NSU-Prozess: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Dezember 2015 waren es bereits über 280 Verhandlungstage.
Im Dezember 2015 waren es bereits über 280 Verhandlungstage.
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Am 4. November 2011 nehmen sich zwei Männer in einem Wohnmobil in Eisenach das Leben - die beiden Neonazis Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Ihre Gefährtin, mit der sie 1998 in Jena verschwunden waren, setzt kurz darauf in Zwickau eine Wohnung in Brand und flieht - vier Tage später stellt sich Beate Zschäpe der Polizei.
So flog im November 2011 der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) auf, der laut Bundesanwaltschaft aus Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe bestand und für Sprengstoffanschläge, Raubüberfälle und zehn Morde verantwortlich sein soll. 13 Jahre lang lebten die drei Neonazis im Untergrund und bildeten, so die Ermittler, ein rechtsextremes Terrortrio.
Der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche NSU-Helfer steht nun kurz vor dem Abschluss. Was waren die entscheidenden Verhandlungstage? Der Überblick.
6. Mai 2013
Der Prozess gegen die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe und die vier Mitangeklagten Ralf Wohlleben, Carsten S., Holger G. und André E. beginnt vor dem 6. Strafsenat des Münchner Oberlandesgerichts. Vorausgegangen war ein Streit um die Vergabe der Presseplätze.
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14. Mai 2013
Die Anklageschrift wird verlesen. Die Bundesanwaltschaft wirft Zschäpe die Mittäterschaft an zehn Morden, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Brandstiftung mit versuchtem Mord vor. Bei Wohlleben und Carsten S. geht es um Beihilfe zum Mord in neun Fällen. André E. ist der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung sowie der Beihilfe zu versuchtem Mord und besonders schwerem Raub angeklagt. Holger G. wird Unterstützung einer terroristischen Vereinigung in drei Fällen vorgeworfen.
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Carsten S.
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Carsten S.
4. Juni 2013
Der Mitangeklagte Carsten S. beginnt seine Aussage. Er räumt ein, eine Waffe für den "Nationalsozialistischen Untergrund" besorgt zu haben. Später belastet er Ralf Wohlleben schwer: Dieser habe ihm den Auftrag zur Waffenbeschaffung erteilt - was Wohlleben bestreitet.
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6. Juni 2013
Holger G. räumt ein, dem NSU geholfen zu haben. Er soll den untergetauchten Neonazis 3000 Mark geliehen, seinen Reisepass und seinen Führerschein überlassen haben. Er bestreitet aber, von den Morden und Bombenanschlägen gewusst zu haben. Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass er eine terroristische Vereinigung unterstützt habe.
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16. Juni 2013
Ein Beamter des Bundeskriminalamts sagt aus, dass Holger G. in seinen Vernehmungen Zschäpe als "gleichberechtigtes Mitglied" des NSU, als durchsetzungsstark und gewaltbereit, beschrieben habe.
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6. September 2013
Im Prozess wird deutlich, dass Ermittler die Aussagen einer Zeugin verkannt haben, die Böhnhardt und Mundlos 2005 kurz vor und nach dem sechsten NSU-Mord in Nürnberg beobachtet hat. Bei einer späteren Vernehmung will sie die beiden auch auf Bildern des Anschlags in der Kölner Keupstraße erkannt haben, bei dem am 9. Juni 2004 mehr als 20 Menschen verletzt wurden.
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35  Bilder
Fotoreportage: Der andere Blick auf den NSU-Prozess
19. September 2013
Das Gericht lehnt Befangenheitsanträge der Verteidigung von Beate Zschäpe gegen alle fünf Richter ab.
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23. September 2013
Der Vater des NSU-Opfers Süleyman Tasköprü beschreibt, wie er seinen Sohn 2001 tödlich verletzt im Lebensmittelladen der Familie in Hamburg fand: "Ich habe ihn auf meinen Schoß genommen", sagt der 67-jährige Ali Tasköprü. "Ich habe ihn genommen und das Gesicht gestreichelt. Er wollte mir was sagen, aber er konnte nicht." Der Vater erklärt zudem, er habe die Polizei über zwei Männer informiert, die er bei seiner Ankunft vor dem Laden gesehen habe - doch die Ermittler gingen der Spur nicht nach. Die beiden Männer waren laut Aussage Deutsche.
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24. September 2013
Der Geschäftspartner des siebten Mordopfers, Theodoros Boulgarides, schildert als Zeuge, wie sehr die Ermittlungen in die falsche Richtung liefen. Die Beamten hätten gefragt, ob Boulgarides sex- oder spielsüchtig gewesen sei. Die Familie des Opfers sei völlig an dem Mord verzweifelt.
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1. Oktober 2013
Ismail Yozgat, der Vater des Mordopfers Halit Yozgat, tritt als Zeuge auf und beschreibt, wie er 2006 in Kassel seinen tödlich verletzten Sohn fand: "Ich sah zwei rote Tropfen auf dem Tisch und dachte, Halit hat wohl Farbe verschüttet." Dann habe er den Sohn liegen gesehen. Am Tag darauf appelliert dessen Mutter eindringlich an Zschäpe, zur Aufklärung beizutragen.
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19. November 2013
Brigitte Böhnhardt sagt zum ersten Mal im NSU-Prozess aus. Die Mutter des toten Uwe Böhnhardt spricht über das Leben ihres Sohnes. Sie klagt die Behörden an - und findet für die Opfer kein Wort des Bedauerns.
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18. Dezember 2013
Siegfried Mundlos sagt vor Gericht aus, er spricht über seinen toten Sohn Uwe Mundlos ausnahmslos positiv. Er poltert gegen die Ermittler und streitet mit dem Richter.
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16. Januar 2014
Der Polizist Martin A., der 2007 in Heilbronn neben seiner Kollegin Michèle Kiesewetter im Streifenwagen saß, als diese ermordet wurde, sagt im Prozess als Zeuge aus. A. erlitt damals selbst einen Kopfschuss. An die Tat, die ebenfalls dem NSU zugerechnet wird, hat er keine Erinnerung mehr.
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16. Juli 2014
Beate Zschäpe gibt an, sie habe kein Vertrauen mehr in ihre drei Pflichtverteidiger Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl. Wenige Tage später weist das Gericht ihren Antrag auf neue Anwälte ab.
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Zschäpe, Grasel
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Zschäpe, Grasel
6. Juli 2015
Zschäpes Verteidigung in der Krise: Das Gericht ordnet ihr Mathias Grasel als vierten Pflichtverteidiger bei. Dieser wird gemeinsam mit dem neuen Wahlverteidiger Herrmann Borchert zu Zschäpes Vertrauensanwalt. Zschäpes sogenannte Altverteidiger Heer, Stahl und Sturm scheitern wiederholt mit Versuchen, von ihrem Mandat entbunden zu werden. Einmal zeigt Zschäpe die drei sogar an - erfolglos.
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2. Oktober 2015
Nebenklageanwalt Ralph Willms räumt ein, dass seine Mandantin Meral K., angeblich Opfer des Bombenanschlags in der Kölner Keupstraße, vermutlich gar nicht existiert. Mehr als 230 Verhandlungstage lang fiel das im Prozess nicht auf. Willms wird später wegen Betrugs angeklagt.
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Anwälte, Ankläger, Gutachter: Die wichtigsten Personen im NSU-Prozess
9. Dezember 2015
Zschäpe äußert sich über ihren Anwalt erstmals vor Gericht: Am 249. Verhandlungstag verliest Grasel eine 53-seitige Einlassung. Darin räumt Zschäpe ein, von den Banküberfällen ihrer Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gewusst zu haben. Sie gesteht, die letzte Wohnung des Trios in Zwickau in Brand gesteckt zu haben. Aber von den Morden und Anschlägen will sie immer erst im Nachhinein erfahren haben.
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16. Dezember 2015
Auch Wohlleben bricht sein Schweigen. Er bestreitet, die Ceska-Pistole beschafft zu haben, mit der neun Menschen erschossen wurden. Carsten S. hatte ihn deswegen schwer belastet. Wohlleben wiederum belastet S. und Tino Brandt, einen langjährigen V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes. Vom NSU und dessen Taten will Wohlleben, ein früherer NPD-Funktionär, nichts gewusst haben. Über Zschäpe äußert er sich kaum.
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29. September 2016
Nach dreieinhalb Jahren ergreift Zschäpe zum ersten Mal persönlich das Wort - für eine kurze, nüchterne Erklärung. Sie bedauere ihr "Fehlverhalten", sagt sie, und sie verurteile, was ihre Freunde Mundlos und Böhnhardt ihren Opfern "angetan haben". Zudem distanziert sie sich nunmehr von "nationalistischem Gedankengut". Die Nebenklage zweifelt an der Aufrichtigkeit der Angeklagten.
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17./18. Januar 2017
Der psychiatrische Sachverständige Henning Saß bescheinigt Zschäpe volle Schuldfähigkeit - und macht deutlich, sie sei möglicherweise noch immer gefährlich. Er legt damit im Falle einer Verurteilung eine Sicherungsverwahrung im Anschluss an eine verbüßte Haftstrafe nahe. Der Gutachter attestiert Zschäpe eine "Tendenz zu Dominanz, Härte, Durchsetzungsfähigkeit". Da Zschäpe nicht mit Saß sprechen wollte, beruht seine Einschätzung auf Beobachtungen und Akten.
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27. April 2017
Der Bochumer Neurologe Pedro Faustmann stellt mit einem methodenkritischen Gutachten die Arbeit von Gutachter Henning Saß infrage, er hält ihm Mängel bei der Begutachtung vor. Das Saß-Gutachten entspreche nicht wissenschaftlichen Standards, so Faustmann, der von Zschäpes Altverteidigern Heer, Stahl und Sturm beauftragt wurde. Der Angegriffene weist das zurück.
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Joachim Bauer
REUTERS
Joachim Bauer
3. Mai 2017
Der von Zschäpes Vertrauens-Anwälten Grasel und Borchert benannte Gutachter Joachim Bauer attestiert Zschäpe verminderte Schuldfähigkeit. Er hatte mehrere Gespräche mit ihr geführt. Sie habe im Tatzeitraum der NSU-Verbrechen an einer abhängigen Persönlichkeitsstörung gelitten, so Bauer. Später gibt er zu, die Mindestanforderungen für Gutachten nicht zu kennen. Das Gericht lehnt den Psychiater später wegen befürchteter Parteilichkeit ab. Bauer hatte in einer E-Mail an einen Journalisten im Zusammenhang mit dem Umgang mit Zschäpe von "Hexenverbrennung" gesprochen.
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25. Juli 2017
Die Bundesanwaltschaft beginnt mit den Plädoyers. Für sie hat die Beweisaufnahme ergeben, dass Zschäpe als Mittäterin bei allen Taten des NSU schuldig ist. Es gehe um die "infamsten Terroranschläge" seit den Taten der RAF.
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12. September 2017
Die Bundesanwaltschaft fordert zum Abschluss ihres Plädoyers eine lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung für Beate Zschäpe. Bundesanwalt Herbert Diemer verlangt zudem, die besondere Schwere der Schuld festzustellen. "Die Angeklagte ist für ihr Verhalten in vollem Umfang strafrechtlich verantwortlich", sagt Diemer. Zschäpe sei ein "eiskalt kalkulierender Mensch". Auch für die anderen vier angeklagten mutmaßlichen NSU-Helfer fordert die Bundesanwaltschaft zum Teil hohe Freiheitsstrafen:
Zwölf Jahre Haft für Ralf Wohlleben
Drei Jahre Jugendstrafe für Carsten S.
Fünf Jahre Haft für Holger G.
Zwölf Jahre Haft für André E.
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15. November 2017
Die Nebenklage-Plädoyers beginnen. Sie ziehen sich bis in den Februar 2018. Die Nebenkläger zweifeln an der Drei-Täter-Theorie der Anklage. Es gebe mehr aktive Unterstützer und Helfer des NSU als bisher ermittelt. Mehrere Anwälte werfen Sicherheitsbehörden zudem institutionellen Rassismus vor, weil einem rechtsextremen Motiv nicht nachgegangen wurde.
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24. April 2018
Zschäpes Wahlverteidiger Hermann Borchert beginnt mit seinem Plädoyer, als erster der fünfköpfigen Verteidigung der Hauptangeklagten. Er bestreitet eine Mittäterschaft Zschäpes an Morden und Anschlägen des NSU. Gemeinsam mit seinem Kollegen Mathias Grasel fordert er maximal zehn Jahre Haft für Zschäpe wegen Brandstiftung und Beihilfe zu Raubüberfällen.
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17. Mai 2018
Wohllebens Anwälte fordern Freispruch für den ehemaligen NPD-Politiker. Dafür bemühen sie einen Hermann-Göring-Vergleich, zitieren Joseph Goebbels und Adolf Hitler. Vor allem Wolfram Nahrath nutzt den Auftritt genüsslich für seine Propaganda.
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Anja Sturm, Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl
DPA
Anja Sturm, Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl
5. Juni 2018
Die sogenannten Altverteidiger Zschäpes, mit denen sich die Angeklagte überworfen hat, beginnen mit ihrem Plädoyer. Wolfgang Heer fordert, Zschäpe in fast allen Punkten freizusprechen: "Beate Zschäpe ist keine Terroristin. Sie ist keine Mörderin und keine Attentäterin." Strafbar gemacht habe sie sich lediglich wegen Brandstiftung und fahrlässigen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion. Zschäpe sei sofort freizulassen.
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3. Juli 2018
Die Angeklagten sprechen im Prozess ihre letzten Worte. Beate Zschäpe sagt, rechtes Gedankengut habe für sie "gar keine Bedeutung" mehr. Sie habe erst "Stück für Stück das schreckliche Ausmaß der schrecklichen Taten" von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erfasst. Sie spricht von "aufrichtigem Mitgefühl" und "aufrichtigem Bedauern". Dass sie sich im Gerichtssaal nicht erschüttert gezeigt habe, begründet sie mit ihrer Biografie: Sie habe schon seit ihrer Jugend eigene Gefühle unterdrückt und nicht nach außen getragen. Zschäpe bittet den Senat: "Bitte verurteilen Sie mich nicht stellvertretend für etwas, was ich weder gewollt noch getan habe."
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Almut Cieschinger, Mara Küpper / mit Material von dpa
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==Aussagen, Zeugen==
==Aussagen, Zeugen==

Version vom 11. Juli 2018, 13:24 Uhr

Vor dem Oberlandesgericht München findet seit 2013 ein Gerichtsverfahren wegen der Mordserie an Kleinunternehmern' an mehreren Orten statt, das allgemein unter Bezeichungen wie NSU-Prozess / Neonazi-Mordserie bereits im Vorfeld für viel Aufsehen sorgte. Der Grund des Verfahrens, die NSU-Mord-Serie fand zwischen 2000 und 2006 statt. Unklar ist, ob es zu der 2007 in Heilbronn ermordeten Polizistin Kiesewetter von dem Zwickauer Neonazi-Trio eine Verbindung gab.

Nach Einschätzung der Ermittler wurden in den Jahren 2000 bis 2006 bundesweit acht türkischstämmige Männer und ein Grieche durch eine rechtsextremistische Gruppierung allein auf Grund ihrer ausländischen Herkunft ermordet. Der Gruppe werden als Täter zwei tote Männer (4. November 2011), ein verhafteter Mann und eine Frau zugeordnet. Die Bundesanwaltschaft führte die Ermittlungen erst seit November 2011.

Die Neonazi-Mordserie wird allgemein so genannt, weil seit November 2011 die der Neonazi-Szene zuzuordnenden mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die am 4. November 2011 Suizid begingen, und die ebenfalls des Terrorismus beschuldigte Beate Zschäpe, die sich am 8. November 2011 der Polizei stellte, in diesen Fällen unter Mordverdacht stehen. Im November 2011 ergingen gegen weitere unter Tatverdacht stehende Unterstützer dieser Vereinigung mit der Eigenbezeichnung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) Anklage.

13 Jahre lang lebten die als Haupttäter angeschuldigten Personen Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt (tot) und Uwe Mundlos (tot) unerkannt und ohne offizielle Anmeldung in Deutschland. Von den jetzt fünf Angeklagten, die von insgesamt zwölf Rechtsanwälten verteidigt werden, sind zwei in Untersuchungshaft.

Nach fünf Jahren NSU-Prozess mit 437. Verhandlungstagen fällt voraussichtlich am 11. Juli das Urteil. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe distanziert sich in ihrem Schlusswort angeblich von dem rechtem Gedankengut als Rechtfertigung der Taten. An die Adresse der Familien der Mordopfer, namentlich der Mutter von Halit Yozgat aus Kassel, sagt sie: „Ich bin ein mitfühlender Mensch und habe sehr wohl den Schmerz, die Verzweiflung und die Wut der Angehörigen sehen und spüren können.“ Ein Geständnis war das nicht.

Die Mordserie

Seit dem Jahr 2000 schlugen die Täter dreimal in Nürnberg, einmal je in Hamburg und Rostock und zwei Mal in München zu. Zu den Morden kamen weitere 14 Banküberfälle als Verbrechen hinzu, die in dieser Zeit nach einem gleichartigen Muster begangen wurden.

  • in einem Nürnberger Lokal 1999: Der sogenannte Taschenlampen-Anschlag
  • 9. September 2000 - Enver S. in Nürnberg
  • 19. Jan. 2001 - Anschlag in Köln
  • 13. Juni 2001 - Abdurrahim Ö. in Nürnberg
  • 27. Juni 2001 - Süleyman T. in Hamburg
  • 29. August 2001 - Habil Kilic in München-Ramersdorf
  • 25. Februar 2004 - Yunus T. in Rostock
  • 9. Juni 2004 Anschlag in Köln
  • 9. Juni 2005 - Ismail Y. in Nürnberg
  • 15. Juni 2005 - Theodorus Boulgarides in München
  • 4. April 2006 - Mehmet K. in Dortmund
  • 6. April 2006 - Halit Y. in Kassel
  • 25. April 2007 - Michèle K. in Heilbronn

Am 26. Januar 1998 fand die Durchsuchung der von Zschäpe gemieteten Garage in Jena statt. In der Garage hatte die Polizei eine Bombenbauwerkstatt entdeckt. Die Razzia war mutmaßlich der Anlass für Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt, "in den Untergrund" abzutauchen. War dies einer der Ausgangspunkte der Serie?

Am 9. Dezember 2015 erklärt B. Zschäpe im Prozess schriftlich (moralisch schuldig), dass sie die zehn Morde und die zwei Anschläge der beiden anderen Täter nicht habe verhindern können. Dass es der Polizei nicht gelungen war, hinter die Täter zu kommen, das ist auch eine tragische Abfolge von Ermittlungs-Fehlern.

Ortswahl

Oberlandesgerichte sind laut Gerichtsverfassungsgesetz als erste Instanz dann zuständig, wenn der Vorwurf auf Mord und – wie hier – Bildung einer terroristischen Vereinigung lautet. Der Prozess sollte unbedingt in München verhandelt werden, denn von zehn Morden, für die der so genannte NSU verantwortlich gemacht wird, wurden fünf in Bayern verübt - zwei in München, drei in Nürnberg.

Deshalb soll der 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts der bayerischen Hauptstadt urteilen. Der größte Sitzungssaal wurde extra umgebaut und erwies sich schon bei der Verteilung der Presseplätze als zu klein.

Zeitplan

Am 6. Mai (ursprünglich war der 17. April geplant) 2013 war der erste Prozesstag.

Der Strafsenat wird in der Regel zweimal wöchentlich tagen. Die ursprünglich festgelegten 86 Verhandlungstage bis Januar 2014 recihten für dieses umfangreiche Verfahren nicht aus.

Die Presseplätze für den NSU-Prozess wurden nach einem Beschluss des Verfassungsgerichts dazu neu vergeben. Deshalb wurde der Prozess kurzfristig auf den 6. Mai vertagt. So hat das Oberlandesgericht München am 15.4.13 überraschend entschieden.

Im Dezember 2015 waren es bereits über 280 Verhandlungstage.


Aussagen, Zeugen

Die mutmaßliche Täterin, oft als Rechtsterroristin bezeichnete, Beate Zschäpe beendete ihr Schweigen im Verfahren und machte im Dezember 2015 eine schriftliche Aussage. Damit ist die Strategie ihrer ursprünglichen Pflichtverteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm gescheitert. Der neue Anwalt M. Grasel spielt jetzt die zentrale Rolle. Sein Kanzleikollege Hermann Borchert hat sich Zschäpe zusätzlich als Wahlverteidiger ausgesucht.

Die Plädoyers

Ende Juli 2017 begannen die Ankläger der Bundesanwaltschaft mit ihrem Schlußvortrag zum gesamten Verfahren.

Unterbrechung durch die Gerichtsferien....

Am 4. September setzte die Bundesanwaltschaft die sogenannte rechtlichen Würdigung der Taten fort und fassten zusammen, welcher Delikte sich die fünf Angeklagten ihrer Meinung nach schuldig gemacht haben. Bei Beate Zschäpe ist das unter anderem die Mittäterschaft beim Mord und die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Damit wird deutlich, in welche Richtung die Forderung nach dem Strafmaß in der kommenden Woche gehen wird: Oberstaatsanwältin Anette Greger sagte, die Voraussetzungen für die Sicherungsverwahrung seien bei der Angeklagten Zschäpe erfüllt.


evtl. am 15. November:

Wenn die Plädoyers der Nebenkläger anfangen, werden sie sich hinziehen: 95 Nebenkläger sind in dem Verfahren zugelassen, sie werden von rund 60 Rechtsbeiständen begleitet. Das Wort ergreifen werden vornehmlich die Anwälte, manche Angehörige werden jedoch auch selbst sprechen. Den bisher bekannten Plänen zufolge sind mindestens 47 einzelne Stellungnahmen beabsichtigt. Sie sollen nach Berechnungen rund 57 Stunden dauern. Zum Vergleich: Die Bundesanwaltschaft hatte für ihren Plädoyer-Vortrag 22 Stunden veranschlagt und dafür acht Sitzungstage benötigt.

Medien

Literatur

Zu dem ganzen Verfahren und den Hintergründen gibt es bereits Bücher, Z.B. als Krimi:

  • Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand. Kiwi, 2015, 384 S. ISBN 978-3-462-04666-3 (Fiktion: Dengler-Krimi-Reihe spielt vor dem Hintergrund der NSU-Mordserie. Die Sicherheitsbehörden ermitteln nicht gegen die Täter, sondern gegen das Umfeld der Opfer der NSU-Mordserie, Akten werden geschreddert, der Verfassungsschutz hat überall seine Finger im Spiel. Was, wenn das kein bloßes Behördenversagen ist? Wer hält seine schützende Hand über die Mörder? Verlagsangaben)

Fotoausstellung

Regina Schmeken fertigte eine Fotoserie zu den Verbrechen, Titel: „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU.“ Gezeigt werden die Bilder im Martin-Gropius-Bau, Berlin; Niederkirchner Str. 7. (Tel. 030 / 254 860. Mi. bis Mo. 10-19 Uhr, bis 29. 10.2017) Es gibt einen Katalog zur Ausstellung.

Die Pressefotografin der „Süddeutschen Zeitung“ R. Schmeken hat alle Tatorte der NSU-Morde besucht – Dabei sind verstörende Bilder entstanden.

Es ist nach der verstrichenen Zeit hilfreich, sich das Ausmaß des Terrors gegen Menschen türkischer und griechischer Abstammung in Deutschland vor Augen zu führen. Die Tatorte sind von Regina Schmeken nicht mythisch verklärt worden. Jeder Tatort wird wie im klassischen Altarbild mit je drei Ansichten ganz ohne Pathos gezeigt. „Blutiger Boden“ ist die Ausstellung zwar betitelt, aber das reale Blut ist längst weggewischt. Der Boden ist dieses Land. Gezeigt wird auch seine Banalität im Alltag. Besucher fragen sich vielleicht: Wie konnte das mitten unter uns geschehen? Warum blieb es so lange unentdeckt?

Filme

ebenso Filme (Dokumentationen, Fiction)

  • ....
  • Das 4. Jahr... Hunderte Zeugen, die erste Äußerung von Beate Zschäpe, mehr als 300 Prozesstage: Das SZ-Magazin dokumentiert die NSU-Prozesstage
  • Mitten in Deutschland: NSU (Regie: Züli Aladağ, Florian Cossen, Christian Schwochow) (2016 gesendet, SWR/ARD Degeto/MDR)
    • Die Trilogie der ARD besteht aus folgenden Filmen:
  1. Die Täter – Heute ist nicht alle Tage
  2. Die Opfer – Vergesst mich nicht
  3. Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch

Weblinks

Anmerkungen