Ludwig Seisser
Ludwig Seisser (eigentlich Seißer) geb. 4 Juli 1866 in Würzburg, gest. 27. Januar 1936 in München, war ein Münchner Unternehmer. Er trug den Titel: kgl. Bay. Kommerzienrat. 1906 wurde er zum päpstlichen Hoflieferant eranannt.
Seisser stammte aus einer in Würzburg und München ansässigen Kaufmanns- und Beamtenfamilie, österreichischen Ursprungs. Sein Onkel war der Münchner Staatsbankpräsident Andreas Ritter von Seisser. Ein weiterer Verwandter der spätere Chef der bayerichen Landespolizei, Hans Ritter von Seißer. Seissers Vater betrieb ein Textilhandelshaus in Würzburg, welches sich seit 1773 in Familienbesitz befand. Seisser studierte Pharmazie an der Universität Würzburg und München. Als approbierter Pharmazeut trat er später in das Münchner Lebensmittelunternehmen Kathreiner (Franz Kathreiner’s Nachfolger) ein, welches den Münchner Kaufleuten und könglichen Kommerzienräten Emil Wilhelm und Seissers Schwiegervater Adolph Brougier gehörte.
Das Geschäft konzentrierte sich in großem Stil auf den Import und Handel mit Kaffee, Tee Lebenmitteln und Gewürzen. Vor dem Ersten Weltkrieg galt das 1897 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelte Unternehmen als größtes binnenländisches Kolonialwaren-Handelshaus. Das Unternehmen produzierte unter anderem den berühmten „Kathreiner’s Malzkaffee“ (später auch den „Caro-Kaffee“).
Ludwig Seisser erhielt als Geschäftsführer der GmbH 1901 ein Patent auf das Verfahren zur Herstellung von zuckerhaltigen Tee- und Kaffee-Konserven (Deutsches Reichspatent DRP 131095, der Malzkaffee wird heute von Nestlé produziert). Seisser war zunächst einer der Geschäftsführer der GmbH, später Teilhaber sowie nachfolgend Aufsichtsratsmitglied der Aktiengesellschaft AG. Seisser lebte auf Schloss Holdereggen bei Lindau, das von Georg von Hauberrisser, dem Architekten des Münchner Rathauses erbaut wurde.
Seisser wurde unter Prinzregent Luitpold mit dem Titel kgl. Bay. Kommerzienrat ausgezeichnet.
Sein Sohn, der Unternehmer Erich Seisser, wurde 1945 wegen Volksverhetzung und Nähe zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Berlin hingerichtet. An der Gruft der Familie Brougier-Seisser in Lindau erinnert eine Tafel und seit 2010 erinnert ein sogenannter “Stolperstein“ vor Schloss Holdereggen an Erich Seisser.
Das Schloss, welches in den zwanziger und dreißiger Jahren als Landsitz der weitverzweigten Kaufmannsfamilie Seisser diente, wurde auf Druck der NSDAP an die Stadt Lindau verkauft, die dort eine Mädchenschule betrieb. An die letzten Besitzer des Anwesens erinnert heute noch die Brougier Strasse, benannt nach Seissers Schwiegervater und Großvater Adolf Brougier.
Quellen und Literatur
Wikipedia-Artikel zu Ludwig Seisser (Autoren, Dokumentationslizens und Verläufe dort)
Franz Kathreiner’s Nachfolger AG. Eine Chronik. o.J.
Zeitschrift für Lebensmittel und Forschung, Jahrgang 1903, Nr. 6.
Hermann Aust: Meine Lebenswerke. Selbstverlag, München 1943.
Schloß Holdereggen. In: Lindauer Zeitung 1979, ...
Seisser & Cie. Muenchen GmbH: „Über uns“, Kaiser-Seisser Jan., Seite 9 ff., Eigenverlag Seisser & Cie., gedruckt v. Druckerei Druckpunkt, 2004
Seisser GmbH Würzburg: „Der Kürschnerhof im Wandel der Zeit“, Vortrag von Prof. Dr. Jürgen J. Kaiser S., bei der IHK Würzburg und Schweinfurt, Hotel Rebstock, Mai 1989 Manuskript, 24. Seiten, Mai 1989
Urkunde zur Ernennung zum päpstlichen Holfieferanten, 10. Januar 1906, Bayerisches Wirtschaftsarchiv der IHK für München und Oberbayern, Orleansstraße, München