Maikäfersiedlung: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Maikäfersiedlung''', offiziell: ''Volkswohnanlage Berg am Laim ''oder'' Siedlung Echarding'' ist eine Siedlung im Süden von [[Berg am Laim]] die als erste ihrer Art von 1936 bis 1939 im Stile einer Gartenstadt mit kleinen Vorgärten und winzigen Wohnungen erbaut wurde. Sie entstand an der [[Echardinger Straße]] und der [[Bad-Kreuther-Straße]]. | Die '''Maikäfersiedlung''', offiziell: ''Volkswohnanlage Berg am Laim ''oder'' Siedlung Echarding'' ist eine Siedlung im Süden von [[Berg am Laim]] die als erste ihrer Art von 1936 bis 1939 im Stile einer Gartenstadt mit kleinen Vorgärten und winzigen Wohnungen erbaut wurde. Sie entstand an der [[Echardinger Straße]] und der [[Bad-Kreuther-Straße]]. Die Siedlung war die erste nationalsozialistische Volkswohnungsanlage in München und galt im Dritten Reich als Musterbeispiel für den sozialen Wohnungsbau. | ||
Statt der zu teuer erscheinenden Ziegel wurde der neuartige Kunststein „Iporit“ aus aufgeschäumtem, dampfgehärtetem Sand verwendet. Der Werkstoff ist sehr feuchtigkeitsanfällig und verliert trotz einem speziellen Putz seine Druckfestigkeit. | |||
Ganz allgemein war der Standard der Bauten sehr niedrig. War der einzige Ofen im Haus im Winter kalt, vereisten Fensterscheiben und teilweise sogar die Wände. In den Wohnungen fehlten eigene Toiletten. Die 600 Mietwohnungen waren so klein, dass es tatsächlich Anleitungen und sogar eine städtische Beratung für die optimierte Möblierung gab. Für eine Familie mit zwei Kindern waren in den Geschosswohnungen 35 m² eingeplant. | |||
Etwas größer waren die 190 Kleinst-Eigenheime. Sie verfügten über 50 m² Wohnfläche. Es gab ein WC, aber zunächst kein eigenes Badezimmer. | |||
Aufgrund der schlechten Bausubstanz tauchten in den [[1970er]]-Jahren erste Abrisspläne auf. Letzten Endes entschied man sich jedoch 1994, die Häuser zu sanieren. Die Sanierungsarbeiten zogen sich bis 2015 hin<ref>[[Süddeutsche Zeitung]], 12. Mai 2015: [https://www.sueddeutsche.de/muenchen/berg-am-laim-wiedergeburt-eines-idylls-1.2476839 Berg am Laim: Wiedergeburt eines Idylls]</ref>. Die Häuser wurden so geschickt saniert, dass man trotz der geringen Wohnfläche angenehm darin leben kann<ref>„houzz“: [https://www.houzz.de/magazin/houzztour-durch-ein-minihaus-in-muenchens-maikaefersiedlung-stsetivw-vs~147365320 Tour durch ein Minihaus in Münchens Maikäfersiedlung]</ref>. | |||
Nach abgeschlossener Sanierung kam die Maikäfersiedlung auch zu Krimi-Ehren: der Kriminalschriftsteller Harry Kämmerer ließ einen Krimi in der Maikäfersiedlung spielen<ref>Süddeutsche Zeitung, 17. August 2017: [https://www.sueddeutsche.de/muenchen/berg-am-laim-das-grauen-der-maikaefersiedlung-1.3630963 Berg am Laim: Das Grauen der Maikäfersiedlung]</ref>. | |||
== Siehe auch == | |||
* [[Echardinger Einkehr]] | |||
* damit verbundene Personen: [[Paul Würges]], [[Norbert Rinnen]] (Ironman), [[Georg Prächt]] (Tenor) | |||
== | == Literatur == | ||
* Bettina Seeger: „Die Maikäfersiedlung München“. [[Volk-Verlag]]. 144 Seiten mit über 200 Abbildungen. ISBN 978-3-937200-23-1 ([https://www.volkverlag.de/shop/die-maikaefersiedlung-in-muenchen Verlagsinfo zum Buch]) | |||
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== Weblinks == | |||
* unser-berg-am-laim.de 2017/08, 8. August 2017: [http://www.unser-berg-am-laim.de/2017/08/die-geschichte-von-der-maikaefersiedlung ''Die Geschichte von der Maikäfersiedlung''.] | |||
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Siedlung südlich Berg am Laim“. Später hieß es dann „Siedlung Echarding“. Namen, die längst in Vergessenheit geraten sind. Wer heute über die Wohnbauten an der Echardinger- und Bad-Kreuther-Straße | Siedlung südlich Berg am Laim“. Später hieß es dann „Siedlung Echarding“. Namen, die längst in Vergessenheit geraten sind. Wer heute über die Wohnbauten an der Echardinger- und Bad-Kreuther-Straße | ||
Im Münchner Osten, zwischen Ramersdorf und Berg am Laim gelegen, präsentiert sich ein architektonisches Ensemble, das sich in seiner Anlage, Gestaltung und Geschichte von den umgebenden Stadtteilen abhebt: die so genannte Maikäfersiedlung. | Im Münchner Osten, zwischen Ramersdorf und Berg am Laim gelegen, präsentiert sich ein architektonisches Ensemble, das sich in seiner Anlage, Gestaltung und Geschichte von den umgebenden Stadtteilen abhebt: die so genannte Maikäfersiedlung. | ||
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„Neben ihrem Fachwissen ließ Bettina Seeger ‚viel Herzblut‘ in ihre Texte einfließen. Gerade rechtzeitig kommt das Buch, bevor die Siedlung aufgrund der geplanten Neubauten ihr einst idyllisches Gesicht verlieren wird.“ | „Neben ihrem Fachwissen ließ Bettina Seeger ‚viel Herzblut‘ in ihre Texte einfließen. Gerade rechtzeitig kommt das Buch, bevor die Siedlung aufgrund der geplanten Neubauten ihr einst idyllisches Gesicht verlieren wird.“ | ||
Süddeutsche Zeitung, 2. Juni 2005 | Süddeutsche Zeitung, 2. Juni 2005 | ||
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„Die Autorin schildert, wie man sich in der Maikäfersiedlung als große Familie fühlt. Wie man stolz ist auf das Erchardinger Gwachs Paul Würges, der als deutscher Bill Haley Furore machte; auf Neubürger Norbert Rinnen, der aus Hawaii als Ironman zurückkehrte oder den Star-Tenor Georg Prächt, der schon im Weißen Haus für die Unesco gesungen hat.(…) Oder wie traurig sie alle sind beim Gedanken an den über kurz oder lang unvermeidbaren Abriss der guten alten ‚Echardinger Einkehr‘, die heute ‚Taverne Odyssee‘ heißt.“ | „Die Autorin schildert, wie man sich in der Maikäfersiedlung als große Familie fühlt. Wie man stolz ist auf das Erchardinger Gwachs Paul Würges, der als deutscher Bill Haley Furore machte; auf Neubürger Norbert Rinnen, der aus Hawaii als Ironman zurückkehrte oder den Star-Tenor Georg Prächt, der schon im Weißen Haus für die Unesco gesungen hat.(…) Oder wie traurig sie alle sind beim Gedanken an den über kurz oder lang unvermeidbaren Abriss der guten alten ‚Echardinger Einkehr‘, die heute ‚Taverne Odyssee‘ heißt.“ | ||
Süddeutsche Zeitung, 25. Juli 2005 | Süddeutsche Zeitung, 25. Juli 2005 | ||
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Aktuelle Version vom 12. November 2022, 22:48 Uhr
Die Maikäfersiedlung, offiziell: Volkswohnanlage Berg am Laim oder Siedlung Echarding ist eine Siedlung im Süden von Berg am Laim die als erste ihrer Art von 1936 bis 1939 im Stile einer Gartenstadt mit kleinen Vorgärten und winzigen Wohnungen erbaut wurde. Sie entstand an der Echardinger Straße und der Bad-Kreuther-Straße. Die Siedlung war die erste nationalsozialistische Volkswohnungsanlage in München und galt im Dritten Reich als Musterbeispiel für den sozialen Wohnungsbau.
Statt der zu teuer erscheinenden Ziegel wurde der neuartige Kunststein „Iporit“ aus aufgeschäumtem, dampfgehärtetem Sand verwendet. Der Werkstoff ist sehr feuchtigkeitsanfällig und verliert trotz einem speziellen Putz seine Druckfestigkeit.
Ganz allgemein war der Standard der Bauten sehr niedrig. War der einzige Ofen im Haus im Winter kalt, vereisten Fensterscheiben und teilweise sogar die Wände. In den Wohnungen fehlten eigene Toiletten. Die 600 Mietwohnungen waren so klein, dass es tatsächlich Anleitungen und sogar eine städtische Beratung für die optimierte Möblierung gab. Für eine Familie mit zwei Kindern waren in den Geschosswohnungen 35 m² eingeplant.
Etwas größer waren die 190 Kleinst-Eigenheime. Sie verfügten über 50 m² Wohnfläche. Es gab ein WC, aber zunächst kein eigenes Badezimmer.
Aufgrund der schlechten Bausubstanz tauchten in den 1970er-Jahren erste Abrisspläne auf. Letzten Endes entschied man sich jedoch 1994, die Häuser zu sanieren. Die Sanierungsarbeiten zogen sich bis 2015 hin[1]. Die Häuser wurden so geschickt saniert, dass man trotz der geringen Wohnfläche angenehm darin leben kann[2].
Nach abgeschlossener Sanierung kam die Maikäfersiedlung auch zu Krimi-Ehren: der Kriminalschriftsteller Harry Kämmerer ließ einen Krimi in der Maikäfersiedlung spielen[3].
Siehe auch
- Echardinger Einkehr
- damit verbundene Personen: Paul Würges, Norbert Rinnen (Ironman), Georg Prächt (Tenor)
Literatur
- Bettina Seeger: „Die Maikäfersiedlung München“. Volk-Verlag. 144 Seiten mit über 200 Abbildungen. ISBN 978-3-937200-23-1 (Verlagsinfo zum Buch)
Weblinks
- unser-berg-am-laim.de 2017/08, 8. August 2017: Die Geschichte von der Maikäfersiedlung.
Einzelnachweise
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 12. Mai 2015: Berg am Laim: Wiedergeburt eines Idylls
- ↑ „houzz“: Tour durch ein Minihaus in Münchens Maikäfersiedlung
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 17. August 2017: Berg am Laim: Das Grauen der Maikäfersiedlung