Historische Tonhalle

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Der ehemalige Kaim-Saal - dann Tonhalle an der Türkenstraße

Die ehemalige / historische Tonhalle war von 1895 bis 25. April 1944 das Gebäude der Münchner Philharmoniker in der Türkenstraße 5. In ihm befand sich der Kaim-SaalW.

Das Gebäude war 1895 nach Plänen von Martin Dülfer erstellt worden.[1] Der Jugendstil-Architekt Martin Dülfer schuf damit einen Konzertsaal für das damals noch „Kaim’sche Philharmonische Orchester“, genannte philharmonische Ensemble, den „Kaim-Saal“ in München, der im Oktober 1905 in „Tonhalle“ umbenannt wurde. Am 25. April 1944 wurde er durch Bomben zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Münchner Konzertverein

1908 gründete sich der Konzertverein als wirtschaftlich-rechtlicher Träger des Philharmonischer Chor MünchenW. 1924 blieb er rechtlicher Träger, als die Stadt München die finanzielle Verantwortung für das Orchester übernahm. Danach erfolgte die Umbenennung in "Münchner Philharmoniker".

Unter der Leitung von Siegmund von HauseggerW (1920–1938) und Oswald Kabasta (1938–1944) widmete sich das Orchester besonders der zeitgenössischen deutschen Musik.

Hans Pfitzner (1869-1949) oder Johann Strauss (1864-1949), die auch immer wieder selbst dirigierten, gehörten zum bevorzugten Repertoire. Seit 1933 nahm die Musik als "die deutschest der Künste [2] eine besondere Rolle ein.

Da Musik angeblich noch mehr als andere Künste aus der Tiefe des Gefühls komme und "Macht über die Herzen" gewinnen könne, sollt sie im NS-Sinne als Volkserzieherin wirken. Deshalb sollte sie nach Sicht der Nazis auch von allen "undeutschen Einflüssen" [3] befreit werden.

Richard Wagner war am 13. Februar 1883 in Venedig gestorben.

Am 10. Februar 1933 hielt Thomas Mann einen Festvortrag im Auditorium maximum der Universität München und bei einer am Folgetag angetretenen Vortragsreise, die ihn und seine Frau nach 13. Februar 1933 in Amsterdam, 15. Februar in Brüssel und 18. Februar in Paris führte – und von der sie nicht mehr ins Deutsche Reich zurückkehren sollten.

Mit dem "Protest der Richard Wagner-Stadt München" gegen den Essay von Thomas Mann Leiden und Größe Richard WagnersW begann der Weg der Musikstadt München in den Nationalsozialismus. Der Protest war von 45 Vertretern der nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 bereits weitgehend nach Maßgabe der Nationalsozialsten gleichgeschalteten Stadt unterzeichnet, die aus allen wichtigen Bereichen stammten. Der musikalische Leiter der Philharmoniker, Siegmund von HauseggerW war Mitunterzeichner des von Hans KnappertsbuschW verfassten und unter anderem von Hans PfitznerW unterschriebenen „Protests der Richard-Wagner-Stadt München“, in dem die Kritik Thomas Manns an Richard Wagner in scharfen Worten zurückgewiesen wurde. Dieser durch einen offenen Brief Hauseggers verschärfte Angriff auf Mann bekam im nationalsozialistischen Deutschland rasch eine politische Dimension und trug deshalb dazu bei, die Emigrationspläne Manns konkret werden zu lassen.[4] Später bezeichnete Hausegger seine Teilnahme an dem Protest als den größten Fehler seines Lebens. [5] Ab 1933 wurden die Werke jüdischer Komponisten aus dem Konzertprogramm und jüdische Musiker aus den Orchestern und von den Bühnen entfernt. Nur wenige Künstler ließen sich nich vom offiziellen Kunstbetrieb vereinnahmen. Der Münchner Komponist Karl Amadeur Hartmann(1905-1963) etwa wählte den Weg der inneren Emigration und war erst nach 1945 wieder in der deutschen Öffentlichkeit zu hören. Ab 1934 wurde ein städtisches Kulturamt im Stadthaushalt aufgenommen, ein Musikbeauftragter beauftragt, Musikbeiräte und ein Konzertausschusses berufen. Ab 1935 wurde mit erheblichem personellem Aufwand die Kommunalisierung des Musiklebens betrieben. Dies mündete 1943 in der Ausbootung des Konzertvereins der  Übernahme der Philharmoniker als städtische Einrichtung. Die Aufrechterhaltung des Orchesterbetriebes, blieb ein fester Posten im Stadthaushalt bis am 25. April 1944 wurde die Tonhalle durch Einwirkung der Bombardierung zerstört wurde. Bis Ende 1944 waren die meisten Orchestermitglieder kriegsverpflichtet. Der Rest wurde nach Burghausen evakuiert und in das "NS-Reichssymphonieorchester" von Franz Adam aufgenommen. Ihr erstes Nachkriegskonzert gaben die Münchner Philharmoniker am 8. Juli 1945 im Prinzregententheater unter dem Dirigenten Eugen Jochum.

30. November 1926

Thomas Mann hatte schon im Sommer 1923 in einem Brief München als Stadt Hitlers bezeichnet. Zu seinen Initiativen zum Thema Kultur in München gehörte eine große öffentliche Kundgebung in der Münchner Tonhalle, deren Motto "Kampf um München als Kulturzentrum" lautete. Offizieller Veranstalter war die "Deutsche Demokratische Partei", Die Vortragenden waren die Thomas und Heinrich Mann, Leo Weismantel, Willi Geiger, Walter Courvoisier und Paul Renner in der rettungslos überfüllten Tonhalle. [6]

Siehe auch

Es gibt im Werksviertel seit 2004 in einer ehemaligen Fabrikhalle mit fast gleichem Namen: die TonHalle München.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrike Haerendel in Hrsg. Winfried Nerdinger, Ausstellungskatalog zu  ‎Ort und Erinnerung: Nationalsozialismus in München,  Technische Universität München. Architekturmuseum - 2006 Seite 211.
  2. Hans SchlemmW nach Dümling, Albrecht: Musik. In: Benz, Wolfgang; Graml, Hermann; Weiß,. Hermann: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 3. Aufl., München 1998, S. 176.
  3. Hans Severus ZieglerW
  4. Hans Rudolf Vaget: Kapitel 13: Musik in München: Kontext und Vorgeschichte des „Protest der Richard-Wagner-Stadt München“
  5. Franz Wilhelm Beidler, Cosima Wagner: Ein Porträt. Richard Wagners erster Enkel, [1]
  6. Jürgen Gimmel, Die politische Organisation kulturellen Ressentiments: der "Kampfbund für deutsche Kultur" und das bildungsbürgerliche Unbehagen an der Moderne, S. 310