Wittelsbacher Palais
Das Wittelsbacher Palais stand bis 1964 an der Nordost-Ecke des Blocks von Brienner und Türkenstraße.
Der Backsteinbau war ab Oktober 1933 die Gestapo-Zentrale und ab 1934/35 auch Gestapo-Gefängnis. Dies war Teil der Polizei, die Geheimpolizei. 1944 wurde er bei Luftangriffen beschädigt und 1964 ganz abgebrochen. Heute steht an der Stelle ein Gebäude der BayernLB.
1984 wurde eine Gedenktafel an die unterschiedlichen Nutzungen des früheren Gebäudes angebracht. Diese befindet sich an der Ecke Brienner Straße/Türkenstraße.
Der rote Backsteinbau war 1848 von Friedrich von Gärtner und Johann Moninger (Bauleitung) errichtet worden und diente von 1848 bis 1868 zunächst als Alterssitz von König Ludwig I.
AK bei der Polizei
In Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum wurde ein Arbeitskreis Die Münchner Polizei im NS-Staat gegründet, dem neben Polizeibeamten auch Wissenschaftler des NS-Dokumentationszentrums München angehören und der nach dem Verhalten der ehemaligen Beamten nun auch intern forschen will. Es ist -bezogen auf die Gefühle der Verbundenheit/wechselseitigen Schutzes) evtl. hilfreich, dass die "Täter", die auch in der Nachkriegszeit ihre Laufbahn fortsetzen konnten, und viele der gleichaltrigen Polizistengeneration inzwischen vestorben sind. Für die Ausgabe 2/11 der polizeiinternen Zeitschrift "Ettstraße" schrieb der KHK Fabian Frese einen Artikel über den Arbeitskreis. Vom Streifenbeamten bis zum Leiter des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz wurden Polizeibeamten Morde im „Dritten Reich“ nachgewiesen. Sie waren zum Teil auch in den Einsatzgruppen bei Massenmorden aktiv (in Polen bzw. der Sowjetunion). In allen Teilen der Polizei waren NS‑Täter zu finden und sie waren meist „ganz normale Männer“.
Das Personal der Gestapo-Leitstelle München bestand zum größten Teil aus ehemaligen Mitarbeitern der Münchner (Kriminal-)Polizei. Einige Münchner Beamte machten in der Folgezeit in der Gestapo (vor allem in Wien und Berlin) beachtliche Karrieren, wie etwa Heinrich Müller als Chef der Gestapo im Reichssicherheitshauptamt.
Während der Arbeit des AK melden sich Kollegen und andere Münchner: Sie haben noch was im Keller, vom Opa, das könnte interessant sein.
Das Arbeitsergebnis:
- Die Ausstellung „Die Münchner Polizei und der Nationalsozialismus“ stand vom 9. November 2012 bis zum Anfang des darauffolgenden Jahres im Rapportsaal des Präsidiums und wurde durch eine kleine Vortragsreihe ergänzt.
- Joachim Schröder: Die Münchner Polizei und der Nationalsozialismus. Herausgeg. vom Polizeipräsidium München und dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Essen, Klartext Verlag; 2013. 208 Seiten. ISBN 3837509966 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung)
Heydrich und der rechtsweite Aufbau der Geheime Staatspolizei
Bis ins Jahr 1934 koordinierte der Chef des SD - des NS-internen Sicherheitsdienstes, Reinhard HeydrichW, die Führung der Organisation von München aus. Hier hatte er zwei Büros: eines bei der Bayerischen Politischen Polizei (BPP), deren Chef er seit März 1933 war, und das Hauptquartier des SD-Oberabschnitts Süd in der Leopoldstraße 10. Nachdem es der SS-Führung im Frühjahr 1934 gelungen war, die Kontrolle über die Geheime Staatspolizei zu übernehmen, wurde Heydrich im April 1934 gleichzeitig (in Personalunion) Chef des Geheimen Staatspolizeiamtes in Berlin und des NS-SD ernannt. Zu dieser Zeit begann Heydrich – ebenso wie die SS-Gesamtführung unter Heinrich Himmler – den organisatorischen Schwerpunkt des SD nach Berlin zu verlegen.
Siehe auch
- Judendeportationen aus München
- Platz der Opfer des Nationalsozialismus
- NS-Dokumentationszentrum (im Aufbau; Träger sind Bund, Land und Stadt)
- NSDAP-Gebäude in München und ihre Reste nach 1945
- Sondergericht München
- "Zigeunerpolizeistelle München", ab 1938 dem Reichkriminalpolizeiamt in Berlin als „Zentralstelle zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens" unterstellt. Sie hat nach eigenen Angaben bis zu 90 Prozent der Sinti und Roma in Deutschland für weitere Verfolgungsmaßnahmen erfasst.
Weitere Artikel zum Thema der Judenvernichtung durch das NS-Regime
- 2. Deportation am 3. April 1942 per Bahn aus München in das KZ-Sammellager Piaski (im Distrikt Lublin und von dort ins KZ Belzec)
- KZ Belzec – Gedenkstätte am
- Fast alle folgenden Transporte gingen zum Konzentrationslager Theresienstadt, eines der Todeslager für viele Münchnerinnen und Münchner
- Denkmal für die Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
- Stadtgeschichte und München in der Zeit des Nationalsozialismus
Weblinks
- Die Münchner Polizei im NS-Regime; Pressemitteilung des AK vom 8. Aug. 2011
Literatur
- Sven Deppisch: Täter auf der Schulbank. Die Offiziersausbildung der Ordnungspolizei und der Holocaust, Tectum-Verlag, 2017, 672 Seiten (Rezension dazu v Peter Bierl in der SZ vom 24. Nov. 2017: Wie Ordnungshüter während der NS-Zeit zu Massenmördern wurden.)
- Joachim Schröder u.a.: Die Münchner Polizei und der Nationalsozialismus. Ausstellungskatalog, Herausgeg. vom Polizeipräsidium München und dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Essen, Klartext Verlag; 2013. 208 Seiten. ISBN 3837509966.
allgemein:
- Wolfgang Curilla: Der Judenmord in Polen und die deutsche Ordnungspolizei 1939–1945, Paderborn 2011
- Florian Dierl u.a. (Hrsg.), Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat. Eine Ausstellung der Deutschen Hochschule der Polizei, Münster, und des Deutschen Historischen Museums, Berlin, 1. April bis 31. Juli 2011, Dresden 2011.
- Stefan Klemp, „Nicht ermittelt“. Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. Ein Handbuch, 2. erw. u. überarb. Aufl., Essen 2011,
- Wolfgang Schulte (Hrsg.), Die Polizei im NS-Staat. Beiträge eines internationalen Symposiums an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, Frankfurt 2009
Das Thema "Wittelsbacher Palais" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Wittelsbacher Palais. |
- dazu auch der Wikipedia-Artikel über die Geheime Staatspolizei