Winthirplatz
Winthirplatz | ||
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Straße in München | ||
Basisdaten | ||
Ort | München | |
Neuhausen-Nymphenburg | Neuhausen | |
PLZ | 80639 | |
Neugestaltet | 1928-1929 | |
Name erhalten | 1897, vor Erstnennung[1] | |
Anschlussstraßen |
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Nutzung | ||
Nutzergruppen | Zu Fuß, Fahrrad, Kraftfahrzeuge | |
Technische Daten | ||
Straßenlänge | 130 m | |
Straßennamenbücher | ||
Straßen-ID | 05203 |
Der Winthirplatz in Neuhausen liegt zwischen Wendl-Dietrich-Straße, Renatastraße und Nibelungenstraße.
Seinen heutigen Namen erhielt er um 1897 nach dem seligen WinthirW von Neuhausen. Mehr Informationen auch unter Winthirbrunnen.
Siehe auch
- Winthirstraße (Neuhausen, etwa 250 m stadteinwärts vom Winthirplatz)
Weitere Beschreibungen
Als Informationsquelle können die Adreßbücher von München herangezogen werden. In der Ausgabe für das Jahr 1896, herausgegeben durch die königliche Polizei-Direktion, ist der Winthirplatz noch nicht aufgeführt.
- Adreßbuch für München - 1903. S. 755; Winthirplatz, freier Platz in Neuhausen an der Renatastraße.
Beschreibung
Der Platz besteht aus der Grünanlage im Zentrum, dazu gehört auch eine U-förmige Ringstraße. Diese entsteht, da die Wendl-Dietrich-Straße am Platz vorbei führt, wohingegen die Nibelungenstraße vom Platz überlappt wird, und ein ca. 75 Meter langes Straßenstück zum Platz gezählt wird. Daher gehören die Wohnhäuser zur linken und rechten Seite hin zusammen mit dem Schulhaus zum Adressbereich des Winthirplatzes. Der Platz ist mit Bäumen und Sträucher eingefaßt, und kann an einigen Stellen betreten werden. In einer Nische des Platzes gibt es eine weitere Freifläche mit dem Brunnen und einigen Ruhebänken rundrum, dieses Areal ist abermals mit Bepflanzung umgeben, und bietet nochmals eine eigene Ruhezone. Als Attraktion für Kinder sollte der Spielplatz mit Sandkasten erwähnt werden. Im eigentlichen Mittelstück ist eine große freie Rasenfläche.
Gebäude
Hausnr. | Anwesen | Beschreibung |
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6 | Grund- und Mittelschule am Winthirplatz | [2][3] |
8 | Jugendherberge München-City | [4] |
Winthirstein - Winthirsäule
Der Winthirstein befand sich ab dem Jahr 1912 im Grundstück der Gärtnerei Simeth. Bereits zuvor stand der Stein nicht unweit entfernt, war allerdings der Erweiterung der Wendl-Dietrich-Straße im Weg. Nach der Schließung der Gärtnerei und Umwandlung in Bauland, wurde ein Teil des Areals für den erweiterten Winthirplatz verwendet. Darin wurde auch der Winthirstein aufgestellt. Links und rechts wurden Parkbänke platziert, und der Bereich einseitig mit Hecken bepflanzt.
- == Februar 1912 - Der Winthirstein ==
- Zu jener Zeit, da sich der streitlustige Bayern Herzog Thassilo III. Karl dem Großen hartnäckig Widersetzte, trieben die Bewohner der kleinen Dörfer vor München noch vielfach altgermanischen Götterkult. Da und dort war freilich schon das Christentum vorgedrungen. Im Gebiete zwischen her Amper un® Isar wanderte damals ein kommet, als Maultiertreiber verkleideter Mann. Er stammte nach der Sage aus edlem Geschlechte. (Nach einem neueren Geschichtsforscher wäre er ein Mönch aus Schäftlarn gewesen). In einem Sortiern am linken Jsarufer baute er sich schließlich eine einfache Behausung, um hier den Rest seines Eremitenlebens zu verbringen. Dieses Oertchen war das heutige Neuhausen. Winthir, so hieß der Eremit, griff überall, wo's Not und Kummer gab, helfend ein und manche Legenden berichten sogar von Wundern, die durch ihn vollbracht wurden. Als Winthir starb, grub man ihm an der Kirchenmauer das Grab und hier fand er in einem steinernen Sarge die letzte Ruhe. So die Ueberlieferung.
- Jahrhunderte zogen durch das Land. Als Anno 1600 das Neuhauser Kirchlein vergrößert wurde, suchte man nach der Grabstätte — und man fand tatsächlich den Steinernen Sarg mit den Gebeinen Winthirs. Nun wurde die Wand der Epistelseite über die aufgedeckte Grabstätte hinausgesetzt, und so kam der Ruheplatz Winthirs in das Innere der Kirche zu liegen. In späterer Zeit baute man einen hübschen Altar darüber. Besondere Verehrung fand der Selige im 18. Jahrhundert. Da wurden alljährlich zu Neuhausen öffentliche Winthir-Prozestionen veranstaltet. An diesen feierlichen Umzügen nahm viel Volk teil, das von weit und breit herbeikam. Auch bayerische Kurfürsten sollen sich mit ihrem Hofstaat dem kirchlichen Umzüge angeschlossen haben. Nun sind diese Neuhauser Winthir-Prozessionen längst verschwunden, aber vom Leben Winthirs, dem auch im Wallfahrtskirchlein Maria Eich ein Seitenaltar geweiht ist, erzählen sich die eingesessenen Neuhauser noch heute manch schöne Mär.
- Draußen an der neuen Wendlstraße zu Neuhausen erhob sich eine uralte verwitterte Denksäule: der Winthirstein. Vor Jahren stand dieses in spätgotischem Stile aus Sandstein gehauene Denkmal einsam auf freiem Feldes Unergründliches Geheimnis umweht den etwa drei Meter hohen Stein. Was mag er bedeuten? Vielleicht eine Votiv- oder Pestsäule? vielleicht gar ein Jagddenkmal? Das Volk kümmert sich darum nur wenig. Für ihn bleibt es der Winthirstein, welcher der Sage nach den Ort bezeichnet, wo Winthir seine Predigten hielt. So hat es der Großvater von seinem Urgroßvater gebort. Auch sonst geht über den Stein noch manche Sage. All die umliegenden Fluren, so erzählt man sich, seien seit jeher von Hagelschlägen und sonstigen Ungewittern verschont geblieben. Wer ein großes Herzleid hatte, beim Winthirstein betete und nicht gleich verzagte, dem wurde, als die Zeiten noch andere waren, fast immer geholfen. — Da lebte aber einmal zu Neuhausen ein reicher Bauer, der den Herrgott den lieben Herrgott sein ließ und gar lustig lebte, bis eines Sommers ein furchtbares Ungewitter über seine Fluren niederging und alles zerstörte. Da herrschte im Hose des gottlosen Bauern großer Jammer. Als aber der Pfarrer kam und den Geschädigten mit den Worten: „Schau Bauer, halt' den Kopf hoch und vertrau' auf unser's Winthirs Hilf'. Es dauert g'wiß nit lang, dann geht er wieder segnend über deine Felder" trösten wollte, da begann der Landmann Winthir furchtbar zu lästern, rief seine Knechte und befahl ihnen, den Winthirstein umzuwerfen. Aber die Leute weigerten sich. „'Sann tua i's selber!" schrie nun der Lästerer und eilte mit Hacke und Spaten hinaus aus das Feld. Er kam aber nimmer zurück. Zwei Schaufel Erde fand man bei der Säule ausgeworfen und daneben den toten Bauern.
- Viele Jahrhunderte hindurch befand sich der Winthirstein auf dem Felde das jetzt die Wendlstraße durchzieht. 1873 ließ die Gemeinde Neuhausen die Säule renovieren und daran eine Steinplatte anbringen, welche die Inschrift führt: „Dem Andenken des seligen Winthir, der vorher ein Säumer, nachher ein eifriger Verkünder des Wortes Gottes in dieser Gegend war, weshalb diese Tafel von der Gemeinde Neuhausen im Jahre 1873 errichtet wurde." Die alten Bilder und Inschriften (an zwölf Flächen) sind dem Zahne der Zeit längst zum Opfer gefallen und niemand kann darüber noch Kunde geben. Neuhausen ist nun von Jahrzehnt zu Jahrzehnt größer geworden und so kam es, daß vor wenigen Monaten der alte Stein infolge der Aufmachung der Wendlstraße plötzlich zu einem Verkehrshindernis geworden ist und entfernt wurde. Dabei fand man auch die 1873 mit drei neuen Geldstücken eingegrabene Flasche wieder auf. Lange war man über das künftige Schicksal der Winthirsäule im unklaren. Dank dem energischen Eintreten eingesessener Neuhauser Bürger, erhielt die Säule wenige hundert Meter westlich der alten Stelle einen neuen Platz. Sie steht nun seit einigen Wochen für immer in der Gärtnerei Simeth und erinnert nun hoffentlich noch viele Jahrzehnte hindurch an die Vergangenheit der Vorstadt Neuhausen. (Willy Rett, 17. Februar 1912.)
Gänse-Brunnen
Auf dem weitläufigen Platz steht auch ein Brunnen, auf dessen Mittelstück drei Gänse stehen. Daher wird er auch so genannt. Der Brunnen wurde am 26. November 1928 erstmals mit Wasser beschickt.
Lage
>> Geographische Lage von Winthirplatz im Kartenverzeichnis (auf tools.wmflabs.org)
Einzelnachweise
- ↑ Straßenverzeichnis: Winthirplatz bei Stadtgeschichte München
- ↑ Mittelschule am Winthirplatz: Internetauftritt
- ↑ Grundschule am Winthirplatz: Internetauftritt
- ↑ Jugendherberge München-City: Porträt