Salvatorkirche: Unterschied zwischen den Versionen
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'''St. Salvator''', auch ''Salvatorkirche'' genannt, ist die ehemalige Friedhofskirche der [[Frauenkirche]]. Seit [[1829]] ist St. Salvator der griechisch-orthodoxen Gemeinde überlassen und ist heute Sitz des [[wikipedia:de:Metropolit|Metropoliten]] von Deutschland und [[wikipedia:de:Exarch|Exarch]] | '''St. Salvator''', auch ''Salvatorkirche'' genannt, ist die ehemalige Friedhofskirche der [[Frauenkirche]]. Seit [[1829]] ist St. Salvator der griechisch-orthodoxen Gemeinde überlassen und ist heute Sitz des [[wikipedia:de:Metropolit|Metropoliten]] von Deutschland und [[wikipedia:de:Exarch|Exarch]]en vom übrigen Zentraleuropa. Sie wird von der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde "''Verklärung des Erlösers"'' genannt. | ||
==Lage== | ==Lage== | ||
St. Salvator ([[Salvatorstraße]] 17) befindet sich im [[Kreuzviertel]] der historischen [[Altstadt]] Münchens, nahe der Stadtmauer am [[1804]] abgetragenen Jungfernturm. | St. Salvator ([[Salvatorstraße]] 17) befindet sich im [[Kreuzviertel]] der historischen [[Altstadt]] Münchens, nahe an der ehemaligen Stadtmauer am [[1804]] abgetragenen [[Jungfernturm]]. | ||
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Durch die Stadterweiterung [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig des Bayerns]] wuchs die Einwohnerzahl der Stadt so sehr, dass die Friedhöfe um die beiden Stadtkirchen [[St. Peter|"Alter Peter"]] und [[Frauenkirche]] nicht mehr ausreichten. Deswegen wurden die Friedhöfe an den damaligen Stadtrand verlegt, blieben aber noch innerhalb der Stadtmauern. | Durch die Stadterweiterung [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig des Bayerns]] wuchs die Einwohnerzahl der Stadt so sehr, dass die Friedhöfe um die beiden Stadtkirchen [[St. Peter|"Alter Peter"]] und [[Frauenkirche]] nicht mehr ausreichten. Deswegen wurden die Friedhöfe an den damaligen Stadtrand verlegt, blieben aber noch innerhalb der Stadtmauern. | ||
Nachdem [[1478]] bereits der Friedhof der Pfarrei [[St. Peter]] ins [[Hackenviertel]] verlegt und [[1485]] die [[Allerheiligenkirche|Allerheiligenkirche am Kreuz]] als Friedhofskirche eingeweiht worden war, veranlasste Herzog [[Albrecht IV.|Albrecht IV. der Weise]] auch die Verlegung des | Nachdem [[1478]] bereits der Friedhof der Pfarrei [[St. Peter]] ins [[Hackenviertel]] verlegt und [[1485]] die [[Allerheiligenkirche|Allerheiligenkirche am Kreuz]] als Friedhofskirche eingeweiht worden war, veranlasste Herzog [[Albrecht IV.|Albrecht IV. der Weise]] auch die Verlegung des Friedhofs, der um die Frauenkirche herum angelegt worden war. Der Baumeister ist nicht urkundlich überliefert, wahrscheinlich handelt es sich um Lukas Rottaler, Schüler [[Jörg von Halsbach|Jörg von Halsbachs]] und dessen Nachfolger auf der Baustelle der [[Frauenkirche]]. Im April [[1493]] wurde der Rohbau vermutlich fertig. Am 15. August [[1494]] wurde -urkundlich belegt - St. Salvator eingeweiht. | ||
Im 17. Jahrhundert, wohl im ersten Viertel, erhielt die Kirche eine Empore. Am 24. Juli [[1767]] wurde die gotische Turmspitze durch Blitzschlag beschädigt; der beschädigte Teil wurde abgetragen und als Abschluss ein barocker Aufsatz in Form einer Zwiebel aufgebaut. [[1774]] wurde die Kirche renoviert | Im 17. Jahrhundert, wohl im ersten Viertel, erhielt die Kirche eine Empore. Am 24. Juli [[1767]] wurde die gotische Turmspitze durch Blitzschlag beschädigt; der beschädigte Teil wurde abgetragen und als Abschluss ein barocker Aufsatz in Form einer Zwiebel aufgebaut. [[1774]] wurde die Kirche renoviert. Hierbei wurden, dem damaligen barocken Zeitgeist entsprechend, einzelne bunte Glasscheiben durch helle Scheiben ersetzt. Als Folge der Friedhofsauflassung im Jahre [[1789]] wurde wahrscheinlich das nördliche Seitenportal vermauert, das unmittelbar auf den Friedhof führte. | ||
Im Zuge der Säkularisation wurde am 20. April [[1803]] die Räumung und rund ein Jahr später, am 25. Mai [[1804]] der Abbruch der Kirche beschlossen. Da die Kirche, die sich nun in Besitz der Krone befand, jedoch als Depot verwendet wurde, wofür kein Ersatz zu beschaffen war, wurde der Abbruch verhindert. Am 21. Dezember [[1806]] schenkte König [[Maximilian I.|Max I. Joseph]] St. Salvator der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in München. Doch da St. Salvator weiterhin als Abstellraum und Wagenremise und später als Getreidespeicher gebraucht wurde, konnte die Evangelisch-Lutherische Gemeinde die Kirche nicht aktiv nutzen. Mit | Im Zuge der Säkularisation wurde am 20. April [[1803]] die Räumung und rund ein Jahr später, am 25. Mai [[1804]] der Abbruch der Kirche beschlossen. Da die Kirche, die sich nun in Besitz der Krone befand, jedoch als Depot verwendet wurde, wofür kein Ersatz zu beschaffen war, wurde der Abbruch verhindert. Am 21. Dezember [[1806]] schenkte König [[Maximilian I.|Max I. Joseph]] St. Salvator der [[Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde]] in München. Doch da St. Salvator weiterhin als Abstellraum und Wagenremise und später als Getreidespeicher gebraucht wurde, konnte die Evangelisch-Lutherische Gemeinde die Kirche nicht aktiv nutzen. Mit dem Baubeginn für die evangelische [[St. Matthäus (evang.)|Matthäuskirche]] in der Nähe des [[Stachus]] wurde St. Salvator wieder Eigentum der Krone. | ||
Während der Zeit des sogenannten "Griechenlandabenteuers", als [[ | Während der Zeit des sogenannten "Griechenlandabenteuers", als das Haus [[Wittelbach]] hoffte, durch seinen Sohn [[Otto I. (Griechenland)|Otto]] eine Dynastie in [[Griechenland]] zu begründen, sagte [[Ludwig I. (Bayern)|König Ludwig I.]], den in München anwesenden 30 Griechen einen Gottesdienstraum zu. Seine Wahl traf die Salvatorkirche, die er mit Majestätsbeschlüssen vom 22. und 30. September [[1828]] den orthodoxen Griechen zur Feier ihrer Gottesdienste überließ. Die Kirche selbst blieb im Besitz der Krone und ist bis heute Eigentum des Freistaates Bayern, der die Rechtsnachfolge auch des wittelsbachischen Besitzes angetreten hat. Nachdem [[Leo von Klenze]] die Kirche für Gottesdienste nach dem orthodoxen Ritus umgebaut hat, wurde am 18. Dezember [[1829]] St. Salvator nach griechisch-orthodoxem Ritus geweiht. | ||
Im Sommer [[1869]] wurde der Turm restauriert und regotisiert. Seitdem ist die barocke Turmspitze abgetragen und der Helm dem ursprünglichen gotischen Zustand angeglichen. Gleichzeitig wurden die zwölf, den Wandvorlagen eingefügten Apostelfiguren durch Ikonen ersetzt. [[1903]] wurden die Glasfenster ausgebessert und gesichert. Diese wurden [[1916]] ausgelagert und [[1928]] wieder eingesetzt. [[1934]] wurde die Kirche nochmals renoviert. Die spätgotischen Glasmalereien wurden [[1941]] ausgelagert. | Im Sommer [[1869]] wurde der Turm restauriert und regotisiert. Seitdem ist die barocke Turmspitze abgetragen und der Helm dem ursprünglichen gotischen Zustand angeglichen. Gleichzeitig wurden die zwölf, den Wandvorlagen eingefügten Apostelfiguren durch Ikonen ersetzt. [[1903]] wurden die Glasfenster ausgebessert und gesichert. Diese wurden [[1916]] ausgelagert und [[1928]] wieder eingesetzt. [[1934]] wurde die Kirche nochmals renoviert. Die spätgotischen Glasmalereien wurden [[1941]] erneut ausgelagert. | ||
Die Bombardierung Münchens im Zweiten Weltkrieg hat der Kirchenbau größtenteils unbeschadet überstanden. Die zum Schutz vor den Luftangriffen ausgelagerten Glasmalereien gingen jedoch durch Fliegerbomben zunächst fast vollständig verloren. Nach dem Krieg wurden noch erhaltene Reste in den Chorfenstern der Frauenkirche eingebaut. [[1970]] wurde die Ikonostase zurückversetzt und dadurch der Altarraum verkleinert. Sakristei und Turm wurden [[1982]] neu eingedeckt, der Außenbau [[1992]]/[[1993|93]] | Die Bombardierung Münchens im Zweiten Weltkrieg hat der Kirchenbau größtenteils unbeschadet überstanden. Die zum Schutz vor den Luftangriffen ausgelagerten Glasmalereien gingen jedoch durch Fliegerbomben zunächst fast vollständig verloren. Nach dem Krieg wurden noch erhaltene Reste in den Chorfenstern der Frauenkirche eingebaut. [[1970]] wurde die Ikonostase zurückversetzt und dadurch der Altarraum verkleinert. Sakristei und Turm wurden [[1982]] neu eingedeckt, der Außenbau [[1992]]/[[1993|93]] instand gesetzt. In den neunziger Jahren wurde eine Kiste mit einer großen Menge von Scherben der spätgotischen Glasfenster auf der Kirchenempore entdeckt und von den Werkstätten der "Mayer'schen Hofkunstanstalt" neu zusammengesetzt. Vier restaurierte Glasfenster wurden [[2000]] wieder in der Salvatorkirche eingesetzt. | ||
==Der Rechtstreit um die Nutzungsrechte== | ==Der Rechtstreit um die Nutzungsrechte== | ||
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Mitte der 1970er Jahre behauptete die ''Griechische Kirchengemeinde München und Bayern e.V.'', [[Ludwig I. (Bayern)|König Ludwig I.]] habe St. Salvator allein diesem Verein zur Nutzung überlassen. Daraus leitete der Verein eine besondere Autonomie ab, die sie von der orthodox-kirchlichen Jurisdiktion befreie. Das bedeutet vor allem, dass der Verein allein das Recht Bischöfe und Pfarrer frei zu wählen, habe. Damit verließ die Griechische Kirchengemeinde München faktisch die griechisch-orthodoxe Metropolie. | Mitte der 1970er Jahre behauptete die ''Griechische Kirchengemeinde München und Bayern e.V.'', [[Ludwig I. (Bayern)|König Ludwig I.]] habe St. Salvator allein diesem Verein zur Nutzung überlassen. Daraus leitete der Verein eine besondere Autonomie ab, die sie von der orthodox-kirchlichen Jurisdiktion befreie. Das bedeutet vor allem, dass der Verein allein das Recht Bischöfe und Pfarrer frei zu wählen, habe. Damit verließ die Griechische Kirchengemeinde München faktisch die griechisch-orthodoxe Metropolie. | ||
Der Freistaat Bayern, der die Rechtsnachfolge des Stifters angetreten hatte, teilte diese Auffassung nicht und verlangte die Herausgabe der Kirche, was von der Griechischen Kirchengemeinde München verweigert wurde. Damit begann ein Ringen um Salvatorkirche, in den sich zusätzlich Griechenland, vor allem das griechische Parlament und die Griechisch-Orthodoxe Kirche, | Der Freistaat Bayern, der die Rechtsnachfolge des Stifters angetreten hatte, teilte diese Auffassung nicht und verlangte die Herausgabe der Kirche, was von der Griechischen Kirchengemeinde München verweigert wurde. Damit begann ein Ringen um die Salvatorkirche, in den sich zusätzlich Griechenland, vor allem das griechische Parlament und die Griechisch-Orthodoxe Kirche, aktiv einbrachte. Durch den folgenden Rechtsstreit war die Kirche für keine Seite zugänglich. Am 13. Oktober [[1998]] wies der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts die Verfassungsbeschwerde der Griechischen Kirchengemeinde München zurück (2 BvR 1275/96). Am 27. Juni [[1999]] wurde St. Salvator der [[Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland übergeben | ||
==Bedeutende Werke== | ==Bedeutende Werke== | ||
* gotische '''Bleiglasfenster''' ([[1497]] und [[1499]]) | * gotische '''Bleiglasfenster''' ([[1497]] und [[1499]]) | ||
* Reste spätgotischer '''Sakralfresken''' (Nordfassade) | * Reste spätgotischer '''Sakralfresken''' (Nordfassade) | ||
* '''Ikonostase''' ([[Leo von Klenze]], [[1829]]) | * '''Ikonostase''' ([[Leo von Klenze]], [[1829]]) | ||
==Persönlichkeiten im Salvatorfriedhof== | ==Gräber bekannter Persönlichkeiten im Salvatorfriedhof== | ||
Auf dem [[1789]] aufgelassenen Salvatorfriedhof wurden u.a. bestattet (vgl. Gedächtnistafel an der Ostwand): | Auf dem [[1789]] aufgelassenen Salvatorfriedhof wurden u.a. bestattet (vgl. Gedächtnistafel an der Ostwand): | ||
* [[wikipedia:de:François de Cuvilliés|François de Cuvilliés d. Ä.]] ([[1695]]-[[1768]]). | * [[wikipedia:de:François de Cuvilliés|François de Cuvilliés d. Ä.]] ([[1695]]-[[1768]]). | ||
* Hans Mielich ([[1516]]- [[1573]]) | * [[wikipedia:de:Hans Mielich|Hans Mielich]] ([[1516]]- [[1573]], Maler der späten Renaissance) | ||
* [[wikipedia:de:Orlando di Lasso|Orlando di Lasso]] (um [[1530]] - [[1594]]). | * [[wikipedia:de:Orlando di Lasso|Orlando di Lasso]] (um [[1530]] - [[1594]]). | ||
* der Vater von | * der Vater von Maximilien de Robespierre | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Klaus Gallas: ''München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte.'' Köln: DuMont 1979 | * Klaus Gallas: ''München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte.'' Köln: DuMont, 1979. ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer) | ||
* Peter Weismann: ''Apostolos Malamoussis'', MünchenPortrait 3, MünchenVerlag, München 2010 | * Peter Weismann: ''Apostolos Malamoussis'', MünchenPortrait 3, MünchenVerlag, München, 2010. ISBN 978-3-937090-48-1, mit Kapitel "Die Rettung der Salvatorkirche" [http://www.muenchenverlag.de/product_info.php?info=p165_Apostolos-Malamoussis.html (Verlagsinform.)]] | ||
== Weblinks == | == Weblinks == |
Version vom 7. Mai 2010, 10:13 Uhr
St. Salvator, auch Salvatorkirche genannt, ist die ehemalige Friedhofskirche der Frauenkirche. Seit 1829 ist St. Salvator der griechisch-orthodoxen Gemeinde überlassen und ist heute Sitz des Metropoliten von Deutschland und Exarchen vom übrigen Zentraleuropa. Sie wird von der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde "Verklärung des Erlösers" genannt.
Lage
St. Salvator (Salvatorstraße 17) befindet sich im Kreuzviertel der historischen Altstadt Münchens, nahe an der ehemaligen Stadtmauer am 1804 abgetragenen Jungfernturm.
Geschichte
Durch die Stadterweiterung Ludwig des Bayerns wuchs die Einwohnerzahl der Stadt so sehr, dass die Friedhöfe um die beiden Stadtkirchen "Alter Peter" und Frauenkirche nicht mehr ausreichten. Deswegen wurden die Friedhöfe an den damaligen Stadtrand verlegt, blieben aber noch innerhalb der Stadtmauern.
Nachdem 1478 bereits der Friedhof der Pfarrei St. Peter ins Hackenviertel verlegt und 1485 die Allerheiligenkirche am Kreuz als Friedhofskirche eingeweiht worden war, veranlasste Herzog Albrecht IV. der Weise auch die Verlegung des Friedhofs, der um die Frauenkirche herum angelegt worden war. Der Baumeister ist nicht urkundlich überliefert, wahrscheinlich handelt es sich um Lukas Rottaler, Schüler Jörg von Halsbachs und dessen Nachfolger auf der Baustelle der Frauenkirche. Im April 1493 wurde der Rohbau vermutlich fertig. Am 15. August 1494 wurde -urkundlich belegt - St. Salvator eingeweiht.
Im 17. Jahrhundert, wohl im ersten Viertel, erhielt die Kirche eine Empore. Am 24. Juli 1767 wurde die gotische Turmspitze durch Blitzschlag beschädigt; der beschädigte Teil wurde abgetragen und als Abschluss ein barocker Aufsatz in Form einer Zwiebel aufgebaut. 1774 wurde die Kirche renoviert. Hierbei wurden, dem damaligen barocken Zeitgeist entsprechend, einzelne bunte Glasscheiben durch helle Scheiben ersetzt. Als Folge der Friedhofsauflassung im Jahre 1789 wurde wahrscheinlich das nördliche Seitenportal vermauert, das unmittelbar auf den Friedhof führte.
Im Zuge der Säkularisation wurde am 20. April 1803 die Räumung und rund ein Jahr später, am 25. Mai 1804 der Abbruch der Kirche beschlossen. Da die Kirche, die sich nun in Besitz der Krone befand, jedoch als Depot verwendet wurde, wofür kein Ersatz zu beschaffen war, wurde der Abbruch verhindert. Am 21. Dezember 1806 schenkte König Max I. Joseph St. Salvator der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in München. Doch da St. Salvator weiterhin als Abstellraum und Wagenremise und später als Getreidespeicher gebraucht wurde, konnte die Evangelisch-Lutherische Gemeinde die Kirche nicht aktiv nutzen. Mit dem Baubeginn für die evangelische Matthäuskirche in der Nähe des Stachus wurde St. Salvator wieder Eigentum der Krone.
Während der Zeit des sogenannten "Griechenlandabenteuers", als das Haus Wittelbach hoffte, durch seinen Sohn Otto eine Dynastie in Griechenland zu begründen, sagte König Ludwig I., den in München anwesenden 30 Griechen einen Gottesdienstraum zu. Seine Wahl traf die Salvatorkirche, die er mit Majestätsbeschlüssen vom 22. und 30. September 1828 den orthodoxen Griechen zur Feier ihrer Gottesdienste überließ. Die Kirche selbst blieb im Besitz der Krone und ist bis heute Eigentum des Freistaates Bayern, der die Rechtsnachfolge auch des wittelsbachischen Besitzes angetreten hat. Nachdem Leo von Klenze die Kirche für Gottesdienste nach dem orthodoxen Ritus umgebaut hat, wurde am 18. Dezember 1829 St. Salvator nach griechisch-orthodoxem Ritus geweiht.
Im Sommer 1869 wurde der Turm restauriert und regotisiert. Seitdem ist die barocke Turmspitze abgetragen und der Helm dem ursprünglichen gotischen Zustand angeglichen. Gleichzeitig wurden die zwölf, den Wandvorlagen eingefügten Apostelfiguren durch Ikonen ersetzt. 1903 wurden die Glasfenster ausgebessert und gesichert. Diese wurden 1916 ausgelagert und 1928 wieder eingesetzt. 1934 wurde die Kirche nochmals renoviert. Die spätgotischen Glasmalereien wurden 1941 erneut ausgelagert.
Die Bombardierung Münchens im Zweiten Weltkrieg hat der Kirchenbau größtenteils unbeschadet überstanden. Die zum Schutz vor den Luftangriffen ausgelagerten Glasmalereien gingen jedoch durch Fliegerbomben zunächst fast vollständig verloren. Nach dem Krieg wurden noch erhaltene Reste in den Chorfenstern der Frauenkirche eingebaut. 1970 wurde die Ikonostase zurückversetzt und dadurch der Altarraum verkleinert. Sakristei und Turm wurden 1982 neu eingedeckt, der Außenbau 1992/93 instand gesetzt. In den neunziger Jahren wurde eine Kiste mit einer großen Menge von Scherben der spätgotischen Glasfenster auf der Kirchenempore entdeckt und von den Werkstätten der "Mayer'schen Hofkunstanstalt" neu zusammengesetzt. Vier restaurierte Glasfenster wurden 2000 wieder in der Salvatorkirche eingesetzt.
Der Rechtstreit um die Nutzungsrechte
Mitte der 1970er Jahre behauptete die Griechische Kirchengemeinde München und Bayern e.V., König Ludwig I. habe St. Salvator allein diesem Verein zur Nutzung überlassen. Daraus leitete der Verein eine besondere Autonomie ab, die sie von der orthodox-kirchlichen Jurisdiktion befreie. Das bedeutet vor allem, dass der Verein allein das Recht Bischöfe und Pfarrer frei zu wählen, habe. Damit verließ die Griechische Kirchengemeinde München faktisch die griechisch-orthodoxe Metropolie.
Der Freistaat Bayern, der die Rechtsnachfolge des Stifters angetreten hatte, teilte diese Auffassung nicht und verlangte die Herausgabe der Kirche, was von der Griechischen Kirchengemeinde München verweigert wurde. Damit begann ein Ringen um die Salvatorkirche, in den sich zusätzlich Griechenland, vor allem das griechische Parlament und die Griechisch-Orthodoxe Kirche, aktiv einbrachte. Durch den folgenden Rechtsstreit war die Kirche für keine Seite zugänglich. Am 13. Oktober 1998 wies der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts die Verfassungsbeschwerde der Griechischen Kirchengemeinde München zurück (2 BvR 1275/96). Am 27. Juni 1999 wurde St. Salvator der [[Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland übergeben
Bedeutende Werke
- gotische Bleiglasfenster (1497 und 1499)
- Reste spätgotischer Sakralfresken (Nordfassade)
- Ikonostase (Leo von Klenze, 1829)
Gräber bekannter Persönlichkeiten im Salvatorfriedhof
Auf dem 1789 aufgelassenen Salvatorfriedhof wurden u.a. bestattet (vgl. Gedächtnistafel an der Ostwand):
- François de Cuvilliés d. Ä. (1695-1768).
- Hans Mielich (1516- 1573, Maler der späten Renaissance)
- Orlando di Lasso (um 1530 - 1594).
- der Vater von Maximilien de Robespierre
Literatur
- Klaus Gallas: München. Von der welfischen Gründung Heinrichs des Löwen bis zur Gegenwart: Kunst, Kultur, Geschichte. Köln: DuMont, 1979. ISBN 3-7701-1094-3 (DuMont-Dokumente: DuMont-Kunst-Reiseführer)
- Peter Weismann: Apostolos Malamoussis, MünchenPortrait 3, MünchenVerlag, München, 2010. ISBN 978-3-937090-48-1, mit Kapitel "Die Rettung der Salvatorkirche" (Verlagsinform.)]
Weblinks
- Internetpräsenz der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in St. Salvator
- muenchen.de: St. Salvator
- Interaktives 360°-Panorama der Salvatorkirche und des Salvatorplatzes
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel St. Salvator (München) in der deutschsprachigen Wikipedia. Die Liste der AutorInnen befindet sich in der dortigen Versionsliste. Wie im MünchenWiki stehen alle Texte der Wikipedia unter einer Lizenz zur Freien Dokumentation. |