Siegfried Keßler: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Lehrer '''Siegfried Keßler''' (geboren am 17. Juni 1883 in Iserlohn; gestorben 1943 im KZ Auschwitz) war ein deutsch-jüdischer Pädagoge in [[München]].
'''Siegfried Keßler''' (geboren [[17. Juni]] [[1883]] in [[Iserlohn]]; ermordet [[1943]] im [[KZ Auschwitz]]) war ein Pädagoge in [[München]].


Er war zum Volksschullehrer am jüdischen Lehrerseminar der Marks-Haindorf-Stiftung in Münster ausgebildet worden (1903, die Erste Lehrerprüfung). Im Ersten Weltkrieg betreute er als Militärseelsorger die Gefangenenlager der dortigen Region. Mit seinem Lehrerdiplom erwarb er die Hochschulreife und studierte nebenher an der Universität Münster von 1923 bis 1925 Germanistik. Seine 1925 eingereichte Dissertation über Berthold Auerbach kam erst 1935 in Druck.
Er war zum Volksschullehrer am jüdischen Lehrerseminar der Marks-Haindorf-Stiftung in Münster ausgebildet worden (1903 die Erste Lehrerprüfung). Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] betreute er als Militärseelsorger die Gefangenenlager der dortigen Region. Mit seinem Lehrerdiplom erwarb er die Hochschulreife und studierte nebenher an der Universität Münster von 1923 bis 1925 Germanistik. Seine 1925 eingereichte Dissertation über Berthold Auerbach kam erst 1935 in Druck.


1926 zog er nach München um, wo er als Oberlehrer Religionsunterricht, Hebräisch und jüdische Geschichte an staatlichen höheren Schulen erteilte.
1926 zog er nach München um, wo er als Oberlehrer Religionsunterricht, Hebräisch und jüdische Geschichte an staatlichen höheren Schulen erteilte. Von ihm wurde auch ein kleines Theaterstück zum jüdischen Chanukka-Fest in Druck gegeben.  


Von ihm wurde auch ein kleines Theaterstück zum jüdischen Chanukka-Fest in Druck gegeben.
== Schriften ==
==Verfolgung durch die Nationalsozialisten==
* ''„Der Mutter Traum“ – Chamukkaj-Märchen in 1 Aufzug.'' München 1928.
Die Nationalsozialisten zwangen Kinder kjüdischer Religionszugehörigkeit ab 1935 zum Besuch der jüdischen Volksschule in München, in die auch die Ohel-Jakob-Schule zwangsintegriert wurde. Keßler wurde deren Leiter.
* ''Berthold Auerbach als Erzieher.'' Dissertation. Universität Münster 1925. Heller, München 1935.


Zum Zeitpunkt der Schließung der Schule am 1. Juli 1942 war Keßler der letzte jüdische Schulleiter und Lehrer in München. Seit 1941 waren Keßler und seine Frau in Berg am Laim gefangen. Dort konnte noch in der Selbstverwaltung der Israelitischen Gemeinde beschäftigt werden. Keßler und seine Ehefrau wurden am [[24. Deportation per Bahn aus München|13. März 1943]] mit einigen der letzten jüdischen Deutschen aus München und Oberbayern zunächst ins [[KZ Theresienstadt]] und von dort ins [[Vernichtungslager Auschwitz]] [[Judendeportationen aus München|deportiert]]. Über ihren Tod gibt es keine näheren Informationen als die Kenntnisse über die Umstände in dieser Mordfabrik allgemein.
== Verfolgung durch die Münchner Nationalsozialisten ==
Die Nazis zwangen Kinder jüdischer Religionszugehörigkeit ab 1935 zum Besuch der jüdischen Volksschule in München, in die auch die [[Ohel-Jakob-Schule]] aus der Stadtmitte zwangsintegriert wurde. Keßler wurde zwangsweise deren Leiter.


Sie wurden beide 1965 vom Amtsgericht München für tot erklärt.
Zum Zeitpunkt der Schließung der Schule am 1. Juli 1942 war Keßler der letzte jüdische Schulleiter und Lehrer in München. Seit 1941 waren Keßler und seine Frau im Gefangenenlager für Juden [[Sammellager_Berg_am_Laim|Berg am Laim]] eingesperrt. Dort konnte er noch in der angeblichen „Selbstverwaltung“ der Israelitischen Gemeinde beschäftigt werden. Keßler und seine Ehefrau wurden am [[24. Deportation per Bahn aus München|13. März 1943]] mit einigen der letzten jüdischen Deutschen aus München und Oberbayern zunächst ins [[KZ Theresienstadt]] und von dort ins Vernichtungslager [[Auschwitz]] [[Judendeportationen aus München|deportiert]]. Über ihren Tod gibt es keine näheren Informationen als die Kenntnisse über die Umstände in dieser Mordfabrik allgemein.


==Die Kinder==
Sie wurden beide 1965 vom [[Amtsgericht]] München für tot erklärt.
Gemeinsam mit der 1910 geheirateten [[Selma Weinberg]] hatte Keßler drei Kinder. Ihnen gelang die Ausreise/Flucht. Die Kinder stifteten zur Erinnerung an ihre Eltern 1963 einen "Kessler-Fonds" für die Schule Beth Ischak in Israel.


==Siehe auch==
== Die Kinder ==
* [[Judendeportationen aus München]]
Gemeinsam mit der 1910 geheirateten [[Selma Weinberg]] hatte Keßler drei Kinder. Ihnen gelang die Flucht und Ausreise. Die Kinder stifteten zur Erinnerung an ihre Eltern 1963 einen "Kessler-Fonds" für die Schule Beth Ischak in Israel.


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Aktuelle Version vom 21. September 2023, 12:35 Uhr

Siegfried Keßler (geboren 17. Juni 1883 in Iserlohn; ermordet 1943 im KZ Auschwitz) war ein Pädagoge in München.

Er war zum Volksschullehrer am jüdischen Lehrerseminar der Marks-Haindorf-Stiftung in Münster ausgebildet worden (1903 die Erste Lehrerprüfung). Im Ersten Weltkrieg betreute er als Militärseelsorger die Gefangenenlager der dortigen Region. Mit seinem Lehrerdiplom erwarb er die Hochschulreife und studierte nebenher an der Universität Münster von 1923 bis 1925 Germanistik. Seine 1925 eingereichte Dissertation über Berthold Auerbach kam erst 1935 in Druck.

1926 zog er nach München um, wo er als Oberlehrer Religionsunterricht, Hebräisch und jüdische Geschichte an staatlichen höheren Schulen erteilte. Von ihm wurde auch ein kleines Theaterstück zum jüdischen Chanukka-Fest in Druck gegeben.

Schriften

  • „Der Mutter Traum“ – Chamukkaj-Märchen in 1 Aufzug. München 1928.
  • Berthold Auerbach als Erzieher. Dissertation. Universität Münster 1925. Heller, München 1935.

Verfolgung durch die Münchner Nationalsozialisten

Die Nazis zwangen Kinder jüdischer Religionszugehörigkeit ab 1935 zum Besuch der jüdischen Volksschule in München, in die auch die Ohel-Jakob-Schule aus der Stadtmitte zwangsintegriert wurde. Keßler wurde zwangsweise deren Leiter.

Zum Zeitpunkt der Schließung der Schule am 1. Juli 1942 war Keßler der letzte jüdische Schulleiter und Lehrer in München. Seit 1941 waren Keßler und seine Frau im Gefangenenlager für Juden Berg am Laim eingesperrt. Dort konnte er noch in der angeblichen „Selbstverwaltung“ der Israelitischen Gemeinde beschäftigt werden. Keßler und seine Ehefrau wurden am 13. März 1943 mit einigen der letzten jüdischen Deutschen aus München und Oberbayern zunächst ins KZ Theresienstadt und von dort ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Über ihren Tod gibt es keine näheren Informationen als die Kenntnisse über die Umstände in dieser Mordfabrik allgemein.

Sie wurden beide 1965 vom Amtsgericht München für tot erklärt.

Die Kinder

Gemeinsam mit der 1910 geheirateten Selma Weinberg hatte Keßler drei Kinder. Ihnen gelang die Flucht und Ausreise. Die Kinder stifteten zur Erinnerung an ihre Eltern 1963 einen "Kessler-Fonds" für die Schule Beth Ischak in Israel.

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