Lindwurmstraße 76

Der Jugendstil-Eckbau Lindwurmstraße 76 ist ein stattliches, denkmalgeschütztes Geschäftshaus im Stadtteil Isarvorstadt. Es wurde von Heilmann und Littmann entworfen und 1911/1912 fertiggestellt.[1] Das Gebäude wurde 2006/2007 von Höhler und Partner umgebaut und erweitert.[2]

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Geschichte

1911 Werkstätten Knaben und Herrenbekleidung Isidor Bach

Das Gebäude wurde als Werkstätten Knaben und Herrenbekleidung Isidor BachW eröffnet. [1]

1914 Kreuzversand

Ab 1914 hatte der Kreuzversand hier seine Adresse. Er vertrieb innovativen medizinischen Bedarf, den er mit Expertise von Ärzten wie Max Mohr, Emil Singer und Max BrodW umfassend bewarb.

1909 war Alfred KlotzW Mitglied in die Thesaurus-Kommission zu München berufen worden und hatte den Kreuzversand in der Baumstraße 4a gegründet. Bevor Leopold II. (Belgien)W durch KongogräuelW NaturkautschukW verfügbar machte, wurden KondomWe aus BlinddarmW von Schafen oder SchwimmblasenW aus Frankreich importiert. Der Beginn des Ersten Weltkrieges unterband diese Bezugsquelle, und der Kreuzversand produzierte Latexpräservative mit dem Firmenlogo einem Kreuz in einer Hand. Neben dem Kreuzversand widmeten sich 1913 mindestens 34 Gummiwarenfabriken im Deutschen Reich der Herstellung von Kondomen. Die reichen Schafbestände Frankreichs genügen nicht, um die französische Fabrikation von Zoekalkondomen mit Rohmaterial zu versorgen. Aus Australien, Nord- und Südamerika, Kleinasien und der Mandschurei werden die Blinddarmhäute geliefert.

1928 meldete der Kreuzversand ein Patent zum Vulkanisieren von hohlen Formkörpern aus Gummi, bei dem in den Hohlkörper ein mit dem flüssigen Treibmittel getränkter Saugkörper eingebracht wird, dadurch gekennzeichnet, dass der Saugkörper aus Watte oder ähnlichem Stoff besteht; 2. dadurch gekennzeichnet, dass die Tränkung des Saugkörpers nach dem Einbringen in den Hohlkörper, etwa mit Hilfe einer Holznadel erfolgt. - Man vermeidet hierbei das Eindringen des Treibmittels in die Gummiwandung, so dass ein gleichmäßiges Produkt erhalten wird. 1928 verarbeitete der Kreuzversand 460.911 Kilogramm Latex durch Vulcanizing Hollow Goods. [2] [3]

1934 vertrieb der Kreuzversand eine Vorrichtung zur Erzeugung von radioaktiven Heissluft- und Dampfbädern mit Hilfe von Radiumpräparaten und aus ihnen freiwerdender Emanation, bestehend aus einem für die Emanation durchlässigen Innen- und einer für diese undurchlässigen, abnehmbaren Außenwand, dadurch gekennzeichnet. dass der Innenmantel in bekannter Weise perforiert ist und in seinem Verschlussdeckel Aussparungen mit Befestigungsmöglichkeiten, z.B. Gewinde, aufweist, in welche die mit Radiumemanation beschickten Körbchen mit Hilfe von Stempeln. z.B. einschraubbar, zu befestigen sind, durch deren jeweils eingebrachte Anzahl die für die Behandlung des Körpers erforderliche Emanation nach Bedarf dosierbar ist. Otto PraunW: Wieviele Bestrahlungen hat die geheilte Carcinompatientin, wieviele die ungeheilte bekommen? (Material der Münchner Universitäts-Frauenklinik 1913 bis 1919.) (Dissertation: München 1922/[1923]. Daneben war der Kreuzversand die umsatzstärkste Spezialfabrik für Schwitzbade-Apparate, verkaufte etwa 1 Million Paare Pneumette-Schuheinlagen mit pneumatischen regulierbaren Luftkissen und stellte Pneumol-Bruchbänder und Bandagen mit pneumatischen, regulierbaren Pelotten nach Med.-Rat Dr. Schrötter-Kristelli her.

1938 befand sich der Kreuzversand Klotz G.m.b.H. Versand von chirurgischen Bandagenartikeln, Herstellung und Vetrieb von Schwitzbädern in einer Kartei jüdischer Unternehmen des städtischen Gewerbeamtes und verlegte seinen Sitz in den Lindwurmhof. städtisches Gewerbeamt 15. Februar 1938

1954 organisierte Alfred Klotz mit Georg HohmannW die "Gesellschaft zur Förderung der Fußgesundheit e. V. 29. September 1954, FUSSGESUNDHEITS-WOCHE,

1937 Stickereiwerkstätten Heros

1937 verlegten Herbert Rosenstiel (* 3. Februar 1890 in Mindelheim) und Benno Wiener (* 15. Juli 1889 in Sommerfeld) Die seit 1921 bestehenden Stickereiwerkstätten Heros von der Lindwurmstraße 76 in die Brienner Straße 22. Im Juni 1938 schlossen sie mit Konstantin Beyerle und Maria Koller einen Vorvertrag über den Verkauf ihres Betriebes samt ca. 11.000 Schnittmusterschablonen zu je 90 Pfennigen.

1945–1947 Civil Censorship Division des US War Department

In München eingelieferte Briefe sowie in München zuzustellenden Briefe wurden bei der Briefprüfstelle der Militärregierung unter der Leitung von Karl Jakob HirschW geprüft. Wahrscheinlich griff Großer BruderW dabei auf vorhandene Infrastruktur zurück, während um die Ecke in der Grimmstraße Telegramme aufliefen. S. 134

Einzelnachweise

  1. Bauwerke: Stattliches Geschäftshaus Lindwurmstraße 76 bei Stadtgeschichte München
  2. Revitalisierung Lindwurmstr. 76 (Generalplanung), Höhler+Partner