Annemarie und Rudolf Cohen
Das Ehepaar Annemarie und Rudolf Cohen betätigte sich in der Naziherrschaft in München (im Zeitraum 1938–1940) als JudenretterW; eine andere Bezeichnung dafür ist Stille Helfer.
Im Oktober 2008 wurde in Berlin, Rosenthaler Straße 39, die Gedenkstätte „Stille Helden“ eröffnet. Dort wird an Menschen erinnert, die in der NS-Zeit nicht weg schauten, sondern die Not ihrer Mitbürger erkannten und halfen: "Das Beispiel der vielfach als "stille Helden" bezeichneten Helferinnen und Helfer zeigt, dass es auch im nationalsozialistischen Deutschland Möglichkeiten gab, Verfolgte zu retten. Auch in den deutsch besetzten Gebieten fanden einzelne Deutsche trotz des Risikos den Mut, ihre Handlungsspielräume hierfür zu nutzen. Die Dauerausstellung informiert über die Verfolgung und die Zwangslage der Juden angesichts der drohenden Deportationen, über den Entschluss einzelner von ihnen, sich durch Flucht in den Untergrund der tödlichen Bedrohung zu widersetzen, sowie über das Handeln und die Motive der Frauen und Männer, die ihnen halfen. Dabei werden nicht nur geglückte Rettungen, sondern auch gescheiterte Rettungsversuche dokumentiert." (Selbstdarstellung der Gedenkstätte).
Das Hilfsnetz der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäker) ist bis heute weitgehend unbekannt geblieben. In München waren die Eheleute Cohen aktiv. Es ist als Glücksfall zu sehen, dass sich eine authentische Quelle über die Hilfstätigkeit von Dr. med. Annemarie und Dr. math. Rudolf Cohen im Familienbesitz erhalten hat und zurück an den Ort des Geschehens tradiert wurde. Prof. Dr. Rudolf Cohen übergab 2006 die Aufzeichnungen seines Vaters dem Stadtarchiv München.
Rudolf Cohen hat eine Namensliste der 324 bei ihnen Hilfe Suchenden zusammengestellt. An deren Rand heißt es von später Hand, etwas zitterig: „v(on) 324 (sind) / 44 / ausgewandert." Johannes Zwanzger spricht in einem Interview 1990 von 65 Juden, die „in der Zusammenarbeit mit den Cohens“ gerettet werden konnten. Nicht viel, wenn man die Schoah (in München) betrachtet. Viel, da es das Leben dieser Personen galt. Die Eheleute Annemarie und Rudolf Cohen gehörten derReligiösen Gemeinschaft der Freunde (Quäker) an. Dies erklärt vermutlich die Motivation ihres Einsatzes für ihre Mitmenschen.
Medien
Literatur
- Lutz Caspers: „Uneben, gefährdet, behütet“ Vom Mosaik meines Lebens. Richard L. Cary Vorlesung 2008.
- Annemarie Cohen: Mitmenschliche Verantwortung-Realität des Alltags. Berlin: Religiöse Gemeinschaft der Freunde ( Quäker ) in Deutschland 1969. 36 S. Richard L. Cary Vorlesung. RGDF,Bad Pyrmont, 1969.
- Peter Zahn: Hilfe für Juden in München: Annemarie und Rudolf Cohen und die Quäker 1938–1941. Walter de Gruyter, 2013, 368 Seiten. (Inh.verz. und Probeseiten bei books.google.de)
Aus dem Wortschatz des Unmenschen
Im Zusammenhang mit der NS-Judenverfolgung relevante Nazi-Ausdrücke: Affidavit, Arisierung, ab-/ausgewandert, Piaski, Rasse, Rath, jüdische Charakteristik, Staatsangehörigkeit, veranlassen, Zivilstand. Dabei fällt es vielleicht gar nicht jedem auf, wie sich Begriffe/Worte im NS-Gebrauch zu Code-Begriffen verwandelten.
Weblinks
- JudenretterW, Artikel bei Wikipedia
Siehe auch
- Büro Grüber, eigentlich eine Kirchenstelle in Berlin, die aber landesweit Aktivitäten für Verfolgte entfaltete.
- Gertrud LucknerW, häufiger Gast bei Cohens
- Else Rosenfeld
- KZ Piaski