Altes Rathaus: Unterschied zwischen den Versionen

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Nachdem die Stadtverwaltung 1874 in den ersten Bauabschnitt des [[Neues Rathaus|Neuen Rathauses]] umgezogen war und das nunmehr ''Alte Rathaus'' genannte Gebäude vor allem zu repräsentativen Zwecken genutzt wurde, durchbrach man das Erdgeschoss für eine Durchfahrt zum Tal mit einer separaten Fußgängerpassage. Diese Durchfahrt in gotischen Formen wurde [[1934]]/[[1935|35]] über das ganze Erdgeschoss hin ausgedehnt.
Nachdem die Stadtverwaltung 1874 in den ersten Bauabschnitt des [[Neues Rathaus|Neuen Rathauses]] umgezogen war und das nunmehr ''Alte Rathaus'' genannte Gebäude vor allem zu repräsentativen Zwecken genutzt wurde, durchbrach man das Erdgeschoss für eine Durchfahrt zum Tal mit einer separaten Fußgängerpassage. Diese Durchfahrt in gotischen Formen wurde [[1934]]/[[1935|35]] über das ganze Erdgeschoss hin ausgedehnt.


Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Alte Rathaus schwer beschädigt, der Turm wurde [[1940]] abgebrochen um eine Durchfahrt für Panzer zu ermöglichen. Der Wiederaufbau erfolgte in zwei Phasen, [[1953]] bis [[1958]] wurde der Saalbau rekonstruiert, und in der Fassadengesteltung orientierte man sich am gotischen Original, so dass das Hauptfenster wieder höher gesetzt wurde und die neugotischen Elemente, die Statuen Ludwig des Bayern (Westfassade), Heinrich des Löwen (Ostfassade) und die Giebelgestaltung, blieben erhalten. Der mögliche Wiederaufbau des Talbergturmes wurde lange in der Öffentlichkeit diskutiert, schließlich rekonstruierte [[Erwin Schleich]] [[1971]] bis [[1974]] den 56 Meter hohen Turm des Alten Rathauses nach gotischem Original von [[1493]]. Die berühmten [[Moriskentänzer]], die von Erasmus Grasser für den Ballsaal des Alten Rathauses geschaffen wurden, sind heute im [[Stadtmuseum|Münchener Stadtmuseum]] zu bewundern.
Das Alte Rathaus diente im Laufe seiner Geschichte vielen Funktionen. So wurde es 1677 für den alten bayrischen [[Landtag]] genutzt, sein Keller war lange Zeit Stadtgefängnis. [[1848]] wurden im Alten Rathaus die Münchner Abgeordneten für die Deutsche Nationalversammlung bestimmt. Zwischen 1867 und 1908 wurde das daneben liegende [[Neues Rathaus|Neue Rathaus]] erbaut, in dem ab dann der Magistrat untergebracht wurde.  


Das Alte Rathaus diente im Laufe seiner Geschichte vielen Funktionen. So wurde es 1677 für den alten bayrischen [[Landtag]] genutzt, sein Keller war lange Zeit Stadtgefängnis. [[1848]] wurden im Alten Rathaus die Münchner Abgeordneten für die Deutsche Nationalversammlung bestimmt. Zwischen 1867 und 1908 wurde das daneben liegende [[Neues Rathaus|Neue Rathaus]] erbaut, in dem ab dann der Magistrat untergebracht wurde.  
==Geschichte in der NS-Herrschaft==
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde das Alte Rathaus schwer beschädigt, der Turm wurde [[1940]] abgebrochen um eine Durchfahrt für Panzer zu ermöglichen.  


Am Abend des 9. November 1938 hielt Joseph Goebbels im Rathaussaal eine Hetzrede, die als Auftakt der Reichskristallnacht gilt.
Am Abend des 9. November 1938 hielt Joseph Goebbels im Rathaussaal eine Hetzrede, die als Auftakt der Reichskristallnacht gilt.
== Wiederaufbau ==
Der Wiederaufbau erfolgte in zwei Phasen, [[1953]] bis [[1958]] wurde der Saalbau rekonstruiert, und in der Fassadengesteltung orientierte man sich am gotischen Original, so dass das Hauptfenster wieder höher gesetzt wurde und die neugotischen Elemente, die Statuen Ludwig des Bayern (Westfassade), Heinrich des Löwen (Ostfassade) und die Giebelgestaltung, blieben erhalten. Der mögliche Wiederaufbau des Talbergturmes wurde lange in der Öffentlichkeit diskutiert, schließlich rekonstruierte [[Erwin Schleich]] [[1971]] bis [[1974]] den 56 Meter hohen Turm des Alten Rathauses nach gotischem Original von [[1493]]. Die berühmten [[Moriskentänzer]], die von [[Erasmus Grasser]] für den Ballsaal des Alten Rathauses geschaffen wurden, sind heute im [[Stadtmuseum|Münchener Stadtmuseum]] zu bewundern.


Der Turmbau beherbergt heutzutage das [[Spielzeugmuseum]].
Der Turmbau beherbergt heutzutage das [[Spielzeugmuseum]].


==Glocke==
==Glocke==
Im Turm die große Ratsglocke. Ihre Inschrift von 1973: ''"Den Rat einst rief ich, der Krieg verschlang mich, Bürgersinn schuf mich, die Stunde schlag ich, Anton Gugg goss mich - Anno MDMLXXIII"''
Im Turm die große Ratsglocke. Ihre Inschrift von 1973:
:::''"Den Rat einst rief ich, der Krieg verschlang mich, Bürgersinn schuf mich, die Stunde schlag ich, Anton Gugg goss mich - Anno MDMLXXIII"''
== Lage ==
== Lage ==
[[Marienplatz]] 15, an der Ostseite des Platzes
[[Marienplatz]] 15, an der Ostseite des Platzes

Version vom 11. Oktober 2010, 11:05 Uhr

Altes Rathaus zu München
Blick vom Tal hinauf zum Alten Rathaus. Eine Fotoaufn. von 1888

Das Alte Rathaus der Stadt München mit seinem 56 Meter hohen Turm schließt den Marienplatz nach Osten ab und trennt ihn vom Tal am ehemaligen Graben der sogenannten "leonischen Stadtbefestigung" Heinrichs des Löwen.

Es ist der Nachfolgebau des 1310 erstmals urkundlich erwähnten Münchner Rathauses, das damals wegen der Stadtbefestigung, welche am Marienplatz endete, weiter westlich stand, aber bereits den östlichen Abschluss des zentralen Münchner Platzes bildete. Dieser Bau erhielt bereits 1392/93 einen großen Saal, auch wurde das Talburgtor der leonischen Stadtbefestigung, damals noch Unteres Tor genannt, zum Rathausturm umgebaut. 1460 fiel dieser nur durch sehr gute Beschreibungen bekannte Komplex einem Blitzeinschlag zum Opfer. Ab 1470 bis 1480 erbaute Dombaumeister Jörg von Halsbach, genannt "Ganghofer", sein spätgotisches Rathaus, zentraler Raum war der Saalbau, eine architektonische Meisterleistung der Münchner Gotik.

Das alte Rathaus erfuhr im Laufe der Jahrhunderte mehrere Umgestaltungen, die dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprachen: Im 17. Jahrhundert wurde die Fassade barokisiert, der Rathausturm erhielt eine Zwiebelkuppel, 1778/79 veränderte A. Demmel die Westfassade im Stile der Spätrenaissance, Arnold Zenetti regotisierte das Rathaus 1861 bis 1864, dann wieder im Sinne des Historismus. Unangetastet blieb dabei Ganghofers Saalbau.

Nachdem die Stadtverwaltung 1874 in den ersten Bauabschnitt des Neuen Rathauses umgezogen war und das nunmehr Alte Rathaus genannte Gebäude vor allem zu repräsentativen Zwecken genutzt wurde, durchbrach man das Erdgeschoss für eine Durchfahrt zum Tal mit einer separaten Fußgängerpassage. Diese Durchfahrt in gotischen Formen wurde 1934/35 über das ganze Erdgeschoss hin ausgedehnt.

Das Alte Rathaus diente im Laufe seiner Geschichte vielen Funktionen. So wurde es 1677 für den alten bayrischen Landtag genutzt, sein Keller war lange Zeit Stadtgefängnis. 1848 wurden im Alten Rathaus die Münchner Abgeordneten für die Deutsche Nationalversammlung bestimmt. Zwischen 1867 und 1908 wurde das daneben liegende Neue Rathaus erbaut, in dem ab dann der Magistrat untergebracht wurde.

Geschichte in der NS-Herrschaft

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Alte Rathaus schwer beschädigt, der Turm wurde 1940 abgebrochen um eine Durchfahrt für Panzer zu ermöglichen.

Am Abend des 9. November 1938 hielt Joseph Goebbels im Rathaussaal eine Hetzrede, die als Auftakt der Reichskristallnacht gilt.

Wiederaufbau

Der Wiederaufbau erfolgte in zwei Phasen, 1953 bis 1958 wurde der Saalbau rekonstruiert, und in der Fassadengesteltung orientierte man sich am gotischen Original, so dass das Hauptfenster wieder höher gesetzt wurde und die neugotischen Elemente, die Statuen Ludwig des Bayern (Westfassade), Heinrich des Löwen (Ostfassade) und die Giebelgestaltung, blieben erhalten. Der mögliche Wiederaufbau des Talbergturmes wurde lange in der Öffentlichkeit diskutiert, schließlich rekonstruierte Erwin Schleich 1971 bis 1974 den 56 Meter hohen Turm des Alten Rathauses nach gotischem Original von 1493. Die berühmten Moriskentänzer, die von Erasmus Grasser für den Ballsaal des Alten Rathauses geschaffen wurden, sind heute im Münchener Stadtmuseum zu bewundern.

Der Turmbau beherbergt heutzutage das Spielzeugmuseum.

Glocke

Im Turm die große Ratsglocke. Ihre Inschrift von 1973:

"Den Rat einst rief ich, der Krieg verschlang mich, Bürgersinn schuf mich, die Stunde schlag ich, Anton Gugg goss mich - Anno MDMLXXIII"

Lage

Marienplatz 15, an der Ostseite des Platzes

Weblinks

Siehe auch

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