Carl Michael Rosipal
Carl Johann Michael Rosipal (* 1. Dezember 1807 in München; † 9. Mai 1882 ebenda) war ein deutscher Kaufmann.
Leben
Rosipal war der Sohn des zu Ende des 18. Jahrhunderts aus Böhmen eingewanderten Tuchmachers und Kaufmanns Mathias Rosipal (1781–1859) und der Antonia Kleinheinz (1774–1840). Seine erste Erziehung erhielt er bei Verwandten in Klattau in Böhmen, wo er auch die Lateinschule besuchte. Er verbrachte mehrere Jahre zur kaufmännischen Ausbildung in Marseille und Frankfurt, und übernahm am 1. Januar 1832 selbständig dasTuchgeschäft seines Vaters.
Im Jahr 1831 kaufte er das Haus Nr. 17 am Rindermarkt in München, das bis 1912 im Besitz der Familie Rosipal blieb. Neben dem Wohnbereich im Obergeschoss war darin ein Ladengeschäft untergebracht, das sich zu einem bedeutenden Geschäftshaus der Textilbranche entwickelte. C.M. Rosipal brachte das Geschäft, das bis 1925 existierte, zur Blüte. Es gab dort gediegene Stoffe für edle Damenmode, Bett- und Tischwäsche und Teppiche. Ab 16. Juli 1836genoss er das Privileg von König Ludwig I., in München eine von Terrasson de Fougères erfundene Ziegelstreichmaschine einzusetzen.
Am 1. Mai 1838 heiratete er Emilie Stobäus (1816–1891), die Tochter eines königlichen Rentbeamten in der Vorstadt München Au. Zur Deutschen Revolution 1848/49 sprach er mit Joseph Radspieler, Karl Reschreiter sowie dem Verleger Paul Zipperer als Bürgerabordnung bei Ludwig I. vor und versuchte, diesen zu Zugeständnissen zu bewegen. 1850 erwarb er ein Grundstück nördlich des Siegestors in Schwabing, das zu dieser Zeit noch wenig bebaut war, und errichtete für sich, seine Frau, die zwei Söhne und vier Töchter ein Haus mit Garten an der Schwabinger Landstraße, der späteren Leopoldstraße. Dort wohnte die Familie Rosipal vor allem im Sommer. Sie waren Nachbarn der Familie des Prinzen Leopold, des Schwiegersohns des Wiener Kaiserpaares.
Im Jahr 1854 wurde C. M. Rosipal zu den Ersatzleuten für den Magistrat der Stadt München gewählt. Auch mit anderen bürgerlichen Ehrenämtern war er mehrmals betraut. So war er Gemeindebevollmächtigter und lange Zeit Mitglied des Handelsgerichtes und der Kirchenverwaltung von St. Peter. In seinen letzten Lebensjahren war er noch als Aufsichtsrat der bayerischen Hypotheken- & Wechselbank tätig. Begünstigt durch den allgemeinen Aufschwung nach dem Deutsch-Französischen Krieg legte er die Gelder, die zum Ausbau des Geschäftes nicht mehr nötig waren, nach und nach in Grundstücken Schwabings an. Das „grüne Reich der Gärten“, die Domäne Rosipals, die sich über das gesamte Gebiet des heutigen Schwabings erstreckte, hatte einen enormen Wert. Seine Söhne, Karl (1843–1924) und Albert (1844–1907), wurden ebenfalls Kaufleute und übernahmen das Geschäftshaus am Rindermarkt 1882 kurz vor dem Tod des Vaters. Karl war außerdem brasilianischer und spanischer Konsul in München.
Im Jahr 1904 stiftete er zum 100. Gründungsjubiläum des Textilhauses Rosipal das Glockenspiel des Münchner Rathausturms mit 43 Glocken. In den 1870er Jahren erwarb er ein Schlösschen, die Villa Rosipal an der Königinstraße Nr. 28, vormals Wiesenstraße 12., das 1823 für den ehemaligen Staatsminister Nikolaus Hubert Freiherrn Maillot de la Treille erbaut worden war. Der Park am Rande des Englischen Gartens war seit 1863 der erste Zoologischen Garten von München und enthielt einen größeren Teich, ein Affenhaus, Volièren, Käfige für kleine Raubtiere und Raubvögel, die zum Teil als Ruinen gebaut waren. Heute stehen auf dem Grundstück Gebäude der Allianz.
Der jüngere Sohn Albert lebte im Park an der Werneckstraße, der in dieser Zeit mit schönen Villen und Atelierhäusern bebaut wurde. Auch die vier Töchter wurden großzügig mit Grundstücken bedacht. Die älteste Tochter Emilie (1839–1918) heiratete den Münchner Polizeidirektor Oberregierungsrat Eduard Schuster (1825–1891). Tochter Linda (1840–1915) war mit Ludwig Kremer verheiratet. Tochter Maria Antonia (1847–1905) heiratete den Hofsekretär König Ludwigs II., Ludwig von Bürkel (1841–1903). Die Tochter Antonie (1847–1927) war verheiratet mit dem Generalarzt Veit Solbrig. (1843–1915).
Carl Michael Rosipal starb am 9. Mai 1882 und wurde im Familiengrab der Rosipals auf dem Südfriedhof beigesetzt.
Literatur
- Robert Oberhauser :Die Dynastie Rosipal. In: Heinrich Buerkel – Porträt einer Malerfamilie. PVA, Landau 1982
- Luigi von Buerkel: Vom Rindermarkt zur Leopoldstraße. Richard Pflaum Verlag Münchn
- Münchner Neueste Nachrichten vom 9. Mai 1882: C.M. Rosipal