Luftangriffe auf München
Als Teil des von Hitler-Deutschland ausgehenden Weltkriegs litt auch Münchens Bevölkerung unter massiven Luftangriffen. 1940 begann von Frankreich aus ein erster Angriff auf München. Bis 1945 folgten ab 1942 73 weitere Angriffe. Die Altstadt war danach zu 90 %, die gesamte Stadt zu 50 % zerstört. Es kann bei einem Artikel darüber heute sicher nicht um eine Aufrechnung verschiedener Angriffe mit ehemaligen Kriegsgegnern gehen, sondern allein um die Erinnerung an das Leid, das der Kriegsbeginn auch hier nach sich zog.
In und um München gab es eine am Luftkrieg von deutscher Seite aus sehr interessierte Rüstungsindustrie mit vielen Produktionsanlagen. Dies war der Gegenseite bekannt, wie sich später an den Planunterlagen für die Angriffe ablesen lässt. Außerdem waren die Bahnanlagen ein wichtiges Drehkreuz fast aller Nachschublieferungen der Wehrmacht zu den verschieden Fronten ihrer Angriffe.
Von den dreißig Großangriffe mit vielen Flugzeugen auf München wurden neun vom britischen Bomber Command, elf von der 8. USAAF (in England) und zehn von der 15. USAAF-Luftflotte (in Norditalien) ausgeführt.
Die schlimmste Folge der Kriegspolitik waren die über 6.000 Tote in der Zivilbevölkerung. Die Westalliierten verloren ihrerseits durch die Angriffe auf München etwa 2500 Soldaten, die entweder getötet, gefangengenommen oder vermisst wurden.
Nach der Chronik der Stadt München 1945–1949: 27 wurden gezählt:
- Bei 74 Fliegerangriffen zwischen dem 4. Juni 1940 und 26. April 1945 wurden 6.632 Personen getötet und 15.800 verwundet.
- Auf das Stadtgebiet fielen ca. 450 Luftminen, 61.000 Sprengbomben, 142.000 Flüssigkeitsbrandbomben und 3.316 000 Stabbrandbomben.
- Als Folge wurden ca. 300.000 Einwohner obdachlos, weil 81.500 Wohnungen zerstört wurden.
Chronologie
(unvollständig; ohne weitere Flieger-/Luftalarme (Sirene, Radio; bzw. Fliegerwarnung))
- 1942
- 19. September: 89 Bomber, 168 t Bomben, 30 Tote im Gebäude Elisabethplatz 3
- 21. Dezember: Bomber-Nacht-Angriff
- 1943
- 9. März: Bomber-Nacht-Angriff mit 217 Flugzeugen, 567 t Bomben
- 6. September: Bomber-Nacht-Angriff mit 365 Flugzeuge, 1020 t Bomben
- 2. Oktober: Bomber-Nacht-Angriff mit 273 Flugzeuge, 958 t Bomben
- 1944
- 18. März: Erster Tages-Luftangriff der amerikanischen 8. Luftflotte (stationiert in Ostengland)
- 9. Juni: Angriff der amerikanischen 15. Luftflotte (stationiert in Süditalien)
- Juli: Serie von Tagesangriffen der 8. United States Army Air Forces (USAAF) am 11. (1150 Flugzeuge), 12., 13. (1.260 Flugzeuge), 16. (1.078 Flugzeuge), 19. (350 Flugzeuge), 21. und 31. Juli (Maximum: am 12. Juli 1944 mit 1.124 gestarteten Bombern, 2451 t Bomben, 631 Tote)
- 4. Oktober: Sprengbomben verwüsten die Pasinger Hallermühle und weitere Anwesen an der Institutstraße. Auch das Pasinger Rathaus und das Institut der Englischen Fräulein werden durch Bomben großteils zerstört.
- 22. November: Luftangriff, u. a. Frauenkirche zerstört
- 26. November: Bomber-Nacht-Angriff
- 17. Dezember: Luftangriff nachts mit 562 Todesopfern, Verluste der Briten 4 der 180 Flugzeuge.
- 1945
- 7./8. Januar Doppelangriff der RAF mit insgesamt 597 Bombern, 505 Todesopfer, Verluste der Briten 16 Flugzeuge
- 1. bis 29. April: 46 Fliegeralarme, 120 öffentliche Luftwarnungen, die "Kleinalarm" genannt wurden, sowie 24 Luftangriffe
- 24. April: auch die Residenz - zusammen mit einem großen Teil der Münchner Innenstadt wird durch Bombentreffer nahezu vollständig zerstört.
- 26. April: Letztes Bombardement Münchens
- 30. April: Die 3., 42. und 45. Division der 7. US-Armee besetzen München nahezu kampflos.
- Die Beseitigung der Kriegsschäden dauerte bis Mitte der 1950er Jahre.
Schilderung eines Angriffs aus der Angreiferposition
Bauer u.a. geben hier eine Schilderung eines typischen Tages-Angriffs wieder:
"Einige Maschinen täuschen einen Scheinangriff auf Karlsruhe vor. Damit werden die deutschen Nachtjäger gebunden.
Die 5. US-Bomberflotte sammelt sich über Südfrankreich und fliegt über Annecy in den französischen Hochalpen nach Genf, überquert die neutrale Schweiz und beginnt von Tirol aus den Anflug auf die Stadt.
Die deutsche Flakdivision meldet 350 bis 400 feindliche Flugzeuge im Anflug von Starnberg her, die in Pulks von je 50 bis 70 Maschinen angreifen.
Als erstes überqueren elf Mosquitos in 5000 Meter Höhe das Stadtgebiet und werfen Staniol-Streifen ab, um die Funkmessgeräte unbrauchbar zu machen und damit die Flakabwehr lahm zu legen.
Das Angriffsziel Hauptbahnhof wird von den Pfadfindern (Mosquitos) mit roten Leuchtbomben markiert. Es folgt ein dichter Teppich von Brandbomben.
Es folgen als "Wohnblock-Knacker" Bomben mit hoher Sprengkraft.
Viele Bomber werfen aber ihre Bomben auch außerhalb der Stadt ab (besonders in den Nachtangriffen).
Die meisten Bomber können ungehindert bis zur Stadt vordringen. 13 Maschinen werden bei diesem Angriff von der Flak im Raum München getroffen und abgeschossen, drei davon schlagen noch im Stadtgebiet auf."
Keller und Bunker, sog. Luftschutz
- Siehe auch: Steinerstraße 3 (erhaltener Hochbunker)
Die Stadt war Schutt und Ruinenfeld
2.099 Tote der Luftangriffe vom 7. Dezember 1944 bis zum 7. Januar 1945 liegen auf dem Nordfriedhof in einem Ehrenhain bestattet.
Aus der Chronik von München, 31. August 1945:
- „Das Stadtgebiet ist von einem Kleinbahnnetz von fast 50 Kilometer Länge durchzogen. Täglich fahren 14 Dampfzüge mit Kipploren aus, die von 12 Greifbaggern mit Bombenschutt beladen werden. Die Militärregierung hat außerdem 140 Lastwagen zur Verfügung gestellt.
- 150.000 cbm Schutt sind bereits abgefahren, täglich werden 2.000 weitere Kubikmeter Schutt beseitigt. Als nächstes sollen Häuserruinen beseitigt werden, bei denen Einsturzgefahr besteht.
- Nach Neuhofen kommt der Schutt aus dem Marienplatz-, Rindermarkt- und Färbergrabengebiet. Er wird über eine Zwischenkippe, die im Bereich der Hotter- und Damenstiftstraße ist, nach Neuhofen verladen.“
Medien
- Richard Bauer: Fliegeralarm - Luftangriffe auf München von 1940 bis 1945. Hugendubel Verlag, München, 1987.
- Richard Bauer: Ruinen-Jahre. Bilder aus dem zerstörten München 1945–1949. Hugendubel Verlag, 1988.
- Hans-Günter Richardi: Bomber über München. Der Luftkrieg 1939 bis 1945, dargestellt am Beispiel der „Hauptstadt der Bewegung“. W. Ludwig Verlag, München, 1992.
- Der 37 m hohe Schuttberg im Luitpoldpark und das dortige Denk-Kreuz
- Neuhofener Schuttberg Tempelbrunnen
- Weitere zwei große Ablageplätze für die Trümmer gab es am Pullacher Platz und auf dem Oberwiesenfeld, dem heutigen Olympiagelände.
- Kriegsende in Bayern. München - Hauptstadt der Sirenen, Löschsand gegen Bomber. BR-online vom 14. April 2010
- Im Stadtmuseum gibt einen beschädigten Globus aus Hitlers Büro, der an die Filmszene im "großen Diktator" erinnert. Aber noch viel eindringlicher sind die Dias von den Kriegsruinen.
Kartierung
- 1945, Schadenskarte der Münchner Innenstadt vom Stadtbauamt, Stadtarchiv München. Durch Mitarbeiter des Stadtbauamts wurde in der Schadenskarte für den Bereich der Innenstadt das Ausmaß der Zerstörung einzelner Gebäude festgehalten.
Weblinks
- Irmtraud Eve Burianek: München im Luftkrieg 1942 bis 1945 (pdf)
- Luftangriffe auf München. (Besser hieße es, die Folgen des Luftkriegs in München, denn beide Seiten griffen zu einer Waffe, die nicht zwischen Militär und Zivilbevölkerung unterschied. Denn die Allierten griffen nicht München sondern das Land an, von dem der Krieg ausgegangen ist.)
- Zu Bunkeranlagen: www.bunkerfreunde-muenchen.de
- Die Nacht, in der die Bomber kamen. (Am 25. April 1944 wird München von 400 englischen Flugzeugen angegriffen und in Brand gesetzt.)