Curt Mezger: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Curt Mezger''' (* [[17. Dezember]] [[1895]] in [[München]]; † vermutlich [[12. März]] [[1945]] im KZ Ebensee) war ein deutsch-jüdischer Unternehmer. Er war der letzte Leiter des Münchener [[Judenlager Milbertshofen|Judenlagers Milbertshofen]]. In dieser Funktion half er anderen, ihr schlimmes Los erträglicher zu machen. Nach Auflösung des Lagers Milbertshofen war er ab 19. August 1942 als Lagerleiter in der [[Judenlager Berg am Laim|Judenanlage Berg am Laim]] eingesetzt. Am 14. März 1943 wurde er festgenommen und nach Auschwitz deportiert, im Januar 1945 dann in das KZ Ebensee eingeliefert, wo er anderthalb Monate später umkam.
'''Curt Mezger''' (* [[17. Dezember]] [[1895]] in [[München]]; † vermutlich 12. März [[1945]] im KZ Ebensee) war ein deutsch-jüdischer [[Unternehmer]]. Er war der letzte Leiter des Münchner [[Deportationslager Milbertshofen|Judenlagers Milbertshofen]]. In dieser Funktion half er anderen, deren schlimmes Los erträglicher zu machen. Nach Auflösung des Lagers Milbertshofen war er ab 19. August 1942 als Lagerleiter in der [[Sammellager Berg am Laim|Judenlager Berg am Laim]] eingesetzt. Am 14. März 1943 wurde er festgenommen und nach Auschwitz deportiert, im Januar 1945 dann in das KZ Ebensee eingeliefert, wo er anderthalb Monate später umkam.


== Leben ==
== Leben ==
Mezger wurde als Sohn einer Familie des Münchener Großbürgertums geboren und wuchs in einer stattlichen Villa am [[Karolinenplatz]] auf. Seine Schulausbildung durchlief er am Humanistischen Gymnasium. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er in die Armee einberufen und nahm als Vizefeldwebel des 1. Bayerischen Fußartillerieregiments bis 1918 an den Kämpfen teil.
Mezger wurde als Sohn einer Familie des Münchner Großbürgertums geboren und wuchs in einer stattlichen [[Villa]] am [[Karolinenplatz]] auf. Seine Schulausbildung durchlief er am Humanistischen Gymnasium. Bei Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde er in die Armee einberufen und nahm als Vizefeldwebel des 1. Bayerischen Fußartillerieregiments bis 1918 an den Kämpfen teil.


Nach Kriegsende gründete er zusammen mit Anton Gahm in der [[Brienner Straße]] die Firma ''Theo Trockenfeuerlöscher Mezger und Gahm''. Um das Jahr 1928 wechselten beide die Branche und Gahm übernahm die Sportartikelfirma ''Anton Huber'', die unter der gleichen Adresse ihren Sitz hatte und in der Mezger zunächst arbeitete. 1936 machte er sich mit einer Agentur für Sportartikel selbständig.
Nach Kriegsende gründete er zusammen mit Anton Gahm in der [[Brienner Straße]] die Firma ''Theo Trockenfeuerlöscher Mezger und Gahm''. Um das Jahr 1928 wechselten beide die Branche und Gahm übernahm die Sportartikelfirma ''Anton Huber'', die an der gleichen Adresse ihren Sitz hatte und in der Mezger zunächst arbeitete. 1936 machte er sich mit einer Agentur für Sportartikel selbständig.


In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Mezger nach den Nürnberger Rassegesetzen als Jude eingestuft. In der Folge wurde er mehrmals verhaftet und saß im [[Polizeigefängnis Ettstraße|Polizeigefängnis]] in der Ettstraße ein. Nach der Deportation von [[Hugo Railing]] in das KZ Sobibor wurde Mezger im April 1942 als Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen eingesetzt. Während der gesamten Zeit wohnte er zusammen mit seiner Tante Stefanie von Bayer-Ehrenberg bei der Münchener Mäzenin Gräfin von Harrach. Nach der Auflösung des Lagers in Milbertshofen wurde er als Leiter des Judenlagers in der Clemens-August-Straße eingesetzt.   
In der Zeit des [[Nationalsozialismus]] wurde Mezger nach den Nürnberger Rassegesetzen als Jude eingestuft. In der Folge wurde er mehrmals verhaftet und saß im Polizeigefängnis in der [[Ettstraße]] ein. Nach der Deportation von Hugo Railing in das KZ Sobibor wurde Mezger im April 1942 als Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen eingesetzt. Während der gesamten Zeit wohnte er zusammen mit seiner Tante Stefanie von Bayer-Ehrenberg bei der Münchner Mäzenin Gräfin von Harrach. Nach der Auflösung des Lagers in Milbertshofen wurde er ab 19. August 1942 als Leiter des [[Sammellager Berg am Laim|Sammellagers Berg am Laim]] in der [[Clemens-August-Straße]] eingesetzt.   


Elf Tage nach der Räumung des Lagers in Berg am Laim wurde Mezger am 14. März 1943 verhaftet, als er in den leerstehenden Lagergebäuden abschließende Arbeiten erledigte. Er wurde zunächst in das [[Justizvollzugsanstalt München|Gefängnis Stadelheim]] verbracht und von dort - während seine arische Ehefrau sogar beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin vorsprach, um seine Freilassung zu erreichen - im Herbst 1943 in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde er als Krankenpfleger und Totenträger eingesetzt. Im Zuge der Evakuierung des Lagers verließ Mezger am 18. Januar 1945 Auschwitz und traf am 25. Januar 1945 im KZ Mauthausen ein. Vier Tage später wurde er zusammen mit knapp 2.000 Mithäftlingen aus dem Auschwitz-Transport in das Mauthausener Nebenlager in Ebensee verfrachtet, wo er knapp sechs Wochen später ermordet wurde.
Elf Tage nach der Räumung des Lagers in [[Berg am Laim]] wurde Mezger am 14. März 1943 verhaftet, als er in den leerstehenden Lagergebäuden abschließende Arbeiten erledigte. Er wurde zunächst in das [[Justizvollzugsanstalt München|Gefängnis Stadelheim]] verbracht und von dort - während seine arische Ehefrau sogar beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin vorsprach, um seine Freilassung zu erreichen - im Herbst 1943 in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde er als Krankenpfleger und Totenträger eingesetzt. Im Zuge der Evakuierung des Lagers verließ Mezger am 18. Januar 1945 Auschwitz und traf am 25. Januar 1945 im KZ Mauthausen ein. Vier Tage später wurde er zusammen mit knapp 2.000 Mithäftlingen aus dem Auschwitz-Transport in das Mauthausener Nebenlager in Ebensee verfrachtet, wo er knapp sechs Wochen später ermordet wurde.


Über das genaue Todesdatum gibt es einander widersprechende Angaben (12., 13., 15. oder 17. März 1945). Seiner Witwe wurde als offizielle Todesursache [[Bronchitis]] mitgeteilt.
Über das genaue Todesdatum gibt es einander widersprechende Angaben (12., 13., 15. oder 17. März 1945). Seiner Witwe wurde als offizielle Todesursache Bronchitis mitgeteilt.


== Ehrungen ==
== Ehrungen ==
In Erinnerung an Mezger wurde am 8. März 2007 im Stadtbezirk [[Milbertshofen-Am Hart]] der Platz vor dem [[Kulturhaus Milbertshofen]] nach ihm benannt.
In Erinnerung an Mezger wurde am 8. März 2007 im Stadtbezirk [[Milbertshofen-Am Hart]] der [[Curt-Mezger-Platz|Platz]] vor dem [[Kulturhaus Milbertshofen]] nach ihm benannt: [[Curt-Mezger-Platz]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Brigitte Schmidt, Werner Grube: ''Curt Mezger. Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen.'' In: Menschen in Milbertshofen. Ein Projekt der Geschichtswerkstatt im Kulturhaus Milbertshofen. kulturhaus edition, München 2006
* Brigitte Schmidt, Werner Grube: ''Curt Mezger. Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen.'' In: Menschen in Milbertshofen. Ein Projekt der Geschichtswerkstatt im Kulturhaus Milbertshofen. kulturhaus edition, München 2006


[[Kategorie:Mann|Mezger, Curt]]
==Siehe auch==
* [[Deportationslager Milbertshofen]]
* [[Judendeportation durch Nazis aus dem Stadtgebiet]]
 
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{{SORTIERUNG:Mezger, Curt}}
[[Kategorie:Unternehmer]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Person]]
[[Kategorie:Nationalsozialismus (Opfer)]]
[[Kategorie:Milbertshofen]]
[[Kategorie:Geboren 1895]]
[[Kategorie:Gestorben 1945]]

Aktuelle Version vom 6. Mai 2024, 16:54 Uhr

Curt Mezger (* 17. Dezember 1895 in München; † vermutlich 12. März 1945 im KZ Ebensee) war ein deutsch-jüdischer Unternehmer. Er war der letzte Leiter des Münchner Judenlagers Milbertshofen. In dieser Funktion half er anderen, deren schlimmes Los erträglicher zu machen. Nach Auflösung des Lagers Milbertshofen war er ab 19. August 1942 als Lagerleiter in der Judenlager Berg am Laim eingesetzt. Am 14. März 1943 wurde er festgenommen und nach Auschwitz deportiert, im Januar 1945 dann in das KZ Ebensee eingeliefert, wo er anderthalb Monate später umkam.

Leben

Mezger wurde als Sohn einer Familie des Münchner Großbürgertums geboren und wuchs in einer stattlichen Villa am Karolinenplatz auf. Seine Schulausbildung durchlief er am Humanistischen Gymnasium. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er in die Armee einberufen und nahm als Vizefeldwebel des 1. Bayerischen Fußartillerieregiments bis 1918 an den Kämpfen teil.

Nach Kriegsende gründete er zusammen mit Anton Gahm in der Brienner Straße die Firma Theo Trockenfeuerlöscher Mezger und Gahm. Um das Jahr 1928 wechselten beide die Branche und Gahm übernahm die Sportartikelfirma Anton Huber, die an der gleichen Adresse ihren Sitz hatte und in der Mezger zunächst arbeitete. 1936 machte er sich mit einer Agentur für Sportartikel selbständig.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Mezger nach den Nürnberger Rassegesetzen als Jude eingestuft. In der Folge wurde er mehrmals verhaftet und saß im Polizeigefängnis in der Ettstraße ein. Nach der Deportation von Hugo Railing in das KZ Sobibor wurde Mezger im April 1942 als Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen eingesetzt. Während der gesamten Zeit wohnte er zusammen mit seiner Tante Stefanie von Bayer-Ehrenberg bei der Münchner Mäzenin Gräfin von Harrach. Nach der Auflösung des Lagers in Milbertshofen wurde er ab 19. August 1942 als Leiter des Sammellagers Berg am Laim in der Clemens-August-Straße eingesetzt.

Elf Tage nach der Räumung des Lagers in Berg am Laim wurde Mezger am 14. März 1943 verhaftet, als er in den leerstehenden Lagergebäuden abschließende Arbeiten erledigte. Er wurde zunächst in das Gefängnis Stadelheim verbracht und von dort - während seine arische Ehefrau sogar beim Reichssicherheitshauptamt in Berlin vorsprach, um seine Freilassung zu erreichen - im Herbst 1943 in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde er als Krankenpfleger und Totenträger eingesetzt. Im Zuge der Evakuierung des Lagers verließ Mezger am 18. Januar 1945 Auschwitz und traf am 25. Januar 1945 im KZ Mauthausen ein. Vier Tage später wurde er zusammen mit knapp 2.000 Mithäftlingen aus dem Auschwitz-Transport in das Mauthausener Nebenlager in Ebensee verfrachtet, wo er knapp sechs Wochen später ermordet wurde.

Über das genaue Todesdatum gibt es einander widersprechende Angaben (12., 13., 15. oder 17. März 1945). Seiner Witwe wurde als offizielle Todesursache Bronchitis mitgeteilt.

Ehrungen

In Erinnerung an Mezger wurde am 8. März 2007 im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart der Platz vor dem Kulturhaus Milbertshofen nach ihm benannt: Curt-Mezger-Platz

Literatur

  • Brigitte Schmidt, Werner Grube: Curt Mezger. Lagerleiter des Sammel- und Deportationslagers Milbertshofen. In: Menschen in Milbertshofen. Ein Projekt der Geschichtswerkstatt im Kulturhaus Milbertshofen. kulturhaus edition, München 2006

Siehe auch

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