Luigi Tambosi am Hofgarten

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Das "Tambosi", 2011

Das Luigi Tambosi am Hofgarten, kurz "Tambosi", auch bekannt als "Annast Haus", ist ein Café im Bazar am Odeonsplatz. Das Lokal ist das älteste noch existierende Café-Haus der Stadt und besteht im Ursprung seit 1775.

Geschichte

Der aus Venedig stammende, kurfürstliche Lotterieeinnehmer Giovanni Pietro Sarti aus dem Gefolge von Henriette Adelaide von Savoyen hatte 1774 die Erlaubnis erhalten, am Hofgarten einen Kiosk zum Ausschank von "Coffee", "Chocolats" (Trinkschokolade), "Lemonats" (Limonade) und anderen "Refraichissements" eröffnen zu dürfen und eröffnete 1775 einen der drei ersten konzessionierten "Caffeplämperer" der Stadt.[1][2] Generell gab es nachweisbar aber bereits ab 1708 sogenannte "Kaffeeschenke" in München.[3]

Bei Sarti verkehrten die Offiziere, die im alten Turnierhaus stationiert waren.[4]

Vom Caffeehaus Sarti zum Tambosi

1779 errichtete Sarti dann an der Hofgartenmauer vor der damaligen Reitschule ein kleines "Caffeehaus". Zu dieser Zeit noch die Ausnahme, durfte er als "Kaffeeschenk" und "Traiteur" in seinem Hause neben Kaffee auch warme Spei­sen servieren. Die strikte Trennung zwischen Speiselokal und Kaffeeschenke wurde erst 1804 per Dekret aufgehoben. Neben den Getränken und Backwerk, importierte er direkt aus Italien Spezialitäten und Obst. Aus einem Brief des Malers Franz Kobell vom 8. Juli 1788 an Karl Ludwig von Knebel geht hervor, dass der Maler und Indienfahrer Christoph Adam Carl von Imhoff (1734–1788) seine letzten Monate bis zu seinem Tode bei Sarti im Hofgarten Quartier nahm.[5] Nach Sartis Tod wechselte das Kaffeehaus mehrmals den Besitzer.[3]

Luigi Tambosi, Bruder von Giuseppe Tambosi, seinerzeit Hofkellermeister von König Ludwig I., pachtete das Kaffeehaus im Oktober 1810 zusammen mit seiner Frau Augustine (1780–1839).

Das Tambosi im Bazar

Nach Abriss der Reitschule und des alten Kaffeehaus-Gebäudes im Jahr 1822, wurde von 1824 bis 1826 nach Entwürfen Leo von Klenzes das Bazar-Gebäude mit klassizistischer Fassade und erhöhtem Mitteltrakt errichtet. 1831 erwarb Luigi Tambosi das Gebäude von Karl von Eichthal und erwarb Ansprüche bis ins Jahr 1871. Nach dem Tod von Luigi Tambosi übernimmt sein zweitgeborener Sohn Louis das Lokal. Auf die Innenausstattung legte Ludwig I. großen Wert.[6] Neu war offensichtlich damals, dass Café und Konditorei zu einem Betrieb verbunden waren. So schreibt O. Allmann 1910 in seinem Buch "Geschichte der deutschen Bäcker- und Konditorbewegung":

"In den Jahren von 1850 bis 1860 tritt nach dem Adreßbuch zum ersten Male Konditorei und Café zu einem Betrieb verbunden auf, das Café Tambosi, nunmehr Café Bauknecht am Odeonsplatz."[7]

1858 besteht im ersten Stock des Cafés Tambosi eine Börse.[8] Nach Louis Tambosi erlischt die Linie der Tambosis im Lokal.

Zitate über das Tambosi

„Tambosi, mein Herr Komet, ist der RothschildW unserer Conditors, Caffetiers und Schokolatiers. – Sie finden hier alle Journale, – die ausgenommen, welche fehlen. – Ein Blatt, daß in München erscheint und nicht bei Tambosi zu finden ist, wird sich nicht lange halten können. Es gibt keinen zweiten Ort in München, der tagtäglich ein so großes Publikum bei sich sieht, als Tambosi. – Hier ist es, wo man, und zwar noch brühheiß, die neuesten Nachrichten des In- und Auslandes erfährt. Was die allgemeine Zeitung morgen bringt, das weiß man heute schon bei Tambosi.“

Münchner-Augsburger Figaro, 4. April 1838.[9]

„Ausnehmenden Beifall fand gestern die Eröffnung des Tambosischen Foyers im Bazar, welches auf das Eleganteste dekorirt und neu hergerichtet wurde.“

Ludwig I. in der Augsburger AbendzeitungW[6]: 27. August 1840

„Dort kannst Du die ausgezeichnetsten Schauspieler und Musiker, die vorzüglichsten Maler, Literatoren, Studenten, vornehme Offiziere, interessante Fremde, die besten Karten- und Billardspieler kennen lernen.“

Sebastian Franz von DaxenbergerW[6]: 27. August 1840

„Beim Hirsch und beim Hahn
ißt man wie ein Gourmand
Und dann der famosi
Kaffee beim Tambosi.“

Ferdinand RaimundW[6]

1871 bis 1920

"Café Putscher" auf einer Postkarte um 1900

Das Café hieß im Folgenden Café Dengler, Café Putscher und Café Bauknecht[10]. Im Volksmund der Münchner blieb es aber stets das "Tambosi". In dieser Zeit verlor das Café nach und nach an Ansehen. Der Staatsrechtler und Philosoph Carl Schmitt verkehrte während seiner Militärzeit als Kriegsfreiwilliger beim Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiment seinen Tagebuch-Aufzeichnungen nach häufiger im Café Bauknecht.[11]

Die Annast-Ära (Café Annast)

Inschrift des "Annast Hauses"; 2011

1920 übernahm Anna Annast, geb. Pscherr, das Café Bauknecht. 1936 erwarb sie und ihr Mann Gustl auch das Nebengebäude, das Odeon-Casino. Bis 1964 wurde das Café Annast von den Annasts für kulturelle Veranstaltungen mit Ballsaal und dem Intimen Theater ausgebaut. Das Kaffeehaus verfügte seinerzeit über 1.000 Plätze im Hofgarten, über mehrere 100 Plätze in den Veranstaltungsräumen. Das "Annast" brach die Namenstradition der Lokalität. Das Kaffehaus nach Wiener Vorbild und die Annast-Hofgartenspiele entwickelten sich zum Magnet für Varieté-Künstler aus dem In- und Ausland.

-> Künstlerliste Café Annast (1910–1960)

Während der Zeit des Nationalsozialismus stand offensichtlich der Abriss des Bazargebäudes im Raum.[12] Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Gebäude nach neun Bombenangriffen zu 85 Prozent und das Odeon-Casino komplett zerstört. Der Wiederaufbau des Cafés dauerte bis 1949. Am 1.Januar 1950 wurde das Kabarett wieder eröffnet. Sämtliche Programme wurden vom Radio- und teilweise auch vom Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks übernommen.[13]

1964 bis 1997

Die Annasts verkauften das Haus 1964 an den Wienerwald-"Hendlkönig" Friedrich Jahn (1923–1998). Danach wechselten die Pächter mehrfach.[4] Ein Bürgerbegehren der Münchner verhinderte eine endgültige Schließung, nachdem das Haus 1970 geschlossen wurde und beinahe der Bankenexpansion in den 1970er Jahren zum Opfer gefallen wäre. In dieser Zeit verwahrloste das Haus nach und nach. Seit 1970 ist der Verein Kaufmanns-Casino im Bazar-Gebäude ansässig.[14]

Nach 1997

Die Terrasse im Mai 2011

1997 wurde das Lokal, das zunächst nur noch über einen 60 qm großer Gastraum und die Terrasse verfügte, von Andrea und Frank Waldecker wiedereröffnet und trägt seitdem wieder den Namen Luigi Tambosi am Hofgarten. Die Terrasse mit Blick auf Feldherrnhalle und Theatinerkirche fasst 120 Besucher. Im Hofgarten hat das Tambosi weitere 700 schattige Plätze auf einer Kiesfläche. Ziel der Waldeckers ist es, das Haus nach und nach wieder in ursprünglicher Größe herzustellen. Seit einigen Jahren feiert im Mai regelmäßig die Tambosi-Oper Premiere, die in Folge bis September jeden Donnerstag ab 19 Uhr als Open-Air-Veranstaltung im Tambosi aufgeführt wird.[15]

Allein mit der Tambosi-Oper erwirtschaftet das Lokal einen Jahresumsatz zwischen 220.000 – 250.000 Euro (Stand: 2011). In der kalten Jahreszeit gibt es Indoor-Aufführungen.[16] Zu den bekannteren Veranstaltungen zählen auch die Themen-Weinpartys.[17]

Im Kaffeebereich arbeitet das Tambosi mit der Firma Dallmayr zusammen, im Teebereich mit Eilles, die Schokolade kommt von Beck's Cocoa. Im Jahr werden rund zwei Tonnen Kaffee verkauft, was einem Umsatzanteil von 20 Prozent entspricht. Tee schlägt mit 2 Prozent und Trinkschokolade mit 3 Prozent zu Buche (Stand: 2011).[1]

Adresse

Luigi Tambosi am Hofgarten


Odeonsplatz 18
80539 München
☎ : 089 / 29 83 22
@ : info@tambosi.de

Öffnungszeiten
täglich von 8 – 1 Uhr

Weblinks

Facebook

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  • Ankündigung der Schließung: Sommer, Sonne und Tambosi - wäre München überhaupt vorstellbar ohne die Bilder der vielen sonnenbrillentragenden Genießer in dem Kaffeehaus am Hofgarten? Nach einer, wie es heißt, "exorbitanten Mieterhöhung" haben die Betreiber jetzt angekündigt, das Lokal am Jahresende zu schließen. (Der Pachtvertrag mit der zur Inselkammer-Gruppe gehörenden Inka Odeonsplatz GmbH & Co. KG läuft aus. Wirt Waldecker und das Unternehmen nennen keine konkrete Zahlen. SZ vom 21. Juli 2016)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Corretto & Co. am Odeonsplatz, Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 5. November 2011.
  2. Domenico Quaglio, Alte Reitschule mit dem Café Tambosi, 1822
  3. 3,0 3,1 Monacensia: Münchner Kaffeehaustradition, Literaturportal Bayern.
  4. 4,0 4,1 München: Erbaut nach Entwürfen von Leo von Klenze, Süddeutsche, 29. Oktober 2010.
  5. Franz Kobell an Knebel am 8. Juli 1788; in Gerhard Koch: Imhoff Indienfahrer: ein Reisebericht aus dem 18. Jahrhundert in Briefen und Bildern, Wallstein Verlag, 2001, S. 336.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Rudolf ReiserW: Alte Häuser - Große Namen: München, Stiebner Verlag, 2009, S. 94 ff.
  7. O. Allmann: Geschichte der deutschen Bäcker- und Konditorbewegung, Salzwasser Verlag, 1910, S. 292.
  8. München im Jahre 1858: Neuestes Taschenbuch für Fremde u. Einheimische S.82
  9. Der Komet und ich., Münchner-Augsburger Figaro, 4. April 1838.
  10. Ansichtskarte: Café Bauknecht, Ludwigstraße, 1907
  11. Carl Schmitt. München 1915 bis 1919 in Ernst Hüsmert,Gerd Giesler: Carl Schmitt. Die Militärzeit 1915 bis 1919, 2005.
  12. Zentralministerium in Matthias Donath: Architektur in München 1933-1945: ein Stadtführer, Lukas Verlag, 2007, S. 52.
  13. Café Annast am Hofgarten
  14. Historie, Gründung und Zweck, Kaufmanns-Casino München e.V.
  15. Ganz große Oper, Süddeutsche, 9. Oktober 2011.
  16. Das Tambosi in München begeistert mit Open-Air-Oper, Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung, 11. Juni 2011.
  17. Weinparty "Art, Jazz & Wine" im Luigi Tambosi, schlemmerregion.de, 2007.