Friedhof am Perlacher Forst

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Friedhof am Perlacher Forst, Aussegnungshalle

Der Friedhof am Perlacher Forst in der Stadelheimer Straße im Münchner Stadtteil Obergiesing wurde 1931 fertiggestellt. Die Planungen stammen von Stadtbaurat Hermann Leitensdorfer. Im Friedhof gibt es ca. 27.000 Grabplätze und zwei Ehrenhaine für KZ-Opfer.

Der Friedhof grenzt an das Gelände des Gefängnisses München-Stadelheim (auch JVA, früher Zuchthaus, Hinrichtungsstätte, Gedenkstätte).

Lage und Erreichbarkeit

Stadelheimer Str. 24
Straßenbahn 27 und Bus 139: Haltestelle Schwanseestraße

KZ-Ehrenhain I

Den Eingang zum Ehrenhain markiert ein Gedenkstein (0,43 m × 0,80 m × 0,52 m), der folgenden Text enthält:

Hier ruhen 4092 Opfer nationalsozialistischer Willkür zur letzten Ruhe bestattet“.

Die Asche der Toten stammt zumeist von Opfern aus dem Konzentrationslager Dachau, die in das Krematorium im Ostfriedhof gebracht wurden. Dazu kam die Asche von Opfern, die im Zusammenhang mit der so genannten Euthanasie (Krankenmorde, Aktion T4) in den Tötungsanstalten Hartheim, Sonnenstein, Fürstenberg, Grafeneck und Steyr in Gaskammern ermordeten Menschen. Unter den Toten sind Deutsche, Franzosen, Holländer, Österreicher, Polen, Russen und Tschechen. Ihre Bestattung fand im Jahre 1950 statt. In der 2.800 Quadratmeter großen, mit Linden bepflanzten Anlage sind 3.996 Urnen bestattet.

In 44 Gräberfeldern, von denen jedes 90 Urnen enthält.

Kreuzförmig angelegte Wege laufen in der Mitte der Anlage auf einen Brunnen zu, auf dessen Einfassung folgender Text steht:

Den Toten zur Ehre, den Lebenden
zur steten Mahnung. Anno MCML.“

Die Namensliste der Bestatteten befindet sich im Archiv der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.

Der Ehrenhain ist unter der Leitung des Münchner Professors Karl Knappe in Zusammenarbeit mit den Architekten H. Grill und F. Fredrich vom Münchner Städtischen Baureferat Hochbau I entstanden.

Ehrenhain II

Unter den hier bestatteten Toten befanden sich in der Mehrzahl Tschechen, etliche Deutsche, Österreicher und Polen. Die meist aus politischen Gründen im Gefängnis München-Stadelheim Hingerichteten waren Gegner des Nationalsozialismus, die sich z. T. in Widerstandsgruppen organisierten. Sie wurden von der NS-Justiz wegen so genanntem „Hochverrat“, „Landesverrat“, „Feindbegünstigung“ und „Rundfunkverbrechen“ zum Tode verurteilt.

Der Münchner Oberbürgermeister Karl Scharnagl sprach sich anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag 1945 für die Errichtung einer Grabanlage für die im Strafgefängnis München-Stadelheim Hingerichteten aus.

Nach dem Münchner Stadtratsbeschluss vom 22. Juni 1954 entstand diese Grabstätte für politische Opfer, die aus Reihengräbern entlang der Umfassung des Gefängnisses 1954 hierher umgebettet wurden. Die Namensliste befindet sich im Archiv der Bayerischen Verwaltung Staatlicher Schlösser, Gärten und Seen.

Die von einer Hecke begrenzte Grabanlage mit 93 Reihengräbern ist in der Mitte durch einen Betonquader (2,67 m × 0,60 m × 0,28 m) als gemeinsamen Denkmal markiert. Auf diesem sind vier Stahlplatten (0,3 m × 0,42 m, Foto siehe unter Weblinks) mit dem eingraviertem Text angebracht:

Hier ruhen 94 Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft,
sie wurden aus politischen Gründen in der Zeit zwischen 1942 – 1945 im
Gefängnis Stadelheim ermordet.“
(Text der 1. Platte)

Auf zwei weiteren Tafeln stehen Namen der Opfer.

Auf der vierten Platte heißt es:

Viele von ihnen waren Mitglieder von Widerstandsgruppen.
Hans C. Leipelt gehörte zum studentischen Widerstandskreis „Weiße Rose“
und wurde am 29. Januar 1945 enthauptet.“

Die Gedenktafeln und das einem Sarkophag ähnelnde Grabmal in der Mitte der Anlage entstanden später. Die Einweihung fand am 18. Juli 1996 statt. Den Gedenkstein gestaltete der Architekt Ulrich Hartmann von der Bayerischen Verwaltung Staatlicher Schlösser, Gärten und Seen.

Bekannte Verstorbene auf dem Friedhof

Café Himmelb(l)au

Am 21. Mai 2023 nimmt Münchens erstes Pop-Up-Café auf dem Friedhof am Perlacher Forst, das Café Himmelb(l)au den Betrieb auf. Es ist jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr für alle Münchner Bürger*innen geöffnet. Es soll eine moderne Bestattungskultur realisieren. Dazu gehört es auch, einen Friedhof als Aufenthaltsort einladend zu gestalten.

Betrieben wird das Café von Haupt- und Ehrenamtlichen der umliegenden evangelischen Kirchengemeinden. Die Landeshauptstadt München stellt den blauen Bauwagen und die nötige Infrastruktur für den Betrieb zur Verfügung. Geplant sind kulturelle Angebote, zum Beispiel Musikveranstaltungen, Lesungen, Vorträge sowie Führungen über den Friedhof. Ferner ist es Interessierten möglich, sich über Formen der Bestattung und mögliche Vorbereitungen für Trauerfälle zu informieren[1].

Literatur

  • Alt, Karl (1946): Todeskandidaten. Erlebnisse eines Seelsorgers. Neubau Verlag A. Groß, München
  • Alt, Karl; Reuter, Werner (Hrsg., 1994): Überschreiten von Grenzen. Strafgefängnis München-Stadelheim. Verlag Ökologie & Pädagogik, München.
  • Claudia Wessel: „Ort des Terrors - Ort des Erinnerns“, Artikel der SZ, Nr. 47 vom 25. Februar 2008

Weblinks

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