Justizvollzugsanstalt München (Stadelheim)
Stadelheim ist in aller Regel die Kurzbezeichnung für die Justizvollzugsanstalt München in der Stadelheimer Straße im Münchner Stadtteil Giesing. Sie gehört mit 14 ha Fläche zu den größten Justizvollzugsanstalten in Deutschland. Im Volksmund auch St. Adelheim genannt, ist ein „St. Adelheimer“ umgangssprachlich in München ein ehemaliger Gefängnisinsasse. Erbaut wurde sie zwischen 1892 und 94 als barockisierende Anlage mit Giebelrisalit und Eckpavillons, Architekt war Friedrich Adelung. Das Gefängnis entstand auf einem ehemaligen Gut Stadelheim (Nordbau). 1901 wurde der Südbau eröffnet / verschlossen. Beide Bauten stehen nun unter Denkmalschutz.
Die durchschnittliche Belegung betrug im Jahre 2001 1.581 Inhaftierte und lag damit oberhalb der regulären Häftlingskapazität. Ebenfalls 2001 waren 596 Personen an und in der JVA Stadelheim beruflich tätig, davon waren 506 Beamte und 90 Angestellte.
Im Gefängnis wurden mindestens 1049 als Hinrichtungen bezeichnete Justizmorde vollzogen. Die meisten waren unrechtmäßige Morde von NS-Gerichten. Die bekanntesten Opfer waren die Mitglieder der Weißen Rose (1943).
Frauengefängnis
Ende Mai 2009 wurde das neue Frauengefängnis in Betrieb genommen (Anschrift: Schwarzenbergstraße 14), das den Altbau in Neudeck abgelöst hat. Der neue Gefängnisbau bietet 160 Haftplätze für Frauen und 60 Plätze für jugendliche Häftlinge sowie zehn Plätze für Frauen mit kleinen Kindern.
Das heutige Gefängnis wird laufend modernisiert und an die Erfordernisse eines Strafvollzugs angepasst, aus dem es auch eine Rückkehr ins Berufsleben geben kann/soll.
Zwischenfälle
Am 22. August 1986 nahm ein Häftling einen Rechtsanwalt als Geisel, der im Besprechungszimmer der JVA auf einen Mandanten wartete. Der Anwalt konnte befreit werden, wurde jedoch durch eine selbstgebastelte Bombe des Geiselnehmers verletzt. Aufgrund ungenügender Sicherheitsmaßnahmen in der JVA erhielt er ein Schmerzensgeld vom Freistaat Bayern.
Evangelische Straffälligenhilfe
Die Evangelische Straffälligenhilfe kümmert sich seit 25 Jahren um Häftlinge in den bayerischen Justizvollzugsanstalten. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter hören sich die Sorgen und Nöte der Gefangenen an - und betreuen sie mitunter auch weiter, wenn sie wieder in Freiheit sind. Die Betreuer kümmern sich um Drogendealer, Betrüger, Vergewaltiger und Mörder. Sie schreiben ihnen Briefe, besuchen sie ein- bis zweimal pro Monat im Gefängnis, begleiten sie bei Ausgängen und helfen ihnen manchmal auch noch nach der Entlassung bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Arbeitsplatz. Die Straftäter müssen selbst um eine solche Betreuung bitten[1]
Die Betreuer der Evangelischen Straffälligenhilfe werden ihrerseits nicht allein gelassen: Vor dem ersten Treffen mit einem Häftling in einer der elf oberbayerischen Justizvollzugsanstalten erhalten sie eine Schulung durch die Landesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe.
Gedenkstätte
Eine Gedenkstätte, gestaltet durch den Bildhauer Wilhelm Breitsameter, wurde 1974 errichtet. Am 65. Jahrestag der Hinrichtung (23. Februar 2008) der Geschwister Scholl und Christoph Probst wurde in Stadelheim die Gedenkstätte erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Weitere Hinrichtungen / Justizmorde
- Walter Klingenbeck (5. August 1943)
- Opfer der SS-Morde am 30. Juni 1934
- Siehe auch zur Durchführung
Adresse
Zahlen
- Gesamtkapazität: ca. 1.500 Plätze; in Notständen bis zu 2.100
Die höchste Zahl an Gefangenen nach 1950 wurde der 9. November 1993 mit 1.969 Gefangenen erreicht.
Rundfunksender neben der Haftanstalt
Stadelheim war von 1926 bis 1932 Standort des Zentralsenders des Bayerischen Rundfunks. Am 1. März 1926 nahm er den Probebetrieb auf. Als Antenne verwendete der Sender zwei 100 Meter hohe, freistehende Stahlfachwerktürme.
Literatur
- Claudia Wessel „Ort des Terrors - Ort des Erinnerns“, Artikel der SZ, Nr. 47 vom 25. Februar 2008
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 7. März 2017: "Ich sehe kein Monster, ich sehe den Menschen"
Das Thema "Justizvollzugsanstalt München (Stadelheim)" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Justizvollzugsanstalt_München. |