Nymphe von Anif
Die sogenannte Nymphe von Anif Ludwig v. Schwanthalers entstand nach 1841 für den Grafen Alois von Arco-Stepperg. Schwanthalers Nymphe ist ein sitzender Frauenakt. Sie stützt sich auf ihre Leier und blickt versonnen zu dem zu ihren Füssen aufschauenden Fisch, der in sich kräuselndem Wasser schwimmt.
Nymphen sind in der griechischen Mythologie weibliche Gottheiten, Naturgeister, die als Personifikationen von Naturkräften, in der Regel Gewässern, gedacht und auch verehrt wurden. Sie können überall auftauchen oder auftreten und "höhere" Gottheiten wie Dionysos, Artemis oder Aphrodite begleiten. Aber sie können, wie hier dargestellt, auch selbstständig wirken. Z. B. eine Quelle kräftig fließen lassen, Wasserfrüchte schenken. Der Künstler wollte mit dieser Figur keine konkrete Sagengestalt wiedergeben, wie Undine oder die Loreley, sondern es ging ihm darum, ein Sinnbild für das romantische Wasserschloss Anif zu schaffen, dem sie gewidmet war, und damit einer poetischen Gestimmtheit bildlich Ausdruck verleihen. Natürlich waren solche Figuren auch eine vergeistigte Form früher kunstgewerblicher Pornografie.
Als Aufstellungsort der Marmorfigur war Graf Alois' Schloss in Anif bei Salzburg vorgesehen. 1845/46 erfolgte deren Ausführung und 1848 ihre Aufstellung in einem eigens für sie eingerichteten Saal.
Eine gleichwertige zweite Version, die 1847 datiert ist und 1997 vom Bayerischen Nationalmuseum erworben werden konnte, hat der fünfte Graf Fitzwilliam bei Schwanthaler für sein Schloss in Yorkshire bestellt und erworben.
Es war damals üblich, bei bekannten Werken, für weitere Interessenten kleine Versionen z B. als Zimmerschmuck herzustellen, sei es aus Bronze, aus preiswerterem Biskuitporzellan oder auch nur aus Gips. Derartige Exemplare sind aus Gips mit grau-weißem, geglätteten Überzug, H. 46,4 cm, bezeichnet mit "Lud. v. Schwanthaler", von der Schwanthaler-Werkstatt nachweislich noch nach dem Tod des Meisters produziert worden.
Der Nymphenbrunnen im Münchner Hofgarten, bei dem die in Bronze gegossene Statue gegenüber dem Original etwas stärker verhüllt wurde, ist erst 1852/53 - also posthum - entstanden.