Martin Löwenberg: Unterschied zwischen den Versionen
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Als Widerstandskämpfer gegen den [[Nationalsozialismus]] wurde er von den Nazis in Konzentrationslagern (KZ) eingesperrt und mußte Zwangsarbeiten leisten. Er war Gründungsmitglied in der lokalen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Als NS-Verfolgter und Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand berichtete Martin Löwenberg in zahlreichen Zeitzeugengesprächen an Schulen und bei Veranstaltungen. | Als Widerstandskämpfer gegen den [[Nationalsozialismus]] wurde er von den Nazis in Konzentrationslagern (KZ) eingesperrt und mußte Zwangsarbeiten leisten. Er war Gründungsmitglied in der lokalen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Als NS-Verfolgter und Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand berichtete Martin Löwenberg in zahlreichen Zeitzeugengesprächen an Schulen und bei Veranstaltungen. | ||
1939 durfte er eine landwirtschaftliche Lehre nicht abschließen. 1942 schloss er eine neu begonnene Sattlerlehre mit der Gesellenprüfung ab. Im Mai 1944 wurde er verhaftet und ins [[KZ Flossenbürg]] in Bayern deportiert. | ==Einzelheiten aus der Biografie == | ||
1939 durfte er eine landwirtschaftliche Lehre nicht abschließen. 1942 schloss er eine neu begonnene Sattlerlehre mit der Gesellenprüfung ab. Im Mai 1944 wurde er verhaftet und ins [[KZ Flossenbürg]] in Bayern deportiert. Es folgten weitere Haftorte bis Mai 1945. | |||
Er war jahrelang Betriebsratsvorsitzender bei einem Industriekonzern und in der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) aktiv. | |||
Vorübergehend in den achtziger Jahren bei den Grünen. Anfang der 1990er-Jahre war Martin Löwenberg Mitbegründer des seit Juni 2005 bestehenden „Münchner Bündnisses gegen Krieg und Rassismus“. Auf bayerischer Landesebene und im Kreis München führte Martin Löwenberg viele Jahre lang Vorstandstätigkeiten für die [[VVN]]-BdA durch. | |||
Im November 2002 wurde der 77-jährige Löwenberg wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis vom Amtsgericht München verurteilt. Tausende Münchner hatten am 30. November 2002 versucht, einen Aufzug der Neonazis zu blockieren. Christian Ude, Oberbürgermeister von München, erklärte damals: „Sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache“. | |||
Löwenberg, dessen jüdische Verwandte zum Großteil in Vernichtungslagern ermordet wurden, rief bei der antifaschistischen Kundgebung am Münchner Odeonsplatz „es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen“, und wurde daraufhin angeklagt. Das Urteil löste einen Proteststurm aus. Die Süddeutsche Zeitung titelte: „Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protest verurteilt“. [[Dieter Hildebrandt]] thematisierte das Urteil in seinem letzten [[Scheibenwischer]]. | |||
Am 12. Dezember 2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam mit Esther Béjarano, Percy MacLean und Peter Gingold vom Berliner Verein Internationale Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen. | |||
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Löwenberg zog in die Bundesrepublik, hier wurde er wegen seines Engagements in der [[Sozialdemokratische Aktion|Sozialdemokratischen Aktion]] (SDA), einer von der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands]] (SED) gesteuerten innerparteilichen Opposition in der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Sozialdemokratischen Partei Deutschlands]] (SPD) und Tarnorganisation der verbotenen [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], verurteilt. 16 Monate saß Löwenberg in Einzelhaft. | Löwenberg zog in die Bundesrepublik, hier wurde er wegen seines Engagements in der [[Sozialdemokratische Aktion|Sozialdemokratischen Aktion]] (SDA), einer von der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands]] (SED) gesteuerten innerparteilichen Opposition in der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Sozialdemokratischen Partei Deutschlands]] (SPD) und Tarnorganisation der verbotenen [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]], verurteilt. 16 Monate saß Löwenberg in Einzelhaft. | ||
war er jahrelang Betriebsratsvorsitzender bei einem Industriekonzern und Fachgruppenvorsitzender des Groß- und Einzelhandels und in der Großen Tarifkommission der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV). | |||
In den achtziger Jahren trat Löwenberg den Grünen bei und war im Landesarbeitskreis gegen Rechtsentwicklung und Neofaschismus. Löwenberg wollte die Anhänger der Arbeiterbewegung mit der Ökologiebewegung zusammenbringen. In den 1990er-Jahren trat er bei den Grünen mit der Begründung aus, nicht weiter „das linke Feigenblatt einer immer rechter abrutschenden Partei zu sein“. | |||
Anfang der 1990er-Jahre war Martin Löwenberg Mitbegründer des seit Juni 2005 bestehenden, vom Verfassungsschutz als „linksextremistisch beeinflusst“ bezeichneten[2] „Münchner Bündnisses gegen Krieg und Rassismus“, in dem er antinazistische und antirassistische Kräfte zum gemeinsamen Handeln bündelte. Auf bayerischer Landesebene und für den Kreis München führte Martin Löwenberg viele Jahre lang Vorstandstätigkeiten für die VVN-BdA durch. | |||
Im November 2002 wurde der 77-jährige Löwenberg wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis vom Amtsgericht München verurteilt. Tausende Münchner hatten am 30. November 2002 versucht, einen Aufzug der Neonazis zu blockieren. Christian Ude, Oberbürgermeister von München, erklärte damals: „Sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache“. | |||
Löwenberg, dessen jüdische Verwandte zum Großteil in Vernichtungslagern ermordet wurden, rief bei der antifaschistischen Kundgebung am Münchner Odeonsplatz „es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen“, und wurde daraufhin angeklagt. Das Urteil löste einen Proteststurm aus. Die Süddeutsche Zeitung titelte: „Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protest verurteilt“.[3] Dieter Hildebrandt thematisierte das Urteil in seinem letzten Scheibenwischer. | |||
Am 12. Dezember 2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam mit Esther Béjarano, Percy MacLean und Peter Gingold vom Berliner Verein Internationale Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen. | |||
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Version vom 7. April 2018, 09:02 Uhr
Martin Löwenberg (12. Mai 1925 in Breslau — 2. April 2018) lebte in der Nachkriegszeit lange in München. Er war ein lebenslang politisch aktiver Mensch.
Als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus wurde er von den Nazis in Konzentrationslagern (KZ) eingesperrt und mußte Zwangsarbeiten leisten. Er war Gründungsmitglied in der lokalen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Als NS-Verfolgter und Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand berichtete Martin Löwenberg in zahlreichen Zeitzeugengesprächen an Schulen und bei Veranstaltungen.
Einzelheiten aus der Biografie
1939 durfte er eine landwirtschaftliche Lehre nicht abschließen. 1942 schloss er eine neu begonnene Sattlerlehre mit der Gesellenprüfung ab. Im Mai 1944 wurde er verhaftet und ins KZ Flossenbürg in Bayern deportiert. Es folgten weitere Haftorte bis Mai 1945.
Er war jahrelang Betriebsratsvorsitzender bei einem Industriekonzern und in der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) aktiv.
Vorübergehend in den achtziger Jahren bei den Grünen. Anfang der 1990er-Jahre war Martin Löwenberg Mitbegründer des seit Juni 2005 bestehenden „Münchner Bündnisses gegen Krieg und Rassismus“. Auf bayerischer Landesebene und im Kreis München führte Martin Löwenberg viele Jahre lang Vorstandstätigkeiten für die VVN-BdA durch.
Im November 2002 wurde der 77-jährige Löwenberg wegen Aufrufs zum Widerstand gegen einen Aufmarsch der Neonazis vom Amtsgericht München verurteilt. Tausende Münchner hatten am 30. November 2002 versucht, einen Aufzug der Neonazis zu blockieren. Christian Ude, Oberbürgermeister von München, erklärte damals: „Sich in den Weg zu stellen, ist eine gute Sache“.
Löwenberg, dessen jüdische Verwandte zum Großteil in Vernichtungslagern ermordet wurden, rief bei der antifaschistischen Kundgebung am Münchner Odeonsplatz „es ist legitim, ja legal, sich den Totengräbern der Demokratie entgegenzustellen“, und wurde daraufhin angeklagt. Das Urteil löste einen Proteststurm aus. Die Süddeutsche Zeitung titelte: „Ex-KZ-Häftling wegen Nazi-Protest verurteilt“. Dieter Hildebrandt thematisierte das Urteil in seinem letzten Scheibenwischer.
Am 12. Dezember 2004 wurde ihm in Berlin gemeinsam mit Esther Béjarano, Percy MacLean und Peter Gingold vom Berliner Verein Internationale Liga für Menschenrechte die Carl-von-Ossietzky-Medaille verliehen.
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