Nantovinus: Unterschied zwischen den Versionen
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1286 übernachtete Nantovinus, ein Rompilger im "Feurigen Lindwurm" in [[Wolfratshausen]]. | |||
Herzog {{WL2|Rudolf I. (Pfalz)}} residierte auf der {{WL2|Burg Wolfratshausen}} und hatte im Ort den gierigen Herrn Ganter als Richter eingesetzt. | |||
Um sich das Vermögen samt Pferd des Nantovinus anzueignen verschworen sich Ganter und die Schankwirtin vom "Feurigen Lindwurm". Nantovinus wurde, wahrscheinlich zu Unrecht der Unzucht mit dem Sohn der Wirtin bezichtigt und tatsächlich deswegen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. | |||
Nach der Sage: Auf dem Richtplatz erblindete das Pferd von Nantovinus, doch kehrte sein Augenlicht zurück, als vor ihm die Gebeine des Verbrannten liegen. | |||
Das Komplott wurde aufgedeckt und Ganter vom scheuenden Pferd des Toten nun seinerseits zu Tode geschleift. Und die ''böse Wirtin'' geht seither als Gespenst in Wolfratshausen um. | |||
1609 entstand eine in Silber gearbeitete Fassung für die Schädelkalotte des seligen | ;Entstehung einer Wallfahrt | ||
Bis zur Zeit der [[Säkularisation]] sind mehrfach Hostienspeisungen aus diesem Reliquiar erwähnt. Als Schenkung | |||
<!--https://www.nytimes.com/1983/04/03/magazine/my-mother-eleni.html Nahezu zehn Jahre lang hatte Eleni mit Fotini zusammengelebt, von dem Tag an, da sie als neunzehnjährige Braut von Fotinis fünftem Sohn Christos ins Haus der Älteren gebracht worden war. Sie hatte die Hand ihrer Schwiegermutter gehalten, als diese erschöpft vom Leben und der Geburt ihrer neun Kinder, mit vierundachtzig Jahren starb. Fünf Jahre waren seit Fotinis Tod vergangen, und es würde nicht leicht sein zu sehen, wie ihre Knochen aus der Erde gehoben, gewaschen und im Ossarium der Kirche verwahrt wurden; in Griechenland jedoch gab es selbst in einem Gebirgsdorf mit nur 787 Einwohnern zu wenige Grabstellen, und diese wenigen durften höchstens vorübergehend belegt werden. | 1297 wurde für die Nantweinkirche in Wolfratshausen ein {{WL2|Ablassbrief}} ausgestellt. Sie wurde das Zentrum einer rasch aufblühenden Wallfahrt und zur Linderung von Augenleiden aufgesucht. In seinen ''Anales ducum Boiariae'' von [[1521]] beschäftigte sich {{WL2|Johannes Aventinus}} mit dem ungerechten Vorwurf der Päderastie. Beim gläubigen Volk stand die Unschuld des Märtyrers von jeher außer Zweifel. | ||
1609 entstand eine in Silber gearbeitete Fassung für die Schädelkalotte des seligen Nantovinus. Sie wurde vom Abt des {{WL2|Kloster Schäftlarn}} [[Leonhard Klotz]] beim Münchner Goldschmied [[Abraham Zeggin]] in Auftrag gegeben. | |||
Bis zur Zeit der [[Säkularisation]] sind mehrfach Hostienspeisungen aus diesem Reliquiar erwähnt. | |||
Als Schenkung von [[Aron Siegfried Drey]] gelangte die auf dem Kunstmarkt in New York angebotene {{WL2|:en:Skull cup|Schädeldecke}} [[1929]] in das [[Stadtmuseum]].<ref>[[Wolfgang Till]], [[Thomas Weidner]], Typisch München!: das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, Münchner Stadtmuseum - 2008 [https://books.google.de/books?id=mliOAAAAMAAJ&q=%22Konrad++++Nantwein&dq=%22Konrad++++Nantwein&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi5s_yPgO7gAhXBalAKHRpGDAsQ6AEITTAH S. 1769 f.][https://books.google.de/books?id=mliOAAAAMAAJ&q=%22Wolfratshausen+um.+Die+schaurige+Geschichte+hat+einen+historisch+ernstzunehmenden%22&dq=%22Wolfratshausen+um.+Die+schaurige+Geschichte+hat+einen+historisch+ernstzunehmenden%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiwyZ6ehe7gAhXFJFAKHdk_A6wQ6AEIKDAA S. 1770], Historischer Verein Wolfratshausen, e.V. [http://histvereinwor.de/?page_id=926]</ref> | |||
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https://www.nytimes.com/1983/04/03/magazine/my-mother-eleni.html | |||
Nahezu zehn Jahre lang hatte Eleni mit Fotini zusammengelebt, von dem Tag an, da sie als neunzehnjährige Braut von Fotinis fünftem Sohn Christos ins Haus der Älteren gebracht worden war. Sie hatte die Hand ihrer Schwiegermutter gehalten, als diese erschöpft vom Leben und der Geburt ihrer neun Kinder, mit vierundachtzig Jahren starb. Fünf Jahre waren seit Fotinis Tod vergangen, und es würde nicht leicht sein zu sehen, wie ihre Knochen aus der Erde gehoben, gewaschen und im Ossarium der Kirche verwahrt wurden; in Griechenland jedoch gab es selbst in einem Gebirgsdorf mit nur 787 Einwohnern zu wenige Grabstellen, und diese wenigen durften höchstens vorübergehend belegt werden. | |||
Als Eleni ihre Kinder auf den Friedhof im Schatten der riesigen Zypressen hinter der St.-Demetrios-Kirche führte, waren die Klageweiber schon eingetroffen und hockten da wie ein Schwarm schwarzer Krähen. Bald würden sie sich die Kleider zerreißen, sich Erde aufs Haupt streuen und Fotinis Leben zu Trauergesängen verarbeiten, die auch einem Heiden die Haare zu Berge stehen lassen würden. | Als Eleni ihre Kinder auf den Friedhof im Schatten der riesigen Zypressen hinter der St.-Demetrios-Kirche führte, waren die Klageweiber schon eingetroffen und hockten da wie ein Schwarm schwarzer Krähen. Bald würden sie sich die Kleider zerreißen, sich Erde aufs Haupt streuen und Fotinis Leben zu Trauergesängen verarbeiten, die auch einem Heiden die Haare zu Berge stehen lassen würden. | ||
Vater Zisis, in schwarzem Talar und mit flachem Hut, gesellte sich zu den Klageweibern und schlug das Kreuz. Eleni griff zur Schaufel, denn die Pflicht, den Leichnam auszugraben, fiel den nächsten Verwandten zu. Foto Gatzoyiannis, ihr Schwager, tat es ihr nach. Er war der einzige von Fotinis Kindern, das nicht verstorben war oder zu weit entfernt lebte, um diesem Ereignis beizuwohnen. | Vater Zisis, in schwarzem Talar und mit flachem Hut, gesellte sich zu den Klageweibern und schlug das Kreuz. Eleni griff zur Schaufel, denn die Pflicht, den Leichnam auszugraben, fiel den nächsten Verwandten zu. Foto Gatzoyiannis, ihr Schwager, tat es ihr nach. Er war der einzige von Fotinis Kindern, das nicht verstorben war oder zu weit entfernt lebte, um diesem Ereignis beizuwohnen. | ||
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Nachdem die Knochen von Erde und letzten Fleischresten befreit und in die Kiste gepackt worden waren, wurde der Schädel wie ein Kelch umgedreht und das Schädeldach mit Rotwein gefüllt. Dieser Pokal ging nun von Hand zu Hand, damit jeder, der das wollte, daraus trinken und dadurch jeglichen Fluch auslöschen konnte, mit dem Fotini ihn etwa zu Lebzeiten belegt hatte. | Nachdem die Knochen von Erde und letzten Fleischresten befreit und in die Kiste gepackt worden waren, wurde der Schädel wie ein Kelch umgedreht und das Schädeldach mit Rotwein gefüllt. Dieser Pokal ging nun von Hand zu Hand, damit jeder, der das wollte, daraus trinken und dadurch jeglichen Fluch auslöschen konnte, mit dem Fotini ihn etwa zu Lebzeiten belegt hatte. | ||
Foto, mit martialischem Schnauzbart und beherzt wie immer, hielt den Schädel seiner Mutter einen Moment in der Hand, um dann in vollen Zügen daraus zu trinken. Er war ihr Sorgenkind gewesen und hatte, als Mörder verurteilt, als schlechter Vater für seine zehn Kinder, notorischer Abenteurer und Aufschneider, jetzt guten Grund, kräftig zu trinken, weil sie möglicherweise gestorben war, ohne den Fluch zu lösen, den sie vielleicht über ihn verhängt hatte. | Foto, mit martialischem Schnauzbart und beherzt wie immer, hielt den Schädel seiner Mutter einen Moment in der Hand, um dann in vollen Zügen daraus zu trinken. Er war ihr Sorgenkind gewesen und hatte, als Mörder verurteilt, als schlechter Vater für seine zehn Kinder, notorischer Abenteurer und Aufschneider, jetzt guten Grund, kräftig zu trinken, weil sie möglicherweise gestorben war, ohne den Fluch zu lösen, den sie vielleicht über ihn verhängt hatte. | ||
Alexo, Fotos hochgewachsene zweite Frau mit dem offenen Gesicht, | Alexo, Fotos hochgewachsene zweite Frau mit dem offenen Gesicht, | ||
trank nach ihm pflichtbewußt ebenfalls. Während der Schädel die | trank nach ihm pflichtbewußt ebenfalls. | ||
Runde machte, stiegen die Gesänge der Klageweiber in immer | Während der Schädel die Runde machte, stiegen die Gesänge der Klageweiber in immer schrillere Höhen. | ||
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===Fußnoten=== | ===Fußnoten=== | ||
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[[Kategorie:Münchner Stadtmuseum]] | [[Kategorie:Münchner Stadtmuseum]] | ||
{{Wikipedia-Artikel|Nantovinus}} | {{Wikipedia-Artikel|Nantovinus}} |
Aktuelle Version vom 12. März 2019, 04:48 Uhr
Eine Person mit Namen Nantovinus († 1286 in Nantwein in Wolfratshausen) war ein Rompilger, die aus heutiger Sicht ein Opfer der damaligen Form der RechtspflegeW wurde.
1286 übernachtete Nantovinus, ein Rompilger im "Feurigen Lindwurm" in Wolfratshausen. Herzog Rudolf I. (Pfalz)W residierte auf der Burg WolfratshausenW und hatte im Ort den gierigen Herrn Ganter als Richter eingesetzt. Um sich das Vermögen samt Pferd des Nantovinus anzueignen verschworen sich Ganter und die Schankwirtin vom "Feurigen Lindwurm". Nantovinus wurde, wahrscheinlich zu Unrecht der Unzucht mit dem Sohn der Wirtin bezichtigt und tatsächlich deswegen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Nach der Sage: Auf dem Richtplatz erblindete das Pferd von Nantovinus, doch kehrte sein Augenlicht zurück, als vor ihm die Gebeine des Verbrannten liegen. Das Komplott wurde aufgedeckt und Ganter vom scheuenden Pferd des Toten nun seinerseits zu Tode geschleift. Und die böse Wirtin geht seither als Gespenst in Wolfratshausen um.
- Entstehung einer Wallfahrt
1297 wurde für die Nantweinkirche in Wolfratshausen ein AblassbriefW ausgestellt. Sie wurde das Zentrum einer rasch aufblühenden Wallfahrt und zur Linderung von Augenleiden aufgesucht. In seinen Anales ducum Boiariae von 1521 beschäftigte sich Johannes AventinusW mit dem ungerechten Vorwurf der Päderastie. Beim gläubigen Volk stand die Unschuld des Märtyrers von jeher außer Zweifel. 1609 entstand eine in Silber gearbeitete Fassung für die Schädelkalotte des seligen Nantovinus. Sie wurde vom Abt des Kloster SchäftlarnW Leonhard Klotz beim Münchner Goldschmied Abraham Zeggin in Auftrag gegeben.
Bis zur Zeit der Säkularisation sind mehrfach Hostienspeisungen aus diesem Reliquiar erwähnt.
Als Schenkung von Aron Siegfried Drey gelangte die auf dem Kunstmarkt in New York angebotene SchädeldeckeW 1929 in das Stadtmuseum.[1]
Fußnoten
- ↑ Wolfgang Till, Thomas Weidner, Typisch München!: das Jubiläumsbuch des Münchner Stadtmuseums, Münchner Stadtmuseum - 2008 S. 1769 f.S. 1770, Historischer Verein Wolfratshausen, e.V. [1]
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