Merkurbrunnen

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Ansicht des Brunnens im Tal

Der Merkurbrunnen, bereits im Jahre 1902 durch den Architekten Friedrich von Thiersch modelliert, als eine um 2o cm kleinere Figur des Merkur aus dem Jahre 1580 von Giovanni da Bologna (1529 -1608), eines Hauptwerkes der europäischen Skulptur zur Zeit des Manierismus (zu besichtigen in der Loggia vom 1. Obergeschoss des 'Museo Nazionale del Bargello' in Florenz).

Mit seinem Merkur, der auf den Zehenpitzen seines rechten Fußes über dem mit vollen Backen blasenden Windgott Zephyr steht, erreicht Giambologna, wie Manfred Wundram im Kunstführer Florenz S. 292 ausführt: "......die optische Auflösung der Statik von der Basis her..", wobei der "unablässig sich drehende und schraubende Bewegungsduktus..bis in die Fingerspitzen fortgeführt" wird.*

Gemeinsam mit dem Bildhauer Hugo Kaufmann realisierte von Thiersch den Münchner Merkur-Brunnen, der am 2. August 1911 an den Eschenanlagen, hinter dem Haus für Handel und Gewerbe, ebenfalls von Thiersch entworfen, feierlich enthüllt wurde. Aus einer kreisrunden Brunnenschale, mit einem Durchmesser von 160 cm erhebt sich ein runder Zylinder, an dessen oberen Rand je vier Krümmer (ursprünglich aus den Mäulern von vier Löwenköpfen) dem Becken das Wasser spenden. Auf dem Scheitel des Zylinders liegt der schon zur Figur gehörende Kopf des mit vollen Backen blasenden Windgottes "Zephyr". Die von ihm ausgeblasene Luft verschafft dem Merkur als "Gott des glücklichen Gelingens, der Träume und des Schlafes" den Senkrechtstart zur Weiterreise als vielfliegender Götterbote mithilfe von je einem kleinen Flügel an den Schuhen und von zwei Flügeln an seinem Hut.

Schwerstbeschädigung im Krieg und Neuaufstellung: Friedrich von Thiersch's feinstes Brunnenwerk steht jetzt im Tal (seit 1994 als Neuguss), an der Ecke zur Hochbrückenstraße, vor dem Eingang zur Mohrenapotheke. Der im Krieg, durch Luftangriffe und Vandalismus, ganz übel zugerichtete Merkur-Brunnen wurde im Jahre 1966, noch an den Eschenanlagen stehend, unterhalb des Hauses für Handel und Gewerbe am Maximiliansplatz abgebaut und im städtischen Bauhof eingelagert. An eine erneute Aufstellung war vorerst nicht zu denken. Dem grazilen Merkur war ein grosses Loch in den Bauch geschossen und das Verbindungsglied zwischen Fussgelenk und Sockel abgesprengt worden. Das kreisrunde, schön geschwungene Brunnenbecken konnte nicht mehr verwendet und hätte neu gemacht werden müssen.

Der kleine ‘Schutzpatron der Kaufleute und Diebe‘ aber sollte eine zweite Möglichkeit erhalten und in neuer Pracht, an einem neuen Standort, die Bürger der Stadt nicht nur mit seinem Wasserspiel beglücken. Von Februar des Jahres 1975 an, bis Ende Oktober 1975 wurde der Brunnen einer kompletten Restaurierung unterzogen. Mithilfe des Kulturbaufonds und durch Spenden von über 270.000.- DM gelang es den Handwerkern, Bildhauern und Steinmetzen fast alle Schäden aus schlimmer Zeit zu beseitigen. Und am Donnerstag, dem 6. November 1975, wurde vom damaligen Stadtbaurat Uli Zech der 'Merkur-Brunnen im Tal' feierlich wieder enthüllt.

Doch keine 18 Jahre danach, am 1o. August 1993, vormittags zwischen 8 und 11 Uhr, wurde der “Gott der Kaufleute & Diebe“ vermutlich von Auftragsräubern geraubt, denn der Erlös von 60 kg Bronze 'lohnt' eigentlich schon den Aufwand einer Sachbeschädigung nicht. Eine solche war möglicherweise bei der Vorbereitung des Raubes erfolgt. Denn von einem Giesserei-Fachmann, der bei der Restauration der Thiersch-Replik im Jahr 1975 beteiligt war, hatte einige Tage vor dem Raub am Fuß des Merkur einen Schaden unbekannter Ursache entdeckt und kostenfreie Reparatur angeboten, welches Angebot damals im 'Einlauf-Auslauf-System' der Stadt München hängenblieb. Nach dem Raub aber erhielt die Kunstgiesserei Otto Strehle in Winhöring, die 1975 - nach Vollendung der Restauration - den Merkur vollständig abgeformt hatte, jetzt sogleich und mittels einer Spende vom Landesverband des Bayerischen Einzelhandel, in Höhe von von 22. 000. - DM, den dringenden Auftrag zu einem neuen Bronzeguss, der dann schon am 18. Mai 1994 auf und in der Brunnensäule im Tal sicherer verankert werden konnte. - Damit bekam der Friedrich-von-Thiersch-Merkur und damit Giambolognas „optische Auflösung der Statik von der Basis her“ die dritte Chance für ihren Verbleib in München.

Geschichten

Einst stand der Brunnen in den Eschenanlagen, direkt hinter dem Haus für Handel und Gewerbe, unweit der Stelle an dem heute der Nornen-Brunnen zu besichtigen ist.

Besonderheiten

  • Der Brunnen wird über die Winterpause abgedeckt.
  • Bereits der 2. Standort.
  • Am 10. August 1993 wurde die komplette Merkur-Figur vom Postament gestohlen (Münchner Rathaus Umschau vom 18.8.1993) und im Jahre 1994 durch Neuguss der vom Thiersch-Original abgenommen Form ersetzt (Münchner Rathaus Umschau vom 18.5.1994).

Quellen/Weblinks

  • Manfred Wundram, Kunstführer Florenz, Phil. Reclam jun. Stuttgart, 1993, S. 292
  • Liste der Münchner Städtischen Frischwasserbrunnen, Stand Sept. 2011, Nr. 102
  • Liste der Münchner Städtischen Brunnen, Stand Mai 2011, Nr. 135

Literatur

  • Johann Vorzellner, Fotograf (Foto, alter Standort, Eschenanlagen)
  • H. K. Marschall: Friedrich von Thiersch. Prestel, München, 1982. (S. 384)
  • Henle: Die Wasserversorgung der Königl. Haupt= u. Residenzstadt München. Carl Gerber, München, 1912. (S.85 Nr.91, Datum der Aufstellung)
  • Denkmäler in Bayern - Landeshauptstadt München - Mitte 3. Lipp 2009. (S. 1098)
  • Süddeutsche Zeitung vom 21.02.1975 S.15 und vom 07.11.1975 S.18.
  • Brunnenwanderungen in München.