Hans-Jochen Vogel

Der Jurist Dr. Hans-Jochen Vogel (* 3. Februar 1926 in GöttingenW, † 26. Juli 2020 in München) war ein sehr bekannter Politiker der SPD in München. Von 1960 bis 1972 war er Münchner Oberbürgermeister.

Bei der Bundestagswahl von 1972 wurde Vogel erstmals über die Landesliste gewählt, dann 1976 und 1980 direkt im Wahlkreis München Nord (MdB). Er gehörte vier Bundesregierungen an, von 1972 bis 1974 als Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, dann bis 1981 Bundesminister der Justiz. 1981 wurde er Regierender Bürgermeister von Berlin. Bei der Bundestagswahl 1983 trat Vogel als Kanzlerkandidat der SPD an, die jedoch mit 38,2 % der Stimmen nur zweitstärkste Fraktion im Bundestag wurde. Von 1987 bis 1991 war er Vorsitzender der Bundes-SPD.

Ausbildung und Beruf

Hans-Jochen Vogel besuchte das Gymnasium in Gießen (Landgraf-Ludwig-Gymnasium) und Marburg. Nach dem Abitur 1943 in Gießen nahm Vogel bis 1945 als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Ab 1946 absolvierte er ein in München begonnenes Studium der Rechtswissenschaft in München und Marburg zu Ende, welches er 1948 mit dem ersten und 1951 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. 1950 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. 1952 trat er als Assessor in das Bayerische Justizministerium ein, später wurde er zum Regierungsrat ernannt. 1954 erfolgte seine Ernennung zum Amtsgerichtsrat in Traunstein, 1955 wechselte er auf eine Stelle in der Bayerischen Staatskanzlei.

Familie

Vogel war der Sohn eines aus München stammenden Professors für Biologie. Er war zweimal verheiratet, hatte drei Kinder und lebte im Ruhestand wieder in München. Sein jüngerer Bruder Bernhard war als CDU-Mitglied lange Jahre Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz und später in Thüringen.

Partei

Seit 1950 bereits Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, wurde Vogel 1970 erstmals in den SPD-Bundesvorstand und nach dem Rücktritt von Willy Brandt als Parteivorsitzender 1987 auch zu dessen Nachfolger gewählt. 1991 kandidierte er aus Altersgründen nicht erneut und gab sein Parteiamt an Björn Engholm ab.

Abgeordneter

1972 wurde Vogel erstmals über die Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt, aus dem er zunächst 1981 ausschied, um Regierender Bürgermeister von Berlin (West, Ministerpräsident) zu werden.

Er war dann von 1981 bis 1983 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und hier auch Vorsitzender der SPD-Fraktion.

Mit der vorgezogenen Bundestagswahl 1983 zog Vogel dann erneut, diesmal als Berliner Abgeordneter, in den Bundestag ein und führte hier bis 1991 die Bundestagsfraktion. Vogel war dann noch bis 1994 Mitglied des Bundestages.

Öffentliche Ämter

Vogels aktive politische Karriere begann 1958 als hauptamtlicher Stadtrat und Leiter des Rechtsreferats der Landeshauptstadt. 1960 wurde Hans-Jochen Vogel zum Oberbürgermeister von München gewählt. 1966 wurde er in diesem Amt bestätigt und trug maßgeblich dazu bei, dass die Stadt München als Gastgeber für die Olympischen Sommerspiele 1972 ausgewählt wurde.

Am 15. Dezember 1972 wurde er als Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau in die von Bundeskanzler Willy Brandt geleitete Bundesregierung berufen. Nach Brandts Rücktritt übernahm er am 16. Mai 1974 in dem nun von Bundeskanzler Helmut Schmidt geführten Kabinett das Amt des Bundesministers der Justiz.

Am 22. Januar 1981 schied Vogel aus der Bundesregierung aus und wurde einen Tag später als Nachfolger von Dietrich Stobbe, dem die Bewältigung der Senatskrise in Berlin nicht gelungen war, zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Er trat auch am 10. Mai 1981 als Spitzenkandidat der SPD bei den vorgezogenen Wahlen zum Abgeordnetenhaus von Berlin an, unterlag jedoch Richard von Weizsäcker (CDU), der ab dem 11. Juni 1981 eine Minderheitenregierung führte.

Bei der Bundestagswahl 1983 trat Vogel als Kanzlerkandidat der SPD an, verfehlte jedoch mit 38,2 % der Stimmen das Wahlziel einer möglichen Regierungsbildung.

Ehrungen

Vogel wurde 1998 mit dem Galinski-Preis und 2001 mit dem Leo-Baeck-Preis ausgezeichnet. In seiner Dankesrede von 2001 bekannte er sich ausdrücklich dazu, als Jugendlicher Scharführer und Kulturfunktionär in der Hitler-Jugend gewesen zu sein und damals "der Faszination eines verbrecherischen Regimes nur ungenügend widerstanden" zu haben.

Vogel war Träger vieler Auszeichnungen (vgl. Liste bei Wikipedia).

Seit 2001 war Hans-Jochen Vogel Mitglied im Nationalen Ethikrat.

Ein Portrait Günter Rittners von ihm ist bekannt (Link zum Bild).

Er war seit 1972 Ehrenbürger der Stadt München.

2021 wurde der Platz zwischen Olympiastadion und Olympiahalle als Hans-Jochen-Vogel-Platz benannt[1]

Zitate

„Ich gehe ins Altersheim, so lange ich die Möbel noch selber hineintragen kann!“
(Hans Jochen Vogel zog mit 80 Jahren in ein Seniorenwohnstift in Hadern.)
„Die Tatsache, dass der Umgang mit dem Grund und Boden bis heute den Marktregeln und eben nicht den Vorgaben des Allgemeinwohls entspricht, hat zu schweren Fehlentwicklungen geführt: einem dauernden Anstieg der in Wohnungsnot geratenen sozial Schwächeren und einem ebenso andauernden beispiellosen Anstieg der leistungslosen Bodengewinne.“
(Hans-Jochen Vogel veröffentlichte 2019 das Buch „Mehr Gerechtigkeit! Wir brauchen eine neue Bodenordnung - nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar“, der Kampf für eine gerechte Bodenordnung hat ihn lebenslang beschäftigt).

Weblinks


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  Bürgermeister und Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München

Franz Paul von Mittermayr (1818–1836) | Josef von Teng (1836–1837) | Jakob Bauer (1838–1854) | Kaspar von Steinsdorf (1854–1870) | Alois von Erhardt (1870–1887) | Johannes von Widenmayer (1888–1893) | Wilhelm von Borscht (1893–1919) | Eduard Schmid (1919–1924) | Karl Scharnagl (1925–1933) | (1933–1945 war das Amt durch NS okkupiert)  | Karl Scharnagl (1945–1948) | Thomas Wimmer (1948–1960) | Hans-Jochen Vogel (1960–1972) | Georg Kronawitter (1972–1978) | Erich Kiesl (1978–1984) | Georg Kronawitter (1984–1993) | Christian Ude (1993–2014) | Dieter Reiter (seit 2014) 

  1. Landeshauptstadt München, Beschluss vom 4. Februar 2021: Beschlussfassung „Hans-Jochen-Vogel-Platz“