Weiß-Ferdl-Brunnen

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Weiß-Ferdl-Brunnen)

Der Weiß-Ferdl-Brunnen ist ein so genannter 'Dauerläufer'

Standort
Viktualienmarkt
Künstler
Josef Erber
Zeit der Errichtung
1953
Jahres-Wasserverbrauch 2005
3.170 Kubikmeter

Der Brunnen für den Weiß Ferdl gehört zu den ersten lebendigen Wahrzeichen, die am 18. Oktober 1953 nach der Gründungsidee des Freundeskreises der Münchner Volkssänger und Volks-Schauspieler eingeweiht, von 20.000 Münchnern mit dem Rathausglockenspiel, 11 Uhr, dem OB Thomas Wimmer übergeben wurden. Dazu gab‘s Turmmusik und die Bayern-Hymne.

Geboren als Ferdinand Weißheitinger, am 28.6.1883 in ‘Eding‘=Altötting, früh Sängerknabe in Salzburg, hat Weiß Ferdl 36 Jahre lang als Platzl-Direktor Schwänke und Couplets vorgetragen, Einheimische und Fremde derbleckt. Eines seiner bekanntesten Lieder: ‘.. unser Fähnlein ist weiß und blau..‘ und sein bekanntestes, aber kaum je gelesenes Bücherl (jedoch sofort einsehbar in der Monacensia-Bibliothek), das sich dann später zur der ihm abgeforderten Vergangenheitsbewältigung ausgewachsen hat: ‘Ich bin kein Intellektueller.‘

Der Weiß-Ferdl-Brunnen wurde von seiner Witwe, Bertl Weiß, aufgedreht. Der dabei fast vollzählig anwesende Münchner Stadtrat hatte zuvor einen Dringlichkeitsantrag abgelehnt, nicht hinzugehen, weil Weiß Ferdl "PG" (NSDAP-Mitglied) gewesen ist. Nach dem Krieg hat er bis zu seinem Tod am 14.3.1949, mit dem Thespiskarren auf Tournee, u.a. mit dem Lied ‘von der Linie 8‘ seine Zuhörer immer wieder begeistert. Weiß Ferdls Kopf und die lustige Nase sind bei seiner Brunnenfigur ‘guat troffa‘.

Der ihm zugeschriebene politische Witz anlässlich einer Vorstellung auf plötzlich dunkler Bühne:

"An der Birne liagt‘s nicht, dös muaß an der Leitung liagn!"

wurde schon 1935 dem Kabarettisten Werner Finck ‘angelastet‘. Nach dem Krieg haben beide zur ‘Sache mit der Leitung‘ wiederholt erklärt - wenn auch beide vergeblich - das Bonmot sei nicht von ihnen, sondern die "anonym geflüsterte Wahrheit in einer Diktatur".


Die App Orte erinnern schreibt

Nach Ende des Ersten Weltkriegs engagierte sich Weiß Ferdl in der reaktionären Einwohnerwehr gegen die Räterevolution in München. In seinem Stück „Die Ordnungszelle” (um 1920) hat er diese Erfahrung vertont. Bisweilen unterhielt er sein Publikum auch mit antisemitischen Späßen. 1924 ergriff er musikalisch Partei für Adolf Hitler, der sich mit weiteren Putschisten wegen eines Umsturzversuches vom 9. November 1923 vor Gericht verantworten musste: „Sagt, was haben die verbrochen? Soll …“ NSDAP-Mitglied wurde Weiß erst 1940. Das „Protektionskind von Nazifunktionären”, wie die amerikanische Militärregierung ihn bezeichnete, geriet aber während der NS-Zeit nicht in ernsthafte Schwierigkeiten. 1946 wurde er im Spruchkammerverfahren als Mitläufer eingestuft.

Auf Initiative des „Freundeskreises Münchner Volkssänger und Volksschauspieler” wurde 1953 am Viktualienmarkt Weiß Ferdl zu Ehren ein von Josef Erber gestalteter Brunnen aufgestellt. Weiß Ferdl wird bis heute häufig unkritisch als beliebter „Münchner Volkssänger” rezipiert.

Siehe auch


Vtest01.jpg Brunnen auf dem Viktualienmarkt von München

Fischmarktbrunnen (1831 bis 1897) - Karl-Valentin-Brunnen (seit 1953) - Weiß-Ferdl-Brunnen (seit 1953) - Liesl-Karlstadt-Brunnen (seit 1961) - Honig-Brunnen (seit 1974) - Kartoffelbrunnen (seit 1975) - Roider-Jackl-Brunnen (seit 1977) - Ida-Schumacher-Brunnen (seit 1977) - Elise-Aulinger-Brunnen (seit 1977)