Ebersberger Forst
Mit Ebersberger Forst wird ein großes Naherholungsgebiet bezeichnet, das ca. 30 km östlich von München im Landkreis Ebersberg liegt und historisch mit den Münchner Fürsten verbunden ist. Es setzt sich aus den gemeindefreien Gebieten Anzinger Forst, Ebersberger und Eglhartinger Forst zusammen und ist in der Region München/Oberbayern mit Abstand das größte zusammenhängende Waldgebiet, aber auch deutschlandweit eines der größten Waldgebiete.
Es hat eine Ausdehnung von etwa 90 km², die von keiner Siedlung unterbrochen ist. 77 km² der Fläche befinden sich im Besitz des Freistaates Bayern, der Rest von etwa 13 km² ist Gemeinde- oder Privatbesitz.
Lage
Der Forst grenzt an folgende Städte und Gemeinden, beginnend im Süden: Ebersberg, Kirchseeon, Zorneding, Vaterstetten über den Ortsteil Purfing, Anzing, Forstinning, Hohenlinden und Steinhöring.
Im Norden und Westen liegt er auf der Münchner Schotterebene und geht im Südosten in die bayerische Endmoränenlandschaft mit dem Naturschutzgebiet Egglburger See über. Die höchste Erhebung ist die Ludwigshöhe im Südosten bei Ebersberg mit 617 m, auf ihr befindet sich ein 36 m hoher Aussichtsturm und das Museum Wald und Umwelt der Stadt Ebersberg. Vom Aussichtsturm hat man bei entsprechendem Wetter sehr gute Sicht auf die nördlichen Alpen von den Salzburger Alpen bis zum Wettersteingebirge.
Das Gebiet ist Teil des Forstreviers Ebersberg mit Sitz in Ebersberg, das auch den Wildpark Ebersberg betreut. Der Wildpark ist ein etwa 50 km² großes, eingezäuntes Areal innerhalb des Forstes mit einer nochmals abgetrennten Wildruhezone.
Gliederung
Das Forstgebiet gliedert sich in 14 Staatsforstdistrikte, die mit aufsteigenden Römischen Zahlen nummeriert sind. Sie sind auch durch Flurnamen bezeichnet, da sie gleichzeitig Fluren sind. Sie sind wiederum in Abteilungen untergliedert, die nur durch aufsteigende natürliche Zahlen bezeichnet sind und die Flurstücken entsprechen. An den Grenzen dieser Flurstücke orientieren sich die allermeisten Wege im Gebiet.
- Gemeindefreies Gebiet Anzinger Forst
- Staatsforstdistrikt I Hohenlinden
- Staatsforstdistrikt II Ebersberg
- Staatsforstdistrikt III Kapelle
- Staatsforstdistrikt IV Lehmberg (Lemberg)
- Gemeindefreies Gebiet Ebersberger Forst
- Staatsforstdistrikt V Viereichen
- Staatsforstdistrikt VI Schwaberwegen
- Staatsforstdistrikt VII Forst Anzing
- Staatsforstdistrikt VIII Fichten
- Staatsforstdistrikt IX Buchen
- Gemeindefreies Gebiet Eglhartinger Forst
- Staatsforstdistrikt X Antoni Brunnen (Antonibrunnen)
- Staatsforstdistrikt XI Eglsee
- Staatsforstdistrikt XII Forst Eglharting
- Staatsforstdistrikt XIII Forst Pöring
- Staatsforstdistrikt XIV Einfang
Im Ebersberger Forst stehen einzelne Gebäude:
- Forsthaus Diana
- Forsthaus Hubertus
- Hohenlindener Sauschütt (Staatsforstdistrikt I Forst Hohenlinden)
- Anzinger Sauschütt (Staatsforstdistrikt VIII Fichten)
Verkehrsanbindung
Der Ebersberger Forst ist über die S-Bahnlinien S2 (Stationen Poing und Markt Schwaben mit Buslinien nach Ebersberg) und S4 (Stationen Zorneding, Eglharting, Kirchseeon und Ebersberg), sowie über die A 94, die B 12 und die B 304 von München aus zu erreichen. Durch den Forst führen die Staatsstraßen Ebersberg-Forstinning, Ebersberg-Hohenlinden und die Schotterstraße Ebersberg-Anzing. Auf Grund der Größe und Lage des Ebersberger Forsts wird der Landkreis Ebersberg in einen südlichen und einen nördlichen Teil, die sich sowohl landschaftlich als auch siedlungsspezifisch voneinander unterscheiden, geteilt.
Der Wald wird hauptsächlich durch gerade Schotterwege in West-Ost und Nord-Süd Richtung erschlossen. Nur die Fahrstraßen und die Wege innerhalb der Wildruhezone entsprechen nicht diesem Muster.
Geschichte
Ursprünglich Teil des Urwaldgürtels zwischen Inn und Isar, wurde das Gebiet im Mittelalter zum Wildbannforst. Im 13. Jahrhundert erließ der Benediktinerabt von Ebersberg mit dem „Forst-Weistum“ eine der ältesten deutschen Forstordnungen. Der westliche Teil des Forstes war damals kurfürstlich, der östliche blieb bis zur Säkularisation in klösterlichem Besitz. Trotz dieser und folgender Verordnungen zum Schutz des Waldes wurde dieser weiter ausgeplündert.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die heute noch prägenden Raster an im Winter geräumten Wegen angelegt. Diese tragen als Namenszusatz Geräumt wie z.B. Hetzplatz Geräumt.
Im 17. und 18. Jahrhundert trat die Forstwirtschaft zugunsten der Jagd zurück, der Wildbestand nahm zu dieser Zeit stark zu und das äsende Wild verursachte große Schäden auf den umliegenden Feldern. Deshalb wurde 1817 das Waldgebiet zum Wildpark erklärt und mit einem Eichenzaun eingezäunt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die heute noch prägenden Fichtenmonokulturen angelegt, die einen hohen Holzertrag liefern, aber nicht sehr robust gegen Umwelteinflüsse sind.
Schwere Schäden erlitt der Wald 1890 und 1894 durch die Raupen der Nonne (Lymantria monacha), die 1890 fast die Hälfte des Waldes kahlfraßen. Die Falter flogen in dieser Zeit bis in die Münchner Biergärten. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: „Der Falterflug zur Hauptschwärmzeit war ungeheuer. Namentlich in den kahlgefressenen Beständen glich er einem Schneegestöber“. Der Kiefernspanner (Bupalus piniaria) richtete in den Jahren 1892 und 1893 große Schäden an und immer wieder setzten Sturm und Hagel dem Wald zu. Fast vierzig Jahre dauerte die anschließende Aufforstung der riesigen Kahlflächen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Zaun des Wildparks im Osten zur Staatsstraße Ebersberg-Forstinning zurückverlegt. Der eingezäunte Westteil bekam dadurch seine heutige Größe von rund 4.989 ha.
In den 1960er Jahren hatte der geplante Bau eines Protonen-Großbeschleunigers auf einem Viertel der Fläche des Ebersberger Forstes für Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Das Projekt des Beschleunigers wurde daraufhin nicht umgesetzt. Ebenso war der Wald als bei der Planung für den Bau des Münchner Großflughafens im Gespräch. Die Entscheidung wurde dann jedoch für den Bau im Erdinger Moos getroffen.
1990 schlugen die Orkane VivianW und WiebkeW große Kahlflächen.
Bekannt wurde der Ebersberger Forst auch durch die Geschichte der Weißen Frau von Ebersberg.
Fauna und Flora
Der Ebersberger Forst ist Landschaftsschutzgebiet, Bannwald und im Bereich der südöstlichen Endmoränen-Hügelkette auch FFH-Schutzgebiet.
Der Ebersberger Forst besteht in den zentralen Bereichen vielfach aus Fichtenmonokulturen, die Randbereiche und die Endmoränen im Südosten sind durch artenreiche Eichen- und Buchenmischwälder gekennzeichnet. Aufgrund der Sturmkalamitäten in den 1990er Jahren und des Klimawandels wird die Umwandlung in einen Mischwald von den Bayerischen Staatsforsten vorangetrieben, ganz besonders im welligen Moränengebiet im Südosten, mit Kiefern, Lärchen, Tannen, Buchen, Eichen, Linden und anderen Laubbaumarten.
Neben großflächigen Aufwuchsflächen gibt es mehrere Wiesen, die teilweise von Wildobstbäumen umgeben sind. Außer dem Lebensraum für Wild (Wildschweine, Rotwild) ist der ökologische Wert durch die Wiesen und die Waldränder an den breiten Kieswegen gegeben. Diese Lebensräume sind besonders wertvoll für Insekten, die wiederum anderen Tieren, vor allem Kleinsäugern und Vögeln, als Nahrung dienen.
Zu den Teilgebieten
Anzinger Forst
Der Anzinger Forst ist ein gemeindefreies Gebiet im oberbayrischen Landkreis Ebersberg und der nördliche Teil des Naherholungsgebietes Ebersberger Forst. Seine Fläche beträgt 31,0290 km².
Die vier Staatsforstdistrikte werden weiter in quadratisch abgegrenzte gleich große (etwa je 19 Hektar), nummerierte Abteilungen gegliedert. Sie umfassen:
- Staatsforstdistrikt I Hohenlinden
- Staatsforstdistrikt II Ebersberg
- Staatsforstdistrikt III Kapelle
- Staatsforstdistrikt IV Lehmberg (Lemberg)
Ebersberger Forst
Im engeren Sinn ist der Ebersberger Forst das gemeindefreie Gebiet im östliche Teil des Naherholungsgebietes gleichen Namens. Seine Teilfläche beträgt 17,8 km². Er gliedert sich in 5 Staatsforstdistrikte (V bis IX; s.o.). Im Gebiet befinden sich weitläufige Grabhügelfelder aus denen teilweise Funde aus der Hallstattzeit geborgen wurden. Auch sind die Reste eines Abschnittes der Römerstraße von Augsburg nach Wels erhalten und dokumentiert.
- Hubertuskapelle, Sebastianssäule und Forsthaus Diana
Eglhartinger Forst
Der Eglhartinger Forst ist ein 26,76 km² großes gemeindefreies Gebiet. Der Name bezeichnet auch eine Gemarkung, die nahezu deckungsgleich mit diesem gemeindefreien Gebiet ist und zusätzlich nur drei zu benachbarten Gemeinden gehörige kleine Exklaven mit einer Gesamtfläche von vier Hektar (0,04 km²) umfasst. Der Forst ist der südwestliche Teil des Naherholungsgebietes. Im Süden grenzt die Gemeinde Kirchseeon an das Gebiet (8,18 km), im Westen Zorneding (4,31 km), im äußersten Nordwesten über ein kurzes Stück Vaterstetten (610 Meter). Im Norden grenzt es an den vorstehend beschriebenen Anzinger Forst mit einer geraden Linie von 7,04 km entlang des Purfinger-Geräumt an, im Nordosten kurz an den Ebersberger Forst (1,14 km) sowie im Osten an die Stadt Ebersberg (3,20 km).
Die fünf Staatsforstdistrikte werden weiter in quadratisch abgegrenzte gleich große (etwa je 19 Hektar), nummerierte Abteilungen gegliedert. Diese entsprechen Flurstücken. Nur wo das Gebiet an benachbarte Gemeinden grenzt, sind die Abteilungen zumeist kleiner. Sie umfassen:
- Staatsforstdistrikt X Antoni Brunnen (Antonibrunnen): 34 Abteilungen
- Staatsforstdistrikt XI Eglsee: 24 Abteilungen
- Staatsforstdistrikt XII Forst Eglharting: 30 Abteilungen
- Staatsforstdistrikt XIII Forst Pöring: 24 Abteilungen
- Staatsforstdistrikt XIV Einfang: 29 Abteilungen
Heutige Funktion
Die gute Erreichbarkeit und die Nähe zu München haben den Ebersberger Forst zu einem der beliebtesten Naherholungsziele der Münchner werden lassen. Wichtige Ausflugsziele sind der Ebersberger Aussichtsturm (Eisenbetonbau von 1914, 1991/1992 renoviert), das Museum Wald und Umwelt mit dem angegliederten NaturErlebnisPfad der Umweltstation Ebersberger Forst, sowie die beiden bewirtschafteten Forsthäuser St. Hubertus (bei Ebersberg) und Hohenlindener Sauschütt mit Waldlehrpfad und Rot-, Dam- und Schwarzwildgehege.
Pläne zur Errichtung von Windkraftanlagen im Ebersberger Forst wurden 2011 bekannt.[1]
Literatur, Karte
- Ammer, U., Weidenbach, M., Beer, M., Hwang, Y-H. (1999): Landschafts- und erholungsplanerische Entwicklungsstudie für die Wildparke im Ebersberger Forst und im Forstenrieder Park. Link zum Gutachten
- Rainer Beck: Ebersberg oder das Ende der Wildnis. Eine Landschaftsgeschichte. C. H. Beck, München 2003
- Kurt Mantel: Geschichte des Ebersberger Forstes. 105 S., in Max Wopfner: Der Windwurf 1920 im Forstamt Breitenthal und die Wiederaufforstung. Kartographische Anstalt der Ministerial-Forstabteilung und Manz-Verlag, München 1930
Quellen, Weblinks
- Haus der Bayerischen Geschichte - Heft 27 : Bayerns Wälder. 250 Jahre Bayerische Staatsforstverwaltung (PDF-Datei; 3,65 MB)
- Forstreviere im Landkreis Ebersberg beim Amt für Landwirtschaft und Forsten Ebersberg
- Internetauftritt des Museum Wald und Umwelt Ebersberg
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Mooser: Sechs Windräder über den Wipfeln des Forsts, Süddeutsche Zeitung, 25. März 2011.
Siehe auch
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ebersberger Forst in der deutschsprachigen Wikipedia. Die Liste der AutorInnen befindet sich in der dortigen Versionsliste. Wie im MünchenWiki stehen alle Texte der Wikipedia unter einer Lizenz zur Freien Dokumentation. |
- In der Fassung vom 3. Nov. 2011