Carl August Canaris: Unterschied zwischen den Versionen
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Carl August Canaris studierte an der {{WL2|Technische Universität Berlin}} und der {{WL2|Bergakademie Berlin}}. | Carl August Canaris studierte an der {{WL2|Technische Universität Berlin}} und der {{WL2|Bergakademie Berlin}}. Von 1905 bis 1906 wurde er auf der {{WL2|Niederrheinische Hütte}} in Duisburg beschäftigt. | ||
Von 1905 bis 1906 wurde er auf der {{WL2|Niederrheinische Hütte}} in Duisburg beschäftigt. | Von 1907 bis 1909 wurde er in [[Pra']] einem Stadteil von {{WL2|Genua}} beschäftigt. 1910 leitete er das Stahlwerk in {{WL2|Huckingen}}. 1911 wurde er mit einer Studie über den Einfluß des Gießens auf die Qualität von Flußeisen-Brammen zum Doktor promoviert. Von 1911 bis 1919 war er Direktor bei {{WL2|Henschel & Sohn}} in {{WL2|Hattingen}}. Von 1920 bis 1924 war er Generaldirektor der August-Thyssen-Hütte in Hamborn. 1925 war er Geschäftsführer des ''Reichskonsortium für Wirtschaftlichkeit''. | ||
Von 1907 bis 1909 wurde er in [[Pra']] einem Stadteil von {{WL2|Genua}} beschäftigt. | |||
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1926 wurde er Geschäftsführer der | 1926 wurde er Geschäftsführer der Lokomotivfabrik [[Joseph Anton von Maffei]] in der Hirschau. Er ließ zunächst die Produktpallette ausweiten: ''Maffei'' produziert in der Folge auch Sattelschlepper, Motorstraßenwalzen und Betonbaumaschienen; er ''motorisiert'' das Unternehmen und stellte neue Direktoren ein. Pferde und Ochsen, die im Werk eingesetzt waren, wurden dem Betriebsrat überantwortet, der sie an das Kantinen-Schlachthaus weiterreichte. Dort wurden sie geschlachtet und am Wochenende an die Belegschaft als Andenken an die gute alte Zeit verkauft. | ||
Er ließ zunächst die Produktpallette ausweiten: ''Maffei'' produziert in der Folge auch Sattelschlepper, Motorstraßenwalzen und Betonbaumaschienen; motorisiert das Unternehmen und stellte neue Direktoren ein. Pferde und Ochsen, die im Werk eingesetzt waren, wurden dem Betriebsrat überantwortet, der sie an das Kantinen Schlachthaus weiterreichte. Dort wurden sie geschlachtet und am Wochenende an die Belegschaft | |||
Am 15. Oktober 1929 arbeiteten bei ''Maffei'' 1739 Männer, 45 Frauen, 193 Lehrlinge und 435 Angestellte. | Am 15. Oktober 1929 arbeiteten bei ''Maffei'' 1739 Männer, 45 Frauen, 193 Lehrlinge und 435 Angestellte. | ||
Am 15. Februar 1930 waren es 1275 Arbeiter, 25 Frauen, 175 Lehrlinge und 350 Angestellte. | Am 15. Februar 1930 waren es 1275 Arbeiter, 25 Frauen, 175 Lehrlinge und 350 Angestellte. Die vormals getrennt firmierenden Bereiche Konstruktion und Vertrieb, ''Maffei & Wiedemann'', ''Melms & Pfenninge'' sowie ''Maffei & Jakob wurden eingegliedert. | ||
Die vormals getrennt firmierenden Bereiche Konstruktion und Vertrieb, ''Maffei & Wiedemann'', ''Melms & Pfenninge'' | |||
Die {{WL2|Deutsche Reichsbahn (1920–1945)}} bestellte reichsweit etwa 20 Lokomotiven im Jahr. | Die {{WL2|Deutsche Reichsbahn (1920–1945)}} bestellte reichsweit etwa 20 Lokomotiven im Jahr. Die Aufträge wurden nach einem Schlüssel an alle Lokomotivenhersteller im Deutschen Reich vergeben. 1928 wurde die bayerische Lokomotivenquote von ''Maffei'' durch ''Henschel & Sohn'' übernommen. | ||
Die Aufträge wurden nach einem Schlüssel an alle | |||
Eine Meinungsverschiedenheit in Grundsatzfragen zwischen Dr. Canaris und [http://regiowiki.hna.de/Oscar_Robert_Henschel Oscar Robert Henschel] führte zu seinem Ausscheiden aus der Geschäftsleitung. Er wurde mit mehreren Hunderttausend Reichsmark entschädigt. | Eine Meinungsverschiedenheit in Grundsatzfragen zwischen Dr. Canaris und [http://regiowiki.hna.de/Oscar_Robert_Henschel Oscar Robert Henschel] führte zu seinem Ausscheiden aus der Geschäftsleitung. Er wurde mit mehreren Hunderttausend Reichsmark entschädigt. Das ''Industriewerk Hirschau AG'' wurde stillgelegt und bis auf das [[Tivoli]]kraftwerk abgetragen. Die Lokomotivproduktion wurde nach dem Zusammenschluss 1931 mit den [[Locomotivfabriken Krauß & Comp.]] in [[Allach]] als [[Krauss-Maffei]] fortgeführt. | ||
Das ''Industriewerk Hirschau AG'' wurde stillgelegt und bis auf das [[Tivoli]]kraftwerk abgetragen. | |||
== Quellen == | == Quellen == | ||
* Günther Gerstenberg: ''An Jackl packst am End vom Stiel. Geschichte und Geschichten um Alltag, Arbeit und Arbeiterbewegung in Schwabing 1890 – 1933.'' Band 6 der Schriftenreihe vom Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, München, 2005, S. 222 ff. | * Günther Gerstenberg: ''An Jackl packst am End vom Stiel. Geschichte und Geschichten um Alltag, Arbeit und Arbeiterbewegung in Schwabing 1890 – 1933.'' Band 6 der Schriftenreihe vom Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, München, 2005, S. 222 ff. | ||
* Rudolf Vierhaus, Hrsg: [https://books.google.de/books?id=fB9-1XYo8PQC&pg=PA273&dq=%22Canaris,+Carl+%28August%29,+Ingenieur,+Industrieller%22&hl=en&sa=X&ei=CcWvVPOOMNDKaK35goAN&redir_esc=y#v=onepage&q=%22Canaris%2C%20Carl%20%28August%29%2C%20Ingenieur%2C%20Industrieller%22&f=false Deutsche Biografische Enzyklopädie] | * Rudolf Vierhaus, Hrsg: [https://books.google.de/books?id=fB9-1XYo8PQC&pg=PA273&dq=%22Canaris,+Carl+%28August%29,+Ingenieur,+Industrieller%22&hl=en&sa=X&ei=CcWvVPOOMNDKaK35goAN&redir_esc=y#v=onepage&q=%22Canaris%2C%20Carl%20%28August%29%2C%20Ingenieur%2C%20Industrieller%22&f=false Deutsche Biografische Enzyklopädie] | ||
* [http://www.deutsche-biographie.de/ppn137431295.html Racine, Hugo, "Canaris, Carl August" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 116] | |||
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Version vom 17. Januar 2015, 07:40 Uhr
Carl August Canaris (* 7. Dezember 1881 in RümelingenW; † 27. Februar 1934 in MuraltoW) war Maschinenbauingenieur und Unternehmensmanager in der Hirschau bei den Firmen Maffei und Henschel.
Werdegang
Carl August Canaris war der Sohn von Auguste Amelie Popp und Carl Wilhelm Albert Canaris (* 23. August 1852 BalveW; † 26. 9. 1904 Bad NauheimW). Seine Geschwister waren Anna Canaris (1883; † 1964) und Wilhelm CanarisW.
Carl August Canaris studierte an der Technische Universität BerlinW und der Bergakademie BerlinW. Von 1905 bis 1906 wurde er auf der Niederrheinische HütteW in Duisburg beschäftigt. Von 1907 bis 1909 wurde er in Pra' einem Stadteil von GenuaW beschäftigt. 1910 leitete er das Stahlwerk in HuckingenW. 1911 wurde er mit einer Studie über den Einfluß des Gießens auf die Qualität von Flußeisen-Brammen zum Doktor promoviert. Von 1911 bis 1919 war er Direktor bei Henschel & SohnW in HattingenW. Von 1920 bis 1924 war er Generaldirektor der August-Thyssen-Hütte in Hamborn. 1925 war er Geschäftsführer des Reichskonsortium für Wirtschaftlichkeit.
1926 wurde er Geschäftsführer der Lokomotivfabrik Joseph Anton von Maffei in der Hirschau. Er ließ zunächst die Produktpallette ausweiten: Maffei produziert in der Folge auch Sattelschlepper, Motorstraßenwalzen und Betonbaumaschienen; er motorisiert das Unternehmen und stellte neue Direktoren ein. Pferde und Ochsen, die im Werk eingesetzt waren, wurden dem Betriebsrat überantwortet, der sie an das Kantinen-Schlachthaus weiterreichte. Dort wurden sie geschlachtet und am Wochenende an die Belegschaft als Andenken an die gute alte Zeit verkauft.
Am 15. Oktober 1929 arbeiteten bei Maffei 1739 Männer, 45 Frauen, 193 Lehrlinge und 435 Angestellte. Am 15. Februar 1930 waren es 1275 Arbeiter, 25 Frauen, 175 Lehrlinge und 350 Angestellte. Die vormals getrennt firmierenden Bereiche Konstruktion und Vertrieb, Maffei & Wiedemann, Melms & Pfenninge sowie Maffei & Jakob wurden eingegliedert.
Die Deutsche Reichsbahn (1920–1945)W bestellte reichsweit etwa 20 Lokomotiven im Jahr. Die Aufträge wurden nach einem Schlüssel an alle Lokomotivenhersteller im Deutschen Reich vergeben. 1928 wurde die bayerische Lokomotivenquote von Maffei durch Henschel & Sohn übernommen.
Eine Meinungsverschiedenheit in Grundsatzfragen zwischen Dr. Canaris und Oscar Robert Henschel führte zu seinem Ausscheiden aus der Geschäftsleitung. Er wurde mit mehreren Hunderttausend Reichsmark entschädigt. Das Industriewerk Hirschau AG wurde stillgelegt und bis auf das Tivolikraftwerk abgetragen. Die Lokomotivproduktion wurde nach dem Zusammenschluss 1931 mit den Locomotivfabriken Krauß & Comp. in Allach als Krauss-Maffei fortgeführt.
Quellen
- Günther Gerstenberg: An Jackl packst am End vom Stiel. Geschichte und Geschichten um Alltag, Arbeit und Arbeiterbewegung in Schwabing 1890 – 1933. Band 6 der Schriftenreihe vom Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, München, 2005, S. 222 ff.
- Rudolf Vierhaus, Hrsg: Deutsche Biografische Enzyklopädie
- Racine, Hugo, "Canaris, Carl August" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 116