NSU-Prozess: Unterschied zwischen den Versionen

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(+ Schlussworte d Angeklagten)
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* [http://blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/ Der tägliche Blick nach München — Was ist heute beim NSU-Prozess passiert?] Zum Bspl:
* [http://blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/ Der tägliche Blick nach München — Was ist heute beim NSU-Prozess passiert?] Zum Bspl:
** [http://blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/2017/09/20/medienlog-befangenheitsantraege-wohlleben-andre-e-nsu/#more-13852  blog.zeit.de 20. September 2017: ''Vier neue Befangenheitsanträge verzögern Nebenklage-Plädoyers'']
** [http://blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/2017/09/20/medienlog-befangenheitsantraege-wohlleben-andre-e-nsu/#more-13852  blog.zeit.de 20. September 2017: ''Vier neue Befangenheitsanträge verzögern Nebenklage-Plädoyers'']
* [https://www.tagesschau.de/inland/nsu-prozess-dossier-101.html Nach fünf Jahren soll nun das Urteil fallen: Einer der größten Strafprozesse in der Geschichte der Republik neigt sich dem Ende zu.]
** Ein Dossier mit Hintergründen und Analysen zum NSU-Prozess.  Die Kapitelübersicht:
**Prozessverlauf
**Mittäterin oder Mitläuferin
**Ermittler der NSU-Morde: "Ich hab's nicht glauben können"
**Die fünf Angeklagten
**Nebenkläger warten immer noch auf Antworten
* Julia Jüttner: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/richter-manfred-goetzl-leitet-den-nsu-prozess-gegen-beate-zschaepe-a-1164911.html  Manfred Götzl leitet] seit mehr als vier Jahren das Verfahren gegen Beate Zschäpe und die mutmaßlichen Unterstützer des NSU. Hat er sich und den Prozess im Griff?'' In: spiegel.de (gegen Bezahlung)  vom 31.8.17
* Julia Jüttner: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/richter-manfred-goetzl-leitet-den-nsu-prozess-gegen-beate-zschaepe-a-1164911.html  Manfred Götzl leitet] seit mehr als vier Jahren das Verfahren gegen Beate Zschäpe und die mutmaßlichen Unterstützer des NSU. Hat er sich und den Prozess im Griff?'' In: spiegel.de (gegen Bezahlung)  vom 31.8.17



Version vom 9. Juli 2018, 23:53 Uhr

Vor dem Oberlandesgericht München findet seit 2013 ein Gerichtsverfahren wegen der Mordserie an Kleinunternehmern' an mehreren Orten statt, das allgemein unter Bezeichungen wie NSU-Prozess / Neonazi-Mordserie bereits im Vorfeld für viel Aufsehen sorgte. Der Grund des Verfahrens, die NSU-Mord-Serie fand zwischen 2000 und 2006 statt. Unklar ist, ob es zu der 2007 in Heilbronn ermordeten Polizistin Kiesewetter von dem Zwickauer Neonazi-Trio eine Verbindung gab.

Nach Einschätzung der Ermittler wurden in den Jahren 2000 bis 2006 bundesweit acht türkischstämmige Männer und ein Grieche durch eine rechtsextremistische Gruppierung allein auf Grund ihrer ausländischen Herkunft ermordet. Der Gruppe werden als Täter zwei tote Männer (4. November 2011), ein verhafteter Mann und eine Frau zugeordnet. Die Bundesanwaltschaft führte die Ermittlungen erst seit November 2011.

Die Neonazi-Mordserie wird allgemein so genannt, weil seit November 2011 die der Neonazi-Szene zuzuordnenden mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die am 4. November 2011 Suizid begingen, und die ebenfalls des Terrorismus beschuldigte Beate Zschäpe, die sich am 8. November 2011 der Polizei stellte, in diesen Fällen unter Mordverdacht stehen. Im November 2011 ergingen gegen weitere unter Tatverdacht stehende Unterstützer dieser Vereinigung mit der Eigenbezeichnung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) Anklage.

13 Jahre lang lebten die als Haupttäter angeschuldigten Personen Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt (tot) und Uwe Mundlos (tot) unerkannt und ohne offizielle Anmeldung in Deutschland. Von den jetzt fünf Angeklagten, die von insgesamt zwölf Rechtsanwälten verteidigt werden, sind zwei in Untersuchungshaft.

Nach fünf Jahren NSU-Prozess mit 437. Verhandlungstagen fällt voraussichtlich am 11. Juli das Urteil. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe distanziert sich in ihrem Schlusswort angeblich von dem rechtem Gedankengut als Rechtfertigung der Taten. An die Adresse der Familien der Mordopfer, namentlich der Mutter von Halit Yozgat aus Kassel, sagt sie: „Ich bin ein mitfühlender Mensch und habe sehr wohl den Schmerz, die Verzweiflung und die Wut der Angehörigen sehen und spüren können.“ Ein Geständnis war das nicht.

Die Mordserie

Seit dem Jahr 2000 schlugen die Täter dreimal in Nürnberg, einmal je in Hamburg und Rostock und zwei Mal in München zu. Zu den Morden kamen weitere 14 Banküberfälle als Verbrechen hinzu, die in dieser Zeit nach einem gleichartigen Muster begangen wurden.

  • 9. September 2000 - Enver S. in Nürnberg
  • 19. Jan. 2001 - Anschlag in Köln
  • 13. Juni 2001 - Abdurrahim Ö. in Nürnberg
  • 27. Juni 2001 - Süleyman T. in Hamburg
  • 29. August 2001 - Habil Kilic in München-Ramersdorf
  • 25. Februar 2004 - Yunus T. in Rostock
  • 9. Juni 2004 Anschlag in Köln
  • 9. Juni 2005 - Ismail Y. in Nürnberg
  • 15. Juni 2005 - Theodorus Boulgarides in München
  • 4. April 2006 - Mehmet K. in Dortmund
  • 6. April 2006 - Halit Y. in Kassel
  • 25. April 2007 - Michèle K. in Heilbronn

Am 26. Januar 1998 fand die Durchsuchung der von Zschäpe gemieteten Garage in Jena statt. In der Garage hatte die Polizei eine Bombenbauwerkstatt entdeckt. Die Razzia war mutmaßlich der Anlass für Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt, "in den Untergrund" abzutauchen. War dies einer der Ausgangspunkte der Serie?

Am 9. Dezember 2015 erklärt B. Zschäpe im Prozess schriftlich (moralisch schuldig), dass sie die zehn Morde und die zwei Anschläge der beiden anderen Täter nicht habe verhindern können. Dass es der Polizei nicht gelungen war, hinter die Täter zu kommen, das ist auch eine tragische Abfolge von Ermittlungs-Fehlern.

Ortswahl

Oberlandesgerichte sind laut Gerichtsverfassungsgesetz als erste Instanz dann zuständig, wenn der Vorwurf auf Mord und – wie hier – Bildung einer terroristischen Vereinigung lautet. Der Prozess sollte unbedingt in München verhandelt werden, denn von zehn Morden, für die der so genannte NSU verantwortlich gemacht wird, wurden fünf in Bayern verübt - zwei in München, drei in Nürnberg.

Deshalb soll der 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts der bayerischen Hauptstadt urteilen. Der größte Sitzungssaal wurde extra umgebaut und erwies sich schon bei der Verteilung der Presseplätze als zu klein.

Zeitplan

Am 6. Mai (ursprünglich war der 17. April geplant) 2013 war der erste Prozesstag.

Der Strafsenat wird in der Regel zweimal wöchentlich tagen. Die ursprünglich festgelegten 86 Verhandlungstage bis Januar 2014 recihten für dieses umfangreiche Verfahren nicht aus.

Die Presseplätze für den NSU-Prozess wurden nach einem Beschluss des Verfassungsgerichts dazu neu vergeben. Deshalb wurde der Prozess kurzfristig auf den 6. Mai vertagt. So hat das Oberlandesgericht München am 15.4.13 überraschend entschieden.

Im Dezember 2015 waren es bereits über 280 Verhandlungstage.

Aussagen, Zeugen

Die mutmaßliche Täterin, oft als Rechtsterroristin bezeichnete, Beate Zschäpe beendete ihr Schweigen im Verfahren und machte im Dezember 2015 eine schriftliche Aussage. Damit ist die Strategie ihrer ursprünglichen Pflichtverteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm gescheitert. Der neue Anwalt M. Grasel spielt jetzt die zentrale Rolle. Sein Kanzleikollege Hermann Borchert hat sich Zschäpe zusätzlich als Wahlverteidiger ausgesucht.

Die Plädoyers

Ende Juli 2017 begannen die Ankläger der Bundesanwaltschaft mit ihrem Schlußvortrag zum gesamten Verfahren.

Unterbrechung durch die Gerichtsferien....

Am 4. September setzte die Bundesanwaltschaft die sogenannte rechtlichen Würdigung der Taten fort und fassten zusammen, welcher Delikte sich die fünf Angeklagten ihrer Meinung nach schuldig gemacht haben. Bei Beate Zschäpe ist das unter anderem die Mittäterschaft beim Mord und die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Damit wird deutlich, in welche Richtung die Forderung nach dem Strafmaß in der kommenden Woche gehen wird: Oberstaatsanwältin Anette Greger sagte, die Voraussetzungen für die Sicherungsverwahrung seien bei der Angeklagten Zschäpe erfüllt.


evtl. am 15. November:

Wenn die Plädoyers der Nebenkläger anfangen, werden sie sich hinziehen: 95 Nebenkläger sind in dem Verfahren zugelassen, sie werden von rund 60 Rechtsbeiständen begleitet. Das Wort ergreifen werden vornehmlich die Anwälte, manche Angehörige werden jedoch auch selbst sprechen. Den bisher bekannten Plänen zufolge sind mindestens 47 einzelne Stellungnahmen beabsichtigt. Sie sollen nach Berechnungen rund 57 Stunden dauern. Zum Vergleich: Die Bundesanwaltschaft hatte für ihren Plädoyer-Vortrag 22 Stunden veranschlagt und dafür acht Sitzungstage benötigt.

Medien

Literatur

Zu dem ganzen Verfahren und den Hintergründen gibt es bereits Bücher, Z.B. als Krimi:

  • Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand. Kiwi, 2015, 384 S. ISBN 978-3-462-04666-3 (Fiktion: Dengler-Krimi-Reihe spielt vor dem Hintergrund der NSU-Mordserie. Die Sicherheitsbehörden ermitteln nicht gegen die Täter, sondern gegen das Umfeld der Opfer der NSU-Mordserie, Akten werden geschreddert, der Verfassungsschutz hat überall seine Finger im Spiel. Was, wenn das kein bloßes Behördenversagen ist? Wer hält seine schützende Hand über die Mörder? Verlagsangaben)

Fotoausstellung

Regina Schmeken fertigte eine Fotoserie zu den Verbrechen, Titel: „Blutiger Boden. Die Tatorte des NSU.“ Gezeigt werden die Bilder im Martin-Gropius-Bau, Berlin; Niederkirchner Str. 7. (Tel. 030 / 254 860. Mi. bis Mo. 10-19 Uhr, bis 29. 10.2017) Es gibt einen Katalog zur Ausstellung.

Die Pressefotografin der „Süddeutschen Zeitung“ R. Schmeken hat alle Tatorte der NSU-Morde besucht – Dabei sind verstörende Bilder entstanden.

Es ist nach der verstrichenen Zeit hilfreich, sich das Ausmaß des Terrors gegen Menschen türkischer und griechischer Abstammung in Deutschland vor Augen zu führen. Die Tatorte sind von Regina Schmeken nicht mythisch verklärt worden. Jeder Tatort wird wie im klassischen Altarbild mit je drei Ansichten ganz ohne Pathos gezeigt. „Blutiger Boden“ ist die Ausstellung zwar betitelt, aber das reale Blut ist längst weggewischt. Der Boden ist dieses Land. Gezeigt wird auch seine Banalität im Alltag. Besucher fragen sich vielleicht: Wie konnte das mitten unter uns geschehen? Warum blieb es so lange unentdeckt?

Filme

ebenso Filme (Dokumentationen, Fiction)

  • ....
  • Das 4. Jahr... Hunderte Zeugen, die erste Äußerung von Beate Zschäpe, mehr als 300 Prozesstage: Das SZ-Magazin dokumentiert die NSU-Prozesstage
  • Mitten in Deutschland: NSU (Regie: Züli Aladağ, Florian Cossen, Christian Schwochow) (2016 gesendet, SWR/ARD Degeto/MDR)
    • Die Trilogie der ARD besteht aus folgenden Filmen:
  1. Die Täter – Heute ist nicht alle Tage
  2. Die Opfer – Vergesst mich nicht
  3. Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch

Weblinks

Anmerkungen