzt. Grinberg sorgte für die Einquartierung der Häftlinge und der Verletzten in dem nahegelegenen Kloster Sankt Ottilien und konnte dafür dem dortigen deutschen Oberstabsarzt begreiflich machen, dass es nach der bevorstehenden deutschen Kapitulation bei der Entnazifizierung für ihn sprechen würde, wenn er jetzt die Juden aufnehmen würde.[1]

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende baute Grinberg mit KZ-Überlebenden in Sankt Ottilien ein DP-Lager, ein Krankenhaus und eine Pflegestation zunächst für kranke ehemalige KZ-Häftlinge und dann für die große Zahl jüdischer Flüchtlinge aus Osteuropa auf. Das Krankenhaus bestand bis November 1948. Im DP-Lager Sankt Ottilien organisierte Michael Hofmekler[2] mit acht weiteren Überlebenden aus dem ehemaligen Kownoer Zwangsghetto-Orchester bereits am 27. Mai 1945 ein Konzert mit jiddischen und hebräischen Liedern.[3]

Zalman Grinberg richtete Ende Mai 1945 ein dringendes Hilfeersuchen um humanitäre Hilfe an den Jüdischen Weltkongress[4]. Er organisierte den Kontakt unter den einzelnen bayerischen DP-Lagern.

Deren Vertreter gründeten am 1. Juli 1945 im DP-Lager in Feldafing ein Zentralkomitee zu ihrer Selbstverwaltung , dessen Sitz in München war und zu dessen Präsident Grinberg gewählt wurde. Die Organisation wurde sukzessive auf die gesamte Amerikanische Zone ausgedehnt und Grinberg wurde im Januar 1946 erster Präsident des „Zentralkomitees der befreiten Juden in der US-Zone“.

Er sprach auf deren „Ersten Kongress der befreiten Juden in der US-Zone“ am 27. Januar 1946 im Münchener Rathaus[5] [6]: Wir betrachten unseren Aufenthalt in Deutschland als Wartezeit und wir betrachten Deutschland als den Wartesaal für die Emigration nach Palästina.[7] Grinberg gab das Präsidentenamt im Juli 1946 an Dawid Treger weiter und wanderte nach Palästina aus, wo er Direktor des Beilinson-Krankenhauses in Petach Tikwa wurde.[8]

Weiteres

Grinberg zog 1955 in die USA und wurde an der New York School of Psychiatry zum Psychiater weitergebildet. Er arbeitete dann als Krankenhausarzt im Nassau County Medical Center in East Meadow.

Zalman Grinberg war mit Eva Klein verheiratet, sie bekamen drei Kinder und lebten in Seaford (New York) auf Long Island.

Schriften (Auswahl)

  • Referat von Z. Grinberg, gehalten am 27. Januar 1946 bei der Eröffnungssitzung der Konferenz der befreiten Juden in der amerikanischen Besatzungszone in München. Zentralkomitee der Befreiten Juden in Bayern. München : Herder-Druckerei, 1946
  • A former Dachau prisoner reports : idleness is demoralizing the displaced Jews : useful work will save them from disintegration. New York : American ORT Federation, 1946 Typoscript, 6 Seiten
Filmdokument
  • These are the people. Ansprachen von David Ben Gurion, Zalman Grinberg, 1946. VHS bei Hebräische Universität Jerusalem.[9]

Literatur

  • Angelika Königseder, Juliane Wetzel: Lebensmut im Wartesaal. Die jüdischen DPs (Displaced Persons) im Nachkriegsdeutschland. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-10761-X
  • Robert L. Hilliard: Surviving the Americans. New York, Seven Stories Press, 1997
    • Übersetzung: Von den Befreiern vergessen : der Überlebenskampf jüdischer KZ-Häftlinge unter amerikanischer Besatzung. Übersetzer Andreas Simon. Frankfurt am Main, Campus, 2000. ISBN 978-3-593-36397-4
  • Anna Holian: Between national socialism and Soviet communism : displaced persons in postwar Germany. Ann Arbor, Michigan, Univ. of Michigan Press, 2011. ISBN 978-0-472-11780-2

Siehe auch

Weblinks


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Einzelnachweise

  1. Angelika Königseder, Juliane Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, 1994, S. 82
  2. Michael Hofmekler, bei music and the holocaust
  3. Angelika Königseder, Juliane Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, 1994, S. 83. Das Konzertprogramm wird bei Hilliard mit Mahler und Mendelssohn angegeben.
  4. Angelika Königseder, Juliane Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, 1994, S. 61, Fn. 4, S. 230
  5. Foto: Grosberg, Abraham Klausner, Samuel Gringauz, Isaac Ratner, Dawid Treger, Zalman Grinberg, David Ben-Gurion, Josef Leibowitz, Israel Jochelson und Marian Puczyc. Bei: Angelika Königseder, Juliane Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, 1994, S. 84
  6. Angelika Königseder, Juliane Wetzel: Lebensmut im Wartesaal, 1994, S. 41; S. 127
  7. Zalman Grinberg: Referat 27. Januar 1946
  8. Hofmekler auf einem Foto von 1947 in Israel, auf dem auch Grinberg (?) als Musiker abgebildet ist, siehe: c:File:PresslerSalomon001.jpg
  9. Ronny Loewy: These are the People. Zu Abraham J. Klausners Film über das Zentralkomitee der befreiten Juden in der amerikanischen Zone, in: Fritz Bauer Institut (Hrsg.): Überlebt und unterwegs: Jüdische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland. Jahrbuch 1997 zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Frankfurt : Campus Verlag, 1997, S. 119–128