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Er zeigte Wasser aus Indien, das aus einem leer gezeigten Krug in unerschöpflichen Mengen geschüttet wurde, ließ seine Assistentin drei Meter über der Bühne in der Luft schweben usw. Eine seiner spektakulärsten Illusionen war das Verschwindenlassen eines Autos auf der Bühne. 1947 gastierte er im Metropol seiner Heimatstadt Stuttgart. In Wien gastierte er im Ronacher, zweimal im Raimundtheater und einmal im Stadttheater. Tourneen führten ihn nach Spanien, England, Italien, Frankreich, Südamerika, USA, Australien, Afrika und in die DDR. | Er zeigte Wasser aus Indien, das aus einem leer gezeigten Krug in unerschöpflichen Mengen geschüttet wurde, ließ seine Assistentin drei Meter über der Bühne in der Luft schweben usw. Eine seiner spektakulärsten Illusionen war das Verschwindenlassen eines Autos auf der Bühne. 1947 gastierte er im Metropol seiner Heimatstadt Stuttgart. In Wien gastierte er im Ronacher, zweimal im Raimundtheater und einmal im Stadttheater. Tourneen führten ihn nach Spanien, England, Italien, Frankreich, Südamerika, USA, Australien, Afrika und in die DDR. | ||
Er ließ sich 1960 von seiner Frau scheiden; an ihre Stelle als Assistentin traten nacheinander Nana Gualdi (Angela Ferrari) und Anita Schmitt („Madame Schmidt“). Kalanags Start als Unterhaltungschef der von Adenauer einberufenen Gesellschaft Freies Fernsehen missglückte ebenso wie der Versuch, mit seiner verkleinerten Show wieder Fuß zu fassen. Finanzielle Schwierigkeiten und ein Herzinfarkt kamen hinzu. Er starb an den Folgen eines Gehirnschlags und wurde auf dem Stuttgarter Pragfriedhof begraben. Ein Teil seines Nachlasses gelangte in den Besitz des ehemaligen Präsidenten des MZvD, Horst Müller, ebenso zu dem belgischen Zauberkünstler Klingsor, der ihn weiter an Paul Daniels verkaufte. Heute (2016) befindet sich der Kalanag-Nachlass aus dem Horst-Müller-Archiv im Besitz des | Er ließ sich 1960 von seiner Frau scheiden; an ihre Stelle als Assistentin traten nacheinander Nana Gualdi (Angela Ferrari) und Anita Schmitt („Madame Schmidt“). Kalanags Start als Unterhaltungschef der von Adenauer einberufenen Gesellschaft Freies Fernsehen missglückte ebenso wie der Versuch, mit seiner verkleinerten Show wieder Fuß zu fassen. Finanzielle Schwierigkeiten und ein Herzinfarkt kamen hinzu. Er starb an den Folgen eines Gehirnschlags und wurde auf dem Stuttgarter Pragfriedhof begraben. Ein Teil seines Nachlasses gelangte in den Besitz des ehemaligen Präsidenten des MZvD, Horst Müller, ebenso zu dem belgischen Zauberkünstler Klingsor, der ihn weiter an Paul Daniels verkaufte. Heute (2016) befindet sich der Kalanag-Nachlass aus dem Horst-Müller-Archiv im Besitz des sic!-Verlages. | ||
== Kalanag in München == | == Kalanag in München == |
Aktuelle Version vom 27. Januar 2024, 18:30 Uhr
Kalanag (* 23. Januar 1903 in Backnang als Helmut Ewald Schreiber; † 24. Dezember 1963 in Gaildorf), war ein deutscher Zauberkünstler, Vereinsvorsitzender und Autor.
Leben
Helmut Schreiber war der Sohn eines Textilgroßhändlers. Er begeisterte sich bereits als 11-jähriger für die Zauberkunst, als er, mit einem Beinbruch im Krankenhaus liegend, Das goldene Buch der Magie von H. F. C. Suhr geschenkt bekam und sofort zu üben begann. Die Eltern, denen die Zaubermanie ihres Sprössling unheimlich wurde, luden den in Stuttgart gastierenden Zauberkünstler Chevalier Ernest Thorn ein, der ihrem Sohn das Zaubern ausreden sollte. Das Gegenteil passierte: Thorn bestätigte ausdrücklich die Begabung des Jungen. Nach dem Abitur studierte Schreiber zunächst Philosophie und Medizin in München. Er gründete den Münchner Magischen Zirkel und trat erstmals 1928 als Zauberkünstler im Kleinkunsttheater Papa Benz in München-Schwabing auf.
Er wurde Schriftleiter der Fachzeitschrift Magie, 1936 Präsident des Magischen Zirkels von Deutschland. Beruflich schrieb er Drehbücher, arbeitete als Dramaturg und Aufnahmeleiter bei rund 200 Filmen mit; zuletzt war er Produktionschef der Bavaria.
Erst 1947 wurde er Berufszauberkünstler und ging mit seiner Zauberschau, „Simsalabim wirbelt durch die Welt“ (und 70.000 kg Gepäck) auf Tournee, begleitet von seiner Partnerin und Ehefrau Gloria de Vos. Trotz körperlicher Handicaps – Figur, Plattfüße, hohe Stimmlage und deutliche Dialektfärbung – hatte er Personality und Ausstrahlung – und überzeugte in der Figur des lustigen Onkels.
Er zeigte Wasser aus Indien, das aus einem leer gezeigten Krug in unerschöpflichen Mengen geschüttet wurde, ließ seine Assistentin drei Meter über der Bühne in der Luft schweben usw. Eine seiner spektakulärsten Illusionen war das Verschwindenlassen eines Autos auf der Bühne. 1947 gastierte er im Metropol seiner Heimatstadt Stuttgart. In Wien gastierte er im Ronacher, zweimal im Raimundtheater und einmal im Stadttheater. Tourneen führten ihn nach Spanien, England, Italien, Frankreich, Südamerika, USA, Australien, Afrika und in die DDR.
Er ließ sich 1960 von seiner Frau scheiden; an ihre Stelle als Assistentin traten nacheinander Nana Gualdi (Angela Ferrari) und Anita Schmitt („Madame Schmidt“). Kalanags Start als Unterhaltungschef der von Adenauer einberufenen Gesellschaft Freies Fernsehen missglückte ebenso wie der Versuch, mit seiner verkleinerten Show wieder Fuß zu fassen. Finanzielle Schwierigkeiten und ein Herzinfarkt kamen hinzu. Er starb an den Folgen eines Gehirnschlags und wurde auf dem Stuttgarter Pragfriedhof begraben. Ein Teil seines Nachlasses gelangte in den Besitz des ehemaligen Präsidenten des MZvD, Horst Müller, ebenso zu dem belgischen Zauberkünstler Klingsor, der ihn weiter an Paul Daniels verkaufte. Heute (2016) befindet sich der Kalanag-Nachlass aus dem Horst-Müller-Archiv im Besitz des sic!-Verlages.
Kalanag in München
Kalanag gastierte mehrmals mit stets großem Erfolg in der Isar-Stadt
- 1925 Papa Benz
- 1952 Deutshes Theater
- 1953 Althoffbau im Zoo
- 1955 Deutsches Theater
- 1958 Deutsches Theater
- 1960 Riva Film Atelier
Ämter
Von 1927 bis 1945 war Schreiber Redakteur des Organs Magie, das er zu einer angesehenen Vereinszeitschrift machte und dafür 1936 mit dem Hofzinser Ring gewürdigt wurde. Von 1936 bis 1949 war Schreiber Präsident des MZvD.
Helmut Schreiber im Dritten Reich
Die Position von Helmut Schreiber während der Naziherrschaft (hier nannte er sich noch nicht Kalanag) ist oftmals in der Zauberszene gerade in den letzten Jahren (2000er) diskutiert worden. Am 19. November 2016 wurde dazu von Uwe Schenk und Michael Sondermeyer ein spezielles Kalanag-Symposium ausgerichtet, an dem 35 Personen, vornehmlich aus der Zauberszene, teilnahmen. Eine eindeutige Verherrlichung der Nazizeit von Helmut Schreiber wurde während des Treffens nicht nachgewiesen. Einig waren sich jedoch alle Teilnehmer darin, dass Helmut Schreiber durchaus die Nähe zu Nazigrößen gesucht hat und die Anerkennung darin genoss. Die DDR ließ ihn offenbar trotzdem einreisen.
Auf dem Symposium wurde auch geklärt, wie Helmut Schreiber mit beträchtlichen finanziellen Mitteln unmittelbar nach dem Krieg eine große Bühnenshow zusammenstellen konnte. Er hatte stets Zugriff auf seine Konten und somit auf sein gutes Gehalt, das er während seiner Zeit als Produzent bei der Bavaria bezogen hatte.[1]
Veröffentlichungen (von Kalanag)
- Simsalabim wirbelt um die Welt, 1949
- Kalanag - Der Magier erzählt sein Leben, 1962
Veröffentlichungen (über Kalanag)
- Malte Herwig: Der große Kalanag, Penguin Verlag, 2021, 470 Seiten
- Alfred Czernewitz: Kalanag – Helmut Schreiber, Ein Bilderbuch, Mai 2003, 236 Seiten
- Detlef Hartung: Persönlichkeiten in der Zauberkunst, Nr. 3, 2011, 16 Seiten
- William Rauscher: Kalanag – Magician of the Third Reich, 2016, mit DVD und CD, 78 Seiten
Filme produziert von Helmut Schreiber
- Truxa, 1937
- Es leuchten die Sterne, 1938
Literatur (Auswahl)
- Karl F. Grohmann: Die neue Kalanag-Revue 1955, in: Magisches Magazin, 5. Jahrgang, Mai 1955, Nr. 2, S.37 ff.
- Teumer, Dr. H.: Als unser Präsident zauberte!, in: Magie, 24. Jahrgang, Nr. 11/12, November/Dezember 1941, S. 450 ff.
- Wildon, Joe: Einiges über Kalanag, in: Magisches Magazin, 3. Jahrgang, Dezember 1953, Nr. 9, S. 195 f.
- Gisela Winkler und Dietmar: Kalanag / Sim-Sala-Bim wirbelt um die Welt, in: Das große Hokuspokus - Aus dem Leben berühmter Magier, Henschelverlag, Berlin 1981, S. 285 ff.
- Tauer, Erich: Heitere Zauberkunst Studio 1. Ein Weg zur Magie, Berlin 1969, S. 8.
- Richard Hatch | Hatch, Richard: Kalanag und die verschwindenden Banknoten in Magische Welt, Heft 1, 1999, Sete 44 ff.
- Koch, Paul: Simsalabim – Da bin ich wieder, Manuskript einer Hörfunksendung, (Feature im SWR2, 23.10.2011) gedruckt im Verlag Magische Welt, MW-Spezial, Nr. 3, 2001, 16 Seiten
- Rolf Aurich: Kalanag - Die Kontrollierten Illusionen des Helmit Schreiber. Verbrecher Verlag, Berlin 2016. (179 Seiten)
- Kalanag Der Magier erzählt sein Leben. Blüchert, Hamburg 1962. (231 Seiten)
Quellen
- Lexikon der Zauberkünstler, Stephan Oettermann, Verlag Volker Huber, Offenbach)
- Detlef Hartung|Hartung, Detlef: Persönlichkeiten in der Zauberkunst, Nr. 3, 2011, 16 Seiten
- Richard Hatch: Das letzte Wort · Magische Welt, Heft 1, 52. Jahrgang, 1. Teil, 2003, Seite 38
Referenzen
- ↑ Christian Theiss: Nicht vorschnell in eine Kategorie, in: Magische Welt, Heft 6, 65. Jahrgang, 2016, Seite 250