Neptunbrunnen: Unterschied zwischen den Versionen
K (brunnenführer dazu) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Bild:Neptunbrunnen.jpg|thumb|300px| Der Neptunbrunnen]] | [[Bild:Neptunbrunnen.jpg|thumb|300px| Der Neptunbrunnen]] | ||
'''Neptunbrunnen'''. | |||
'''Standort:''' Alter Botanischer Garten, Elisenstrasse | |||
'''Künstler:''' Joseph Wackerle (1880-1959), Ausführung von Steinbildhauermeister Josef Meinert | |||
'''Zeit der Errichtung:''' 30. 5. 1937 | |||
==Lage== | ==Lage== | ||
Im Alten Botanischen Garten | Im Alten Botanischen Garten | ||
'''Beschreibung:''' | |||
Der an den David von Michelangelo in Florenz erinnernde Gott Neptun steht 'mit geschulterten Dreizack' , gewissermaßen als 'Kind der Aufrüstung' in jenen Jahren, auf einem Felsen, in dem Vexierbilder von Gewalttätigen als Maske sich andeuten, und neben einem wilden Meeresross mit Fischschwanz, unter dem das Wasser bedrohlich hervorschäumt. Neptun, Gott der Wassergewalten wird begleitet von zwei kraftvoll aus Muscheln Wasser blasenden Tritonen; daneben weitere kleinere Muschel-Springbrunnen. | |||
Münchens Neptunbrunnen mit der Hauptfigur personifizierter Wassergewalt steht auf einem Platz mit dem Namen [[Alter Botanischer Garten]], der eine sehr eigene Geschichte hat (s. Exkurs). Und Neptun/Poseidon selbst ist nicht zuletzt das Symbol einer langen Geschichte vom Wasser verursachter Naturkatastrophen. Man denke nur an den Tsunami im Indischen Ozean am 26. 12. 2004. Und seit Menschengedenken hat es Tsunamis gegeben, so z.B. vor 3.500 Jahren bei der [[Minoische Eruption]], dem verheerenden Tsunami im Mittelmeer infolge Ausbruchs des Thera- /Santorin-Vulkans, 1600 bzw. 1530 v. Chr., der die bronzezeitliche [[Minoische Kultur]] zerstört hat. | |||
Die donnernden Meereswogen wurden in der Antike wiederholt verglichen mit dem donnernden Hufschlag grosser Reiterheere, de die Siedlungen der Ackerbau treibenden Menschen vernichtenten. So kam es auch bei grossen Brunnen immer wieder zu Darstellungen der Wassergewalten in Gestalt von Pferden und Hippocampen. Ja, selbst das Trojanische Pferd könnte einst als 'pars pro toto', als Teil einer ganzen, vom Meer herkommenden, vernichtenden Gewalt verstanden worden sein. | |||
[[Bild:Neptun.jpg|thumb| Ross mit Fischschwanz und zwei aus Muscheln wasserblasende Tritone wie weitere Muschelbrunnen |left|300px]]. | |||
==Besonderheiten und Ereignisse== | ==Besonderheiten und Ereignisse== | ||
'''Exkurs zur Geschichte das Alten Botanischen Gartens:''' | |||
Das vom Neptunbrunnen fast unbemerkt an der lebhaftesten Straßenkreuzung beim Stachus gelegene frühklassiszistische, ehemals stadtwärtige Eingangsportal des Botanischen Gartens trägt die von J.W. Goethe verfasste Inschrift: FLORUM DAEDALAE TELLURIS GENTES DISSITAE / MAXIMILIANI JOS. NUMINE CONSOCIATAE MDCCCXII - das heißt: 'Auf Geheiß des Königs Maximilian I. Joseph wurden 1812 die zerstreuten Blumen-Gattungen der Bildnerin Erde (hier) versammelt'. Den Garten hatte [[Friedrich Ludwig v. Sckell]] in den Jahren 1804-14 angelegt und der Gründer der Botanik in Bayern, Professor [[Franz Paula von Schrank]] ihn zu einem Botanischen Garten gemacht. | |||
42 Jahre später wurde auf Geheiß vom Enkel des Gründers, von König Max II. , dieser erste Botanische Garten Münchens wieder zerstört, und zwar für den Bau des Industrie-Ausstellungsgebäudes, des [[Münchner Glaspalast]]es . Daraufhin legte der Nachfolger Paula v. Schranks, Ritter von [[Martius, Carl]] aus Protest gegen die Zerstörung des Gartens im Frühjahr 1854 seine Ämter als ordentlich öffentlicher (o.ö.) Professor und als Konservator der Botanischen Sammlungen nieder und beantragte die Aufnahme in den Ruhestand, der ihm gewährt wurde. | |||
Am 8. Juni 1954 war dann der von dem Architekten August von Voit errichtete Glaspalast für die [[ Erste deutsche Industrieausstellung]] fertig, die am 15. Juli 1854 noch als europäisches Ereignis eröffnet werden konnte. Drei Tage danach, am 18.7.1854, war ein Besucher der Ausstellung bei einer Abendveranstaltung zusammengebarochen, das erste Opfer der 2. Cholera-Epidemie. Bald danach erkrankten Bedienstete der Ausstellung, später weitere Gäste der Ausstellung und Münchner Bürger. Wer irgend konnte, verließ damals München, und die Ausstellung wurde ein Mißerfolg. Bis zum 31. August 1854 fielen täglich über hundert Menschen dieser [[2. Choleraepidemie in München]] zum Opfer. Zu den letzten der insgesamt neuntausend Cholera-Toten gehörte schließlich auch die Mutter von König Max II., [[Königin Therese]], die am 26. Oktober 1854, nach einem Dankgottesdienst für die Opfer, im Alter von 62 Jahren starb. | |||
Die nächste Katastrophe geschah 77 Jahre danach. Am 6. Juni 1931 brannte der Glaspalast vollständig ab und der Park wurde, jetzt auf Anordnung der Nationalsozialisten, von Oswald Bieber und Joseph Wackerle (1880-1959) neu gestaltet. Letzterer war bereits 1906, im Alter von 26 Jahren, zum künstlerischen Leiter der [[Porzellanmanufaktur Nymphenburg]] berufen worden und schuf jetzt auch den Neptunbrunnen. | |||
==Quellen/Weblinks== | |||
* Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 27 | |||
* Otto Josef Bistritzki Margarete Baur-Heinhold, Heide Hohendahl, Günther Mehling, Brunnen in München, Callwey, E.A. 1974, ISBN 3766705040, Nr. 37, S. 70 - 71 | |||
* [http://www.stadtpanoramen.de/muenchen/neptunbrunnen.html Neptunbrunnen Stadt-Panorama] | * [http://www.stadtpanoramen.de/muenchen/neptunbrunnen.html Neptunbrunnen Stadt-Panorama] | ||
Liste mit knappen Angaben zu vielen anderen Münchner Brunnen | |||
Seitenkategorien: Brunnen | |||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
Liste mit knappen Angaben zu den ''[[Münchner Brunnen]]'' | Liste mit knappen Angaben zu den ''[[Münchner Brunnen]]'' | ||
[[Kategorie:Brunnen]] | [[Kategorie:Brunnen]] |
Version vom 21. Dezember 2011, 09:44 Uhr
Neptunbrunnen.
Standort: Alter Botanischer Garten, Elisenstrasse
Künstler: Joseph Wackerle (1880-1959), Ausführung von Steinbildhauermeister Josef Meinert
Zeit der Errichtung: 30. 5. 1937
Lage
Im Alten Botanischen Garten
Beschreibung:
Der an den David von Michelangelo in Florenz erinnernde Gott Neptun steht 'mit geschulterten Dreizack' , gewissermaßen als 'Kind der Aufrüstung' in jenen Jahren, auf einem Felsen, in dem Vexierbilder von Gewalttätigen als Maske sich andeuten, und neben einem wilden Meeresross mit Fischschwanz, unter dem das Wasser bedrohlich hervorschäumt. Neptun, Gott der Wassergewalten wird begleitet von zwei kraftvoll aus Muscheln Wasser blasenden Tritonen; daneben weitere kleinere Muschel-Springbrunnen.
Münchens Neptunbrunnen mit der Hauptfigur personifizierter Wassergewalt steht auf einem Platz mit dem Namen Alter Botanischer Garten, der eine sehr eigene Geschichte hat (s. Exkurs). Und Neptun/Poseidon selbst ist nicht zuletzt das Symbol einer langen Geschichte vom Wasser verursachter Naturkatastrophen. Man denke nur an den Tsunami im Indischen Ozean am 26. 12. 2004. Und seit Menschengedenken hat es Tsunamis gegeben, so z.B. vor 3.500 Jahren bei der Minoische Eruption, dem verheerenden Tsunami im Mittelmeer infolge Ausbruchs des Thera- /Santorin-Vulkans, 1600 bzw. 1530 v. Chr., der die bronzezeitliche Minoische Kultur zerstört hat. Die donnernden Meereswogen wurden in der Antike wiederholt verglichen mit dem donnernden Hufschlag grosser Reiterheere, de die Siedlungen der Ackerbau treibenden Menschen vernichtenten. So kam es auch bei grossen Brunnen immer wieder zu Darstellungen der Wassergewalten in Gestalt von Pferden und Hippocampen. Ja, selbst das Trojanische Pferd könnte einst als 'pars pro toto', als Teil einer ganzen, vom Meer herkommenden, vernichtenden Gewalt verstanden worden sein.
.
Besonderheiten und Ereignisse
Exkurs zur Geschichte das Alten Botanischen Gartens:
Das vom Neptunbrunnen fast unbemerkt an der lebhaftesten Straßenkreuzung beim Stachus gelegene frühklassiszistische, ehemals stadtwärtige Eingangsportal des Botanischen Gartens trägt die von J.W. Goethe verfasste Inschrift: FLORUM DAEDALAE TELLURIS GENTES DISSITAE / MAXIMILIANI JOS. NUMINE CONSOCIATAE MDCCCXII - das heißt: 'Auf Geheiß des Königs Maximilian I. Joseph wurden 1812 die zerstreuten Blumen-Gattungen der Bildnerin Erde (hier) versammelt'. Den Garten hatte Friedrich Ludwig v. Sckell in den Jahren 1804-14 angelegt und der Gründer der Botanik in Bayern, Professor Franz Paula von Schrank ihn zu einem Botanischen Garten gemacht. 42 Jahre später wurde auf Geheiß vom Enkel des Gründers, von König Max II. , dieser erste Botanische Garten Münchens wieder zerstört, und zwar für den Bau des Industrie-Ausstellungsgebäudes, des Münchner Glaspalastes . Daraufhin legte der Nachfolger Paula v. Schranks, Ritter von Martius, Carl aus Protest gegen die Zerstörung des Gartens im Frühjahr 1854 seine Ämter als ordentlich öffentlicher (o.ö.) Professor und als Konservator der Botanischen Sammlungen nieder und beantragte die Aufnahme in den Ruhestand, der ihm gewährt wurde.
Am 8. Juni 1954 war dann der von dem Architekten August von Voit errichtete Glaspalast für die Erste deutsche Industrieausstellung fertig, die am 15. Juli 1854 noch als europäisches Ereignis eröffnet werden konnte. Drei Tage danach, am 18.7.1854, war ein Besucher der Ausstellung bei einer Abendveranstaltung zusammengebarochen, das erste Opfer der 2. Cholera-Epidemie. Bald danach erkrankten Bedienstete der Ausstellung, später weitere Gäste der Ausstellung und Münchner Bürger. Wer irgend konnte, verließ damals München, und die Ausstellung wurde ein Mißerfolg. Bis zum 31. August 1854 fielen täglich über hundert Menschen dieser 2. Choleraepidemie in München zum Opfer. Zu den letzten der insgesamt neuntausend Cholera-Toten gehörte schließlich auch die Mutter von König Max II., Königin Therese, die am 26. Oktober 1854, nach einem Dankgottesdienst für die Opfer, im Alter von 62 Jahren starb. Die nächste Katastrophe geschah 77 Jahre danach. Am 6. Juni 1931 brannte der Glaspalast vollständig ab und der Park wurde, jetzt auf Anordnung der Nationalsozialisten, von Oswald Bieber und Joseph Wackerle (1880-1959) neu gestaltet. Letzterer war bereits 1906, im Alter von 26 Jahren, zum künstlerischen Leiter der Porzellanmanufaktur Nymphenburg berufen worden und schuf jetzt auch den Neptunbrunnen.
Quellen/Weblinks
- Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 27
- Otto Josef Bistritzki Margarete Baur-Heinhold, Heide Hohendahl, Günther Mehling, Brunnen in München, Callwey, E.A. 1974, ISBN 3766705040, Nr. 37, S. 70 - 71
Liste mit knappen Angaben zu vielen anderen Münchner Brunnen
Seitenkategorien: Brunnen
Siehe auch
Liste mit knappen Angaben zu den Münchner Brunnen