Isar-Amper-Klinikum München-Ost
Das Isar-Amper-Klinikum München-Ost in der Gemeinde Haar ist eine der größten psychiatrischen Kliniken in Deutschland.
Geschichte
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die für den Kreis Oberbayern existierende „Irrenanstalt“ an der Auerfeldstraße in Giesing an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazitäten gestoßen, so dass ein Neubau dringend erforderlich war. Dazu wurde 1905 in der Nähe der Ortschaft Haar auf dem Gelände des aufgekauften Weilers Eglfing eine neue Anstalt im damals vorherrschenden Pavillonstil errichtet. Die Oberbayerische Kreisirrenanstalt Eglfing hatte Platz für etwa 1.200 Kranke.
Bereits nach wenigen Jahren war auch Eglfing voll belegt, so dass 1912 auf unmittelbar angrenzendem Gelände die Oberbayerische Kreisirrenanstalt Haar mit etwa 900 Betten eröffnet wurde.
1930 wurden beide Anstalten zusammengelegt. Mitte der 1970er Jahre wurde die Kreisirrenanstalt in Bezirkskrankenhaus Haar umbenannt; bis 31. Dezember 2006 galt dieser Name, seither stellt das Isar-Amper-Klinikum München-Ost mit 2.200 Mitarbeitern etwa 1.200 Betten bereit und ist eine der größten psychiatrischen Kliniken in Deutschland.
Museum
- Psychiatrie-Museum am kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost, Vockestraße 76, 85540 Haar
Die kurze Geschichte vom Lorenz aus Grafing
Lorenz D., ein sechsjähriger Patient. Während des Zweiten Weltkriegs geriet ein Junge aus Grafing bei München in die Hand skrupelloser NS-Ärzte. Verzweifelt versuchten seine Eltern, den Sechsjährigen zu retten - vergebens. Die Geschichte eines Kindsmords vor 75 Jahren. Von Thorsten Rienth in der SZ vom 1. Feb. 2020: Das E bedeutete das Todesurteil.
Bibliothek
Das Isar-Amper-Klinikum München-Ost verfügt über eine Bibliothek, zu der auch Außenstehende Zutritt beantragen können.
Mehr dazu: Bibliothek des Isar-Amper-Klinikum München-Ost
Siehe auch
- Euthanasiemorde in der NS-Zeit an Münchnern (Krankenmorde)
- Erinnerung an Gerhard Schmidt und die Aufdeckung eines Teils der Verbrechen SZ vom 14. April 2017 (Bernhard Lohr, Haar)
- Gerhard Schmidt
- Opfer der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen
- Hermann Pfannmüller (damals ärztl. Direktor)
- EMG und Realschule: Schultheater "Spurensuche" - Harte Probe für das Publikum in Haar. SZ vom 27. April 2016 (Elisabeth Gamperl; Schüler des Ernst-Mach-Gymnasiums und der Mittelschule stellen sich und das Publikum im Theaterstück "Spurensuche" der NS-Geschichte ihrer Heimatgemeinde.)
Literatur
- Gerhard Schmidt: Selektion in der Heilanstalt 1939 - 1945. Über die Zeit des Nationalsozialismus. - Evans. Verlagsanstalt, Stuttgart, Frankfurt, 1983 bzw. Springer-Verlag; Berlin, 2012. ISBN 3642254691
- Bernhard Richarz: Heilen, Pflegen, Töten. Zur Alltagsgeschichte einer Heil- und Pflegeanstalt bis zum Ende des Nationalsozialismus. - Göttingen, 1987
Über die Zeit von 1905 bis 1945 - Bundeszentrale für politische Bildung: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0
- Michael von Cranach, Frank Schneider (Herausgeber): In Memoriam: Erinnerung und Verantwortung Ausstellungskatalog. Springer-Verlag, Berlin, 2011. 60 Seiten. ISBN 3642173985 (Ausstellung von 1999 u. später wurde vielerorts gezeigt, u.a. in München, für den Kongress 2010 der DGPPN in Berlin wurde die Ausstellung erweitert)
Weblinks
- Klinikum München-Ost
- memoryloops Nr. 174: Sparkassenstraße (Audio-Projekt Opfer des Nationalsozialismus — Erinnern und Gedenken: nach 1939 Zwangssterilisationen, Krankenmorde — Eglfing-Haar)
- Die düstere Vergangenheit der „Anstalt“ in Haar. Sabina Brosch im Merkur vom 18.04.17 (Gerhard Schmidt, nach dem Krieg von den Amerikanern als Klinikleiter eingesetzt, wurde jedoch bereits ein Jahr später von der (neuen) Bayerischen Landesregierung … fristlos entlassen. …ihm wurde der Zugang zu seinen Aufzeichnungen oder Krankenakten vorenthalten. … „Da sollte ganz klar etwas vertuscht und Täter gedeckt werden“, vermutet sein Sohn Peter. So sei auch Schmidts Bericht im Bayerischen Rundfunk im November 1945 über die systematische Tötung von Geisteskranken, „der allererste über die Euthanasiemorde überhaupt“, im BR-Archiv nicht mehr auffindbar.)
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