Zur Schandgeige

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Die Gaststätte Zur Schandgeige im Herzen von Schwabing-West war eine mittelalterliche Taverne, die im März 2007 öffnete. Das Kellerlokal mit Gewölbedecke, uriger Einrichtung und ebensolchen Gästen bietet ein ganz besonderes Flair. Das Lokal wurde im November 2020 geschlossen.

Wortherkunft

Die Schandgeige wurde auch als Halsgeige oder Schandkragen bezeichnet. Sie besteht aus zwei hölzernen (sehr selten eisernen) Flügeln, die mit einem Scharnier oder Lederbügel versehen sind und den sowohl Hals als auch die Handgelenke umschließt. Die Hände befinden sich dabei in einer Linie vor dem Körper. Zum Fesseln klappte man sie auf und brachte die Hände in die passende Lage. Schließlich wurde sie geschlossen. An ihr befestigte man in der Regel ein Seil oder eine Kette, mit der die „schändliche Person“ über den Markt oder belebte Plätze und Straßen geführt wurde. Die Schandgeige ist eine Abart des Prangers und wurde verwendet, um minder schwere Vergehen (Ehrenstrafen) zu ahnden. Ähnlich wie beim Prangerstehen, war die gebundene Person bedingt vogelfrei. Das heißt, sie durfte verhöhnt, bespuckt und beworfen werden, ohne dass ihr dabei ernstlicher Körperschaden zugefügt werden dürfte. Sie musste eben in der Folge mit der Schande leben. Heute vielleicht lächerlich doch zu Zeiten der kleinen, engen Gemeinschaften des Mittelalters eine doch recht drastische Strafe. (Anmerkung: die größte deutsche Stadt Köln war zu damaliger Zeit gerade einmal 20.000 – 30.000 Einwohner stark. Und München bestand aus gerade einmal 8.000 Seelen. Sprich: Jeder kennt jeden!)

Die Straftaten bezogen sich meist auf Delikte wie kleinere Diebstähle, Schelmerei (kleinere Betrügereien) oder auch „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ (das „große Geschäft“ im Dom verrichten [urinieren war gestattet!]) und Zänkerei. Gerade Frauen und Mädchen, die sich besonders streitsüchtig gebärdeten, konnten gerne einmal in die „Geige gespannt“ werden. Oft gab es hierbei sogar Sonderformen, die so genannte Doppelgeige, bei der sich die Kontrahentinnen in die Augen sehen mussten, was zu besonderem Amüsement bei den Umstehenden führte.

Ab und an wurden die Handgelenke an die Fußgelenke gefesselt. Dabei konnten die Gefangenen in dieser Haltung auch an den Fesseln aufgehängt werden und mussten in dieser Haltung oft tagelang verharren.

Adresse

Zur Schandgeige


Elisabethstraße 36
80796 München
☎ : 089 / 33 09 57 90

Öffnungszeiten

Mi, Do 18:30 – 24 Uhr
Fr, Sa 18:30 – 1 Uhr


Die Wirtsleute

„Zween Brouter, die gar wohlgestalt“ betreiben diese „Mittelalterkneipe“. Alexander und Andreas Günter sind eigentlich „betriebsfremd“, was heißen will, dass dies ihr erster gastronomischer Betrieb ist, den sie leiten. Doch gerade das macht sie so überaus sympathisch. Steter Kontakt zum Kunden und ein liebevoller Umgang mit den Gästen, gepaart mit familiärer Herzlichkeit zeichnet die beiden Jungwirte aus. Mit Feinfühligkeit und Eloquenz geben sie dem Besucher das Gefühl, nur für ihn alleine da zu sein und machen somit aus zahlenden Gästen Freunde, die gerne wieder erscheinen. Das Gastrecht ist ihnen heilig, auch wenn sie kraftvoll und bestimmt auftreten, wenn der Umgang trotz dem Ambiente des Mittelalters zu rau wird.

Die Schankmaiden und -knechte

Eine Schankmagd wird ihm Volksmund auch als Bedienungen bezeichnet. Hier jedoch hat sie besonderen Stellenwert. Der Philosophie der Wirte gleich kredenzen sie schäumendes Bier und perlenden Met mit Hingabe und Liebe. Augenweiden in Kleidung, die auch zu Zeiten Friedrich Barbarossas zur Ehre gereicht hätte. Elegant und geschmeidig bewegen sie sich durch die stets volle Schankstube und tragen auch für den größten Schelm ein bezauberndes Lächeln auf den Lippen. Den holden Edeldamen werden schmucke Jünglinge beigestellt, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Der Koch

Sebi heißt der Mann, der das kann. Ob heiß oder kalt, fettig oder kalorienreduziert, scharf oder abartig scharf… wenn jemand sein Metier beherrscht, ist es dieser Mann, der das Mittelalter auch außerhalb der Küche lebt. Kein Wunsch ist zu skurril, keine Bestellung zu seltsam. Kurz sieht man sein kritisches Gesicht erscheinen, wenn er sich den Gast ansieht, der außergewöhnliches verlangt. Ein kurzes Nicken, ein wissendes Kopfschütteln und er verschwindet wieder vor den heißen Herden. Das geforderte wird aufgetragen und derjenige, der „aber wirklich scharf!“ bestellt hat, sitzt mit tränenden Augen in seinem Winkel und kann auf die gesellige Frage: „Na, scharf genug!?“ nur nickend mit einem krächzenden „Arrch!“ antworten. Das wissende Lächeln des Koches verrät den Erfahrenen, dass wieder einmal ein Schlaumeier wissen wollte, was ein „dreifaltiger Niedergang“ ist.

Die Gäste

Seltsames, erbauliches, gebildetes und auch ganz normales Volk sammelt sich in den Räumen, die man über eine hinabführende Treppe erreicht. Zwischen Armani und groben Leinen, Nerz und räudigem Fuchs verwischen die Grenzen. Der Professor der Altgeschichte sitzt neben dem Hobbyhistoriker und lauscht gebannt dessen Ausführungen, da dieser mehr Mittelaltererfahrung hat, als er selbst. Messerschmiede, Schwertkämpfer, Heraldiker und Bogenbauer sind gleichberechtigt neben Bankkauffrauen, EDV-Spezialisten, Physikern und Kanalarbeitern zu finden. Kein Unterschied ist in der Schandgeige zu groß, als dass er nicht überbrückt werden könnte.

So es sich ergibt, findet man in der „Geige“ ein erklecklich gewandetes Völkchen. Dies bedeutet: Menschen voller Hingabe an die mediviale Zeit, die passende und oft selbst verfertigte Kleidung tragen und gerade damit zur Besonderheit des Lokals beitragen.

Veranstaltungen

Fleißig werden in der Schandgeige Events abgehalten. Spielleute treten neben Barben auf. Es gibt Abende der Gewandeten (bei denen nur authentisch bekleidete Personen Zutritt haben), Nächte der Rollenspieler (die von vorgenannten belächelt werden), musikalische Darbietungen der besten Gruppen aus München, aber auch Stammtische von Künstlern, wie der Künstlervereinigung KV Farbchimären oder dem Kunstverein Kunstrefugium e.V.

Kulturelles Engagement schreiben die Wirte groß auf ihre Fahnen und können als Förderer und Mäzene des künstlerischen Schaffens so mancher heute vielleicht noch unbekannter Personen gelten.

Nicht selten kommt es vor, dass ein Geburtstagskind oder ein Junggeselle, der seinen Abschied feiert, eine Weib mit loser Zunge oder ein(e) Unbotmäßige(r) in die tatsächlich vorhandene Schandgeige der Wirtschaft gespannt und zum Gaudium der Leute vorgeführt wird. Sollte sich zufällig der hauseigene Herold und Inquisitor Alexander von Kimratshofen versteckt unter den Gästen befinden, so erwächst daraus leicht eine Nebenveranstaltung aus dem Stegreif. Manch ein Hohnlacher, den die Auflistung des Sündenregisters des Delinquenten zu übermäßigem Spott reizt, trifft dabei gerne das scharf blickende Auge des Legaten und er bekommt bisweilen selbst mit Wortgewalt einen Spiegel vorgehalten.

Vereinsleben

Selbst Mitglieder des Mittelaltervereins „Ubos Söldner e.V.“, der gerne seine Sitzungen in den gastlichen Räumen abhält, bieten die Günters allen Interessierten einen geeigneten Rahmen für geselliges Beisammensein. Dabei sind sie Förderer junger, aufstrebender Vereinigungen und Vereine, die gerne hier verweilen. Neben einer Vielzahl von mittelalterlichen Vereinen, wie Populus Draconis, den Lechfeldhighlandern, der Falkengarde oder Îsengewant, finden sich auch Künstler, wie die Farbchimären oder Mitglieder des Kunstrefugium.

Wappen

Das Wappen mittelalterlichen Wirtsstube „Zur Schandgeige“ (neu gestiftet im Jahre des Herrn Anno MMVII)

de juris

Die Stifter dieses Wappens, die fleißig und ehrbar Wirtsleut Alexander und Andreas Günter, tut hiero, vor den Augen der Welt kund und zu wissen, dass sie des Willens sind, nachfolgend beschriebenes Wappen, mit allen Rechten und Pflichten, zu tragen. Sie stiften es zum Anlasse der Eröffnung ihrer Taverna, namentlich „Zur Schandgeige“ geheißen, am 16ten Tage des Lenzemond, dem dritten Monat, im Jahre 2007.

Dies heraldisch Bildnis soll im Grundsatz gebunden sein sowohl an die Stifter als auch an deren feine Stube und deren Namensgebung. Es stellet somit kein Familienwappen dar. Zur Führung respektive Weiterführung des Wappens sind die Stifter zu gleichen Teilen berechtigt. Über eine Weitergabe an dritte Personen können sie nur im Gleichrange bestimmen.

Die Stifter gebieten, dass das Wappen in unveränderter Form auf die jeweiligen Herren der Speis- und Trunkwirtschaft überkommen soll, behalten sich jedoch das Recht vor, es auch selbst in neuem Gewerbe als unverkennbar Markenzeichen weiterhin zu führen. Sollt einer der Gebrüder aus dem Geschäfte scheiden, soll gütlich Einigung der Parteien dafür Sorge tragen, welcher davonnen das jetzig Bild mög tragen. Wird einer der beiden vom dunklen Schnitter gefällt, solls kommen auf den, der dem Gevatter entfloh.

Jedoch soll ein jeder der beiden Recht besitzen, so das Stammwappen an den anderen geht, es in gebesserter Form weiter zu führen. Verfremdungen und Umwandlungen am Wappen sollen auf ein Geringmaß beschieden sein, so dass es in seiner Quintessenz erkennbar bleibt. Ferner ist das Wappen nur gemäß den Regeln teutscher Heraldik zu verändern. Darüber hinaus möge nach Möglichkeit die Grundtinktur des Rot und Silber erhalten bleiben.

Blason

Das Wappen „Schandgeige“ steht im Felde eines halbrunden Schildes, welcher gespalten ist. Die dexter Seite, die heraldisch rechte, wird in der Farbe des Blutes gefasst, wohingegen die Spaltung an senestre von lauterem Silber pranget.

Quer über beide Felder liegt in halben Rechtlot die holzfarbene und geschwungene, einfache Schandgeige. Sie reichet bis nahe an den Schildrand und weiset mit der Öffnung zur unteren rechten Flanke. Die Spaltung des Schildes ist im zweiten Handloch der Geige zu erblicken.

Bekrönt ist der Schild von einem Stechhelm, dessen Lüftungsschlitze zwei griechische Kreuze bilden. Seine Brustwehr trägt zwei Durchbrechungen, die den Schild leicht überlappen und in denen die Tinkturen durchschimmern. An der Halsberge ist er vierfach genietet und über den Schulterteilen trägt er seitlich je sechs Nieten. Gehalten wird der Helm in natürlich metallener Farbe, wobei die Nieten dunkler abgesetzt sind. Das Haupt des Helmes zieret ein siebenfach gewundener Wulst in den Grundfarben Rot und Silber. Die erste Windung zeigt sich im Blute. Seitlich aus dem Wulste, am Helm anliegend, wachsen links und rechts zwei oben offene Büffelhörner in der reinen Farbe der Unschuld. Belegt sind sie in regelmäßig Abstande mit je zwei Balken, die der Rosenblätter Hauch wieder spiegeln. Das gerötete Mundstück ist besteckt mit Hopfendolden in ebensolcher Farb. Zwischen den Hörnern ist auf der Höhe des ersten Balkens, der der Sonne zustrebt, ein quer liegendes, eichenfarbenes Fass mit fünf Gauben und vier eisengrauen Bändern eingelegt, in dessen Mitte ein nach oben weisender Zapfen das Spundloch verschießt. Die Achse lieget hierbei am Oberrand des Balkens an. Im hinteren Scheitel des Helmes entspringt, verdeckt, aus der Wulst die Helmdecke, die auf der Höh des Hinterhauptes, in eckiger Ausgeschnittenheit, rot heraus weht. In einem Schwung erhebt sie sich in silbrigen Glanze in die Höh, flatternd zum Himmel, überschlägt sich dabei und wiederholt auf kleineren Flächen derer zweier Male die Farbe rot und einmal noch das Silber. Sie schwingt sich dabei hinauf bis etwas über das zweite Band des Gehörnes. Nach unten hin, der Erd zustrebend, windet sie sich in sich, so dass neben groß schneeigem Tuch, drei Rosenblätter und ein silbriger Zipfel noch zu erkennen sind. Die Windungen gar reichen bis hinab über sie Schildmitte und überdecken den Schildrand dabei ganz leicht.

Erstellet ward dies Wappen durch dero Herold Alexander Snehotta Ritter von Kimratshofen (Heraldische Werkstatt) am 20ten Tage des dritten Monats, dem Lenzemond - oder so Ihr wollet Lenzig – im Jahre unseres gnädigen Herren 2007. Geführt und eingetragen sodar in dessen Wappenbuche. Sela.

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