Die Auswirkungen der großen Flüchtlingskrisen der letzten Jahrzehnte waren auch in München zu spüren: Schon 2015/16 musste die Stadt in kurzer Zeit viele Geflüchteten aufnehmen und versorgen, und auch der Krieg in der Ukraine sorgt erneut für steigende Flüchtlingszahlen: Mehr als 200 Flüchtlinge kamen Ende 2023 jede Woche in München an. Doch während die Krise 2015/16 zu einer großen Welle der Hilfsbereitschaft führte und die allgemeine Stimmung der Stadt von einer Willkommenskultur gekennzeichnet war, tut sich München mittlerweile schwer, Standorte für neue Unterkünfte zu finden und stößt in den Stadtvierteln auf Widerstand gegen die Unterbringung weiterer Flüchtlinge.

Aus Libyen nach München, Nov. 2018

Meron Mebrahtom, Filmon Tesfamichael, Simret Kifle und Biniam Abraha leben wie einige wenige andere Eritreer nun seit einem Monat in München. Sie berichten über die Lager in Libyen.[1]

Auch ein paar Infos über das Projekt „Save me“. Eine Initiative zur dauerhaften Aufnahme von Flüchtlingen über das Resettlement Programm der Vereinten Nationen. Die Initiative wird getragen von Münchner*innen. Vergleiche Münchner Flüchtlingsrat, info.

Aktion Seebrücke

Kriege und Krisen, Armut und Hoffnungslosigkeit treiben immer mehr Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat. Auch in München ist die Zahl der Asylsuchenden 2014 deutlich gestiegen. Und 2015 kam es dann im Herbst zu einer ganz starken Zunahme der Bitten um Hilfe auf der Flucht. Die Stadtverwaltung München sucht nach Lösungen für Unterbringung und Betreuung.

Vor einem halben Jahr hatte der Münchner Stadtrat ein Kapazitätslimit für Flüchtlingsunterkünfte festgelegt. Der Beschluss lautete: Keine Unterkunft darf mit mehr als 200 Menschen belegt sein. Nun drängt das Sozialreferat darauf, diese Regelung wieder zu kippen. Weil die Stadt 2015 voraussichtlich 2500 Flüchtlinge mehr unterbringen muss als geplant, sollen die Einrichtungen künftig bis zu 500 Personen aufnehmen.

Am 5./6. Sept. 2015 waren rund 20.000 Flüchtlinge mit der Bahn über Ungarn und Österreich in München am Hauptbahnhof angekommen, am Montag weitere 5500 Menschen. Inzwischen geht die Zahl der Neuankömmlinge zurück. Bis zum frühen Dienstagnachmittag (8.9.) kamen nochmal rund 1.300 Flüchtlinge an, teilte der Präsident der Regierung von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, mit. Im Laufe des Donnerstages werden wieder mehr als 6.000 Flüchtlinge am Münchner Hauptbahnhof erwartet. Österreich hat vorerst den Zugverkehr mit Ungarn gestoppt. Ebenso Dänemark mit Deutschland.

Flüchtlingszahlen bis 27. Okt: Seit Anfang September kamen nach offiziellen Angaben etwa 350.000 Flüchtlinge nach Österreich. Viele davon reisten weiter.

Tausende Flüchtlinge harren seit Monaten in überfüllten Flüchtlingsunterkünften in Griechenland aus. Papst Franziskus kritisierte diese Situation bei einer Rede scharf. Das Schicksal einer Frau machte ihn besonders betroffen. Der Papst stellte den Vergleich zur Nazi-Zeit an, als er von einem Flüchtling berichtete, den er 2016 auf Lesbos getroffen hatte.[2][3]

Das städtische Konzept beachtet besonders die Jugendlichen

Die Stadt rechnet damit, dass etwa 4000 der mehr als 12 000 Flüchtlinge in staatlichen und städtischen Unterkünften mit einem Bleiberecht rechnen können (Schätzung als Grundlage für die weiteren Pläne).

Sie brauchen Wohnungen - wie auch die rund 6000 Wohnungslosen, die von der Stadt bisher bereits untergebracht werden. Große Anstrengungen stehen auch im Bereich Bildung, Ausbildung und Arbeitsvermittlung bevor: etwa 60 Prozent der Flüchtlinge, die in München leben, sind nach Angaben des Sozialreferats noch keine 25 Jahre alt. Waren vor einem Jahr noch fast 6000 minderjährige Flüchtlinge ohne Eltern in München, so ist deren Zahl inzwischen auf knapp unter 3000 zurückgegangen.

Dort / dafür (Ausbildung und Arbeitsvermittlung) investiert München in den nächsten drei Jahren 21 Millionen Euro zusätzlich, um die Integration voranzutreiben.

Das unterscheidet die Stadt-Zielsetzung von den Integrationsangeboten von Bund und Bayern. Deren Zielgruppe sind ausschließlich auf Flüchtlinge aus Ländern mit gesicherter Bleibeperspektive ausgerichtet (derzeit Syrien, Irak, Iran und Eritrea). Andere Jugendliche würden dabei durch das Raster fallen.

Wichtige Adressen

Hasib A. darf legal in Deutschland bleiben

Nach einem neuerlichen Antrag darf Hasib A. nun legal in Deutschland bleiben. Wie das Netzwerk Kirchenasyl Bayern heute miteilt, gewährte das Amt für Migration und Flüchtlinge dem 22-Jährigen "subsidiären Schutz".

Nach sieben Jahren in Deutschland sollte Hasib am 14. Dez. 2016 beim ersten hoch umstrittenen Abschiebeflug von München nach Kabul an Bord sein. In München hatte er nicht nur Wohnung und Arbeit, sondern war auch als Aktiver in einem Fußballverein gut integriert.

Erst durch die Aufnahme ins Kirchenasyl bei Pfarrerin Doris Otminghaus in Haßfurt wurde seine Abschiebung vereitelt.

Hasib wurde zum ersten von rund 20 afghanischen Männern, denen evangelische Gemeinden seither Schutz gewährt haben. Die meisten konnten inzwischen das Kirchenasyl verlassen und in Deutschland im Sicheren bleiben, so Stephan Theo Reichel vom Netzwerk Kirchenasyl Bayern.

Die evangelische Pfarrerin Doris Otminghaus zeichnete Pro Asyl mit seinem Menschenrechtspreis aus. Wegen möglicher "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt in Deutschland" hatte zeitweise die Staatsanwaltschaft Bamberg gegen Ottminghaus ermittelt. (br.de - Nachricht)

Demonstration am 3 Okt. 2018

Unter dem Motto "Jetzt gilt's" findet eine Großdemonstration gegen Rassismus und gegen die Einschränkung von Bürgerrechten in München statt. Zehntausende Münchner sind zur Demonstration gekommen, die Veranstalter sprechen von 40 000 Menschen.

Zeitungsartikel

Videos

  • Welche Art von Hilfe halten Flüchtlinge für sinnvoll? Welche Erfahrungen haben sie mit freiwillig Engagierten gemacht? Das Filmprojekt fluechtlingshelfer.info wechselt dafür mal die Blickrichtung:
Zitat: Wir haben Geflüchtete gefragt, welche Art von Hilfe für sie sinnvoll ist und welche Erfahrungen sie mit freiwillig Engagierten gemacht haben. In vier weiteren Videoclips befragen Flüchtlinge freiwillig Engagierte.
  • Die CSU jammert, Bayern hilft. (Die CSU gibt sich in der Flüchtlingsfrage unerbittlich und spricht mit Absicht vom "Ausnahmezustand". Dabei zeigt sich gerade in Bayern, wie wenig das Gezeter mit der Wirklichkeit zu tun hat: Die Helfer arbeiten hier so professionell wie in keinem anderen Bundesland. Von Anna Kistner, Martin Knobbe u.a. Video bei spiegel.de, Nov. 2015)
  • Video wie Min.präsident Seehofer dem Bund politische Verantwortung für die kommende Krise in einer Regierungserklärung im Landtag zuweist. (ARD, 15. Okt. 2015, 1Min.)

Wie Integration gelingen kann

Erzählsalons

In verschiedenen Buchhandlungen, die sich als Begegnungsort verstehen, gestalten Autor*innen gemeinsam mit Gästen, die auf der Flucht nach Münchcn gekommen sind, einen gemeinsamen Abend für Leute, die schon länger da sind und für Newcomer. Das ganze nennt sich Erzählsalon.

Die Fluchtsituation erfahrbar machen

In München ertrinkt kaum ein Flüchtling. Aber auf dem Weg hierher. Hunderte. Politikern oder Menschen, die sich darum nicht kümmern wollen, fehlt vielleicht das Einfühlungsvermögen in eine Mutter oder einen Vater, der in der Türkei oder in Tunesien genau vor diesem Schritt steht. Doch das kann Mensch lernen.

Zum Beispiel mit diesem Film: Der Op-Docs Film der New York Times “4.1 Miles” wurde gerade für einen Oscar nominiert. Es geht um die ganz kurze Entfernung in den Tod. It’s about rescuing migrants at sea, and you can watch it here. Die Entscheidungen an Stammtischen oder in Klöstern helfen da nicht weiter.[4]

Siehe auch

Weblinks

Der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft hat in seiner Sitzung am 20.9.16 beschlossen, im Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) die Stelle eines entwicklungspolitischen Koordinators zur Etablierung des Themenschwerpunkts Flucht und Entwicklung einzurichten. —-> Flucht und Entwicklung – München verstärkt sein Engagement.

Einzelnachweise

<references>

Das Thema "Flüchtlinge" ist aufgrund seiner überregionalen Bedeutung auch bei der deutschsprachigen Wikipedia vertreten.
Die Seite ist über diesen Link aufrufbar: Flüchtlingsunterkunft (Deutschland).