Theodor Roller
Theodor Roller (* 22. Februar 1915 in Tübingen; † 30. Oktober 2008 ebenda) kam als Nazi-Gegner zunächst in München in "Sicherungsverwahrung" genannte Haft einer psychiatrischen Anstalt. Es war für ihn also, wie bei vielen Nazi-Gegnern, nur ein unfreiwilliger Aufenthalt in der der Stadt der Bewegung.
Aus dem Lebenslauf
Theodor Roller verweigert als Rekrut beim 13. Infanterie-Gebirgsjägerregiment in Bad Reichenhall den Fahneneid auf Hitler. Er wird in Haft genommen. Das Militärgericht schickt ihn am 13. November 1937 in ein Reservelazarett nach München. Dort wird sein Geisteszustand begutachtet. Die Militärärzte halten ihn für schizophren und weisen ihn in die Nervenklinik der Uni München ein. Nur Dank der Bemühungen seines Vaters wird Roller aus der Psychiatrie mit der Diagnose "Verdacht auf Schizophrenie" entlassen und kehrt nach Tübingen zurück. Dort arbeitet er wieder bei der Sparkasse.
Als er persönlich an Hitler, am 11. Februar 1939, schreibt, tut er dies nach seinen Worten auch, um "meine Pflicht getan zu haben, damit ich nicht mitschuldig bin am deutschen Untergang". Unverblümt teilt er dem Tyrannen mit, was er von ihm hält. Roller schreibt: "Als Christ nenne ich Sie einen Lügner und als Deutscher den größten Volksschädling, der je deutsche Erde betrat!"
Es folgt gegen ihn die Anklage auf Grund des „Heimtückegesetzes". Ein Sondergericht in Stuttgart spricht ihn am 14. Februar 1940 zwar frei wegen Unzurechnungsfähigkeit, ordnet aber gleichzeitig die ständige Sicherungsverwahrung in einer psychiatrischen Anstalt an.
Dort überlebt er bis zum Kriegsende mehr zufällig die Krankenmorde des NS-Regimes. Am 11. März 1940 trifft Roller in der psychiatrischen Heilanstalt Weißenau bei Ravensburg im Maßregelvollzug ein. Zwischen dem 20. Mai 1940 und dem 13. März 1941 werden 677 Weißenau-Patienten als "lebensunwert" getötet. Auch eine Selektion der arbeitsfähigen Männer ins KZ Mauthausen im Februar 1944 überlebt er. Am 28. Mai 1945 stehen die Franzosen vor der Weißenau. Roller könnte frei gehen. Er verlässt die Heilanstalt aber erst, als ihm schriftlich bestätigt wird, dass seine Einweisung aus politischen Gründen erfolgte. Am 27. April 1949 hebt das Landgericht Tübingen das Sondergerichtsurteil auf. Der rehabilitierte Roller erhält Wiedergutmachung und arbeitet wieder als Buchhalter. Ein stiller Mensch, der sich nie seiner Attacke auf Hitler gerühmt hat.
Bis kurz vor seinem Tod war Rollers Verbal-Attacke auf Hitler öffentlich unbekannt. Erst als er über 90 Jahre alt war, interessierte sich ein Wissenschaftsredakteur beim "Schwäbischen Tagblatt" in Tübingen für seine Lebensgeschichte und veröffentlichte schließlich ein Buch darüber – auch anhand einer großen Sammlung von Notizen und Briefen. Der Redakteur entdeckte zusätzlich zahlreiche alte Patienten- und Gerichtsakten und im Bundesarchiv schließlich die Unterlagen des Reichsjustizministeriums mit der Urteilsbegründung über ihn.
Literatur
- Hans-Joachim Lang: 'Als Christ nenne ich Sie einen Lügner'. Theodor Rollers Aufbegehren gegen Hitler. Hoffmann und Campe, Hamburg, 2009, 255 Seiten. ISBN 3455501044
Weblinks
- Artikel der Südwest-Presse
- Artikel über Roller beim Georg-Elser-Arbeitskreis
- Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
- Nur nicht durch Schweigen mitschuldig werden. Im Februar 1939 schrieb ein Sparkassenangestellter aus Tübingen einen Brief an Hitler – und nannte darin den Diktator einen Lügner und Volksschädling. In badische-zeitung vom 27. Januar 2009 (mit Portrait-Foto. Anlass war ein Vortrag des Buchautors Lang im B-W — Landtag)
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