Geothermie
München hat einen gut geeigneten Standort für die Verwendung von Geothermie, also Nutzung der natürlichen Erdwärme aus dem Erdinneren.
Definitionen und Nutzung
In 2.000 bis über 3.000 Metern Tiefe liegen wasserführende Schichten, die vom Erdinneren aufgeheizt werden. Dieses heiße Wasser lässt sich zur Erzeugung von Fernwärme und damit zum Heizen nutzen, ebenso gut aber für erneuerbar produzierten Strom. Die Energie aus Geothermie lässt sich zum Heizen, Kühlen und zur Stromerzeugung nutzen. Dabei wird zwischen oberflächennaher und tiefer Geothermie unterschieden:
- Oberflächennahe Geothermie nutzt Erdwärme aus bis zu 400 Metern Tiefe. Schon ab einer Tiefe von 50 bis 100 Metern ist die Temperatur ganzjährig konstant. Wärme aus oberflächennaher Geothermie kann zum Beispiel Ein- und Mehrfamilienhäuser beheizen oder im Sommer Gebäude kühlen.
- Bei Tiefengeothermie wird Erdwärme genutzt, die zwischen 400 m und mehrere Kilometer tief unter der Erde liegt. Sie ist zur Wärme- und Stromerzeugung geeignet. Tiefe Geothermie kann ganze Stadtviertel versorgen.
Vorteile
- Klimafreundlich: Beim Umwandeln von Erdwärme in Strom oder Nutzwärme entsteht deutlich weniger CO2 als bei der Energiegewinnung mit Kohle und anderen fossilen Rohstoffen.
- Unbegrenzt vorrätig: Erdwärme ist praktisch unerschöpflich vorhanden. Fossile Energieträger wie Erdöl oder Erdgas gehen dagegen langsam, aber sicher zur Neige.
- Konstant: Erdwärme ist rund um die Uhr verfügbar. Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energiequellen wie Wind, der nicht immer weht, oder Sonne, die nicht immer scheint.
- Effizient: Bei der Wärmeproduktion mit Geothermie geht kaum Wärmeenergie verloren.
- Platzsparend: Im Vergleich zu herkömmlichen Öl- oder Gasheizungen sind Erdwärme-Anschlussstationen bei den Verbraucher*innen deutlich kleiner.
Nachteile
- Eine Erdbebengefahr in der Nähe von Geothermieanlagen wird kontrovers diskutiert, hat jedoch schon zum Abbruch von Geothermieprojekten geführt[1].
Standorte
Nach dem Stand von 2024 gibt es in Deutschland 42 Geothermiekraftwerke[1]. Die SWM betreiben sechs Geothermieanlagen in der Region München:
- Dürrnhaar (seit 2012, seit 2016 im Besitz der Stadtwerke München)
- Freiham (seit 2016)
- Kirchstockach (seit 2013, seit 2016 im Besitz der Stadtwerke München)
- Riem (seit 2004, deckt den Strombedarf der Messestadt Riem und der Neuen Messe)
- Sauerlach: zur Stromerzeugung für 16.000 Haushalte
- Sendling: liefert Wärme für 80.000 Personen
Eine siebte Geothermieanlage auf dem Gelände des Michaelibads ist im Bau und soll 2033 in Betrieb gehen[2].
Die Gemeinde Grünwald bohrt seit November 2024 in Laufzorn neu nach Erdwärme[3].
Weblinks
- Stadtwerke München: Geothermie
- New Zealand Geothermal Association: Wairakei Geothermal System In englischer Sprache: Vergleich mit einem um Größenordnungen leistungsfähigeren Geothermalkraftwerk in Neuseeland
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Deutschlandfunk Kultur, 2. Januar 2024: Tiefe Geothermie: Zukunftsenergie mit Risiken
- ↑ Stadtwerke München: Spatenstich am Michaelibad - Baustart für die größte Geothermieanlage in Kontinentaleuropa
- ↑ Münchner Merkur, 18. November 2024: In 400 Bohrtagen zum Heißwasser