Stolpersteine für München: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Mai 2014, 01:16 Uhr
Die Initiative Stolpersteine für München e.V. beteiligt sich an der Verlegung von Stolpersteinen auf Gehwegen und Plätzen in München, die an einzelne Opfer der Judenverfolgung erinnern sollen.
Die Idee für die Gestaltung der StolpersteineW stammt von dem Kölner Künstler Gunter DemnigW. Einen ersten so beschrifteten Stein ließ Demnig am 16. Dezember 1992, dem 50. Jahrestag des Befehls Heinrich HimmlersW zur Deportation der „Zigeuner“, vor dem Historischen Kölner Rathaus in das dortige Pflaster ein. Seit 1992 hat er in über 270 Gemeinden Deutschlands über 14.000 Steine in die Bürgersteige eingesetzt. U. a. wurde er im Januar 2005 mit dem Obermayer German Jewish History AwardW ausgezeichnet, 2006 mit dem BundesverdienstkreuzW sowie 2009 mit dem Erich-Mühsam-PreisW.
Mit diesen kleinen metallenen Gedenktafeln im Boden soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die von dort aus im Nationalsozialismus deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonpflastersteine mit einer Kantenlänge von ca. zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine Messingplatte befindet. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges etc. eingelassen. Sie sind also entgegen ihrem Namen kein Hindernis beim Gehen. Sie lassen unsere Gedanken ins Stolpern geraten. Sie haben eine individuell Beschriftung. In der Regel "Hier wohnte …", Namen, Geburtsjahr und was über den Tod bekannt ist. Den Kommunen entstehen keine Kosten. Die Stolpersteine gehen nach der Verlegung in das Eigentum der jeweiligen Stadt oder Gemeinde über. Damit sollten juristische Streitigkeiten weitgehend vermieden werden. In München kam es 2004 leider anders.
Die Steine in München
25.05.2004, 10:00 Uhr: Verlegung der Stolpersteine für Siegfried Jordan und Paula Jordan in den Gehsteig vor dem Haus Mauerkircherstraße 13 durch Demnig.
17.02.2005: Amelie Fried, Autorin und Fernsehmoderatorin, verlegt in einem symbolischen Akt Stolpersteine in der Frundsbergstraße für ihre Verwandten, die dort wohnten und nach Auschwitz deportiert worden sind.
05.04.2005 eine weitere symbolische Verlegung von zwei Stolpersteinen für das Ehepaar Goldlust in der Herzog-Max-Straße Nr. 4. Pate der Steine ist ein Neffe von Frau Goldlust, Hans-Dieter Klein, aus Wien.
1.09.2007: Gunter Demnig verlegt einen Stolperstein auf Privatgrund, Viktor-Scheffel-Straße Nr. 19.
- Hier wohnte Heinrich Oestreicher Jg. 1868 deportiert 1942 Theresienstadt ermordet 15.3.1943
12.08.2008: Gunter Demnig verlegt wieder vier "Stolpersteine" in München in der Schwabinger Viktor-Scheffel-Straße 14 und 16 für vier Opfer des Naziregimes.
- Hier wohnte Janette Weiss geb. Bauer Jg. 1871 deportiert 1942 Theresienstadt ermordet 6.8.1942
- Hier wohnte Judith Ziegler geb. Grünberg Jg. 1864 deportiert 1943 Theresienstadt ermordet 11.5.1943
- Hier wohnte Julie Katharina Weiss Jg. 1901 deportiert 1942 Theresienstadt, ermordet in Auschwitz
- Hier wohnte Leopold Weiss Jg. 1899 verhaftet 1939 Sachsenhausen Dachau ermordet 20.6.1941
14.01.2009: Präsentation von zwei Stolpersteinen für die Schwestern Laura Dobriner und Henriette Drey in der Arcisstraße Nr. 57 im Schaufenster von bei Geigenbauer Zens.
17.05.2009: Gunter Demnig verlegt 13 Stolpersteine auf Privatgrund in der Haydnstraße und in der Kyreinstraße.
20.11.2011: Ein weiterer Stolperstein wird in der Kyreinstraße 3 verlegt.
18.04.2013: Es folgen zwei Stolpersteine in der Lindwurmstraße 205 auf Privatgrund sowie drei in der Widenmayerstraße.
21.12.2013: Die beiden neuesten wurden in der Entenbachstraße und in der Isartalstraße verlegt.
Pro und Contra
Stimmen in der Israelitische Kultusgemeinde haben geäußert, dass „Stolpersteine" für sie erniedrigend, demütigend und herabsetzend wirken und sind.
Die Israelitische Kultusgemeinde München hat sich in der Folge sehr dezidiert gegen die „Stolpersteinen" geäußert, dies durchaus im Gegensatz zu den jüdischen Gemeinden in anderen Städten. Auch das ist ein Unterschied zu anderen Städten.
Die schönen, großen, zentralen Gedenkstätten würden beitragen, die Opfer an Ort und Stelle zu vergessen, zu verdrängen (dann, wenn sie alternativ benutzt werden).
Abstimmung im Gemeinderat, andere Gremien
26.06.2003: Der Ältestenrat befasst sich erstmals mit dem Thema "Stolpersteine" und empfiehlt der Stadt München dieses Projekt nicht zu verwirklichen, "da die Stadt München im letzten Jahr mehrere Beschlüsse zum Thema 'Geschichte und Erinnern im öffentlichen Raum' gefasst hat und hier andere Wege gehen will". (Die Neubauten am St. Jakobsplatz befinden sich im Entstehen.)
14.06.2004: Der Ältestenrat berät über die Stolpersteine und gibt das Thema an den Stadtrat weiter.
15.06.2004: Treffen der Initiative, an dem beschlossen wird, im Fall eines abschlägigen Stadtratsbeschlusses in der SZ eine Annonce zu schalten, in der inhaltlich und durch die Zahl der Unterschriften zum Ausdruck kommen soll, dass die Stolpersteine von vielen Münchnern erwünscht sind.
16.06.2004: Die Stadtratssitzung beginnt um 8:30 Uhr; der Tagesordnungspunkt "Stolpersteine" wird erst Nachmittags verhandelt. 17:00: nach Stellungnahmen der jeweiligen Fraktionssprecher und des Bürgermeisters wird mit nur wenigen Gegenstimmen das Projekt Stolpersteine für München abgelehnt und - wie sich am nächsten Tag herausstellt, unmittelbar nach Beschlussfassung wurden die Steine aus dem Gehsteig vor dem Haus Mauerkircherstraße 13 herausgebrochen.
- Der Antrag von OBM Ude, SPD, CSU und FDP wird mit den Stimmen von OBM Ude, SPD, CSU, BM Monatzeder, ÖDP, StR Dr. Baretti, StR Weinfurtner und FDP beschlossen. Der Änderungsantrag von Bündnis 90/Die Grünen/Rosa Liste wird gegen die Stimmen von BM Monatzeder, Bündnis 90/Die Grünen, Rosa Liste und PDS abgelehnt.
- Vor dem Wohnhaus erinnert nichts mehr an Siegfried und Paula Jordan, die von den Nazis umgebracht wurden.
9.02.2010: Der von Dr. Michael Bärmann (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) in den Bezirksausschuss 3 Maxvorstadt eingebrachte Antrag, der Verlegung zweier Stolpersteine für homosexuelle Opfer in der Arcisstraße und in der Richard-Wagner-Straße zuzustimmen, wird dort mehrheitlich abgelehnt.
Weiteres
Vielleicht wäre es sinnvoll, hier im Wiki ein Verzeichnis der Stolpersteine in München anzulegen?
- http://www.stolpersteine-muenchen.de/stolpersteine/all.php - alphabetische Liste nach Namen. Als Opferzahl ist zu bedenken, es wird an 4587 Münchner Männer, Frauen und Kinder erinnert, die wegen ihrer jüdischen Herkunft von den örtlichen Nazistellen und damit von Münchner NachbarInnen verfolgt und letztlich getötet wurden. Vgl. die bekannt gewordenen Deportationslisten.
Es gibt eine Liste der verlegten Stolpersteine in MũnchenW in Wikipedia.
Siehe auch
- Judendeportationen aus München
- München in der Zeit des Nationalsozialismus
- Die Ausstellung Nationalsozialismus in München – Chiffren der Erinnerung im Münchner Stadtmuseum am Jakobsplatz
- NS-Dokumentationszentrum (zur Zeit in der Planung und Bauphase)
- Vergleiche den Artikel "Warum Mister Weill aus New York nach Konstanz kam." bei SeeMoZ vom 15. Juli 2010 (Über Stolpersteine in Konstanz.)
Weblinks
- Seite der Initiative stolpersteine-muenchen.de mit Karte
- Auszüge aus dem Wortprotokoll über die 31. Sitzung der Vollversammlung des Stadtrates der Landeshauptstadt München vom 16. Juni 2004 (öffentliche Sitzung) (bei www.stolpersteine-muenchen.de/Archiv)
- Chronik
- Politikum - Erinnerung an NS-Opfer. Bei SZ vom 5. März 2014
- Stolpersteine in MünchenW bei Wikipedia
- Wer gedenkt am besten? Die jüdische Gemeinde in München lässt Stolpersteine entfernen, und schreibt damit Holocaust-Überlebenden vor, wie sie ihrer ermordeten Verwandten zu gedenken haben. (bei www.taz.de vom 28. Juni 2008)