Sendlinger Mordweihnacht: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Unterländer Aufständischen hatten noch am Abend des 25. Dezember in ihrem Hauptquartier in Steinhöring Nachricht von der Niederlage der Oberländer vor München erhalten. Da der Plan einer Zangenoperation damit gescheitert war, wurde umgehend der Rückzug gegen Braunau eingeleitet.
Die Unterländer Aufständischen hatten noch am Abend des 25. Dezember in ihrem Hauptquartier in Steinhöring Nachricht von der Niederlage der Oberländer vor München erhalten. Da der Plan einer Zangenoperation damit gescheitert war, wurde umgehend der Rückzug gegen Braunau eingeleitet.


Unterdessen hatte die kaiserliche Administration in München einige Untersuchungen über die Entstehung des Aufstandes durchgeführt. Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde am 28. Dezember eine Generalamnestie für einfache Aufstandsteilnehmer verkündet, zugleich suchte man intensiv nach noch flüchtigen Rädelsführern und verhängte empfindliche Geldbußen gegen die beteiligten Grundherrschaften und Marktgemeinden. Eine Untersuchungskommission begann die Gefangenen zu verhören, deren Aussagen führten zu einer breiten Verhaftungswelle. Kurz darauf wurden die ersten Urteile verkündet und vollstreckt: Die Leutnants Clanze und Aberle und die Münchner Bürger Küttler und Senser wurden am 29. Januar 1706 auf dem Münchner ''Schrannenplatz'' (heute [[Marienplatz]]) enthauptet, die beiden letzteren zusätzlich gevierteilt. Gleiches widerfuhr am 17. März dem Gastwirt Johann Jäger. Ignaz Haid und Hauptmann Mayer blieben bis zur Rückkehr des Kurfürsten 1715 in Haft. Die beteiligten Beamten wurden ihrer Ämter enthoben und eine große Zahl von Personen mit Geldstrafen belegt. Einigen wenigen Revolutionären gelang die Flucht: Hierner, Hallmayr, Schöttl und Engelhart sowie die Pflegrichter Dänkel, Alram, Schmid und Eder konnten entkommen, Kriegskommisär Fuchs, Leutnant Houis und Hauptmann Gauthier gelang es sogar, sich bis nach Brüssel zum Kurfürsten durchzuschlagen.
Unterdessen hatte die kaiserliche Administration in München einige Untersuchungen über die Entstehung des Aufstandes durchgeführt. Als Ergebnis dieser Untersuchungen wurde am 28. Dezember eine Generalamnestie für einfache Aufstandsteilnehmer verkündet, zugleich suchte man intensiv nach noch flüchtigen Rädelsführern und verhängte empfindliche Geldbußen gegen die beteiligten Grundherrschaften und Marktgemeinden. Eine Untersuchungskommission begann die Gefangenen zu verhören, deren Aussagen führten zu einer breiten Verhaftungswelle. Kurz darauf wurden die ersten Urteile verkündet und vollstreckt: Die Leutnants [[Johann Clanze|Clanze]] und Aberle und die Münchner Bürger Küttler und Senser wurden am 29. Januar 1706 auf dem Münchner ''Schrannenplatz'' (heute [[Marienplatz]]) enthauptet, die beiden letzteren zusätzlich gevierteilt. Gleiches widerfuhr am 17. März dem Gastwirt Johann Jäger. Ignaz Haid und Hauptmann Mayer blieben bis zur Rückkehr des Kurfürsten 1715 in Haft. Die beteiligten Beamten wurden ihrer Ämter enthoben und eine große Zahl von Personen mit Geldstrafen belegt. Einigen wenigen Revolutionären gelang die Flucht: Hierner, Hallmayr, Schöttl und Engelhart sowie die Pflegrichter Dänkel, Alram, Schmid und Eder konnten entkommen, Kriegskommisär Fuchs, Leutnant Houis und Hauptmann Gauthier gelang es sogar, sich bis nach Brüssel zum Kurfürsten durchzuschlagen.


Parallel dazu machte sich die kaiserliche Administration in München an die endgültige Niederwerfung des Aufstandes. Am 1. Januar 1706 begann Generalwachtmeister von Kriechbaum über Neumarkt und Eggenfelden einen weiteren Vorstoß in Richtung Vilshofen. Am 8. Januar traf er bei Aidenbach auf ein etwa 4.000 Mann starkes Bauernheer, das unter hohen eigenen Verlusten mit geschätzt etwa 2.000 Gefallenen vollständig zerrieben wurde. Mit der Niederlage von Aidenbach war die Widerstandskraft der Revolutionäre endgültig gebrochen. Am 13. Januar wurde Schärding, am 16. Cham, am 17. Braunau am Inn den Kaiserlichen übergeben und am 18. Januar 1706 kapitulierte Burghausen als letzte Stadt, die sich noch in der Hand der Landesdefension befand. Die Volkserhebung, deren Höhe- und Wendepunkt die Schlacht von Sendling bedeutete, war damit niedergeschlagen. Doch trotz des vollständigen Zusammenbruchs des Aufstandes wählte die kaiserliche Verwaltung in der Folge einen moderateren Kurs, die Zwangsrekrutierungen wurden eingestellt und die Steuerforderungen gesenkt, so dass sich Bayern in den noch folgenden neun Jahren unter kaiserlicher Herrschaft zumindest in bescheidenem Maße wieder erholen konnte.
Parallel dazu machte sich die kaiserliche Administration in München an die endgültige Niederwerfung des Aufstandes. Am 1. Januar 1706 begann Generalwachtmeister von Kriechbaum über Neumarkt und Eggenfelden einen weiteren Vorstoß in Richtung Vilshofen. Am 8. Januar traf er bei Aidenbach auf ein etwa 4.000 Mann starkes Bauernheer, das unter hohen eigenen Verlusten mit geschätzt etwa 2.000 Gefallenen vollständig zerrieben wurde. Mit der Niederlage von Aidenbach war die Widerstandskraft der Revolutionäre endgültig gebrochen. Am 13. Januar wurde Schärding, am 16. Cham, am 17. Braunau am Inn den Kaiserlichen übergeben und am 18. Januar 1706 kapitulierte Burghausen als letzte Stadt, die sich noch in der Hand der Landesdefension befand. Die Volkserhebung, deren Höhe- und Wendepunkt die Schlacht von Sendling bedeutete, war damit niedergeschlagen. Doch trotz des vollständigen Zusammenbruchs des Aufstandes wählte die kaiserliche Verwaltung in der Folge einen moderateren Kurs, die Zwangsrekrutierungen wurden eingestellt und die Steuerforderungen gesenkt, so dass sich Bayern in den noch folgenden neun Jahren unter kaiserlicher Herrschaft zumindest in bescheidenem Maße wieder erholen konnte.
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