Wittelsbach
Das Haus Wittelsbach oder "Wittelsbacher" wird als Oberbegriff für Familienmitglieder eines alten deutschen Adelsgeschlechts verwendet. Aus ihm gingen in mehreren Jahrhunderten bayerische, pfälzische und jülich-bergische Herrscher (Grafen, Pfalzgrafen, Fürstbischofe, Herzöge, Kurfürsten, Könige und mindestens soviele Bräute von ebenrangigen Personen) hervor. Ursprungsfamilie soll die der Luitpoldinger sein (um 900 u.Z.). Mit Kurfürst Maximilian III. Joseph (1745–1777) starb die bayerische Linie der Wittelsbacher aus.
Seit der Abschaffung von Adelstiteln 1919 wird als Nachname "Prinz in Bayern" (quasi als Künstlername) angenommen.
Herrschende Wittelsbacher
- Pfalzgraf, ab 1180 Herzog Otto I. (1117 — 1183)
- Ludwig I. der Kelheimer (1173 — 1231), Herzog ab 1183
- Otto II. der Erlauchte (1206 — 1253), Herzog ab 1231
- Ludwig II. der Strenge (1229 — 1294), Herzog ab 1253
- Kaiser Ludwig IV., genannt der Bayer, (1282 — 1347), Herzog ab 1294, König ab 1314, Kaiser ab 1328
- 1347 — 1349 regierten die 6 Söhne Kaiser Ludwigs gemeinsam als Herzöge von Bayern: Ludwig V. der Brandenburger, Stephan II. mit der Hafte, Ludwig VI. der Römer, Wilhelm I., Albrecht I. und Otto V. der Faule
- 1349 — 1351: Ludwig V., Ludwig VI., Otto V.
- Ludwig V., 1351 — 1361 alleine Herzog
- Meinhard (1344 — 1363), Herzog ab 1361
- Stephan II. (1319 — 1375), Herzog ab 1363
- Johann II. (1341? — 1397), Herzog von Bayern-München ab 1375
- 1397 — 1402: Stephan III., Ernst, Wilhelm III.
- König Ruprecht (1352 — 1410 Burg Landskron; deutscher König seit 1400; bereits Kurfürst v. d. Pfalz Ruprecht III.)
- 1402 — 1435: Ernst, Wilhelm III.
- 1435 — 1438: Ernst allein
- Albrecht III. der Fromme (1401 — 1460), Herzog ab 1438
- 1460 — 1463: Johann IV., Sigmund
- 1463 — 1465: Sigmund allein
- 1465 — 1467: Sigmund, Albrecht IV. der Weise
- 1467 — 1508 Albrecht IV. der Weise allein
- Wilhelm IV. (1493 — 1550), Herzog ab 1508
- Albrecht V. der Großmütige (1528 — 1579), Herzog ab 1550
- Wilhelm V. der Fromme (1548 — 1626), Herzog 1579 — 1597
- Maximilian I. (1573 — 1651), Herzog ab 1597, Kurfürst ab 1623
- Friedrich IV. von der Pfalz (* 5. März 1574 in Amberg; † 19. September 1610 in Heidelberg), Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz (ab 1583)
- Friedrich V. (1596–1632), ab 1610 Kurfürst von der Pfalz, zuletzt einige Monate König von Böhmen, der „Winterkönig“
- Ferdinand Maria (1636 — 1679), Kurfürst ab 1651
- Maximilian II. Emanuel (1662 — 1726), Kurfürst ab 1679
- Joseph Clemens Kajetan (1671 — 1723), von 1688 Erzbischof von Köln
- Karl I. (Karl Albrecht) (1697 — 1745), Kurfürst ab 1726, ab 1742 Kaiser Karl VII.
- Maximilian III. Joseph (1727 — 1777), Kurfürst ab 1745 (mit ihm starb die altbayerische Linie der Wittelsbacher aus)
- Karl Theodor (1724 — 1799), Kurfürst ab 1777 (Pfalz und Bayern)
- Maximilian I. Maria Michael Johann Baptist Franz de Paula Joseph Kaspar Ignatius Nepomuk (1756 — 1825; seit 1799 als Maximilian IV. zunächst Herzog, dann ab 1. Januar 1806 erster König)
- Ludwig I. (1786 — 1868, König ab 1825)
- Otto Friedrich Ludwig von Wittelsbach (als König von Griechenland, Otto I.; zweitgeborener Sohn von Ludwig I.)
- Maximilian II. Joseph (1811 — 1864; König ab 20. März 1848)
- Ludwig II. (1845 — 1886), König ab 1864
- Otto I. (1848 — 1916) nicht regierungsfähig, deshalb vertreten durch
- Prinzregent Luitpold (1821 — 1912) von 1886 bis 1912 und
- Ludwig III. (1845 — 1921), Regent bis 1913, danach König bis 1918
Namensträger nach 1920
- Rupprecht von Bayern (1921–1955)
- Albrecht Herzog von BayernW (1905–1996)
- Franz Herzog von BayernW (Franz Bonaventura Adalbert Maria Prinz von Bayern, * 1933, seit 1996 Oberhaupt der adligen Familie Wittelsbach)
Vermögensvereinbarung von 1923
- Wittelsbacher Ausgleichsfonds — Staatsvermögen, dessen Erträge an die Familie Wittelsbach geht.
- Wittelsbacher Landesstiftung für Kunst und Wissenschaft — Eigentümerin der vor 1800 erworbenen Kunstschätze der Wittelsbacher, die die staatlichen Museen nutzen.
Sie entstanden 1923 auf Grund von Verhandlungen zwischen dem neu begründeten Freistaat Bayern und der 1918 bei der Revolution in den öffentlichen Ämtern abgesetzten Familie Wittelsbach. Die Stiftung erhielt die vor dem Haus- und Staatsfideikommiss von 1804 "erworbenen" Kunstschätze der Wittelsbacher, während jüngere Kunstsammlungen in den Besitz des Wittelsbacher Ausgleichsfonds kamen.
Wittelsbacher Museen
(Leider nicht direkt in München)
- Chiemsee: Ludwig-Ausstellung in Schloss Herrenchiemsee Das König Ludwig II.-Museum ist in zwölf modern gestalteten Räumen im Erdgeschoss des Südflügels des Schlosses untergebracht und wurde 1987 eröffnet.
- Hohenschwangau: Museum der bayerischen Könige
- Eine Dauerausstellung in Hohenschwangau (nahe beim Schloss Neuschwanstein) als Ausflug in die Geschichte der Wittelsbacher Dynastie und ihrer bayr. Könige. Wertvolle Originalexponate, prächtige Inszenierungen und interaktive Medienstationen zeigen die Geschichte König Ludwigs II. und seiner Familie angeblich bis heute. Dieses Museum befindet sich im ehemaligen Grandhotel Alpenrose am Ufer des Alpsees mit rund 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche (gehobene Eintrittspreise).
Bekannte Frauen
- Amalie Auguste von BayernW (13. November 1801 in München — 8. November 1877 in Dresden), Tochter von Maximilian I., wurde mit 53 Jahren (angeheiratete) Königin in Sachsen. Sie hatte mit ihrem Mann bereits neun Kinder.
- Jacoba von Bayern, Gräfin (auch Jakobäa, geboren 15.07.1401 in Den Haag — gestorben 09.10.1436 in Teylingen; viermal verheiratet. Heute bekannt durch das Tulpengebiet Keukenhof.) Mit ihrem kinderlosen Tod endete die seinerzeit mächtige Linie Straubing-Holland der Familie Wittelsbach.
- Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn geborene Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (auch Sisi, Sissi oder Lisi genannt; * 24. Dezember 1837 in München; † 10. September 1898 in Genf) war eine Prinzessin aus der herzoglichen pfälzer Nebenlinie Zweibrücken-Birkenfeld-Gelnhausen und wurde durch ihre Heirat mit Franz Joseph I. ab 1854 Kaiserin von Österreich.
- Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz, genannt Liselotte von der Pfalz bzw. Madame Palatine (* 27. Mai 1652 in Heidelberg; † 8. Dezember 1722 in Saint-Cloud bei Paris), war durch die Heirat mit dem Bruder des Sonnenkönigs Herzogin von Orléans und rangmäßig zweite Frau am französischen Königshof. Als Schwägerin von König Ludwig XIV. von Frankreich war sie ungewollte Auslöserin eines Erbfolgekriegs. Ihre überlieferten Briefwechsel in ihre Heimat geben Auskunft über die Verhältnisse in Versailles und Paris. Sie war Tochter von Karl I. Ludwig (1617 - 1680), dem Kurfürsten der Pfalz.
- Es gibt immer noch eine (mit-)regierende W., im Fürstentum Liechtenstein
- Sophie von Liechtenstein, eine geborene Wittelsbacherin, 4 Kinder
Burg und Kloster Scheyern - Entstehung des Geschlechts
Die neuere Forschung (mit Karl Bosl) vermutet, dass der bairische Pfalzgraf Arnulf II. die Burg Scheyern um 940 erbaut haben könnte. Um 1060 brachte vermutlich Hazinga (von Kühbach) die Burg, auf der sie geboren worden war, in die zweite Ehe des Freisinger Vogtes Otto ein. In der Folge nannten sich die Nachkommen beider Grafen von Scheyern (comes de Skyrum). Sie wurden das Ursprungsgeschlecht der Wittelsbacher.
Im Jahre 1119 zog der Graf Otto V. von Scheyern als Graf von Wittelsbach in die Burg Wittelsbach ein und ließ seine nunmehr ungenutzte Burg in Scheyern als Kloster umbauen. Er und seine Nachkommen nutzten es als Hauskloster mit Grablege. Nutzer waren die Benediktiner vom Petersberg (heute ein Ortsteil der Gemeinde Erdweg).
Sonstiges
- Wittelsbacher-Brunnen im Brunnenhof der Residenz (vermutlich Hans Krumper um 1590, restauriert 1974)
- Wittelsbacher Brunnen, Lenbachplatz / Maximiliansplatz (1895, Adolf von Hildebrand; erinnert an das Trinkwasser aus dem Mangfalltal)
Literatur
- Peter Claus Hartmann: Bayerns Weg in die Gegenwart. Vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute. Regensburg, 2004.
- Alois Schmid, Katharina Weigand (Hrsg.): Die Herrscher Bayerns. 25 historische Portraits von Tassilo III. bis Ludwig III. München, 2001.
- Joseph Heinrich Wolf: Das Haus Wittelsbach - Bayerns Geschichte. Zeh, Nürnberg, 1845. 610 Seiten. Ohne ISBN.
- Adalbert BayernW: Die Wittelsbacher. Geschichte unserer Familie. Prestel, München 1980, 2. Auflage, ISBN 3-7913-0476-3.
- Ludwig Holzfurtner: Die Wittelsbacher. Staat und Dynastie in acht Jahrhunderten. Kohlhammer, Stuttgart, 2005. ISBN 3-17-018191-2.
- Hans-Michael Körner: Die Wittelsbacher. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C.H.Beck, 2009. 121 S. ISBN 978-3-406-56258-7
- Genealogie des Hauses Wittelsbach. Verwaltung des Herzogs von Bayern (Schloß Nymphenburg), München 1996.
- Norbert Lewandowski, Gregor M. Schmid: Die Familie, die Bayern erfand: Das Haus Wittelsbach. Geschichten, Traditionen, Schicksale, Skandale. Stiebner, Grünwald, 2014, 224 Seiten. ISBN 978-3-8307-1060-8
Weblinks
- Die Genealogie der Wittelsbacher bei Heinz-Wember.de/gen
- www.Haus-Bayern.com - Haus Bayern, Wittelsbacher Ausgleichsfonds
- Gerhard Immler: Wittelsbacher (19./20. Jahrhundert), in: Historisches Lexikon Bayerns
Die Ausstellung "Die Wittelsbacher am Rhein"
Die Ausstellung "Die Wittelsbacher am Rhein, die Kurpfalz und Europa" vom 8. September 2013 bis 2. März 2014 fand im Reiss-Engelhorn-Museum und im Barockschloss in Mannheim statt.
Wittelsbacher2013.de, ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen mit Antworten auf die Fragen:
… woher kommt das Wappen der Wittelsbacher?
… sind die Bayern eigentlich Pfälzer? Oder umgekehrt?
… was „Pfalz“ bedeutet?
… was König Ludwig II. mit der Erfindung der Blue-Jeans zu tun hat?
… wer die Schenken waren?
… wo Deutschlands größtes Barockschloss steht? (mit einem Fenster mehr als Versailles)
… was der FC Bayern und der TSV 1860 mit den Wittelsbachern zu tun haben?
… welcher Pfälzer München ausgebaut hat?
… wer der blaue Wittelsbacher ist?
… warum ein Wittelsbacher Bayern gegen die Niederlande eintauschen wollte?
… wieviel Einfluss die Wittelsbacher im (überwiegend deutschen) Heiligen Römischen Reich besaßen?
… kann man vom Untergang der bayerischen Wittelsbacher sprechen?
Siehe auch
- Herzogtum
- Hausvertrag von Pavia
- Hohenzollern-Preußen, -Sigmaringen (westliche Nachbarn)
- Baden, div. Familienzweige, später Großherzogtum
- Ergebnis des Volksentscheids in Bayern über die entschädigungslose Enteignung der bis 1918 regierenden Fürstenhäuser im Jahr 1926 erreicht national nicht die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmberechtigten. (bei WP: Fürstenenteignung)W
- Habsburg, Österreich: Bekanntestes Bindeglied der beiden Familien im 19. Jahrhundert, insbesondere mit Ludwig II., ist Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, geborene Elisabeth Amalie Eugenie, Herzogin in Bayern (auch Sisi, Sissi oder Lisi genannt; * 24. Dezember 1837 in München; † 10. September 1898 in Genf), Gemahlin von Franz Joseph I., Kaiser von Österreich.
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