Auer Mühlbach

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Der etwa sieben Kilometer lange Auer Mühlbach ist abgesehen von der Isar, aus deren Wasser er sich speist, einer der wasserreichsten der vielen Münchner Bäche und Flüsschen. Ursprünglich zweigte der Bach am Auer Senkbaum gegenüber der Zentrallände vom östlichen Ufer der Isar ab. Von 1905 bis 1907 wurde der Isarkanal (Werkkanal) angelegt, seit Erbauung des Isarwerkes I (Südwerk) im Jahr 1906 wird der Auer Mühlbach am Flusswehr südlich von Maria Einsiedel bei Flusskilometer 153,30 aus dem westlich parallel zur Isar verlaufenden Werkkanal ausgeleitet, fließt in einem Düker (Tunnel) unter dem Fluss hindurch und tritt danach im Tierpark Hellabrunn auf der östlichen Flusseite ans Tageslicht. Die aufwändige Baumaßnahme erfolgte, um sicherzustellen dass die geschwächte Isar auch bei Niedrigwasser genügend Wasser für den Mühlbach abgeben kann. Nacheinander durchfließt der Bach die Stadtteile Hellabrunn, Untergiesing und die Au und vereinigt sich knapp unterhalb der Praterinsel bei Flusskilometer 146,60 wieder mit der Isar. Er gilt als Gewässer dritter Ordnung und weist einen konstanten Zu- und Abfluss von 10 Kubikmetern pro Sekunde auf. Im Tierpark zweigt aus dem Auer Mühlbach das Freibadbächl ab, unterhalb der Harlachinger Straße bekommt der Bach Zulauf vom Siebenbrunner Bächl; andere früher bestehende Abzweige wie der Entenbach oder der Auerfehlbach wurden inzwischen aufgelassen.

Geschichte

Bereits vor der Stadtgründung Münchens wurde das Wasser der Isar für den Betrieb von Mühlen genutzt. Da der früher wilde Gebirgsfluss ständig seinen Lauf änderte und starke Pegelschwankungen aufwies, verwendete man dazu jedoch nicht den unberechenbaren Hauptarm, sondern einen künstlich abgeleiteten Nebenarm mit konstanter Wasserführung, den Mühlbach. Die älteste schriftlich belegte Mühle war die Bäckermühle, die 957 erstmalig in einer Urkunde erwähnt wurde, in welcher der Edle Wolftregil die Mühle zu Kiesingenum (Giesing) samt dazugehörigen Grundbesitz dem Bischof von Freising übertrug.

Auer Mühlbach unterhalb Giesings um etwa 1850

Neben der Antriebskraft für Mühlen und andere Maschinen wie Sägewerke lieferte der Auer Mühlbach auch Wasser für Färbereien und Gerbereien. Bereits um das Jahr 1330 wurde auf Höhe der Marienklause am östlichen Isarsteilufer das erste große Isarwehr erbaut, um die Isar nach Westen zu zwingen, da die aufstrebende Stadt München Wasser für die Flößerei, für Mühlen und die Wassergräben der Stadtbefestigung benötigte. Schon damals regulierte eine im Wehr angebrachte Schleuse den Zufluss zum Auer Mühlbach. 1347 kam zu drei bestehenden Mahlmühlen die erste Papiermühle im Münchner Raum hinzu. Sie stand „Auf der Insel“ beim heutigen Kegelhof und erhielt von Kaiser Ludwig dem Baiern das Privileg, als einzige Mühle im Umkreis von sieben Meilen Papier herstellen zu dürfen. Unter dem Schutz des Privilegs, das die Sammlung der zur Papierherstellung notwendigen Lumpen, Hadern und Fetzen einschloss, gründete sich die Gilde der „Altbayerischen Lumpensammler“. Fischfang und Jagd in den umgebenden Wäldern ließen am Bach die Siedlung Au entstehen, später wurde der Ort zu einer beliebten Sommerresidenz von Münchner Patrizierfamilien. Unter der Herrschaft Herzog Wilhelms V. fand im frühen 17. Jahrhundert ein weiterer Ausbau des Baches statt. Um seine Gartenanlagen und Fischzucht in Neudeck besser mit Wasser versorgen zu können, ließ Wilhelm dem Mühlbach ein weiteres und tieferes Bett graben.

Relativ früh entstand entlang des Baches Münchens erstes Industriegebiet. Im Jahr 1816 gab es alleine in der Au 60 Wasserräder, die den Betrieb einer Hammerschmiede, eines Bräuhauses, je zweier Papiermühlen, Schleifmühlen, Walken und Fabriken, von sechs Getreidemühlen und sieben Sägemühlen ermöglichten. Bis zur Einrichtung einer Kanalisation wurden Abfälle und Abwässer aller Art und Herkunft in den Mühlbach entsorgt. Durch eine städtische Verordnung wurde geregelt, dass dies nur während der Nacht gestattet war, da die Frauen tagsüber ihre Wäsche im Mühlbach wuschen. Die Industrialisierung brachte die zunehmende Ansiedlung proletarischer Bevölkerungsschichten mit sich und die Au, die kurzfristig sogar eine eigenständige Stadt gewesen war, wurde zu einer Vorstadt, in der sich eine eigene Wohnform, das Herbergswesen mit Stockwerkseigentum bildete. 1854 wurde der Stadtteil nach München eingemeindet, er hatte lange den Ruf eines übel beleumundeten „Krattler- und Scherbenviertels“, in dem neben ehrbaren Handwerkern und Arbeitern auch allerlei „fragwürdige Existenzen“ des Lumpenproletariats hausten.

Auer Mühlbach an der Quellenstraße, ca. 1910

Zitat: „... mit dene fünf Kinder, mit meim Mo, meim oidn Vatern und der Schwiegermutter, Hund, Katz und Kanari ham mir oa Zimmer...Ja, ja, mir san furchtbar beschränkt – nicht mir selber, sondern mit unserer jetzigen Wohnung. Wohnung ko ma da eigentlich nimma sagn, mir sagn halt so, weil mir bis jetzt no koann passenden Ausdruck dafür gfunden ham, wie mir unser Heim nennen könnten. Loschie mögn ma net sagn, weil des ein Fremdwort is, und Dreckloch, des is uns zu ordinär. Mir wohnen halt jetzt sechs Jahr in da Vorstadt in da Quellengasse, neben der oidn Papierfabrik am Mühlbach. Hausnummer ham ma koane, aber es is leicht zum finden – wenns uns bsuacha woin, brauchn's nur in d`Quellenstrass geh – wo de Kunstmaler allweil umananderhocka – und speziell des Häusl, wo de allweil abmaln – in dem wohna mir.“ (Karl Valentin, Der Umzug, Prolog)

1893 wurde der Mühlbach bis zur Maximiliansbrücke verlängert. Im Zuge der städtebaulichen Erschließung des Gebietes wurde der Bach teilweise bereits im 19. und zunehmend dann im 20. Jahrhundert immer mehr überbaut, bis er über große Strecken nicht mehr sichtbar war. 1960 ließ sich die Stadtverwaltung die Auflassung vieler Stadtbäche 15 Millionen DM kosten, da sie den Bau weiterer Straßen, Häuser und der geplanten U-Bahn behinderten. Heutzutage besinnt man sich jedoch wieder mehr auf die Wohn- und Lebensqualität, die die Stadtbäche mit sich bringen. So wurde beispielweise am Gebsattelberg ein Weg unter der Straße hindurch gebaut und der Auer Mühlbach wieder freigelegt. Der schlechte Bauzustand der Bachdecken Am Neudeck war Anlass, auch diese Teilstrecke wieder zu öffnen. Die marode Straßenbrücke an der Ohlmüllerstraße/Am Nockherberg wurde abgerissen und durch einen Neubau mit Fußwegunterführung und Treppenanlage ersetzt. Die Uferbereiche wurden für Fußgänger und Radfahrer erschlossen, unterschiedlich gestaltete Freiflächen, eine Quellfassung für das Hangwasser und eine Flachwasserzone laden zu Aufenthalt und Spiel ein. 2003 konnte der sanierte Bereich der Öffentlichkeit übergeben werden.

Energiegewinnung

Pionierzeit der Stromerzeugung

Seine Rolle als Energielieferant erfüllte der Mühlbach bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich durch das direkte Abfassen mechanischer Kraft beispielsweise für Mühlenwerke. Mit der Entdeckung und Nutzbarmachung elektrischer Energie kamen neue Formen der Energieausnutzung hinzu, die den Auer Mühlbach für die Stadt zeitweise sehr bedeutsam werden ließen. Einerseits bekam er die Funktion eines Wasserlieferanten für Dampfmaschinen, die über Kohlefeuerung Dynamomaschinen zur Stromerzeugung antrieben, andererseits nutzte man die Wasserkraft, wenn auch in deutlich geringerem Ausmaß, zur Erzeugung elektrischer Energie mittels Turbinen. Ehe die elektrische Energie nach dem ersten Weltkrieg in breitem Umfang nutzbar gemacht wurde, verwendeten die wenigsten privaten Haushalte Strom als Energiequelle. Größere Firmen hatten zur Energiegewinnung häufig Dampfmaschinen, deren Kraft über lange Wellen mit angeschlossenen ledernen Laufriemen auf die einzelnen Fertigungsmaschinen und Werkzeuge verteilt wurde. Zur Beleuchtung diente, wenn überhaupt, das Stadtgas. Auch öffentliche Einrichtungen waren bezüglich der Gebäudeinnen- und Straßenbeleuchtung zunächst auf Gas angewiesen. Der öffentliche Personennahverkehr beschränkte sich zunächst auf durch Pferdekraft betriebene Straßenbahnwagen. Während die Verkehrsbetriebe sehr interessiert daran waren, die technischen Voraussetzungen für eine Motorisierung der Verkehrsmittel zu schaffen, stand der öffentlichen Beleuchtung in München zunächst ein Hindernis entgegen: Ein Gaslieferungsvertrag begründete ein Monopol im Hinblick auf die Straßenbeleuchtung und schloss damit die Verwendung elektrischer Energie aus. Auch war die Gasbeleuchtungsgesellschaft laut Vertrag allein berechtigt, öffentliche Straßen für „Beleuchtungsleitungen“ zu nutzen. Erst durch einen 1891 geschlossenen Ablösevertrag wurde das Monopol vorsichtig geöffnet, indem zunächst eine Kraftanlage mit 300 PS zur elektrischen Beleuchtung genehmigt wurde, die 1896 auf 600 PS erweitert wurde. Die 1891 in Betrieb genommene Anlage im Katzenbachbrunnhaus auf der westlichen Isarseite am Viktualienmarkt war der erste Standort eines städtischen Elektrizitätswerkes, sie war aber als eigenständige Anlage nicht in ein Gesamtkonzept zur Nutzbarmachung elektrischer Energie für die Stadt eingebunden.

Muffatwerk

Die Aufgabe eines zentralen Erzeugers übernahm das 1883 zwischen Isar und Auer Mühlbach erbaute Werk im Muffatbrunnhaus beim Müllerschen Volksbad, das zunächst als Dampfkraftanlage mit zwei Maschinen zu 350 PS und zwei zu 700 PS konzipiert wurde und 1897 um eine Turbine mit 180 PS zur Nutzung der Wasserkraft erweitert wurde. Mit der Errichtung weiterer Wasserkraftwerke wie dem 1895 begonnenen Maximilianswerk und dem Elektrizitätswerk Staubstraße erwuchs dem Muffatwerk als weitere Aufgabe die Energieverteilung und es wurde zur Schaltzentrale für das Elektrizitätsnetz der Stadt ausgebaut. Bald schon dehnte sich die Nutzung der Elektrizität von der Straßenbeleuchtung und der Beleuchtung öffentlicher Gebäude auf die Elektrifizierung der Pferdebahn und später auf Angebote an nichtöffentliche Abnehmer aus, diese blieben allerdings lange hinter der Nachfrage zurück. Damit private Abnehmer überhaupt mit Strom versorgt werden konnten, waren aufgrund der Monopolstellung der Gasanstalt auch hierfür erst die vertraglichen Voraussetzungen zu schaffen. Erst im Juni 1898 wurde der erste nichtöffentliche Abnehmer an das Leitungsnetz angeschlossen. Wie schnell die Nachfrage nach elektrischer Energie anstieg, zeigt die nebenstehende Grafik.

Bedeutungsverlust der Mühlbach-Kraftwerke

Der rasant wachsende Energiebedarf machte bald wesentlich leistungsfähigere Kraftwerke erforderlich. In den Jahren 1906 bis 1908 wurde das Isarwerk 1 errichtet, 1921 bis 1923 die beiden weiteren Isarwerke 2 und 3. Die größte Bedeutung für die Energieversorgung Bayerns jedoch hatte das von Oskar von Miller geplante und 1918 durch den bayerischen Landtag genehmigte Projekt des Walchenseekraftwerks, das 1924 in Betrieb ging. Durch den Aufbau eines landesweiten Hochspannungsnetzes war es nicht weiter erforderlich, den Strom in räumlicher Nähe zu den Verbrauchern zu erzeugen. Daher nahm die Bedeutung des Mühlbaches als Energieträger immer mehr ab, sowohl im Hinblick auf die Abfassung mechanischer Energie, die Dank moderner Elektromotoren an jeder gewünschten Stelle verfügbar wurde, als auch in Bezug auf die Stromerzeugung. Zwischen 1960 und 1979 stieg der Verbrauch an elektrischer Energie in der Stadt pro Einwohner von 1.000 kWh auf 3.200 kWh, was in Verbindung mit der wachsenden Einwohnerzahl zu einem Energiebedarf führte, der selbst mit den drei Isarwerken und den insgesamt sechs nach 1955 gebauten Wärmekraftwerken nicht mehr zu decken war. Überregionale Versorgungskonzepte wie die 25 %ige Beteiligung der städtischen Elektrizitätswerke am Kernkraftwerk Isar 2 in Ohu sollten nun den ständig ansteigenden Energiehunger Münchens befriedigen. In der Annahme, dass mit der Kernenergie Strom in nahezu beliebiger Menge und kostengünstig erzeugt werden könne, wurden regionale Anlagen zur Stromgewinnung als unrentabel angesehen und vernachlässigt. Erst die Energiekrise in den 1970er Jahren und die überproportionale Verteuerung des Stroms in der Folgezeit ließen lokale Energiekonzepte wieder interessant werden.

Energiegewinnung heute

Im Jahr 2005 nutzen drei Anlagen den Auer Mühlbach zur Erzeugung elektrischer Energie.

Kraemersche Kunstmühle

Das Kraftwerk der Kraemerschen Kunstmühle leistet 130 kW und erbringt damit etwa ein Drittel des Energiebedarfs der Mühle.

Bäckermühle

Ungefähr an der Stelle, an der mit der Bäckermühle die älteste Mühle Giesings stand, überquert heute der Mittlere Ring unterhalb des Sechzger-Stadions den Auer Mühlbach. Im Jahr 1837 erwarb der Bankier Arnold von Eichthaldas, Besitzer der Untergiesinger Lederfabrik, das seinerzeit Schrafnagelmühle genannte Anwesen. Sein Bruder Simon von Eichthal erhielt 1853 die Konzession zur Umwandlung in eine Kunstmühle. 1883 baute der neue Besitzer, die Firma Bavaria-Kunstmühle, den Betrieb zur zweitgrößten Mühle Münchens um. Seit dem Jahr 1894 gehörte der Betrieb der Münchner Bäckerinnung und wurde deshalb in Bäcker-Kunstmühle umbenannt. Auf dem Grundstück der Anfang der sechziger Jahre abgerissenen Bäckermühle ließ der Kfz-Meister Günter Tremmel 1987/88 in privater Initiative ein Kleinkraftwerk errichten, das mit zwei Turbinen ca. 138 kW (jährlich rund 1,3 Millionen kWh) Strom liefert, damit können gut 600 durchschnittliche Haushalte versorgt werden. Bis zur Genehmigung hatte Tremmel sieben Jahre lang zäh mit der Stadt München verhandelt, ehe er im Herbst 1986 einen auf 30 Jahre befristeten Pachtvertrag unterschreiben konnte. Die Einwilligung der Stadt erfolgte erst als sich nach der Katastrophe im Kernkraftwerk von Tschernobyl am 26.04.1986 breitere Bevölkerungsschichten mit den Gefahren der Atomenergie auseinandersetzten und man intensiver nach alternativen Techniken Ausschau zu halten begann. Im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Anlage machte sich der in Bad Feilnbach ansässige Erbauer keine Illusionen, der 850.000 DM teure Bau benötigte 15 Jahre zur Amortisation. Tremmel sieht das Kraftwerk eher als Verwirklichung eines Traumes und als energiepolitisches Zeichen denn als wirtschaftliche Investition. An der Südfassade des den Bach überspannenden Turbinenhauses ließ der Bauherr ein Gedicht mit dem Titel Die vergessene Wasserkraft anbringen:

Untätig war des Wassers Lauf, und niemand achtete mehr darauf.
Hier war die Wasserkraft vergessen, weil von Atomkraft man besessen.
Was doch der Mensch in stolzem Wahn in der Natur zerstören kann!
Das möge man bedenken - in Zukunft sollte die Vernunft uns lenken.
Vergeßt nicht unsere Wasserkraft, und laßt sie uns erhalten -
Das mahnten schon die Alten.

Maximilianswerk

Das 1895 errichtete Maxwerk ist das älteste noch in Betrieb befindliche Kraftwerk am Auer Mühlbach. Durch ein Stauwehr vor der Maximiliansbrücke, das zum Schutz der Brückenpfeiler vor Unterspülung gebaut wurde, ergab sich bei einer Verlängerung des Baches bis zu dieser Stelle ein energiepolitisch nutzbares Gefälle zur Isar, das bei normalem Wasserstand der Isar 4,8 Meter, bei Niedrigwasserstand sogar 5,7 Meter beträgt. Bei Hochwasser allerdings verringert es sich auf 3,3 Meter, was einer optimalen Nutzung der Wasserkraft zur Energiegewinnung zunächst abträglich ist. Die Energiebilanz des Mühlbaches an seiner Mündung in die Isar ist jedoch nicht nur durch das dort herrschende Gefälle begründet, sondern auch durch die zur Verfügung stehende Wassermenge. Diese wies damals (vor der Errichtung des Isarkanals) trotz aller Regulierungsmaßnahmen Schwankungen auf. Bei Niedrigwasserstand der Isar, also in Zeiten hohen Gefälles, standen statt der gewollten 10 Kubikmeter pro Sekunde nur 8,72 Kubikmeter Wasser pro Sekunde für den Bach zur Verfügung. Bei Hochwasser der Isar, das ein geringeres Gefälle bedingt, führte der Bach dagegen bis zu 15 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Bei der Konstruktion der Turbinenanlage des Maxwerkes wurde daher ein gedämpfter Turbinenregulator eingeplant, der stets ein Optimum zwischen Wassermenge und Gefälle ermittelt und die Turbinenhöhe so reguliert, dass eine möglichst gleich bleibende Energieausbeute garantiert, dies ist angesichts der Bauzeit eine technische Meisterleistung. Zur Energieerzeugung dienten zwei Dynamomaschinen, die bei 660 Volt Ausgangsspannung je 225 Ampere lieferten, also knapp 300 Kilowatt. Der gewonnene Strom wurde über die Schaltzentrale des Muffatwerkes in das öffentliche Stromnetz eingespeist.

Das Maxwerk um 1900

Neben seiner technischen Raffinesse ist das Maxwerk auch eine architektonische Besonderheit. Es sollte den Parkcharakter der Isarauen unterhalb des Maximilianeums nicht stören und wurde daher im Stil eines barocken Garten- oder Jagdschlösschens ausgeführt. Da die Verlängerung des Auer Mühlbaches als Beeinträchtigung der Umgebung galt, wurde er im letzten Abschnitt über 380 m unterirdisch in einer Betonröhre gefasst. Stadtbäche galten in jener Zeit nicht als landschaftlich wertvolle Gestaltungselemente, sondern als Energielieferanten und Entsorgungsadern und hatten für die damalige Zeit wohl den Charme einer heutigen Starkstromleitung.

Trotz seiner, gemessen an den am Isar-Werkkanal befindlichen Werken, eher geringen Energieausbeute ist das Maxwerk aufgrund des wartungsarmen Betriebes und seiner historischen Bedeutung bis heute in Betrieb. Bei der Sanierung 1953 wurde die Francis-Turbine gegen eine Propeller-Turbine ausgetauscht, 1976 musste der ursprüngliche Gleichstromgenerator einem Drehstrom-Asynchron-Generator weichen. Die Kraftwerksleistung konnte mit dieser Kombination auf rund 410 kW gesteigert werden, was einer jährlichen Strommenge von 2,7 Millionen kWh entspricht.

Ausblick

Die Stromerzeugung am Auer Mühlbach ist mit den drei bestehenden Anlagen nicht unbedingt ausgereizt, wie Planungen der M.A.M.M.U.T. Electric GmbH zeigen. Diese beabsichtigt laut einer Bekanntmachung von 2001 auf Höhe des ehemaligen Muffatwerkes eine neue Turbinenanlage zu errichten. Die Planungen sehen vor, die an dieser Stelle des Baches durch Aufstauung erreichbare Netto-Fallhöhe von 3,78 m zu nutzen, um eine über einen Zuströmtrichter der Firma Escher-Wyss gespeiste Kaplan-Rohrturbine mit einem Laufrad von 1,45 m Durchmesser und einer Wellenleistung von 341 kW bei einer Drehzahl von 273 U/min anzutreiben. Der daran über Riemen gekoppelte Generator soll aufgrund des sehr günstigen Wirkungsgrades der Anlage von über 90 % etwa 300 kW Strom in das Netz der Stadt einspeisen. Wie bereits beim Bau des Maxwerkes vor über 100 Jahren sollen auch beim Bau der neuen Anlage am Muffatwerk landschaftspflegerische Elemente berücksichtigt werden. Der bei Wasserturbinenanlagen zur Abhaltung von Treibgut erforderliche Rechen etwa soll nicht wie sonst üblich unmittelbar vor dem Kraftwerk angebracht werden, sondern bereits vor der Ludwigsbrücke am Rentamtssteg. Damit will man verhindern, dass Zwischenlagerung und Abtransport von angeschwemmtem Treibgut zu Beeinträchtigungen im landschaftlich sensiblen Bereich um die Muffathalle und das Volksbad führen.

Literatur

  • "Bauen in München 1960 bis 1970", herausgegeben vom Baureferat der Stadt München: Begründung zur Auflassung der Stadtbäche

Weblinks